Fanfic: Das Andenken an einen guten Freund (Spoiler zu
24 Staffel 1-6 und DEBRIEF)
by Sven1421
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Hier nun also auch meine neuste Fanfic und mein Beitrag zum
neusten 24 TV Forum Wettbewerb.
Die Geschichte ist reine Fiktion. Sie handelt unmittelbar nach 24
S6 und dem zugehörigen DEBRIEF (enthält dabei Spoiler zu
Staffel 1 bis 6 und zum DEBRIEF, aber keinerlei Spoiler zu
REDEMPTION und S7). Welche bekannten Charaktere außer Jack noch
hier auftreten ... laßt Euch mal wieder überraschen! Ich
verfolge mit dieser Geschichte keinerlei finanzielle Interessen!
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Im Fernsehen begannen gerade die 9 Uhr Nachrichten, als es von
draußen lautstark an Jacks Wohnungstür klopfte.
Jack stand aus seinem Sessel auf, ging zur Tür und schaute
vorsichtig durch den Spion. Mitten auf dem Flur standen zwei
Männer in dunklen Anzügen und mit verspiegelten Sonnenbrillen
auf den Nasen. Sollten das etwa schon wieder irgendwelche FBI-Beamte
sein, die ihn zu einer Befragung abholen wollten? Verdammt, was
wollten diese Typen nur andauernd von ihm? Er wollte doch
schließlich nur eins: Endlich einmal seine Ruhe haben!
Zögernd öffnete er die Tür einen Spalt weit und fragte: "Wer
sind Sie und was wollen Sie von mir?" Einer der Männer
hielt ihm ein Schreiben vors Gesicht und erklärte gleichzeitig:
"Jack Bauer, wir kommen im Auftrage Tony Almeidas zu Ihnen
und würde Sie gern zu unserem Chef mitnehmen." Jack
schüttelte ungläubig den Kopf: "Was ist denn das schon
wieder für eine Nummer? Tony Almeida ist tot. Er starb in meinen
Armen - einen Tag, bevor man mich kidnappte und nach China
entführte. Und nun meine Herren ist es - glaub ich - besser,
wenn Sie zügig verschwinden, bevor ich meine eh schon nicht
besonders ausgeprägten guten Manieren noch ganz vergesse!"
Damit deutete er kurz auf die Waffe, die er im Halfter vor seine
Brust geschnallt trug.
Da ergriff plötzlich der zweite Mann in Schwarz das Wort: "Oh,
Verzeihung, Sir! Gestatten: Mein Name ist Jason Noble, und der
Herr zu meiner Linken ist mein Kollege Toby Price. Es ist uns
natürlich bekannt, daß Mister Almeida schon geraume Zeit nicht
mehr unter den Lebenden zu weilen pflegt, aber unser Chef Dr.
Salomon - seines Zeichens Notar - wurde von ihm noch zu Lebzeiten
mit der Niederschrift und der Umsetzung seines Letzten Willens
beauftragt. Und im Rahmen eben dieser Testamentsvollstreckung
kommt nun, geschätzter Mister Bauer, auch ihre Person ins Spiel
- um es mal ein wenig salopp zu formulieren." Jack mochte
solch überzogenes Gefasel nicht sonderlich, er hatte es gern
noch etwas mehr salopp: "Sie wollen mir also mitteilen, daß
mir mein verstorbener Freund Tony etwas vererbt hat und daß ich
jetzt sofort mit Ihnen mitkommen soll, damit ich erfahre, was es
ist?!" Noble räusperte sich und meinte dann: "Sie
sagen es Sir, Sie sagen es! Wenn wir nun vielleicht bitten
dürften."
Jack schlug den Beiden ohne ein weiteres Wort die Tür vor der
Nase zu und überlegte. Vom FBI waren die nicht, das FBI schickte
keine solche Witzblattfiguren. Außerdem kamen die selten zweimal
so kurz nacheinander zum "Hausbesuch" vorbei.
Irgendwelche Terroristen waren das auch nicht, dafür stellten
die sich einfach zu beknackt an. Das Einzige, was Sinn machte,
war, daß sie tatsächlich die Wahrheit sagten: Tony hatte seinen
alten Freund Jack in seinem Testament bedacht. Vielleicht
vererbte er ihm ja seine reichhaltige Waffensammlung oder er
bedachte ihn mit einem heimlich erworbenen Anwesen auf den
Bahamas. Hatte er nicht während eines gemeinsamen Abendessens
nach Dienstschluß in bester Bierlaune mal sogar so etwas
ähnliches erwähnt? Oder spielte ihm da seine - an jenem Abend
doch schon ein wenig getrübte - Erinnerung einen Streich? Na,
was sollte all das Spekulieren? Er würde es wohl eh nur erfahren,
wenn er mit den zwei Spinnern mitfahren würde.
Jack löste die Türkette und öffnete die Wohnungstür nun
komplett. Die beiden Männer, die derweil schon im Gehen
begriffen waren, machten noch einmal kehrt und bauten sich
erwartungsvoll im Hausflur auf, während Jack noch rasch nach
seiner Jacke und dem Wohnungsschlüssel griff. Dann knipste er
den Fernseher aus und warf die Wohnungstür hinter sich ins
Schloß. Unmittelbar vor der Haustür parkte der A-Klasse-Mercedes
der beiden Herren, in welchen sie Jack höflichst einzusteigen
baten. Anschließend ging es kreuz und quer durch die Straßen
von L.A. hin zu einem geradezu herrschaftlichen Anwesen in einem
der noblen Villengegenden. Die Autotür wurde geöffnet und Jack
entstieg dem teuren Gefährt wieder. Vor ihm erhob sich ein
prunkvolles Barockgebäude mit je zwei Säulen zur Rechten und
zur Linken der Eingangstür.
