Untewegs
by Sven
Season/Spoiler: Spoiler bis Prequel
Season 4
Altersfreigabe: - ohne Altersangabe
Charaktere: Außer Jack treten weitere
bekannte Charaktere auf ... laßt Euch überraschen!
Zusammenfassung: Die Geschichte ist an
sich reine Fiktion, spiegelt aber teilweise eigene
Erlebnisse wieder. Sie handelt 3 Monate nach 24 Tag 3 (enthält
dabei Spoiler zu S1-S3 und dem Prequel zu S4). Disclaimer: Ich
verfolge mit dieser Geschichte keinerlei finanzielle
Interessen ... alles ist JUST 4 FUN!
Er startete den Wagen. Der
Motor heulte einmal kurz auf, um dann ruhig und
gleichmäßig seine Arbeit aufzunehmen. In Jack selber
sah es da ganz anders aus. Nichts war zu spüren von Ruhe
und Gleichmäßigkeit. Er begann zu zittern. Erin
Driscoll, die neue ambitionierte Leiterin der CTU, hatte
ihn eben gerade entlassen. Er sei mit seiner
Drogenvorgeschichte nicht mehr tragbar für die Arbeit
bei der Antiterroreinheit. Doch was verstand sie schon
von seiner Vorgeschichte. Die kannte sie nur aus den
Akten. Und die Akten gaben nichts wieder von dem, was
alles wirklich in ihm geschehen war. Er sah in den
Rückspiegel. Da war es, dieses große seelenlose
Gebäude aus Stein und Glas, in dem er Tag für Tag einen
Großteil seiner letzten Jahre verbracht hatte - die CTU
Los Angeles. Er spürte, wie seine Augen plötzlich
feucht wurden und seinen Blick verschleierten, wie er es
von einer Rückblende in einem Kinofilm kannte, den er
sich vor Jahren mit seiner Frau Teri angesehen hatte. Und
je stärker jener wäßrige Schleier vor seinen Augen nun
wurde, desto klarer wurden vor ihm jene Bilder der
Vergangenheit, die er hatte vergessen wollen und die sich
gerade deshalb so tief und fest in seinem
Unterbewußtsein eingegraben hatten ...
Oh mein Gott. Da war Teri. Sie kam auf ihn zugelaufen,
lächelnd und mit offenen Armen. Wie wunderschön sie
doch war. Er wollte auf ihr entgegenlaufen, sie umarmen
und an sich drücken, um sie dann nie wieder loszulassen.
Doch da wurde es plötzlich schlagartig dunkel. Teri
blieb stehen. Ihr Kopf senkte sich, ihr zauberhaftes
Lächeln erstarb und ihre Augen blickten starr ins Leere.
Sie sackte in sich zusammen, und überall war Blut ...
Jack schluchzte, er schüttelte verzweifelt den Kopf.
Nein, das wollte er nicht sehen. Er wollte an etwas
anderes denken, sich an etwas Schönes erinnern. Egal was
...
Da war Nina. Sie lag schlafend neben ihm, so unschuldig
und so verletzbar. Er atmete ihren Duft ein und wollte
den Arm um sie legen. Doch wieder verdunkelte es sich.
Nina hatte die Augen weit geöffnet, ihr süßes Gesicht
verwandelte sich in eine hämisch grinsende Fratze. In
der Hand hielt sie eine Waffe und schrie: "Ich habe
Deine Frau getötet, ich werde Deine Tochter töten - ich
töte alle Menschen, die Dir etwas bedeuten, Jack".
Ein Schuß ertönte, aus der abscheulichen Fratze wurde
wieder ein süßes Gesicht, Ninas Augen schlossen sich.
Ihr Kopf fiel zu Seite, und überall war Blut ...
Jack hatte krampfhaft die Fäuste geballt. Nein, was er
jetzt brauchte, war ein Glücksmoment. Er sollte an etwas
denken, was seine Tochter Kim glücklich machte. Denn ihr
Glück war auch das seine ...
Chase stand vor ihm. Er lächelte und gab ihm mit
leuchtenden Augen zu verstehen, daß er sich jetzt
entschieden habe - für Kim und gegen seinen
gefährlichen Job. Er streckte seinem zukünftigen
Schwiegervater die Hand entgegen. Da verwandelte sich
Chase' Armbanduhr mit einem Mal in eine
Zeitzündevorrichtung mit großen roten, bedrohlich
leuchtenden Ziffern. Seine Augen waren zusammengekniffen,
sein Körper krümmte sich schmerzverzerrt, die
ausgestreckte Hand fiel abgetrennt zu Boden, und überall
war Blut ...
