Titel: Jacks Reise
Autor: Spoilerfreak
Altersfreigabe: R
Spoilerhinweise: Bis zur Staffel 6 sollte alles bekannt sein
Charaktere: Jack und die Seebären
Kategorie: Drama
Warnhinweise: ein bisschen Blut (alles was in 24 auch vorkommt)
Zusammenfassung: Jacks Flucht aus LA
Disclaimer: Nix für Geld, nur fürn Spass
Jack stand allein und traurig in der Dunkelheit vor der CTU. Er
hatte alles verloren, was er jemals besaß: Teri, Kim, sein altes
Leben, Audrey. Ihr Vater gab ihm die Schuld an ihrem Zustand. Und
er hatte so verdammt recht. Was sagte James noch vor wenigen
Stunden zu ihm? Das ein Fluch auf ihm lastet. Dass alles, was er
anfasst, früher oder später zu Grunde geht. Jack lachte bitter
auf. Er hatte so verdammt recht. Audrey, die späte Liebe seines
Lebens lag nicht ansprechbar in ihrem Bett. Er musste sie gehen
lassen, durfte sie nie wieder sehen. Er war ihr Untergang. Jacks
Augen füllten sich mit Tränen. Nie wieder ihre weiche Haut
fühlen, ihre Lippen küssen, tief in ihre Augen blicken, ihre
Nähe fühlen. Nie wieder. Seine gebrochenen Rippen fingen an zu
schmerzen und holten ihn wieder zurück in die Realität. Er
verfluchte den Tag, verfluchte sein jämmerliches irdisches
Dasein. Verfluchte die letzte Stunde. Hatte er sich doch dazu
hinreißen lassen, Agent Ramirez zu einem Debriefing wegen der
Geschehnisse des Vortages zu begleiten. Ein Fehler. Wut stieg in
ihm hoch. Hatte man ihm doch unterstellt, einen Agenten verraten
zu haben. Markus Hold war sein Freund. Nie hätte Jack ihn
verraten. Man hatte ihm klar gemacht, dass die Chinesen versucht
hatten, ihn mit bewußtseinsbeeinflußenden Drogen zum Reden zu
bringen. Jack wußte das nur zu gut und doch war er überzeugt,
nichts gesagt zu haben. Kein Wort. Nicht ein einziges in den 20
Monaten seiner Gefangenschaft in China. 20 Monate voller Qualen,
körperlichen und seelischen Schmerzen, Hass, Ohnmacht,
Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen. Aber was er da durch gemacht
hatte, zählte alles nicht. Auch nicht was er für dieses Land
getan hatte. Er war eine unerwünschte Person, ein Stück Dreck,
was man nur mit spitzen Fingern anfassen wollte, um es dann in
einem Mülleimer zu versenken. Die ganze Welt hatte sich gegen
ihn verschworen. Er wollte weg, weg in eine bessere Welt. Aber
etwas hielt ihm davon ab, den letzten Schritt zu tun. Schon lange
hielt es ihn davon ab. Es wäre doch so einfach gewesen. Aber er
konnte es einfach nicht tun.
Jack lief los. Seine Rippen schmerzten bei jedem Schritt. Aber
das war ihm egal. Er wollte nur noch weg von der Nähe dieses
Gebäudes, was so viel Kummer und Leid über ihn gebracht hatte.
Er wußte nicht so recht, wohin. Er hatte kein Geld
bei sich, nur seinen alten verwaschenen Pass, den man ihm gott
sei dank wieder gegeben hatte. Jack überlegte. Wie kam er
schnell weit weg ohne Spuren zu hinterlassen? Flugzeug viel aus,
da er registriert werden würde und auch kein Geld hatte. Zug und
Bus viel ebenfalls aus Gründen der Finanzen aus. Jack kam eine
Idee. Er begann in Richtung Hafen zu laufen. Nach 2 Stunden
Fußweg kam er völlig fertig und verschwitzt im Hafen an. Jeder
Atemzug bohrte sich wie ein Messer in seine Rippen, die Haare
klebten an seinem Kopf. Er sah schrecklich aus. Auf dem Weg
hierher hatte er sich einen Plan zurecht gelegt. Er wollte auf
einem Schiff anheuern. Es musste eine ganz bestimmte Art von
Schiff sein, eins wo man nicht all zu viele Fragen
stellte. Er lief an den Docks vorbei. Vorbei an den ultramodernen
Containerfrachtern mit hoch ausgebildeter Mannschaft. Das war
nicht das, was er suchte. Er lief weiter, blieb hier und da
interessiert stehen und begutachtete die Schiffe. Fragte hier und
da, ob jemand ihn anheuerte. Kein Erfolg. Ein älterer Matrose
schickte ihn weiter hinter zu einem alten Containerfrachter. Er
meinte, dass der Kapitän dort schlecht bezahle, aber immer Leute
suche. Jack war die Bezahlung egal, solange er nur weg konnte.
Weg aus LA. Er lief zur Salvator. Das Schiff sah
schon beängstigend aus, hatte seine besten Tage lange hinter
sich. Vor dem Schiff standen 2 ältere Herren, richtige Seebären.
Sie beobachteten den Ladevorgang. Auf dem Schiff sah Jack einige
Matrosen, die mit dem Sichern der Ladung und anderen Tätigkeiten
beschäftigt waren. Sie sahen nicht sehr amerikanisch aus, eher
Filipinos, Chinesen, Koreaner und ein paar Afrikaner. Jack fasste
Mut und sprach die beiden älteren Herren an, fragte ob sie
Arbeit für ihn auf dem Schiff hatten. Einer der beiden,
offensichtlich der Kapitän musterte ihn von oben bis unten.
