Eine
Unvergessliche Nacht by Yvonne I übersetzt von Schusy Kategorie: Drama, Romantik, Angst Rating: ab 16 Jahren (Wer gerne die 18er Fassung lesen möchte, der schreibe mir bitte eine E-Mail: yvonne@24fans.de) Charaktere: Jack/Audrey Spoiler: Season 5 Zusammenfassung: Hüte deine Erinnerungen wie einen Schatz. Disclaimer: Jack und Audrey gehören nicht mir, sie gehören den Machern von 24. Ich habe sie mir nur ausgeliehen um zu spielen. :) Kichernd versuchte Audrey die Tür ihres Hotelzimmers zu öffnen. Schau dir die Suite an, die sie für mich reserviert haben, Jack. Es ist unglaublich, wie bevorzugt man behandelt wird, wenn man die Tochter des Verteidigungsministers ist! James Heller war aus geschäftlichen Gründen nach Bosten gereist und die Beiden hatten ihn dorthin begleitet. Da sie ihr Verhältnis vor der Öffentlichkeit geheim halten wollten, hatten sie sich dazu entschlossen die üblichen Dinner-Partys zu meiden und stattdessen lieber einige Clubs in der Stadt aufzusuchen. Dichtes Gedränge und Dunkelheit schien ihnen der ideale Platz, um unbemerkt zu bleiben, zumindest in der Theorie. Mit einer Frau wie Audrey an der Seite, war dies jedoch kaum möglich. Egal wohin sie gingen, Audrey erregte immer Aufsehen. Heute Abend sah sie einfach wieder umwerfend aus in ihrer rubinroten Bluse, ihrem kurzem, schwarzen Lederrock und den High Heels. Im Büro steckte sie ihr dunkelblondes Haar praktischer Weise hoch, aber an diesem Abend trug sie es offen. Im Licht schimmernd, fiel es ihr in weichen Wellen über die Schultern. Jack konnte es noch immer nicht fassen, dass sie es tatsächlich geschafft hatten am Tresen in der Empfangshalle vorbeizukommen, ohne gesehen zu werden. In Zukunft würden sie auf alle Fälle vorsichtiger sein müssen. Amüsiert beobachtete Jack Audrey dabei, wie sie sich bemühte mit Hilfe ihrer Magnetkarte die Tür zu ihrem Zimmer zu öffnen. Sie hatten Beide ein paar Drinks genossen. Nicht genug, um wirklich betrunken zu sein nein, dass nicht, aber offensichtlich genug, um das Betreten von Audreys Hotelzimmer etwas schwieriger zu gestalten. Schließlich hatte sie es geschafft. Erfreut und noch immer lachend, schnappte sie sich Jacks Hand und zog ihn hinter sich her ins Zimmer. Die Fröhlichkeit die sie ausstrahlte, war einfach überwältigend. Jack sah sich kurz um und musste ihr Recht geben, die Suite war mehr als beeindruckend. Sie hatte die Größe einer Wohnung mit einem großzügigen, in kostspieliger Eleganz eingerichteten Wohnraum und einem ähnlich großem Schlafzimmer. Durch die geöffnete Tür, konnte er einen flüchtigen Blick darauf werfen. Er sah einen weißen Marmorwhirlpool mit goldenen Armaturen, umgeben von großen Spiegeln. Nur was sollte er von der übrigen Schlafzimmerausstattung halten? Das übergroße, herzförmige Bett, wirkte seiner Meinung nach dann doch ein bisschen zu übertrieben. Es sieht aus wie die Hochzeitssuite, konnte Jack sich nicht verkneifen zu bemerken. Unterdessen beförderte Audrey ihre Tasche mit einer lässigen Bewegung auf die äußerst bequem aussehende Couch. Ihre Größe war enorm, nahm sie doch fast die Hälfte des gesamten Wohnraumes ein. Das ist sie, sagte Audrey. Ein schelmisches Lächeln glitt über ihr schönes Gesicht, ein Lächeln, welches ihm eine Nacht versprach, die er wohl nicht so schnell wieder vergessen würde. Sein Blick fiel auf einen Servierwagen nahe der Couch. Ein Sortiment von Flaschen, zwei Gläser und eine Vielzahl köstlich aussehender Häppchen waren darauf geschmackvoll arrangiert. Wie es aussieht, hat sich jemand viel Mühe gemacht für den heutigen Abend, schlussfolgerte Jack. Richtig! Erwiderte