Jack schlug mit der flachen Hand wieder und wieder auf
sein Lenkrad. Er wollte sich doch einfach nur ablenken.
War das denn so schwer? Vielleicht klappte das am besten
mit der Erinnerung an jemanden, den er eigentlich nie
ausstehen konnte ...
Es war Chappelle. Dieser verdammte Bürokrat, der nur
seine Gesetze und seine Befehle im Kopf hatte. Überlegen
und mitleidig lächelnd tauchte er vor ihm auf, die Arme
ineinander verschränkt auf Jack herabblickend. So ein
aalglatter Emporkömmling. Jetzt würde ihm Jack einmal
gehörig die Meinung sagen. Zuggeräusche durchbrachen
plötzlich die Stille. Chappelle fiel auf die Knie, sein
Blick senkte sich, die Arme hingen schlaff nach unten.
Wieder war ein Schuß zu hören, dann sank der verdammte
Bürokrat in sich zusammen, und überall war Blut ...
Jack riß die Augen auf. Der fade Schleier davor
verwandelte sich in einen Sturzbach von Tränen. Er
starrte nach oben und stammelte: "Möge Gott mir
verzeihen!". Und in seinem Herzen verwandelte sich
dieses einsame Stoßgebet auf seltsame Art und Weise zu
einem an sich selbst gerichteten: "Wann werde ich
mir doch endlich selbst verzeihen? Wann werde ich endlich
aufhören, mir die Schuld für all das zu geben, was ich
am Ende doch nicht verhindern konnte, obwohl ich immer
nur das Richtige tun wollte?". Mit seinem Ärmel
wischte sich Jack die Tränen aus dem Gesicht, und der
Schleier begann sich zu lichten ...
Umgeben von jenem hellen Schein tauchte aus der
Dunkelheit George Mason vor ihm auf. Er blinzelte Jack zu,
trat ganz nah zu ihm und flüsterte ihm leise ins Ohr:
"Tun Sie Folgendes, um ein Held zu sein. Gehen Sie
zurück, und leben Sie Ihr Leben. Verzeihen Sie sich,
daß Ihre Frau gestorben ist, kommen Sie mit Ihrer
Tochter ins Reine und dienen Sie weiter Ihrem Land. Das
verlangt echten Mut". Jack spürte, wie eine Hand
ihm dabei sachte auf die Schulter klopfte, dann war
George verschwunden, und überall war Licht und eine
tiefe himmlische Ruhe ...
Jack atmete einmal ganz tief durch, als wolle er diesen
Moment für die Ewigkeit konservieren - und fuhr los. Er
war gerade eine Viertelstunde unterwegs, als er an einer
roten Ampel halten mußte. Er blickte zur Seite. Die
Gegend kam ihm bekannt vor. Keine fünf Minuten von hier
war das Grundstück mit dem Haus, daß Reza Najier einst
für Marie Warner erworben hatte - und in dem nun ihre
Schwester Kate wohnte. Jenes Haus, das für einige Zeit
auch sein Zuhause gewesen war. Sein Blick schweifte
weiter und blieb auf der anderen Straßenseite kleben. Da
stand sie - Kate. Umwerfend sah sie aus. Und ihr
bezauberndes Lächeln verriet ihm sofort, wie glücklich
sie war. Das neben ihr mußte dann wohl ihr Mann sein,
den sie vor etwa einem Monat geheiratet hatte. Jack sah,
wie der Fremde liebevoll den Arm um Kates Schulter legte
und beide dann gemeinsam in ein Taxi stiegen. Jack
horchte ganz tief in sich hinein: Und was er empfand, war
ein tiefes und reines Glücksgefühl. Eines, wie er es so
lange gesucht und nun endlich gefunden hatte. Da war kein
bitterer Beigeschmack von Trauer, Neid oder verletztem
Stolz. Nein, er hatte Kates Glück gesehen, und das hatte
ihn glücklich gemacht. Ein seeliges Lächeln hielt in
Jacks Gesicht Einzug. Gleich morgen würde er sich um ein
Eigenheim für Kim, Chase und die kleine Angela kümmern,
irgendwo weit weg von L.A. Ja, gleich morgen ... aber
zuvor gab es noch etwas anderes zu erledigen. Wie er
gehört hatte, war das Verteidgungsministerium gerade auf
der Suche nach neuen, guten Mitarbeitern. Und das schien
ihm genau der richtige erste Schritt in ein neues,
besseres Leben ... Die Ampel wechselte auf Grün!
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