Hast Du einen Pass? Jack bejahte die Frage. Wirst
Du polizeilich gesucht? Jack schüttelte energisch den Kopf.
Wie ist Dein
Name? Ich heiße Jack. Er vermied es
absichtlich seinen Nachnamen zu nennen. Warum willst Du
ausgerechnet hier anheuern? Jack log ihnen was von Frau
verlassen, kein Geld, keine Wohnung vor, Sehnsucht nach der
grossen weiten Welt, eine kleine dramatische Geschichte, die bei
Männern immer zog. Er hatte sie sich auf dem Weg zum Hafen
ausgedacht. Und es schien zu funktionieren, die Männer fielen
drauf rein und fingen an zu lachen. Jaja die Frauen, das Unglück
der Nation. Der Kapitän stellte sich vor, sein Name war James
Shelton, der andere Mann Tom Montgomery, Doc genannt. Der
Kapitän fragte Jack, was er so alles konnte. Jack zählte
handwerkliche Fähigkeiten etc. auf, alles was er meinte
gebrauchen zu können. Natürlich entsprach nicht alles der
Wahrheit. Der Doc fragte ihn, was er mal gelernt hatte. Jack
schaute nach unten und sagte was von Polizist. Damit war das Bild
der beiden von Jack gefestigt. Verkappte Gestalt, den das Glück
verlassen hatte. Genau
der Richtige für einen Knochenjob ohne großartige Bezahlung.
Der Kapitän stellte ihm kurz die Mannschaft, soweit sie zu sehen
war, vor. Außer den beiden Alten waren 5 Amerikaner, 2 Britten,
5 Filipinos, 6 Chinesen, 7 Afrikaner und 7 Russen und
Osteuropäer an Bord. Die Fahrt sollte von LA durch den Stillen
Ozean nach Shanghai gehen. Der Doc nahm Jack mit an Bord. Er
führte ihn über das Schiff, zeigte ihm die wichtigsten
Einrichtungen. Er stellte ihm den Leuten vor, die ihn mehr oder
weniger beachteten. Dann zeigte er ihm die Mannschaftskabine.
Meist waren die Nationalitäten unter sich. Jack prägte sich
alle Wege ein und gab sich größte Mühe, sich nicht seine
Schmerzen ansehen zu lassen. Ihm gefiel die Anonymität des
Schiffes. Er wurde Yankee, einem schweigsamen dunkelhaarigen
Amerikaner zugeteilt, der ihn anlernen sollte. Das war gut so, er
würde nicht zu viele Fragen stellen. Jack bekam Bettzeug und ein
paar Arbeitsklamotten. Dann ging er mit Yankee zusammen an die
Arbeit. Sie halfen beim Beladen, dass Schiff sollte noch heute
Abend auslaufen. So arbeiteten sie schweigend ein paar Stunden.
Jack war schon am Rande der Erschöpfung, versuchte es aber so
gut es ging zu verbergen. Anscheinend fiel es auch niemanden auf.
Kurz bevor sie fertig waren, war plötzlich heller Aufruhr am
Pier. Die Polizei kam. Jack lief es heiß und kalt den Rücken
runter. Die Polizisten sprachen zuerst mit dem Kapitän, der
hieß anschließend die Mannschaft mit ihren Papieren antreten.
Jack stand mit den anderen in der Reihe, in der Hand hielt er
seinen Pass. Die Polizisten gingen die Reihe ab, ließen sich die
Pässe zeigen. Einer der Polizisten musterte Jack, schaute in
seinen Pass, warf ihm einen mittleidigen Blick zu und ging weiter.
Gut, anscheinend waren sie nicht wegen ihm hier. Dann gab es
Aufruhr am anderen Ende der Schlange. Einer der Chinesen
versuchte zu türmen. Die Polizisten fingen ihn rasch ein und
legten ihm Handschellen an. Dann kontrollierten sie seine Papiere
und hielten über das Walkie Talkie Rücksprache mit der Zentrale.
Nach einer Weile bekamen sie Feedback und führten ihn ab. Er
hatte anscheinend in LA einen Einbruch begannen. Die Polizisten
sprachen noch kurz mit dem Kapitän und verließen dann das
Schiff. Er schaute ihnen kurz hinterher und drehte sich dann zur
Mannschaft um und ließ ein schallendes Donnerwetter ab. Sollte
sich einer der Anwesenden noch etwas zu Schulden kommen lassen,
fliegt er sofort über die
Reling. Alle gingen wieder an die Arbeit. Kurz vor
Sonnenuntergang war das Schiff beladen und zur Abfahrt bereit.
Der Kapitän kam mit den Papieren an Bord, das Schiff legte ab
und die Fahrt ging los. Die Mannschaft stand an der Reling und
schaute LA hinterher. Jeder hing seinen Gedanken hinterher. Jack
spürte Erleichterung. Weg aus LA, was mit soviel Leid für ihn
verbunden war, weg von einem Land, in dem er nicht erwünscht war.
Hinein in eine ungewisse Zukunft, hinein in eine grosse Welt, in
der sicher ein Platz für ihn irgendwo war. Sie hatten ihm alles
genommen, eins wollte er sich nicht wegnehmen lassen seine
Freiheit. Abends versammelte sich die Mannschaft im Essensraum.