Audrey noch immer verschmitzt lächelnd: Einige Menschen schätzen die spontane Art eines Quickie, aber ich finde, es gibt nichts Schöneres als ein gut vorbereitetes Date. So recht konnte Jack immer noch nicht glauben, was letzte Woche zwischen ihnen geschehen war. Nach Monaten harmlosen Flirtens, hatten sie schließlich den entscheidenden, ersten Schritt getan. Bis dahin hatte er es nicht gewagt, eine bestimmt Grenze zu überschreiten, da Audrey nur in Trennung und nicht in Scheidung lebte. Er war schließlich selbst schon einmal in einer ähnlichen Situation gewesen. Er wusste, dass eine Trennung nicht zwangsläufig das Ende einer Ehe bedeutete. Außerdem wusste er noch nicht genug über Audrey, um ihre Einstellung ihrem Ehemann gegenüber richtig beurteilen zu können. Der Tag war lang und arbeitsreich gewesen. Sie hatten an der Fertigstellung einer Präsentation für Audreys Vater gearbeitet und der enge Terminplan hatte sie dazu gezwungen, es noch an diesem Abend fertig zu stellen. Als dann endlich der letzten Feinschliff getan war, hatten alle Anderen das Büro längst verlassen. Sie entschieden, dass die erfolgreiche Beendigung ihrer Arbeit Grund genug sei, um dies mit einem Glas Sekt aus der Kantine zu feiern. Von diesem Moment an, hatte der Abend einen völlig ungeplanten Verlauf genommen. Am Ende landeten sie in einer kleinen, engen Abstellkammer, einem der wenigen Räume, der nicht durch eine der unzähligen Sicherheitskamera überwacht wurde, und es kam zu dem wie bereits zuvor erwähnten Quickie. Gott sei Dank hatte Audreys Freundin Susanne immer einige Kondome in ihrem Schreibtischfach liegen, sonst hätte das ganze Abenteuer wohl ein vorzeitiges und abruptes Ende gefunden. Ich hatte nicht den Eindruck, dass du ihn in der Abstellkammer nicht genossen hättest, neckte Jack sie. Tatsächlich? fragte Audrey mit einem unschuldigen Lächeln und einem verträumten Blick in den Augen. Doch dann fügt sie entschlossen hinzu: Na schön, aber der heutige Abend wird nach meinen Vorstellungen verlaufen. Als Erstes hätten wir da Champagner, anstelle von billigem Sekt, sie hielt eine Flasche teuren Dom Perignon in die Höhe. Dann gibt es ein köstliches Essen für einen kleinen Mitternachtsimbiss, vom Zimmerservice geschmackvoll arrangiert, und das Wichtigste - ein richtiges Bett, woraufhin sie mit ihrer freien Hand einladend in Richtung Schlafzimmer wies. Abschätzend musterte Jack das herzförmige Bett und erwiderte trocken. Ich denke es ist fraglich, ob man dieses Ding als richtiges Bett bezeichnen kann. Es sieht eher wie ein reichlich kitschiges Liebenest aus. Ich weiß, Audreys Seufzer klang leicht amüsiert, während sie sich intensiv mit der Flasche beschäftigte. Das sind die Folgen, wenn man versucht in einem ausgebuchten Hotel noch ein Zimmer zu bekommen. Mit Beginn der Konferenz hier in Boston, war die Hochzeitssuite der einzig noch verfügbare Raum, der größer was als die uns bereits bekannte Abstellkammer, erklärte sie mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Und ich denke, dass sie unseren Bedürfnissen absolut gerecht wird. Ihre Bemerkung entlockte ihm ein Lächeln. Ooooh, ein Lächeln auf Jack Bauers Gesicht! Wo ist meine Kamera, ich brauche unbedingt ein Beweisfoto! entfuhr es ihr scherzend, bevor sie mit sanfter Stimme hinzufügte: Du solltest das öfters tun. Es steht dir. Na schön, ich kanns versuchen, erwiderte er mit einem nun leicht verlegenen Lächeln. Er hatte sich schon mehrfach gefragt, was es war, dass Audrey zu etwas ganz Besonderem machte. Lag es an der unbeschwerten Heiterkeit, die sie stets und überall verbreitete und mit