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Lonesome Cowboy
by Beast

Jack setzte die Sonnenbrille auf, warf einen letzten Blick zurück und ging dann dem grellroten Ball der aufgehenden Sonne entgegen. Es war frisch und er war übernächtigt und fröstelte. Er würde über die Grenze nach Mexiko gehen, aber erstmal mußte er schlafen.
Am besten suchte er sich einen Waggon, in dem er es sich bequem machen konnte. Hier standen jede Menge Güterzüge. Wenn der Zug anfuhr, würde er aufwachen und hatte dann noch genug Zeit um abzuspringen.
Geduldig sah er einen Waggon nach dem anderen durch. Die meisten hatten Frachtkisten geladen und boten wenig Platz für ihn. Dann kam er zu einem Güterzug, der offensichtlich einen Zirkus transportierte. In einem der Waggons standen Pferde in frisch aufgeschütteten Stroh. Er mochte Pferde und war kein übler Reiter und das Stroh sah verlockend aus, gerade das Richtige für einen müden Krieger wie ihn. Nach einem kurzen Kontrollblick, ob die Luft rein war, schwang er sich in den Waggon. Die Pferde schnaubten ihn neugierig an und er klopfte ihnen die Hälse und ließ ihre weichen Nüstern über sein Gesicht streifen, ehe er sich im dicken Stroh verkroch und einschlief, kaum daß er lag.
Er träumte schwer, von Paul und Audrey, die nach England gingen. Und von Kim, sie lief, aber er wußte nicht wohin und konnte sie nicht einholen.
Er wurde wach, weil etwas prüfend in seine Seite stieß. Reflexartig fuhr er hoch und griff zu. Die Pferde wieherten hell. Er hatte den Stiel einer Schaufel in der Hand und sah sich zwei erschrockenen Männern gegenüber. Sie waren offensichtlich wegen der Pferde hier, denn sie trugen Futtersäcke und Führstricke.
"Bist Du okay?" fragte der Ältere ihn mit schwerem spanischen Akzent.
Er nickte verwirrt.
"Wir haben Dich gerufen. Du hast nicht reagiert. Wir dachten, vielleicht bist du tot?"
"Nein, danke ich bin okay. Ich wollte nur ein bißchen schlafen. Ich gehe schon." Er ließ die Schaufel ins Heu fallen.
"Wie ist Dein Name?" sagte nun der Jüngere, ebenfalls ein Latino.
"Pete... Pete Wallace."
"Du siehst nicht aus wie ein Tramp, Pete..."
Da hatte der Junge recht! Er überlegte fieberhaft eine halbwegs glaubwürdige Geschichte. "Ich bin Kriegsveteran. Hab fürs Vaterland im Irak meinen Kopf hingehalten. Ich hab Sachen gesehen, kann ich euch sagen... Als ich wieder zuhaus war, war nichts mehr wie vorher. Ich bin nicht mehr klargekommen. Da hab ich mir gesagt, ich nehm 'ne Auszeit! Ich zieh 'n bißchen rum, jobbe hier und da und dann schreib ich vielleicht 'n Buch und bin reich..." Er lachte.
Die Latinos stimmten ein. "Suchst Du einen Job?"
"Ich werd mal sehen, daß ich hier in L.A. was kriege.", log er.
Die Männer sahen ihn mitleidig an. "Du bist nicht mehr in L.A." "Wir sind in Salem, Oregon."
"Was?" Wie zum Teufel konnte das sein? Er konnte doch unmöglich eine so lange Zugfahrt verschlafen haben.
"Wir spielen hier für die nächste Woche. Wenn Du willst, kannst Du bei uns arbeiten", sagte der Jüngere "Ich rede mit dem Stallmeister. Wir können immer Hilfe brauchen."
Jack sah ihn prüfend an. Warum war der Junge so hilfsbereit? Er kannte ihn doch gar nicht. Im Grunde saß er illegal in diesem Wagen und die Männer hätten die Polizei rufen können.
Der junge Mann schien seine Gedanken zu erraten. "Mein Bruder ist auch im Irak. Bringt ihm vielleicht Glück, wenn ich 'nem Veteranen helfe. Ich heiße übrigens Manolo. Das ist mein Freund Paco."
Sie streckten ihm die Hand zum Gruß entgegen. Er nickte ihnen lächelnd zu und schlug ein.

Drei Monate später stand er im Zeltgang vor der Manege und wartete auf seinen Auftritt.