Der Bordkoch, ein älterer Chinese hatte Reis mit Fleisch
gekocht, Jack schreckte beim Anblick des Essens zusammen. Musste
er doch 20 Monate sich von so etwas ernähren. Er würgte das
Essen hinunter und achtete darauf, dass niemand seine Abneigung
gegen dieses Essen mitbekam. Nach dem Essen beeilte er sich
schleunigst, auf Toilette zu kommen. Er konnte nicht anders, er
entledigte sich seines Mageninhaltes. Das konnte ja heiter werden.
Verdammt, reiß Dich zusammen befahl er sich. Dann
zog er vorsichtig sein Shirt hoch und machte die völlig
verdreckte Binde um seine lädierten Rippen ab. Ohne den Halt
konnte er kaum atmen. Er wusch sie vorsichtig aus. Dann reinigte
er vorsichtig seinen über und über mit Narben bedeckten
Oberkörper und seine Wunden an Schulter, Kopf
und Rücken, die ihm Fayed zugefügt hatte. So vermied er, mit
den anderen in der Gemeinschaftsdusche zu sein müssen und
angestarrt zu werden. An band er sich die Binde wieder straf um
den Körper, es minderte sofort die Schmerz. Dann stieß er
wieder zu den anderen, die im Essensraum waren. Die Gruppen waren
unter sich. Der Doc kam auch hinzu und gab ihm einen Becher und
goss Jack Rum ein. Dann prostete er den Gruppe zu auf eine
ruhige Überfahrt und auf den Neuen. Später gingen alle auf ihre
Kajüte. Die erste Nacht war schlimm für Jack. Die ungewohnten
Bewegungen des Schiffes, sein knurrender Magen machten es ihm
nicht gerade leicht. Und wenn er denn mal eingeschlafen war,
wurde er von Alpträumen heimgesucht. Die
letzten Jahre waren nicht spurlos an ihm vorüber gegangen.
Irgendwann gab der den Kampf um Schlaf auf und wanderte über das
Deck. Er genoß die Einsamkeit und Stille auf dem Schiff, nur
umgeben vom Rauschen und Plätschern der Wellen. Selbst der
Diesel im Schiff störte ihn nicht. Irgendwann war er so müde,
dass er wieder in sein Bett kroch und endlich erholsamen Schlaf
fand.
So gingen die Tage ins Land. Am Tage war er mit
Endstandhaltungsmaßnahmen und Reinigungstätigkeiten
beschäftigt. Er arbeitete zusammen mit Yankee im Team, der zwar
schweigsam war aber nicht mehr ganz so abweisend. Das mit dem
Essen
funktionierte auch, er hatte seinen inneren Schweinehund besiegt.
Nur die Gemeinschaftsdusche mied er nach wie vor. Er gab sich
größte Mühe, nicht mit den anderen zu duschen. Nur seine Binde
löste sich bald in Wohlgefallen auf. Er versuchte es ohne, hatte
aber bald solche Schmerzen, dass er kaum atmen konnte. Eines
Abends nahm er sich ein Herz und klopfte an die Kabinentür des
Docs. Dieser öffnete und war erstaunt, ihn zu sehen. Jack fragte
zaghaft nach einer neuen Binde. Der Doc bat ihn rein und schloß
die Tür. Setz Dich. Wozu brauchst Du die Binde? Er
runzelte die Stirn. Jack erzählte ihm von seinen lädierten
Rippen. Wo hast Du das her? Jack log ihm etwas von
unter der Brücke geschlafen und von jugendlicher Gang
verprügelt vor. Der Doc glaubte ihm die Geschichte. Zeig her.
Jack zögerte und senkte vor Scham seinen Kopf. Hab Dich
nicht so und zeig schon her. Männer haben keine Geheimnisse
Er zog das Shirt hoch. Der Doc stutzte, wickelte die Binde ab und
blickte entsetzt auf
Jacks vernarbten Körper. Sagte aber nichts. Dann tastete er
seinen Körper ab, nahm Jod und reinigte fachgerecht Jacks Wunden
und verband ihn dann wieder. Jack zog sein Shirt wieder drüber
und wollte sich bedanken. Der Doc winkte ab, ging zu seinem
Schrank und warf ihm noch ein Röhrchen Schmerztabletten zu.
Nimm sie, falls es zu schlimm wird. Ich hatte Dich
beobachtet und wußte das was mit Dir nicht stimmt. Du hältst
Dich wacker. Wenn was ist, komm zu mir, Junge. Jack dankte
ihm und verließ den Raum. Bald ging es Jack körperlich besser.
Er war voll einsatzfähig. Er integrierte sich voll in das Team
und gab beim Arbeiten alles. Nur die Abende in der
Gemeinschaftskajüte waren nicht sein Ding. Er war allerdings
auch nicht der Einzige, der sich da zurück zog. Jack zog die
Einsamkeit auf dem Deck vor. Als er wieder mal die Stille genoss,
merkte er, dass ein Schatten über das Deck huschte. Jack stutzte.
Der Schatten gab sich größte Mühe, nicht entdeckt zu werden.
Da stimmte doch
was nicht. Er begann den Schatten zu folgen. Er erkannte einen
der Filipinos. Er war anscheinend auf dem Weg zu den Kajüten, wo
der Kaptän, der Doc und noch einige der Diensthöheren wohnten.