Jack und seine Begleiter betraten das Haus. Im Innern wirkte
alles geradezu gigantisch groß. Über eine edle Marmortreppe
gelangte man direkt zu den Büroräumlichkeiten der Kanzlei des
Notars. Dort baten die beiden Herren Jack, Platz zu nehmen und
auf das Erscheinen ihres Chefs zu warten. Jack setzte sich auf
einen der lederbezogenen Armsessel und schaute sich um. Der
Schreibtisch des Notars bestand aus mahagonigebeiztem Buchenholz
und war vermutlich handpoliert. Er hatte vier zierliche Füße
und eine großzügige Ablagefläche, auf der sich zu seiner
Linken diverse Akten stapelten. 'Echt nobel, das Ganze', dachte
Jack, 'Da bin ich ja mal gespannt, was für Reichtümer mir Tony
da am alles in der Welt hinterlassen hat'.
In diesem Augenblick betrat auch der Notar - ein Mann um die
Fünfzig, ebenfalls im schwarzen Anzug mit graumelliertem Haar
und einem Spitzbart - das Zimmer, begrüßte Jack kurz per
Handschlag und nahm dann hinter seinem Schreibtisch Platz. Er
griff sich eine der vielen bereitliegenden Akten und öffnete sie.
Dann zog er eine Brille aus seiner Jackentasche und setzte sie
auf. Zu guter Letzt räusperte sich der spitzbärtige Notar und
hub dann mit feierlicher Stimme zur Testamentsverkündigung an:
"Ich, Antonio Francesco Almeida, verfüge hiermit im
Vollbesitz meiner geistigen Kräfte für den Fall meines Todes
Folgendes als meinen Letzten Willen und Testament: Meinen
gesamten Besitz an Geldwerten und Aktien vererbe ich meiner
Ehefrau Michelle Dessler und, für den Fall daß sie das Erbe
nicht anzutreten vermag, ihrem Bruder, meinem Schwager, Danny
Dessler. Meinem besten Freund, Jack Bauer, hinterlasse ich das,
was mir neben meiner Frau zeitlebens stets als das Teuerste und
Wertvollste erschien ..."
Der Notar räusperte sich zweimal, dann bat er Jack vielmals um
Entschuldigung, aber die Luft sei in diesem Zimmer zu dieser
Tageszeit nunmal immer so schrecklich trocken, und er müsse
rasch einen Schluck Wasser trinken. Und so legte er die Akte
beiseite, goß aus der gläsernen Karaffe seelenruhig Wasser in
ein bereitstehendes Glas, führte es andächtig zum Munde und
nippte dreimal vorsichtig daran, bevor er es wieder zur Seite
stellte, die Akte erneut zur Hand nahm und seinen unvollendet
gebliebenen Satz noch einmal begann:
"Meinem besten Freund, Jack Bauer, hinterlasse ich das, was
mir neben meiner Frau zeitlebens stets als das Teuerste und
Wertvollste erschien, nämlich meine ..."
Das Läuten des Telefons unterbrach die Ausführungen des Notars
aufs Neue. Ein wenig ärgerlich warf er die Akte vor sich auf den
Schreibtisch und knurrte: "Ich hatte mir doch ausdrücklich
keinerlei Störungen ausgebeten. Was um alles in der Welt
..." Damit nahm der den Hörer von der Gabel, lenkte ihn
gemächlich an sein Ohr und meldete sich dann freundlich mit:
"Notarkanzlei Doktor Salomon, was kann ich für Sie tun?"
Er lauschte kurz den Ausführungen seines Gesprächspartners,
dann kehrte ein Ausdruck tiefster Erschütterung und ein Hauch
verbitterter Wut in sein Gesicht ein, und er brüllte förmlich
in den Hörer hinein: "Was erlauben Sie sich eigentlich?
Natürlich wünsche ich kein Probeabo des Playboy! Unerhört!"
Sprachs und knallte den Hörer unsanft auf die Gabel zurück. Der
Notar schüttelte noch ein paar Mal verstört den Kopf hin und
her, während er sich deutlich um das Wiedererlangen seiner
Fassung bemühte. Dann holte er dreimal tief Luft, nahm ein
weiteres Mal die abgeworfene Akte zur Hand und setzte die
Testamentsverkündung erneut mit dem zuletzt begonnenen und alles
entscheidenden Satz fort:
"Meinem besten Freund, Jack Bauer, hinterlasse ich das, was
mir neben meiner Frau zeitlebens stets als das Teuerste und
Wertvollste erschien, nämlich meine ...
Lieblingskaffeetasse CUBBIE".
Damit schloß der Notar die Akte, nahm seine Brille wieder ab und
verstaute sie in seiner Jackentasche, erhob sich von seinem Platz,
reichte dem verdutzten Jack noch einmal die Hand und verließ
dann ohne ein weiteres Wort den Raum. Die antike Uhr an der Wand
aber schlug in diesem Moment genau 10 Uhr ...