Er hatte sich schnell hochgearbeitet im Circus Smirkus. Anfangs war er Mädchen für alles gewesen, hatte verladen, auf- und abgebaut, Ställe ausgemistet und Karten abgerissen. Der Stallmeister hatte allerdings schnell mitgekriegt, daß er gut mit Pferden konnte. Also hatte er ihn gefragt, ob er reiten könne.
Als Jack das bejahte, hatte er ihn vorreiten lassen.
Seine Darbietung war erfolgreich, denn er durfte sie gleich darauf vor dem Direktor wiederholen. Dieser hatte sich danach mit ihm zusammengesetzt und eine neue Nummer entwickelt. Etwas "westernmäßiges". Erst ein paar Kunststückchen mit dem Pferd und dann, da er "als Veteran ja mit Waffen umgehen konnte", Messerwerfen und Peitsche. Jack hatte kräftig üben müssen, aber er fand die Nummer am Ende richtig gut.
Das Pferd neben ihm schnaubte. Der Vorhang öffnete sich und die Pudel, die vor ihm dran waren, schossen aus der Manege. Er schwang sich in den Sattel und hörte, wie der Direktor ihn ankündigte: "Begrüßen Sie nun, aus den weiten Ebenen der Prairie, einen echten Cowboy: Wild Pete!"
Ein Schenkeldruck und das Pferd machte einen Satz in die Manege. Er galloppierte ein paar mal im Kreis, schwenkte seinen Hut und brüllte "Yehaw!" Routiniert spulte er seine Nummer ab, als hätte er nie etwas anderes getan. Besonders die Kinder liebten "Wild Pete". Sie jubelten ihm zu, egal ob er auf dem Pferd herumturnte, eine Schaufensterpuppe mit einer Bullenpeitsche bis auf die Unterhose auszog, oder die Frau des Seiltänzers mit Messern bewarf. Nur am Ende seines Auftritts hielten sie den Atem an. Da knallte nämlich unvermittelt ein Schuß durchs Zelt. Jack ließ sich in die Sägespäne fallen und blieb reglos liegen. Ein Mädchen schrie erschrocken auf. Das Licht wurde gedimmt, das Orchester stimmte "Spiel mir das Lied vom Tod" an. Das Pferd kam heran, stupste ihn mit dem Kopf an. Er rührte sich nicht. Es stupste ihn noch einmal, dann legte es sich ausgestreckt neben ihn. Jack griff den Sattelknauf, zog sich heran und klammerte sich fest. Als das Pferd wieder aufstand, zog es ihn in den Sattel. Langsam trottete es rund um die Manege, während er im Sattel hing und immer noch den Verletzten mimte. Dann ging das Licht wieder an, Tusch, er richtete sich auf und ließ das Pferd steigen. Es machte ein paar Sprünge auf den Hinterbeinen, während er zum Abschluß noch mal den Hut schwenkte und dann unter Jubel mit dem Pferd hinausdonnerte.
Im Zeltgang klopfte er das Tier lobend, sprang ab und führte es ins Stallzelt, wo er es absattelte, trocken rieb und fütterte. Er ließ es sich nie nehmen, das selbst zu erledigen.
Als er aus dem Stallzelt kam, mußte er sich beeilen, um nicht die finale Parade in der Manege zu verpassen.

Nach Ende der Vorstellung saß Jack mit seinen Kollegen noch auf ein Bier zusammen. Er war allgemein beliebt, denn er galt als zuverlässig und war sich für keine Arbeit zu schade. Nie trank er mehr als eine Flasche, dann ging er in seinen Wagen. "Unser Pete ist ein Mann mit Prinzipien" witzelten die Zirkusleute "Das lernt man wohl bei der Armee."
Jack knipste das Licht in dem kleinen Zirkuswagen an und starrte in den großen Garderobenspiegel. War das wirklich noch er, dieser "Wild Pete" mit Kuhfellweste, ledernen Beinschonern und weißem Stetson? Das Haar hatte er seit L.A. wachsen lassen, ebenso ließ er sich seitdem einen Drei-Tage-Bart stehen. Es war, als betrachte er einen Fremden, ein bizarres Gefühl.
Kurz danach lag er auf dem Bett, aber er war weit davon entfernt zu schlafen. Dies war der Moment des Tages, den er am meisten fürchtete: wenn er im Dunkeln allein mit seinen Gedanken war. Denn die gingen immer wieder zurück nach L.A.