Jack verfolgte ihn weiter, blieb aber immer in Deckung. Der
Filipino hatte es auf die Kajüte des Docs abgesehen. Er klopfte
um zu überprüfen, ob jemand sich drin befand, dann zog er sein
Taschenmesser raus und brach in die Kajüte ein. Jack war
fassungslos. Hatte er doch gedacht, dass es hier keine
Kriminalität gab, wurde er gerade eines Besseren belehrt. Und
gerade die Kajüte des Docs, zu dem er Vertrauen gefasst hatte.
Jack schlich sich zur Tür. Der Einbrecher durchsuchte gerade die
Schränke, offensichtlich nach etwas drogenähnlichem. Jack warf
sich auf ihn und schlug ihm im Fallen noch das Messer aus der
Hand dann nahm er ihn in den Schwitzkasten. Der Filipino war so
überrascht, dass er zu schreien begann. Von dem Theater
aufgeschreckt, kamen der Kapitän, der Doc und noch etliche
andere angerannt. Es war offensichtlich, dass Jack einen
Einbrecher überrascht hatte. Zumal das Messer auch eindeutig zu
dem Filipino gehörte. Sie griffen sich den Mann und hoben ihn
von Jack runter und hielten ihn fest. Dann halfen sie Jack auf
die Beine, der Probleme hatte, da er hart auf dem Rücken
gelandet war. Sie führten den Einbrecher ab und sperrten ihn in
einen fensterlosen Raum. Sie erzählten Jack, dass schon etliche
Kabinen aufgebrochen und durchsucht worden waren, sie aber bisher
niemanden greifen konnten oder in Verdacht hatten. Seit diesem
Tag hatte Jack den Ruf des Exbullen, vor dem man sich in Acht
nehmen sollte weg. Die Amerikaner akzeptierten ihn mittlerweile
voll in ihrer Mitte, hatte er doch einen der verhassten
Schlitzaugen hochgenommen. Auch die Afrikaner und Osteuropäer
begegneten ihn mit Respekt, nur die anderen mieden ihn wie die
Pest. Das machte Jack allerdings wenig aus. Er begann sich
langsam wohl und ein bisschen heimisch zu fühlen.
So fuhren sie tagein tagaus durch den Ozean. Einmal kamen sie in
einen schweren Sturm, der Jack arg zusetzte. So richtig
seetauglich war er noch nicht. Die anderen lachten darüber und
meinten, es wäre Neptuns Taufe. Wenn er abends allein an Deck
saß, kam manchmal der Doc zu ihm und brachte ihm eine Flasche
Bier mit, was nur dem höherem Dienst vorbehalten war.
Dann saßen sie da und redeten. Jack erfuhr von dem Doc, dass er
früher Soldat war, Sanitäter im Vietnamkrieg. Dass er dann
grosse Probleme hatte, zurück zu kehren, da die Gesellschaft ihn
nicht mehr wollte. Seit dieser Zeit fuhr er über die Weltmeere.
Jack erzählte ihm auch ein bisschen, natürlich immer nur was,
was in seinen konstruierten Lebenslauf passte. Die
letzten Jahre ließ er absichtlich weg. Der Doc fragte nicht, er
ahnte aber, dass Jack gewisse Sachen verschwieg. Die Narben auf
seinem Körper, die Verletzungen die er hatte, passten einfach
nicht zu dem was erzählte. Aber er ließ ihn in dem Glauben das
er nichts ahnte. Jack war in der Zeit, in der er auf dem Schiff
war, merklich lockerer geworden. Anfangs hatten ihm die anderen
erzählt, dass er oft träumte, er schien also ein Geheimnis mit
sich zu tragen.
Einige Tage später sollte der Doc Recht behalten. Sie näherten
sich langsam dem asiatischen Kontinent, hatten schon einige
Inselgruppen passiert. Die Männer freuten sich, dass die lange
Überfahrt bald zu Ende sein sollte, nur Jack war bange zu Mute.
Er hatte schlicht keine Lust auf Zivilisation. Doch dann
passierte etwas, womit keiner gerechnet hatte. 2 relativ moderne
Boote näherten sich dem Schiff. Jack der neben Yankee auf Deck
stand, bat ihn um sein Fernglas. Dann betrachtete er die beiden
Boote. Verdammt. Die Schiffe waren bis auf die Zähne mit Waffen
ausgerüstet und hatten keine Länderkennung. Moderne Piraten!
Jack und Yankee rannten zur Brücke, wo sich der Kapitän, Doc
und noch ein anderer Steuermann befanden. Sie berichteten, was
sie gesehen hatten. Der Kapitän hob selber seinen Fernglas und
überzeugte sich, was die Männer berichtet hatten. Wir
können nicht ausweichen, die sind zu schnell. Wir müssen uns
anhören, was die wollen. Sagt den anderen Bescheid. Jack,
Yankee und der Doc verließen die Brücke. Auf dem Weg an seiner
Kabine vorbei, drehte sich Doc plötzlich um und befahl Jack ihm
zu folgen. Yankee ging auch mit. Sie betraten einen der
Maschinenräume und gingen zu einem
verschlossenen Schrank. Doc holte einen Schlüssel hervor und
öffnete die Tür. Es war ein Waffenschrank. Der Doc griff eine
der Pistolen, es war keines der neueren Modelle, aber gut
erhalten und gewartet, und streckte sie Jack hin. Kannst Du
damit umgehen? Jack senkte den Kopf und murmelte Ja.