der sie sein Herz erobert hatte, oder lag es an der einfachen Tatsache, dass sie ihm ohne jegliche Vorurteile begegnete, ungeachtet seiner Vergangenheit? Er war froh, dass sie nur über die grundlegenden Details seiner Akte bescheid wusste und nie nach Einzelheiten gefragt hatte. Nach Dingen, die er zu vergessen suchte und die keinen Platz hatten in diesem, seinem neuen Leben. Sie fand den Jack Bauer aus dem Hier und Jetzt begehrenswert, nicht die Person die er früher einmal war. Sehr gut. Alles was ich jetzt noch brauche ist ein kleines Wunder, dass mir hilft diesen verflixten Korken aus der Flasche zu bekommen, murmelte Audrey frustriert, während sie sich wieder dem kleinen Servierwagen zu wand. Dieses Zeug ist so teuer, wäre es da nicht möglich, ihn mit einem etwas weniger komplizierten Verschluss zu versehen? Schmunzelnd beobachtete Jack ihren Versuch die Flasche mittels eines Korkenziehers zu öffnen. Da ihr das ganz offensichtlich einige Probleme bereitete, entschloss er sich ihr zu helfen. Unbemerkt trat er hinter sie. Für einen Augenblick genoss er den Duft ihres Parfüms ein Hauch von Hibiskus. Dann beugte er sich leicht vor und flüsterte in ihr Ohr, Soll ich es mal versuchen? Audrey war so in das Öffnen der Flasche vertieft gewesen, dass sie leicht zusammenzuckte, als sie unmittelbar neben sich seine leise Stimme hörte. Sie drehte sich um und schaute ihn an. Sie standen sich nahe, verdammt nahe, ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt. Jack sah nichts außer ihren wunderschönen Augen, ihrer geradlinigen Nase und ihren vollen Lippen. Alles, was er tun musste, war sich nach vorn zu beugen und sie zu küssen. Der bloße Gedanke daran jagte ihm heiße Schauer der Erregung durch seinen Körper. Doch der Augenblick verrann. Audrey trat einen Schritt zurück und hielt ihm die Flasche entgegen. Versuch du es. Noch völlig berauscht von ihrer Nähe, dauerte es eine Sekunde bis Jack realisierte, wovon sie überhaupt sprach. Dann entsann er sich und nahm ihr den Champagner aus der Hand. Mit einer schnellen Bewegung öffnete Jack die Flasche und goss die golden schimmernde Flüssigkeit in die langstieligen Gläser. Den Trick musst du mir irgendwann einmal zeigen, sagte Audrey, als er ihr eins der Gläser reichte. Sehr gerne, antwortete ihr Jack, während er sein Glas hob. Auf einen perfekten Abend. Auf eine perfekte Nacht, korrigierte sie und stieß mit ihm an. Jack trank nur wenige Schlucke, denn das Verlangen sie zu küssen wurde immer unerträglicher. Länger zu warten erschien ihm einfach unmöglich. Sie musste seine Absicht von seinem Gesicht abgelesen haben, denn sie begann einladend zu lächeln. Jack nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte Beide zurück auf das Tablett. Hastig griff er nach ihr und zog sie ganz nah zu sich heran. Das Lächeln verschwand und ihr Gesicht wurde ernst. Nur der feurige Schimmer in ihren Augen offenbarte ihm Audreys wahre Gefühle. Eine Hand hatte er unter ihre Bluse geschoben, die Andere in ihrem langen Haar vergraben. Er fühlte die weiche Haut ihres Rückens und er spürte, wie sie ihre Arme um seinen Körper schlang. So standen sie für einige Sekunden, und schauten sich nur an. Ihr schneller Atem und die leicht geöffneten Lippen zeugten von der Ungeduld, mit der sie darauf wartete, dass er den ersten Schritt tat. Jack hielt sie fest an sich gepresst und als sich ihre Lippen endlich berührten, schloss er die Augen. Seine Zunge glitt behutsam in ihren Mund. Ihrer beiden Zungen spielten einen Moment miteinander, den Anderen dabei vorsichtig erforschend. Er fühlte, wie die Ihre über seine Lippen