Titel: Alptraum Amerika
Autor: Tony_Almeida88
Altersfreigabe: R
Spoilerhinweise: Bis S6 solltet ihr alles kennen, ein kleines
bisschen Debrief ist auch noch mit drin
Charaktere: Jack, uvm!?
Genre: Drama
Disclaimer: Ich will kein Geld . . . Ich meine natürlich will
ich Geld, aber nicht für diese Geschichte!
Sie bringen den Menschen nur Leid und Verderben, Jack.
Nichts als den Tod erwartet die Menschen rings um Sie. Und ich
werde nicht zulassen, dass Sie meine Tochter auch in den Abgrund
stürzen. Wenn Sie sie wirklich lieben, dann lassen Sie sie gehen.
Immer wieder hallten die Worte in seinem Kopf nach und je länger
er sie hörte, desto mehr glaubte er daran, dass sie der Wahrheit
entsprachen. Er wollte es nicht, doch unweigerlich stiegen ihm
Tränen in die Augen. James Heller hatte recht, dass wurde ihm
mit einer brutalen Gewissheit ganz plötzlich bewusst.
Doch nun war James Heller verschwunden und Jack fand sich in
einer pechschwarzen Umgebung wieder. Wo war er? Was hatte er hier
verloren? Plötzlich hörte er eine Stimmte. Eine Stimme die ihm
sehr vertraut vorkam. Verdammt, was ging hier vor sich? Noch
konnte er die Stimme nicht einordnen, doch sie kam immer näher
und schon bald würde er erkennen zu welcher Person sie gehörte.
Schließlich konnte er in der Dunkelheit rein gar nichts erkennen,
ja, er wusste doch nicht einmal ob er sich in einem Raum oder im
Freien befand. Es gab keinerlei Hinweise auf seine Umgebung. Kein
Vogelgezwitscher, kein Lufthauch. Nichts. Und so fühlte er sich
auch ganz einfach und zwar so als wäre er im Nichts. Im
allumfassenden Nichts gefangen, ohne dass er auch nur den Funken
einer Chance gehabt hätte zu entkommen. Dad?,
wisperte ihm dass Nichts entgegen. Dad, bist du das?
Er benötigte keine Sekunde um zu erkennen, um wen es sich
handelte, auch wenn er ihre süße Stimme, schon jahrelang nicht
mehr gehört hatte. Kim. Seine einzige wirklich große Liebe,
seine kleine Tochter Kimberly. Sie war wohl der einzige Grund
für ihm, während der Gefangenschaft in China nicht aufzugeben,
wenngleich er auch wusste dass er nichts mit ihr zu tun haben
durfte und es wahrscheinlich auch nach wie vor ihr innigster
Wunsch war, dass er sich von ihr fernhielt. Doch warum war sie
nun hier? Und was war überhaupt hier?
Daddy?, heuchelte das Nichts noch einmal. Und jetzt
gab es für Jack kein Zögern mehr. Ja!, brüllte er.
Ja, Liebes. Ich bin es, ich bin hier. Kannst du mich hören?
Folge einfach meiner Stimme! Liebes?
Jack horchte. Doch da war plötzlich nichts mehr. Er horchte noch
einmal. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Und als er schon
im Begriff war alle Hoffnungen über Bord zu fegen kam sie
zurück. Jetzt lauter, näher, doch . . . ja was denn eigentlich?
Beinahe klang die Stimme nun boshaft, so als würde sie ihm
Vorhaltungen machen.
Dad?, sagte die Stimme erneut und nun wusste Jack mit
bitterer Sicherheit, dass ein boshafter Unterton in ihr
mitschwang. Kleines wo bist du? Ich kann dich nicht sehen!,
rief er trotzdem.
Dad, ich sagte dir doch, du sollst mich in Ruhe lassen. Ich
liebe dich, dass tue ich wirklich. Aber ich kann ganz einfach
nicht so leben wie du. Sieh nur was du aus mir gemacht hast.
Und urplötzlich wich die völlige Dunkelheit und ein grelles,
weißes Licht erhellte den Raum. Es war ein Raum das konnte Jack
nun sofort erkennen auch wenn er im ersten Augenblick fest die
Augen zusammenkneifen musste. Er befand sich in einem Raum.
Eindeutig. Mit weißen Wänden, einem weißen Boden und sogar
einer unendlich weit entfernt scheinenden weißen Decke. Und das
was er als nächstes erblickte, raubte ihm schier den Atem. Er
sah Kim. Seine geliebte Kim. In einem weißen Hemdchen, dass ihr
bis zu den blau gefärbten Knöcheln reichte. Ihr Augen schienen
dunkle, leblose Höhlen geworden zu sein. Ihr einst so
prachtvolles, schönes Haar, war beinahe mitsamt den Wurzeln
ausgerissen. Ihre Wangenknochen waren eingefallen und ihre
Fingernägel schienen schon seit Jahren nicht mehr geschnitten
worden zu sein. Der Geruch den sie verströmte, machte es einem
nicht schwer zu erahnen, wann sie wohl dass letzte Mal geduscht
hatte.