Das ist alles an Waffen und Munition, was wir haben.
Yankee antwortete Doc, die sind viel zu gut bewaffnet, um
das wir uns denen erwehren können. Die Männer
diskutierten, was man tun könne. Jack war für abwarten,
allerdings die Waffen an einen sicheren Ort bringen, wo keiner
wußte, wo sie waren. Das taten sie dann auch. Als sie die Waffen
gut versteckt hatten, stießen sie zu den anderen. Die Boote
hatten mittlerweile an dem Schiff festgemacht und die ersten
Männer betraten das Schiff. Sie waren Asiaten, trugen
Kampfkleidung, waren gut bewaffnet und trainiert. Der Kapitän
empfing sie. Der Anführer der Männer erteilte seinen Leuten
einige Befehle, die dann in alle Richtungen sich verteilten. Dann
richteten sie die Waffen auf den Kapitän und alle versammelten
Männer. Der Anführer erklärte im gebrochenen Englisch, dass
sie ab sofort als Geisel zu betrachten hatten. Dann verlangten
Sie vom Kapitän detaillierte Angabe der
Ladung, der Besatzung und des Inhaltes des Schiffstresores.
Mittlerweile hatte man alle Männer zusammengetrieben, teilweise
mit Gewalt. Wer nicht sofort spurte, dem wurde mit Gewehrkolben
und Tritten nachgeholfen. Das Schiff wurde praktisch komplett
übernommen. Jack stand da. In ihm kochte es. Doch Gegenwehr
wäre sinnlos gewesen. Die Mannschaft wurde in einen fensterlosen
Raum gesperrt, allen wurden mit Stricken die Hände auf den
Rücken gefesselt. So saßen sie da, über mehrere Stunden. Jack
hatte schon kein Zeitgefühl mehr. 3 Bewacher waren ständig mit
in dem Laderaum. Bei einigen stieg langsam Panik auf. Dann kamen
die Bewacher zu der betreffenden Person und schlugen auf sie ein,
bis sie ruhig war. Jack saß mit Doc und Yankee zusammen. Reden
war lebensgefährlich. Nach etlichen Stunden wurde der Kapitän
reingeführt. Er sah schrecklich aus. Anscheinend hatte er nicht
sofort gemacht, was die Piraten wollten und er wurde erbärmlich
zusammen geschlagen. Aber man brauchte ihn noch als Kontaktperson
zu Behörden und der Rederei, die man ja erpressen wollte. Er
informierte die Mannschaft, dass ein Erpresserschreiben per
Videobotschaft übergeben worden war, dass das Schiff umgelenkt
wurde und die Piraten bis auf die Zähne bewaffnet waren. Er bat
die Mannschaft inständig, keine Dummheiten zu machen und den
Entführern zu gehorchen, da er keine Leute verlieren wollte.
Dann wurden die Gefangenen in kleine Gruppen aufgeteilt und
weggeführt. Jack wurde mit Doc, Yankee und den 2 Britten, Jon
und Dudley zusammen weggeführt und in einen leeren Container
gesperrt, auf den die Sonne erbarmungslos brannte. Sie bekamen
etwas Wasser und Brot, saßen aber nach wie vor mit gefesselten
Händen da. So verging ein Tag unter menschenunwürdigen
Umständen. Manchmal hörten sie unverständliche Schreie, auf
die ein Schuss und anschließend gespensterische Ruhe folgte.
Jack ertrug das alles mit einer Kraft, die ihn selbst erstaunte,
tief in Inneren hoffte er allerdings auf eine Chance zur
Befreiung. Jon war der Situation nicht gewachsen und fing an zu
schreien und mit den Füsse gegen die Containerwand zu treten.
Alle Beschwichtigungsversuche der anderen scheiterten. Bald wurde
die Tür geöffnet, Jon hochgerissen und aus dem Container
gezerrt. Dann hörte man verzweifelte Schreie. Nach einiger Zeit
wurde die Tür wieder geöffnet und Jon in den Container geworfen.
Er war schlimm verprügelt worden und wimmerte vor Schmerzen. So
vergingen etliche Tage. Die Luft war völlig abgestanden, ein-
bis zweimal am Tag wurde die Tür aufgerissen, Wasser und Brot
gegeben, die Gefangenen einzeln zum Toilettengang geführt. Jon
ging es sehr schlecht, er halluzinierte. Der Doc und Dudley
versuchten, so gut es
ging, ihm zu helfen. Yankee war stark lethargisch. Ab und an
wurde der Kapitän reingeführt. Er konnte keine grossen
Neuigkeiten überbringen. Die Rederei hatte die Botschaft
erhalten, war aber noch nicht bereit, auf die Erpressung
einzugehen. Das Schiff war nicht sehr hoch im Wert, die
Mannschaft verlorene Seelen und die Ladung kein sehr großer Wert.