und Zähne glitt. Leise Laute des Vergnügens entschlüpften ihrer Kehle, Laute, die ihn ermutigten den Kuss zu vertiefen. Schließlich zog er sich etwas zurück um sanft an ihrer Unterlippe zu knabbern - seine Zähne glitten zärtlich über das weiche Fleisch. Als Audrey den Kuss abbrach um nach Luft zu schnappen, streichelte er mit seinen Hände sanft über ihre Wangen. Den Augenblick genießend, blickte er ihr tief in die Augen, bevor sich ihre Lippen erneut trafen. -------- Jack riss die Augen auf. Um ihn herum war nur pechschwarze Finsternis und er fühlte, dass er auf einem harten Fußboden lag. Was war geschehen? Schnell ebbte die Erregung, die noch immer durch seinen Körper pulsierte ab und er versuchte sich zu orientieren. Nur sein lauter Atem war zu hören und irgendwo tropfte, in unregelmäßigem Takt, Wasser von der Decke. Die erdrückende Stille drohte ihn zu überwältigen, sie drang tief in seine Seele und presste sein Herz mit eiserner Faust zusammen. Jack begann sich zu erinnern. Er befand sich in einer Zelle, in einem kleinen fensterlosen Raum an Bord eines Frachters, auf dem Weg nach China. Ein verzweifeltes Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Die drückende Hitze war eine Belastung und die schwache Luftzirkulation ließ das Atmen der feuchten, abgestandenen Luft zu Qual werden. Jack wischte sich mit der Hand über das verschwitzte Gesicht und sein unrasiertes Kinn. Vorsichtig leckte er seine ausgetrockneten, aufgeplatzten Lippen. Er hatte keine Ahnung, wie lange er sich schon hier befand. Ohne Uhr oder Fenster war das schwer zu sagen. Ein Frachter benötigte ungefähr 20 Tage von L.A. nach China. Wie viel Zeit blieb ihm noch, bevor sie ihr Ziel erreichten? Nach seiner ernüchternden Begegnung mit Cheng hatten sie ihn hier her gebracht und seit dem hatte man sich nicht mehr um ihn gekümmert. Er wusste immer noch nicht, warum er hier war, warum sie ihn nicht töteten, welchen Wert er für sie besaß. Zweifellos war sein Wissen für jede fremde Regierung von größtem Interesse. Er war schließlich früher ein hochrangiger CTU-Agent gewesen und danach der Assistent des Verteidigungsministers. Bislang hatten sie ihm jedoch nicht eine einzige Frage gestellt. Zuerst versuchten sie ihn mittels Reizentzug zu schwächen: Desorientierung, Isolation, Dunkelheit, Nahrungs- und Wasserentzug. Er kannte mindestens fünf bis zehn effektivere und schnellere Methoden, um ans Ziel zu gelangen. Jede einzelne davon wäre wesentlich Erfolg versprechender gewesen, nur schienen ihnen dafür die geeigneten Mittel zu fehlen. Jack hatte gelernt, psychischer Folter sehr lange zu widerstehen. Solange sie ihre derzeitigen Methoden beibehielten, bestand die berechtigte Aussicht, dass sie keinen Erfolg haben würden. Er musste nur wachsam sein und sich konzentrieren. Auch wenn die ständige Dunkelheit schwer auf ihm lastete, war es vielleicht besser den Raum nicht zu sehen, in dem man ihn gefangen hielt. Allein der Gestank verriet ihm schon genug. Er wünschte sie hätten ihm eine Zelle mit Toilette und Waschbecken gegeben. Es schien jedoch, als wäre das ein Luxus, den sie ihm nicht gewähren wollten, oder konnten. Dies war ein Frachter, kein Linienschiff. Sie hatten ihn in einen Lagerraum mit einer soliden Metalltür geworfen. Die Gewissheit, dass es für ihn keine Fluchtmöglichkeit gab, war ihnen viel wichtiger als seine gesundheitlichen Belange. Es war ziemlich offensichtlich, dass die Entführung alles andere als sorgfältig geplant worden war. Das Ganze wirkte eher wie eine improvisierte Operation, hastig ausgeführt, nachdem sie von seiner Rückkehr nach L.A. erfahren