Er fingerte unter seinem Kopfkissen ein abgegriffenes, verknicktes Foto hervor. Lange Jahre hatte er es in der Brieftasche getragen. Es zeigte ihn, mit Kimmi auf dem Arm. Teri hatte es damals in Disneyland geschossen. Kim trug Minni-Mouse-Ohren und winkte lachend in die Kamera. Verdammt, er vermißte sie so. Sie war immer "Daddys Girl" gewesen, aber in den letzten Jahren war ihre Beziehung ein Einziges auf und ab. Er trug ihr nicht nach, daß sie so schwierig war, es war der Tod ihrer Mutter, der sie zerfraß - genau wie ihn.
Wie es Kim wohl ging? Er ertrug den Gedanken kaum, daß sie nun auch ihn tot glaubte, aber er versuchte sich einzureden, daß es das Beste für sie sei. So war sie wenigstens sicher vor diesem Mikrokosmos aus Tod und Terror, der ihn in den letzten Jahren umgab, der sein Leben zerstört und ihm auch die erste Frau genommen hatte, für die er seit Teris Tod tiefe Gefühle hegte. Audrey. Natürlich hatte es auch davor Frauen für ihn gegeben, schließlich war er ein Mann, und er hatte sie auch gemocht, besonders Kate. Aber Liebe war es nie gewesen.
Audrey hatte ihm dagegen das Gefühl gegeben, daß wieder ein normales Leben möglich war, eine richtige Beziehung. Seine Finger strichen über das kleine Bild von ihr, das er in eine Ecke des großen Fotos geklebt hatte. Tränen schossen ihm in die Augen, wenn er daran dachte, was er ihr an diesem verfluchten Tag angetan hatte, im OP der CTU, als er eine Wahl treffen mußte, zwischen Paul und dem Chinesen. Er war sich sicher gewesen, Paul über die Zeit zu kriegen. Aber als dann die unerbittliche Null-Linie sein Scheitern dokumentierte, war auch Audrey für ihn verloren gewesen. Ihm war, als blickte er in einen Abgrund, aus dem ihm Hass und Abscheu entgegen schlugen.
Er drückte das Foto an seine Brust und drehte sich zur Wand. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht und versickerten in seinem Kopfkissen, während er ins Dunkel starrte.

Acht Wochen später, gastierte der Circus Smirkus in San Francisco und das Hauptgesprächsthema unter den Zirkusleuten, war die neu engagierte Artistengruppe, die hier zu ihnen stoßen sollte. "Irgendwelche Japsen sind das", knurrte Bob, der Schwertschlucker. "Es sind Chinesen", ereiferte sich Oleg, einer der Clowns "Und ihre Nummer ist wirklich sensationell."
Jack hatte Bauchschmerzen, wenn er an die neuen Kollegen dachte. Mußten es ausgerechnet Chinesen sein? Er wußte, daß deren Regierung immer wieder Agenten ins Land schleuste, die sich in allen möglichen Gruppen verbargen. Gut möglich, daß auch unter den Artisten ein Spitzel war. Aber würden die Chinesen ihn überhaupt noch suchen - oder hatten sie seinen "Tod" geschluckt?
Er hatte lange überlegt, sich vor dem San Francisco Gastspiel vom Zirkus zu trennen. Letztlich hatte er sich aber entschieden, das Risiko einzugehen, zu groß war das Bedürfnis nach dem Stück Normalität, das ihm der Zirkus bot.

Am nächsten Abend traf die chinesische Gruppe ein. Es waren zehn Männer und Frauen, klein und drahtig, mit einem undurchdringlichen Lächeln auf den Lippen. Nicht alle sprachen englisch. Sie bezogen zwei große Wagen und blieben erst einmal unter sich. Am nächsten Tag probten sie den ganzen Vormittag ihre Nummer. Jack ging ihnen aus dem Weg so gut er konnte.
Als er, nach seinem Auftritt in der Abendvorstellung, sein Pferd ins Stallzelt gebracht hatte und gerade zurück zum Finale wollte, rief ihn jemand aus der Dunkelheit an: "Jack!"
Er drehte sich um, sah sich einem der chinesischen Artisten gegeüber und realisierte sofort seinen Fehler. Der Chinese lächelte ihn an. "Ich habe mir gleich gedacht, daß Sie es sind, Mr. Bauer."
Jack beschloß, sich unwissend zu stellen. "Sie müssen mich verwechseln. Ich heiße Wallace, Pete Wallace. Ich wollte nur sehen, wer sich hier bei den Pferden rumtreibt..."