Sieh was du mir angetan hast, du Schwein!, kreischte
sie. Jack kamen die Tränen. Er drehte ihr den Rücken zu, konnte
ihren Anblick einfach nicht mehr ertragen, wusste aber nur zu gut,
dass er die Schuld an dem Zustand seiner kleinen Kim trug. Das er
sich weggedreht hatte, schien sie nur noch aggressiver gemacht zu
haben. Sie trat einige Schritte auf ihn zu, kratzte ihm mit ihren
langen Krallen über den Rücken und versuchte ihn zu sich
umzudrehen. Jack gab schließlich nach, sowohl die körperlichen
Schmerzen, die ihm seine eigene Tochter zufügte, als auch die
seelischen die nun vollkommen auszubrechen drohten, zwangen ihm
ganz einfach zu kapitulieren. Er drehte sich also herum, sah Kim
mit verweinten Augen an und flüsterte tränenerstickte
Entschuldigungen. Es tut mit leid, Kim. Es tut mir
unendlich leid
Doch Kims wahnsinniger Gesichtsausdruck verhärtete sich
nur umso mehr. Dann fing sie an lauthals und krächzend zu
kichern.
So, so, wisperte sie, es tut dir also leid,
Daddy?
Das letzte Wort rammte sich wie ein Dolch in Jacks Magengegend.
Und was erzählst du diesen Menschen?, fragte Kim.
Tut es dir bei ihnen auch leid?
Plötzlich wurde es wieder stockdunkel und Sekunden später, die
Jack allerdings wie Stunden vorkamen, ging das Licht wieder an.
Er war jetzt nicht mehr alleine mit Kim und er war auch nicht
mehr in diesem Raum. Es war Nacht, dass konnte er erkennen,
obwohl dasselbe grelle Licht wie zuvor, die Umgebung erhellte.
Jetzt befand er sich auf einem Friedhof und er stand direkt vor
einem Grab. Nein! Nicht vor einem Grab. Er stand
direkt vor seinem Grab. Auf dem Grabstein stand
eindeutig Hier ruht Jack Bauer. Er hat einsam gelebt und
ist einsam gestorben. Mögen die Seelen derer die durch seine
Hand in das Reich der Toten gestiegen sind,, seiner Seele
Vergebung schenken, sodass auch er die Wärme und Liebe dieser
Welt zu spüren bekommt, auch wenn es erst im Tode ist.
Jack war mittlerweile nur noch ein Wrack. Weinend sank er auf die
Knie und sah nun in die Gesichter, die hinzugekommen waren, als
das Licht wieder anging. Er sah all seine Freunde. Freunde die
nun tot waren. Da waren Tony Almeida und Michelle Dessler, Edgar
Stiles, Richard Walsh, und noch einige mehr. Und allesamt sahen
sie genauso furchteinflößend aus wie seine Kim. Doch das was er
als Nächstes sah, machte ihn völlig fertig. Vor ihm stand,
seine vor Jahren verstorbene, Ehefrau Teri. Auch sie in diesem
weißen Hemd, mit langen Fingernägeln und kurzen bis gar keinen
Haaren. Sie grinste ihn höhnisch an.
Führe nicht auch noch unsere Tochter ins Verderben, Jack.
Du hast schon genug kaputt gemacht., wisperte auch sie ihm
entgegen.
Jack schluchzte. Er registrierte gar nicht mehr, wie die
Gestalten um ihn herum langsam in eine Art Singsang verfielen und
auf ihm zuschwebten. Er spürte auch die Wunden nicht mehr, die
sie ihm mit ihren Nägeln beifügten. Und auch als er
schließlich in sein Grab gestoßen wurde und seine Seele,
begleitet von dem höhnischem Gelächter seiner ehemaligen
Freunde und Verwandten gen Himmel wanderte, wehrte er sich nicht.
Er akzeptierte. Ja, zum ersten Mal in seinem Leben akzeptierte er
. . .
Jack fuhr schweißgebadet in die Höhe. Schon wieder, dachte er.
Schon wieder derselbe, widerliche Alptraum. Nacht für Nacht
wurde er von ihm heimgesucht. Seit dem Tag an dem er von Agent
Ramirez zu einer neuerlichen Befragung in die CTU geholt wurde.
Der Traum sprach eine eindeutige Sprache, Jack wusste das nur zu
gut. Er sagte ihm, er solle sich sein Leben nehmen und zu gern
hätte Jack genau das getan. Doch in Wahrheit konnte er es
einfach nicht. Er war bereit, fertig, hatte nichts mehr wofür es
sich zu Leben lohnte und doch wagte er diesen einen letzten
Schritt nicht. Und warum? Die Wahrheit war ganz einfach: Jack
Bauer hatte nicht den Mut dazu, er brachte es einfach nicht
fertig sich das Leben zu nehmen, ganz gleich wie absurd diese
Vorstellung war in Anbetracht der Tatsache, dass er selbst schon
unzählige andere Leben ausgelöscht hatte.