hatten. Jack war zwar völlig erschöpft, er zwang sich aber dennoch aufzustehen. So oft wie möglich durchschritt er den Raum, nur um sich beweglich zu halten. Er trug noch immer seine inzwischen schmutzigen Jeans vom Tag seiner Entführung. Infolge der hohen Luftfeuchtigkeit und seines eigenen Schweißes, klebte sie mehr als unangenehm an seiner wunden Haut. Schuhe, Socken, selbst seine Uhr hatten sie ihm abgenommen und sein Hemd hing ihm in Fetzen am Körper. Trotz dessen schäbigen Zustandes entschied er sich es anzubehalten. Es war kein sehr einladender Gedanken mit dem bloßen Rücken auf dem schmutzigen Fußboden liegen zu müssen. Er streckte sich, um seine steifen Muskeln zu lockern. Nachdem er an Bord dieses Schiffes gebracht worden war, hatte man ihn brutal zusammengeschlagen. Die Schläge waren hart und sehr effizient gewesen. Sie hatten nur dem einen Zweck gedient, seinen Willen zum Widerstand zu brechen. Mit Erfolg vorerst zumindest. Momentan fühlte er sich müde und erschöpft, aber er wusste, dass sich das ändern würde. Alles was er brauchte war Zeit, um sich erholen zu können. Jack registrierte mit Befriedigung, dass die Blessuren an seinem Körper bereits abzuklingen begannen. Während er sich vorsichtig durch die absolute Finsternis seines Gefängnisses bewegte, begannen seine Gedanken abzuschweifen. Er dachte an Audrey, wie schon so oft zuvor. An seine Sehnsucht nach ihr und an die erdrückenden Schuld, unfähig diese einfach abzuschütteln. Er hatte ihr unglaublich wehgetan und das konnte er sich nicht verzeihen. Sie war nicht die einzige, der es so erging. Jeder der ihm nahe stand, wurde früher oder später verletzt. Wegen ihm, den Dingen die er tat. Sein Job hatte seiner geliebten Teri das Leben gekostet, genauso wie Claudias Leben, er war der Grund warum Kim sich von ihm abgewandt hatte und er hätte fast Dianes kleine Familie zerstört. Sein Job das Land zu schützen, verlangte einen sehr hohen Preis von ihm. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatte er daran geglaubt, aus dem Kreislauf der Gewalt ausbrechen zu können, zu dem sein Leben geworden war. Er hatte Audrey in sein Herz gelassen, in der Hoffnung, mit ihr ein neues Leben beginnen zu können. Was für ein Narr er doch gewesen war. Präsident Palmer, Paul, Michelle, Tony. Es hörte einfach niemals auf. Für all den Tod und Schmerz, den er denjenigen zufügte, die er liebte, verdiente er es vielleicht gar nicht anders als hier zu sein. Er verdiente es, in diesem Loch eingesperrt zu sein, bis er starb. Jack fühlte, wie die Verzweiflung langsam in ihm immer stärker wurde und von seinen Gedanken Besitz ergriff. Ihm war klar, dass dieser Ort ihm viel zu viel Zeit gab um nachzudenken, um sich über seine Gefühle klar zu werden und über der Vergangenheit zu brüten. Genau das war es, was eine Isolation bezweckte. Die Versuchung zu glauben, dass er das hier verdiente, es als Tatsache zu akzeptieren, war manchmal nahezu unwiderstehlich. Aufgeben. Allem ein Ende bereiten. Sterben. Ganz einfach. Selbst auferlegte Lügen. Sie wollen, dass du das glaubst. Sobald du dich darauf einlässt, hast du verloren, schrie seine innere Stimme. Während Jack mit aller Macht darum kämpfte dieser Versuchung nicht zu erliegen, warteten außerhalb dieses Raumes die Chinesen nur darauf, dass genau dies eintrat. Nicht das sie ihn hier drin sterben lassen würden, aber sie wussten genau, dass sie mit seinem Verstand machen konnten was sie wollten, sobald sein Widerstand gebrochen war. Es war alles nur eine Frage der Zeit und davon hatten sie mehr als genug. Ich darf nicht aufgeben!, ermahnte er