Der Kapitän hatte zwar Marine um das Schiff kreuzen sehen, aber
auf Grund der unklaren Lage, erwartete er kein sofortiges
Eingreifen. Bald darauf erlag Jon seinen Verletzungen, hatte
keine Kraft mehr. Dudley war untröstlich. Die anderen versuchten,
ihm beizustehen und zu beruhigen, aus Angst, er könnte das
nächste Opfer sein. Irgendwann reifte in Jack der Entschluß,
dass sie sich nur selbst helfen konnten. Flüsternd beriet er
sich mit dem Doc. Yankee erwachte auch aus seiner Lethargie. Jack
hatte beobachtet, dass wenn sie zum Container kamen, immer zu
zweit waren. Der Plan musste so funktionieren, dass kein Anderer
in Gefahr gebracht wurde. Weiterhin mussten sie sich auf Grund
der Mangelernährung ihre Kräfte einteilen. Sie mussten
irgendwie an ihre versteckten Waffen kommen. Und sie mussten
versuchen, den Schutz der Nacht zu nutzen.Jack und Yankee
versuchten ihre Beine und ihren Kreislauf zu trainieren, indem
sie aufstanden und viel umherliefen, aber das so leise wie
möglich. Der Doc versuchte das auch, ihm fiel es aber auf Grund
seines Alters sehr schwer. Durch ein kleines Loch konnten sie Tag
und Nacht unterscheiden. Sie mussten den Schutz der Dunkelheit
nutzen. In der nächsten Nacht war es dann soweit. Der Doc
trommelte gegen die Containerwand und schrie, Jack und Yankee
standen hinter der Tür. Als diese geöffnet wurde, stürzte sich
Yankee auf den ersten, Jack schlang seine Arme um den Zweiten und
erwürgte ihn lautlos. Dann half er schnell Yankee, der mit
seinem Teil nicht fertig wurde. Als auch dieses geschafft war,
durchsuchten sie ihre toten Bewacher, fanden Messer, Pistolen,
eine Uzi und Munition. Mit den Messern befreiten Sie sich von
ihren Fesseln, halfen dem Doc und Dudley. Dann schleiften sie die
toten Piraten in den Container und verschlossen ihn wieder. Sie
durften kein Aufsehen erregen. Glücklicherweise blieb der
Fluchtversuch bisher unbemerkt. Dann liefen sie rasch und leise
zum Zugang zum Maschinenraum. Sie mussten an ihr Versteck kommen.
Dieser war leider auch bewacht. Jack befahl den anderen, in der
Deckung zu warten, schlich sich leise von hinten an den Piraten
und hauchte ihm lautlos sein Lebenslicht aus. Der Doc bemerkte
Yankees erstaunten Anblick, bedeutete ihm aber, sich nicht zu
wundern. So arbeiteten sie sich voran. Unterwegs stießen sie
noch einmal auf einen Piraten, der wiederum von Jack lautlos
gekillt
wurde. Sie erreichten ihr Versteck, welches zum Glück noch nicht
entdeckt worden war. Nachdem sie sich bewaffnet hatten, berieten
sie wie es weiter gehen sollte. Fakt war, sie mussten zum
Kapitän vordringen, denn nur er wußte, wie viele sie waren und
wo sie überhaupt sich befanden. Jack war dafür allein zu gehen,
wollte er die anderen nicht in unnötige Gefahr bringen. Er
stieß allerdings mit seinen Vorschlag auf Ablehnung. Man wollte
zusammenhalten. Also gingen sie los. Da der Überraschungsmoment
auf ihrer Seite war, überwanden sie zwei weitere Piraten, die
von Jack und diesmal dem Doc erledigt wurden. Jack fühlte sich
bei der ganzen Aktion nicht wohl in seiner Haut, hatte er sich
doch geschworen, so etwas nie
wieder zu tun. Zumal er nun die Verantwortung für mehrere Leute
trug. Aber was sollte er sonst tun? Warten, bis sie verhungert,
verrückt oder ermordet wurden? Niemals. Sie erreichten die
Kapitänskajüte. Sie war verschlossen. Der Doc klopfte ganz
leise
an. Bestand doch die Gefahr, dass jemand anderes nun in der
Kabine wohnte. Sie waren erleichtert, als eine schwache Stimme
fragte, wer da sei. Das Glück war endlich auf ihrer Seite. Jack
brach lautlos die Tür auf und sie verschwanden in der Kabine.
Der Kapitän war von Misshandlungen gekennzeichnet aber am Leben
und froh, die vier zu sehen. Er berichtete, dass das Schiff vor
einer Inselgruppe nahe der nordphilippinischen Inseln lag. Er
hatte ca. 30 Piraten gezählt, welche nicht alle an Bord waren,
sondern auch auf den beiden Schnellbooten, die allerdings in den
nächstliegenden kleinen Hafen gefahren waren. Zur Zeit schätzte
er ca. 20 Piraten an Bord. Weiterhin wußte er, dass die Marine
etwa 2 Seemeilen entfernt in Lauerstellung lag, aufgrund der
unklaren Lage allerdings nicht eingreifen konnte. Er beschrieb
den Männern genau, wo sich die mitgefangenen Männer befanden,
zählte die Opfer auf, es waren mittlerweile 5 tote Seeleute zu
beklagen. Dann empfahl er, zuerst die Gruppen zu befreien, wo
sich die Amerikaner und Europäer befanden, denn die waren am
vertrauenswürdigsten, sie würden ihnen gewiss helfen. Weiterhin
müsste man die Brücke einnehmen, um an das Funkgerät zu kommen
und die Marine um Hilfe zu bitten. Seit der Flucht aus dem
Container war etwa eine halbe Stunde vergangen. In wenigen
Stunden würde die Sonne aufgehen, wenn man es bis dahin nicht
geschafft hätte, war man verloren. Zuerst befreite man die, bei
welchen der Kapitän meinte, sie wären vertrauenswürdig. Immer
nach dem Schema J Jack schlich sich an und erledigte das
Problem lautlos. Bald war man auf eine Stärke von 15 Mann
angewachsen, nun arbeitete sich die Gruppe geführt von Jack und
dem Kapitän vor in Richtung Brücke. Plötzlich ertönten
Schüsse. Einer der Russen brach getroffen zusammen. Man war
entdeckt worden. Zwei der anderen griffen sie den Verletzten und
schliffen ihn mit in Deckung. Jack teilte die Gruppe auf. Etwa
die Hälfte solle dableiben und ihnen Deckung geben, der Rest der
Gruppe mit Jack, dem Doc, Yankee und dem Kapitän wollte sich zur
Brücke durchkämpfen und SOS funken. Das musste nun schnell
gehen, da man annahm, dass die Besatzung schon Verstärkung
gerufen hatte. Also gingen sie, geführt von Jack los.