"Ersparen sie uns daß, Mr. Bauer", warf der Chinese unwillig ein. "Ich schlage vor, Sie begleiten mich unauffällig zu meinem Wagen. Dort können wir auf meinen Verbindungsoffizier warten."
Aber Jack dachte nicht im Traum daran, dem Mann wie ein Lamm zu folgen. So leid es ihm tat, der Chinese hatte zuviel gesehen. Er würde nicht freiwillig nach China gehen. Und er würde auch nicht zulassen, daß gegen seine Freunde ermittelt wurde, weil herauskam, daß sie seinen Tod getürkt hatten. Blitzschnell ergriff er einen der Führstricke, schlang ihn um den Hals des Chinesen und zog zu. Sein Gegner wand sich, versuchte ihn abzuschütteln, vergeblich. Verzweifelt kämpfte der kleine Mann um sein Leben. Die Pferde rissen nervös an ihren Stricken.
Schließlich bekam der Chinese eine Forke zu fassen und stieß damit in seiner Not blindlings nach hinten. Eine der Spitzen traf Jack seitlich im Bauch. Er gab einen erstickten Schmerzenslaut von sich. Der Chinese spürte, daß er ihn erwischt hatte und setzte alle verbliebene Kraft in die Forke.
Jack fürchtete, vor Schmerz das Bewußtsein zu verlieren, als die eiserne Spitze immer tiefer in seinen Körper stieß. Aber er wußte, wenn er jetzt nachließ, war alles aus. Also konzentrierte er sich ganz auf den Strick, zog ihn unerbittlich immer noch etwas enger. Mit Erfolg, der Chinese sackte schließlich röchelnd zusammen. Jack hielt den Strick noch einen Moment lang fest, dann ließ er los und taumelte erschöpft ins Stroh. Zitternd blieb er, an die Zeltwand gelehnt, sitzen. Das Bild vor seinen Augen verschwamm.
"Pete!", hörte er plötzlich eine Stimme "Was ist denn passiert, Pete?"
Mühsam öffnete er die Augen und erkannte Manolo.
"Ich habe Dich gesucht, Mann. Das Finale..." Der Latino hatte Tränen in den Augen. "Halt durch, okay? Ich rufe den Notarzt."
Jacks Hand schloß sich um seinen Arm. "Nein! Kein Arzt."
"Aber sieh Dich an, Mann. Du wirst sterben, ohne Arzt."
Jack besah sich die Wunde genauer. Der Chinese hatte die verdammte Forke so tief hineingestoßen, daß die Spitze an seinem Rücken wieder austrat. Aber sie stak ziemlich weit links außen, etwa auf Nabelhöhe, so daß wenigstens die großen Organe nicht verletzt sein konnten. "So schlimm ist es nicht. Zieh sie raus und bring mich in meinen Wagen, ja?"
"Was redest Du da?" Manolo wirkte verstört.
Er sah ihn eindringlich an. "Manolo, bitte! Zieh sie raus. Dieser Mann war sehr gefährlich. Er wollte mich töten. Und er war eine Gefahr für meine Familie und meine Freunde. Aber ich kann nicht ins Krankenhaus oder zur Polizei, denn er hat sehr mächtige Freunde." Er konnte ihm nicht die ganze Wahrheit sagen, das wäre ein unnötiges Risiko für sie beide.
Manolo starrte ihn an. "Oh Gott, Du meinst er ist von den Triaden?" Jack schwieg, was der Latino als Bestätigung auffaßte. Er nickte. "Okay, ich zieh sie raus. Ich laß Dich nicht im Stich, Pete!" Er hockte sich neben ihn, legte eine Hand auf seinen Bauch, direkt neben die Wunde, umfaßte mit der anderen Hand die Forke und zog. Obwohl Manolo so behutsam wie möglich war, stöhnte Jack wie ein verwundetes Tier auf, dann kippte sein Blick weg und er verlor das Bewußtsein.

Als er wieder zu sich kam, lag er in seinem Wagen auf dem Bett. Manolo hatte seine blutverschmierten Sachen ausgezogen und ihm einen Verband angelegt. Jack hatte immer noch quälende Schmerzen, so daß ihm kurz der Gedanke kam, daß doch der Darm verletzt sein könnte. Das wäre ohne Operation sein sicherer Tod. Sofort schob er diese Möglichkeit wieder von sich. Er glaubte wirklich, daß die Spitze, ohne Unheil anzurichten, zwischen den Darmschlingen hindurch geglitten war. Sowas kam öfter vor, als man dachte.