sich selbst mit aller Kraft. Der übermächtige Wunsch die Sache mit Audrey wieder in Ordnung zu bringen, war Jacks Fokus. Eines Tages seine Chance zu bekommen, egal wann, hatte sich für ihn zu einer fixen Idee entwickelt. Er hatte eine Menge verloren, aber es gab immer noch eine Sache für die es sich lohnte zu kämpfen. Seine Liebe zu Audrey. Es war ihm unglaublich schwer gefallen, als er sie damals hatte verlassen müssen, ihr nicht erklären zu können, dass er seinen eigenen Tod hatte vortäuschen müssen, weil Cummings einem seiner Männer befohlen hatte ihn zu töten. Für eine lange Zeit war er von ihr getrennt gewesen und er hatte nicht geglaubt, dass er sie jemals wieder sehen würde. Als er gezwungen wurde sein neues Leben hinter sich zu lassen und sie sich in der CTU wiedertrafen, sah es so aus, als würden er und Audrey eine zweite Chance bekommen. In dem Augenblick, als er endlich anfing selbst daran zu glauben, wurden all seine Hoffnungen wieder zunichte gemacht. Ich bin gleich zurück. Ein ernst gemeintes Versprechen, ein Versprechen, dass er nicht einhalten konnte. Er hatte sie im Stich gelassen. Ihr Herz gebrochen. Nicht nur einmal, sondern zweimal. Jack rieb sich mit dem Handrücken über die Augen, um die Tränen wegzuwischen, die begannen seine Augen zu füllen. Unter keinen Umständen würde er es zulassen, dass er die Fassung verlor. Er wünschte, er hätte den Telefonanruf machen dürfen, so an den Haaren herbeigezogen sein blödsinniger Wunsch Cheng gegenüber auch gewesen sein mochte. Wenigstens wüssten Audrey und die CTU das er noch am Leben war. Sein Kidnapper war allerdings alles andere als dumm und ging kein Risiko ein. Nach nur fünf Runden, fühlte Jack sich erschöpft und seine Beine begannen vor Schwäche zu zittern. Jack presste seine Hand gegen die Stahlwand, um sich abzustützen. Sie war warm und feucht, wie der Rest seiner kleinen Zelle. Unter seinen Fingerspitzen konnte er die sanften Vibrationen der Schiffsmotoren spüren. Er fragte sich, ob sein Gefängnis sich wohl in der Nähe des Kesselraumes befand, was die unangenehm hohe Temperatur erklären würde. Er zwinkerte einige Tropfen Schweiß aus seinen Augen und schüttelte seinen Kopf um den Schwindelanfall zu vertreiben. Als dies nichts half, sank Jack auf die Knie. Dabei presste er eine Hand gegen die Wand um die Balance nicht zu verlieren, die Andere gegen seine Stirn. Er fühlte Übelkeit in seinem Magen aufsteigen und in seinem Mund hatte er einen gallebitteren Geschmack. Mit aller Kraft bekämpfte er den Drang sich zu übergeben. Der geschwächte Zustand seines Körpers beunruhigte ihn. Die einzige Erklärung die er dafür hatte war die, dass sie ihm irgendetwas in die Nahrung taten, die sie ihm hin und wieder durch eine kleine Luke in der Tür in den Raum schoben. Vielleicht eine Art Droge. Die Chinesen kannten ihn und wollten sichergehen, dass er keine Chance hatte zu entkommen. Er hatte zwei Möglichkeiten. Entweder gab er klein bei und aß die mit Drogen vermischte Nahrung oder er verhungerte. Er fragte sich, ob sie es überhaupt zulassen würden, wenn er es darauf anlegte das Essen zu verweigern. Es gab viele Wege, einen Gefangenen zum essen zu zwingen. Die Übelkeit in seinem Magen wollte nicht vorüber gehen, daher legte er sich wieder hin, rollte auf den Rücken und versuchte sich zu entspannen. Es war schwer seine aufgewühlten Gedanken zu beruhigen. Sie kreisten ständig um die ungelöste Frage, warum sie noch nicht damit begonnen hatten ihn zu verhören. Wollten sie warten, bis sie China erreicht hatten? Warum? Was würde dort mit ihm geschehen? Was hatte Cheng mit ihm