Am Aufgang zur Brücke stießen sie auf erbitterten Widerstand.
Yankee brach getroffen zusammen. Jack drehte sich um und hob ihn
auf. Er trug ihn mit die Treppe rauf, die anderen gaben ihm
Schutz oder stürmten voran. Sie enterten die Brücke. Immer
wieder ertönten vom Schiff beziehungsweise um sie herum Schüsse.
Jack fühlte plötzlich, wie ein glühender Dolch in seinen Arm
schnitt, eine Kugel hatte ihn am Arm getroffen. Mit Mühe hielt
er den röchelnden Yankee fest. Mit letzter Kraft töteten sie
die 4 Piraten, die sich auf der Brücke aufhielten und Widerstand
geleistet hatten. Man blockierte die Türen, so dass ein Angriff
erschwert wurde. Jack legte vorsichtig Yankee auf den Boden, der
Doc, selbst verletzt, kümmerte sich sofort um ihn. Der Kapitän
aktivierte das Funkgerät, gottseidank funktionierte es noch. Auf
der Notruffrequenz setzte er einen Notruf ab und bat die Marine
um dringende Kontaktaufnahme. Es folgten bange Warteminuten, ehe
sich die Marine meldete. Gleichzeit hatte der Kapitän das Radar
aktiviert. Yankee ging es zusehens schlechter. Jack, der dem
Kapitän bis jetzt geholfen hatte, kniete sich neben den auf dem
Boden liegenden Mann. Yankee versuchte zu sprechen, der Doc
bedeutete ihn zu schweigen um seine Kräfte aufzusparen. Doch
Yankee griff nach Jacks Hand und zog ihn an sich ran. Leise
flüsterte er. Danke, dass Du den Mut hattest. Ich hatte
ihn nicht. Bitte helfen, den anderen, dass hier durchzustehen.
Dann schloss er die Augen. Nein, Yankee, nein. Du darfst
nicht sterben. Jack schrie ihn an, doch Yankee war schon
gegangen. Jack war völlig verzweifelt, doch dann ertönte eine
Stimme aus dem Funkgerät. Der Kapitän des Kriegsschiffes,
welches auf Lauer lag, meldete sich und riss auch Jack aus seiner
Verzweiflung. Das Schiff könnte in ca. 30 min da sein, solange
müsse man noch aushalten. Weiterhin besprach man die Gefahr der
beiden Schnellboote, die laut Radar unterwegs aus Verstärkung
waren. Die Kriegsmarine würde sich des Problems
annehmen. 30 lange Minuten. Die Männer waren alle erschöpft von
den Qualen und Strapazen der letzten Tage. Der Doc wurde auf
Grund seiner Verletzung schwächer, Jack spürte nun auch die
Schußwunde an seinem Arm. Doch noch konnte er ihn bewegen. Er
stand taumelnd auf und nahm einen der toten Piraten das Fernglas
ab. Dann verschaffte er sich, so gut es ging einen Überblick
über die Lage. Er sah, dass die zurückgelassenen Seeleute, die
ihnen Deckung geben sollten, langsam in arge Bedrängnis gerieten.
Man musste ihnen helfen. Doch er wollte die anderen nicht in
Gefahr bringen. Er besah sich die Gewehre, die sie gefunden,
erbeutet oder mitgebracht hatten, suchte sich eins, mit dem man
gut zielen und schießen konnte. Er nahm es
und die Munition an sich. Jack, was hast Du vor?
Fragte ihn der Doc. Doch Jack antwortete nicht. Öffnet die
Tür und verschließt sie sofort wieder. Jack das ist
ein Selbstmordkommando, wenn Du wieder raus gehst. Öffnet
die Tür! Ich will nicht, dass noch mehr sterben. Jack
hörte nicht mehr auf die anderen. Doc spürte seinen Tunnelblick,
deutete den anderen, ihm Folge zu leisten. Jack schlich sich raus
und stürzte sich auf einen der Piraten, die am Aufgang Position
bezogen hatte. Er verlor bei Jacks Aufprall das Gleichgewicht,
beiden stürzten einige Stufen runter. Jack schüttelte seinen
Kopf um wieder einen klaren Blick zu bekommen, Blut lief aus
einer kleinen Platzwunde an seinem Hinterkopf. Er schnitt mit dem
Messer dem Piraten die Kehle durch. Dann lief er zu einer
erhöhten Position, von der er den verzweifelten Kampf
überblicken konnte. Er nahm das Gewehr, lud durch und legte an.