Manolo bemerkte, daß er aufgewacht war und beugte sich über ihn. "Hör zu, Pete. Ob Du es willst oder nicht, Du brauchst ärztliche Hilfe. Selbst wenn Du keine inneren Verletzungen hast, tötet Dich sonst die Infektion. Es gibt hier in der Stadt ein Kloster, die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Leiden Christi, die betreiben ein kleines Hospital. Unsere Illegalen lassen sich da behandeln, wenn wir in der Stadt sind, weil die Schwestern jeden aufnehmen und keine Fragen stellen. Da bring ich Dich hin, spar Dir jegliche Widerrede."
Jack nickte schwach. "Okay."
Manolo packte eine Tasche für ihn. "Wegen dem Chinesen, mach Dir keine Sorgen. Der hatte in der Zwischenzeit ein Date mit den Tigern." Er grinste. "Ist wohl zu nah am Tigerkäfig vorbei gegangen. Vor morgen früh, wird man ihn kaum finden und dann ist wohl nicht mehr viel von ihm übrig." Er kam zu Jack und half ihm in ein frisches Hemd. "Komm jetzt, Amigo..."
"Die Segeltuchtasche unter meinem Bett... steck sie bitte auch noch in die große Tasche, ja?" Der junge Mann nickte und tat, worum er gebeten worden war.
Bevor er aufstand, griff Jack unters Kopfkissen und ließ das Foto in seine Brusttasche gleiten. Manolo sah ihn still an. "Ist das Audrey?" fragte er dann unvermittelt. Als er den erschrockenen Blick seines Gegenübers sah, lächelte er beschwichtigend. "Du hast immer wieder ihren Namen gesagt, als Du bewußtlos warst. Ist sie Dein Mädchen?"
Er sah dem Latino fest in die Augen. "Ja!", sagte er aus tiefstem Herzen "Ja, sie ist mein Mädchen!"
Manolo nickte und griff die Tasche. "Wir müssen los..."

Auf der Fahrt ins Hospital, ging es Jack hundsmiserabel. Der Schmerz bohrte in seiner Seite, jede Bodenwelle bereitete ihm zusätzliche Qualen und ihm war entsetzlich übel.
Manolo sah ihn besorgt an. "Geht es noch?" Jack nickte, sein Gesicht glänzte vor Schweiß. "Ich werd dem Boss sagen, daß Du 'nen Anruf von Deiner Familie bekommen hast. Du wirst Vater. Da hab ich Dich gleich nach Deinem Auftritt zum Bahnhof gefahren."
"Glaubst Du, er schluckt das?", fragte Jack schwach.
"Ich glaub, es ist ihm egal..."
Vor ihnen tauchte das Kloster auf. Manolo stellte den Motor ab. Dann stieg er aus und half Jack aus dem Wagen. "Geh einfach zu Pforte und klingle. Die Schwestern werden gut für Dich sorgen, das verspreche ich Dir."
Er nickte Manolo zu. "Danke für alles... mein Freund!"
Der junge Mann reichte ihm die Tasche. "Paß auf Dich auf, Pete!"
Jack sah ihm nach, als er mit dem Wagen in der Nacht verschwand. Wie sollte es jetzt weitergehen? Erstmal mußte er diese Verletzung auskurieren. Die Sache mit dem Chinesen könnte Kreise ziehen. Er mußte hellwach und bei Kräften sein, denn überall konnten böse Überraschungen auf ihn warten. Er würde vorerst nicht lange an einem Ort oder bei einer Gruppe bleiben.
Aber er würde sich Schützenhilfe holen. Er würde Chloe kontaktieren, ihr konnte er bedingungslos vertrauen und sie war richtig clever. Tony wollte er außen vor lassen, er konnte ihm und Michelle ihre zweite Chance nicht versauen.
Verdammt, die Wunde blutete wieder stärker. Er preßte die Hand darauf und wankte Richtung Pforte. Auf sein Klingeln, öffnete sich ein kleines Fenster in der Tür.
"Was kann ich für Sie tun?", fragte eine sanfte weibliche Stimme.
"Ich brauche Hilfe, Schwester..."
Ein Riegel wurde geöffnet, das Knarzen einer Tür in der Nacht, dann hatten die Klostermauern ihn verschluckt. "Wild Pete" Wallace war Geschichte

         
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