vor, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten? Sie hatten sich seiner nicht auf offiziellem Weg bemächtigt, obwohl sie dazu jedes Recht gehabt hätten. Die Mission im chinesischen Konsulat vor achtzehn Monaten war schief gegangen und er hatte für das Geschehene die volle Verantwortung übernommen. Es machte keinen Unterschied, wer für den Tod des Konsuls verantwortlich war. Das unberechtigte Betreten fremden Territoriums und das Kidnappen eines ihrer Bürger, war ein krimineller Akt und jemand musste dafür bezahlen. Aber sie hatten keine offiziellen Kanäle benutzt. Sie hatten ihn sich direkt unter den Augen des Secret Service geschnappt und waren unbemerkt mit ihm verschwunden. Ähnlich dem, was er für Lee im Konsulat geplant hatte, wenn Agent Bern die geheime Aktion nicht hätte auffliegen lassen, als die Sicherheitskameras sein von der Skimaske entblößtes Gesicht eingefangen hatten. Würden sie sich unter diesen Umständen überhaupt die Mühe machen, ihn in eines ihrer grausamen Arbeitslager zu stecken? Oder würden sie ihn einfach verschwinden lassen, sobald er seinen Wert für sie verloren hatte? Schluss damit, wies er sich selbst zurecht. Solche Gedanken spielten nur in deren Hände. Massiver Reizentzug führte zu extremen Angstzuständen und Depressionen. Er durfte sich selbst gegenüber nicht zulassen, dass er schwach wurde. Sich mit Fragen zu beschäftigen, auf die er keine Antworten wusste, war reine Zeitverschwendung. Er musste seinen Verstand klar und wachsam halten. Sie können dich foltern, sie können dich hungern lassen, aber lass sie nicht deine Seele berühren, hatte ihm einmal ein älterer, erfahrener Kamerad bei den Deltas erklärt. Geh zu dem sichersten Ort in dir selbst, bleibe dort und warte, bis die Zeit kommt. Es ist der einzige Ort in deinem Verstand, der nur dir gehört, dir allein. Fülle ihn mit guten Erinnerungen, die deinen Geist stärken. Sie können deinen Körper brechen, aber lasse Sie nicht deinen Seele brechen. Nur so schaffst du es zu überleben. Er war Mitte Zwanzig und noch ziemlich unerfahren gewesen, als man ihm diesen Rat gab und er hatte ihn nicht sehr ernst genommen. Er hatte sich gewundert, warum er solch billige und dumme Tricks anwenden sollte. Es hatte jedoch nicht lange gedauert, bis er die gnadenlose Wahrheit kennen lernen musste und er hatte seither mehr als einmal die Gelegenheit sich den Rat zu nutze zu machen. Ein Ort, an dem Schuldgefühle und Selbstzweifel seine Gedanken nicht erreichen konnten. Ein Ort, der ihn daran erinnerte, warum er nicht aufgeben würde. Sein sicherster Ort. Jack konnte es nicht erwarten dorthin zurückzukehren. Er schloss er seine Augen. Ein kleines Lächeln huschte über Jacks Gesicht, als er seinen Erinnerungen erlaubte, wieder in seine Gedanken einzudringen. Für einen Augenblick geschah nichts. Er versank tiefer in seinen Gedanken und versuchte die Wirklichkeit hinter sich zu lassen. Dann, ganz sanft, fühlte er die Berührung von Audreys Lippen auf den seinen. ----- Hat es dir gefallen? fragte sie, während sie ihn zärtlich auf Nacken und Schulter küsste. Ja, seufzte er kaum hörbar. Es fühlte sich so gut an, ihr so nah zu sein. Wie wäre es, wenn wir den Abend im Jacuzzi fortsetzen würden? meinte Audrey verheißungsvoll. Zu weit weg, entgegnete Jack ungeduldig, dann wirbelte er sie herum und presste sie gegen die Wand. Vielleicht später. Seine Lippen berührten die ihren und er verlor sich in dem Genuss ihre Haut zu spüren. Jeglicher klarer Gedanke verflüchtigte sich in der Hitze des Momentes und brannte die Erinnerungen an seine kalte Realität aus seinem Gedächtnis. - Ende - |