Seufzend erhob er sich von seinem Bett und riskierte einen Blick
auf die Uhr, die direkt vor der Eingangstür seines Apartments
hing. Es war halb drei Uhr Morgens. Er hätte gar nicht auf die
Uhr schauen müssen, um zu wissen wie spät es war. Die letzten
beiden Wochen war er Nacht für Nacht um dieselbe Uhrzeit wegen
desselben Traums aufgewacht. Jack hatte beinahe schon Angst sich
schlafen zu legen, der Traum wurde von Mal zu Mal lebendiger,
realistischer, nahm von ihm Besitz. Und es gab nichts was er
dagegen tun konnte. Zum ersten Mal in seinem Leben erkannte Jack
das er vollkommen hilflos war. Diese Tatsache brachte ihn fast um
den Verstand. Er musste etwas tun, doch was? Mühsam schleppte er
sich zur Eingangstür und betätigte den Lichtschalter. Sofort
kniff er die schlaftrunkenen Augen zusammen. Nach wenigen
Sekunden hatte er sich allerdings an das Licht gewohnt und Jack
schritt zu einem Stuhl, der direkt am Fenster platziert war.
Schwerfällig nahm er die Hose und das Hemd, die darauf lagen und
zog sie sich an. Dann öffnete er die Tür und schritt hinaus ins
Freie. Es war totenstill und es störte ihm nicht im Geringsten.
Er war Stille und Einsamkeit gewohnt und zwar zur Genüge. Lange
Zeit lehnte er mit dem Rücken einfach nur gegen die Hauswand und
dachte an alles und gar nichts und das gleichzeitig. Dann fing er
an über Kim nachzudenken. Nicht über Kim, wie sie in seinem
Traum war, sondern so wie er sie in Erinnerung hatte, auch wenn
diese Erinnerung schon langsam zu verblassen drohte. Er sah sie
als kleines Mädchen in der Wiese spielen, sich und Teri Hand in
Hand in eben jener Wiese sitzen und sich süße Verliebtheiten
zuflüstern. Unwillkürlich musste Jack grinsen. Doch genauso
schnell wie die schönen Bilder in seinem Gedächtnis erschienen
waren, verblassten sie auch wieder. Nun sah er sich kniend im CTU
Gebäude, seine verstorbene Frau in Händen haltend und Tränen
stiegen ihm neuerdings in die Augen. Auch dieses Bild verblasste
und an seiner Stelle kam Richard Walsh in seine Gedanken, auch
ihn hatte er tot in Händen gehalten. Der Tränenschleier der
sich über Jacks Augen gelegt hatte wurde immer dicker und verbot
ihm auch nur irgendetwas von seiner Umgebung wahrzunehmen. Aber
er wusste, dass er alleine war, andernfalls hätte er sich
niemals so gehen lassen. Doch die Bilder verschwanden nicht mehr,
er sah noch Tony Almeida, ebenfalls in seinen Armen sterbend,
Michelle Dessler im Leichenschauhaus, Edgar Stiles als er auf
einer Trage aus der CTU transportiert wurde und viele andere
grässliche Dinge die er gesehen hatte.
Plötzlich fasste er allerdings einen Entschluss: Er würde
Amerika verlassen und zwar für immer. Nichts hielt ihn noch hier.
Hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hatte er alles
verloren was ihm lieb und teuer war, warum zum Teufel sollte er
also noch hier bleiben?
Entschlossen wischte er sich mit seinem Hemdsärmel die Tränen
aus dem Gesicht und ging zurück in sein Apartment. Ohne zu
Zögern griff er sich seine Reisetasche und packte ein bisschen
Kleidung und Proviant ein. Nur das Nötigste. Und leider gehörte
da auch seine Pistole dazu. Traurig eigentlich, dachte er, wie
selbstverständlich er sein Zuhause nur noch mit der Waffe im
Halfter verließ, wie andere die nie ohne ihr Mobiltelefon
hinausgehen würden. Als er alles gepackt hatte ließ er seinen
Blick noch ein letztes Mal prüfend durch das Apartment gleiten,
doch er spürte nichts. Keinen Wehmut, keine Traurigkeit, nichts!
Endlich konnte er diesen unheilvollen Ort namens Amerika
verlassen und vielleicht war es ihm sogar vergönnt irgendwo
glücklich leben zu können. Jack hängte sich seine Reisetasche
um die Schulter, öffnete die Tür, machte das Licht aus, drehte
sich um und flüsterte: Leb Wohl, ehe er die Tür
zuschlug und einer ungewissen Zukunft entgegen ging. Einer
Zukunft ohne Mord, Terrorismus, Schuldgefühlen und Alpträumen,
dass hoffte er zumindest. Doch es war auch eine Zukunft ohne
seine Tochter Kim, dass wusste Jack. Doch er akzeptierte es. Ja,
er akzeptierte. Zum ersten Mal in seinem Leben akzeptierte er . .
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