Dann atmete er tief ein und aus, zielte und schoss. Er traf den
ersten der 7 Piraten, die sich mit den Seeleuten eine erbitterten
Kampf lieferten. Einige der Piraten nahmen nun Jack ins Visier,
der ging sofort in Deckung. Er suchte sich einen anderen Punkt
von dem er weiter schießen konnte. So traf er in bester Sniper-Manier
weitere 3 der Piraten, den Rest erledigten nun die Seeleute, die
in der Überzahl waren. Sie begannen nun, die verbliebenen
Piraten zu jagen, die merkten, dass sie keine Chance mehr hatten.
In der Ferne ertönte plötzlich eine riesige Explosion. Die
Marine hatte eins der Piratenschnellboote ausgeschaltet. Jack
lief zurück zur Brücke, erklomm mit letzter Kraft die Stufen.
Die anderen sahen ihn kommen, öffneten ihm. Auf der Brücke ging
er in die Knie, zwei der Russen fingen ihn auf und ließen ihn
hinsetzen. Der Kapitän beobachte, wie der Rest seiner Männer
auf dem Schiff die verbliebenden Piraten zusammen trieb und den
Rest der Mannschaft befreite. Dann sah man das große Schiff der
Marine auftauchen. Unbeschreibliche Erleichterung und Jubel. Am
Horizont fing es an zu dämmern. Bald legt das Schiff an der
Salvador an, Soldaten setzten über und begannen das Schiff zu
sichern und systematisch zu durchsuchen. Der Kapitän ging mit
einigen Männern den Soldaten entgegen. Bald wimmelte es auf dem
ganzen Schiff von Soldaten. Die gefangenen Piraten wurden
zusammengetrieben, die Verletzten versorgt und den Seeleuten
Wasser gereicht. Jack sass immer noch entkräftet auf der Brücke
neben dem toten Yankee. Jack! Der Doc stand, von
einem Soldaten gestützt neben ihm. Komm, Du hast es
geschafft. Wir alle verdanken Dir unser Leben. Doch Jack
war viel zu verstört um diesen Worten Glauben schenken zu
können. Einer der Soldaten kniete sich neben ihm und reichte ihm
eine Flasche Wasser. Jack nahm sie mechanisch, setzte sie an den
Mund und trank. Ein anderer Soldat drückte eine Kompresse auf
Jacks Arm. Langsam war er wieder richtig ansprechbar. Er begann
umständlich, von einem Soldaten gestützt, aufzustehen. Dann
bedeutete er dem
Soldaten, dass er okay sei. Er blickte über das Deck und sah,
wie die Soldaten begannen, die Personalien der Seeleute
aufzunehmen, eine ganz normale Maßnahme. Er griff an seine Hose,
sein Paß steckte noch in seiner Tasche. Jack hatte grosse Angst,
dass seine Identität in irgendwelchen Papieren auftauchte. Es
wurde langsam hell. Er blickte sich um und sah Land, etwa eine
Meile entfernt. Er lief zum Kartentisch und versuchte sich auf
der Seekarte zurecht zu finden. Bald hatte er herausgefunden,
dass es sich um die Hauptinsel eine bedeutenden Inselgruppe
handeln mußte. Egal, ob die Soldaten als Retter gekommen waren.
Jack hatte einfach nur Angst. Er sah nicht, dass der Doc die
ganze Zeit mit auf der Brücke stand und ihn
beobachtete. Wo willst Du hin? fragte er ihn, als
Jack panisch die Brücke verlassen wollte. Er stellte sich ihm in
den Weg, hielt in fest. Jack blickte schamvoll zu Boden. Jack,
du bist völlig entkräftet und verletzt. Ich kann
nicht. Der Doc blickte
tief in Jacks Augen, der seinem Blick nicht mehr ausweichen
konnte. Er sah seinen Drang nach Freiheit, seine Angst, seinen
unbedingten Willen. Dann gab er ihm den Weg frei und hielt ihm
die Hand hin. Ich bin froh, dich kennen gelernt zu haben.
Gehe hinter zum Deck, da kannst Du relativ unbemerkt ins Wasser
springen. Beeil Dich. Jack ergriff seine Hand Danke
Dann lief er zum hinteren Deck, blickte sich um, sah, dass er
unbemerkt war und sprang relativ lautlos ins Wasser. Der Aufprall
tat ihm höllisch weh, das Salzwasser brannte in seinen Wunden.
Er tauchte unter und versuchte so weit wie möglich weg zu
tauchen. Mit letzter Kraft erreichte er den Strand, lief an Land
und setzte sich in den Sand. Er blickte auf das entfernte Schiff.
Hatte er ein paar Wochen Ruhe und seinen Frieden gehabt, musste
er nun weiterziehen. Gewiss würde es auf der Welt auch einen
Platz für ihn geben. Immerhin war er weit genug von der USA weg.
So schnell würden sie ihn nicht finden.
Der Kapitän blickte auf seine verbliebene Mannschaft, versuchte
festzustellen, wer alles die Geiselnahme überlebt hatte. Der Doc
stand neben ihm. Bald bemerkte er Jacks Fehlen. Er drehte sich
zum Doc um und fragte ihn, wo Jack sei. Das letzte Mal hatte er
ihn auf der Brücke gesehen. Der Doc blickte ihn tief in die
alten Augen und fragte ihn Wer ist Jack? - Der
Kapitän verstand.