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Kein Weg zurück!
by Janina

Jack setzt sich seine Sonnenbrille auf, wirft einen letzten Blick zurück und geht in den Sonnenunter-gang. Noch weiß er nicht, wohin ihn sein Weg führen oder was alles passieren wird. Aber das kümmert ihn im Moment auch nicht. Er ist erst mal froh am Leben zu sein, und dass er ein neues beginnen kann. Ein paar Stunden später sitzt Jack in einem schäbigen Motel Zimmer. Vorher hatte er sich noch einen neuen Pass besorgt. Laut diesem ist er, zumindest für die nächste Zeit, Jonathan Abernathy. Bezahlt hat er natürlich nicht dafür, er hat da so seine eigenen Methoden. In den kommen-den Tagen verlässt er nur kurz das Zimmer, um sich etwas zu essen zu holen und die Miete zu zahlen. Am dritten Tag packt er am Morgen seine wenigen Habseligkeiten zusammen und verlässt das Motel. Heute findet „seine“ Beerdigung statt. Jack geht mit gemischten Gefühlen zum Friedhof. Einerseits ist es sehr gefährlich dort aufzutauchen, aber er wird sich schon vorsehen. Andererseits möchte er gern Kim und Audrey noch ein letztes Mal sehen, bevor er den Staat verlässt, wenn auch nur aus der Ferne.

Jack hat schnell ein Platz gefunden, wo er alles gut im Blick hat, selbst aber nicht entdeckt werden kann. „Sein“ Sarg ist über und über mit Blumen geschmückt. Daneben stehen weitere Gestecke und auch ein Foto von ihm. Er fragte sich, ob der Sarg leer ist oder ob Tony und Michelle eine „Alibi-Leiche“ gefunden haben. Nach und nach trudeln die Gäste ein. Palmer und Novick treffen als erste ein. Nach ihnen erscheinen Curtis Manning, Edgar Styles und Bill Buchanan sowie weitere Freunde. Chloe kommt zusammen mit Michelle und Tony. Etwas später trifft Audrey am Arm ihres Vaters ein. Selbst aus dieser Entfernung und obwohl sie eine Sonnenbrille trägt, kann Jack erkennen, dass Audreys sehr viel geweint hat. Als letzte erscheint Kim. Sie wird von Christopfer Henderson und dessen Frau gestützt. Hinter ihnen geht Chase, der eine Kinderkarre mit einem kleinen Mädchen schiebt. Es bricht Jack das Herz, seine Tochter so zu sehen. Aber ihm ist natürlich klar, dass es so sicherer für sie ist. Er hat Kim immer beschützt und er wird jetzt damit nicht aufhören. Nachdem sich alle gesetzt haben, beginnt der Pfarrer mit der Beerdigung. Als der Sarg in die Erde gelassen wird, verschwindet Jack und macht sich auf dem Weg zum Busbahnhof. Die nächsten Monate verbringt er damit, quer durch die USA zu reisen. Um nicht aufzufallen, bleibt er an keinem Ort sehr lange. Ein paar Wochen hält er sich auch in Kanada auf. Zwischendurch wechselt er zweimal die Identität und versucht auch sein Aussehen anzupassen. Die nötigen Papiere besorgt er sich immer ohne Probleme auf dem Schwarzmarkt. Muss er keinen Ausweis vorlegen, nennt er immer einen anderen Namen. Ein einziges Mal hat er Kontakt zu Tony aufgenommen. Das Telefonat war sehr kurz, Tony versicherte ihm, dass alles in Ordnung ist. Außerdem erzählte er Jack kurz davon, dass Michelle und er eine eigene Sicherheitsfirma gründen werden.

Zurzeit hält sich Jack in Houston auf. Er sitzt auf einer Bank und isst einen Hamburger mit Pommes. Seinen Kopf hält er dabei möglichst gesenkt. Als er die Essensverpackung in den Müll wirft, fällt sein Blick zufällig auf die andere Straßenseite und er erstarrt. Denn dort befinden sich Audrey und James Heller. Und Audrey schaut ihn an. Rasch dreht er sich zur Seite und geht davon. Nachdem er um eine Ecke verschwunden ist, bleibt er stehen und prüft, ob sie oder jemand anderes ihm nachgegangen ist. Dies ist zum Glück nicht der Fall. Er beobachtet wie Audrey, die ihm mit ihrem Blick gefolgt ist, den Kopf schüttelt und sich dann ihrem Vater zuwendet. Jack kann seinen Blick nicht von ihr lösen. Es scheint, als sei sie noch dünner geworden, ihr Gesicht ist ausdruckslos und ihr aufgestecktes Haar sieht glanzlos aus. Als Heller und Audrey das Gebäude betreten, wendet sich auch endlich Jack ab und geht davon. Zurück im Motel packt er sofort seine Sachen. Er ist wütend auf sich selbst, denn er ist nachlässig geworden und jetzt wäre es beinahe schiefgegangen. Für die nächste Zeit muss er die Öffentlichkeit so gut es geht meiden und untertauchen. Dies gelingt ihm die nächsten Monate auch. Er bleibt immer nur ein paar Tage an einem Ort, längstens für ein, zwei Wochen um ein wenig Geld zu verdienen. Als er in Chicago einen gut bezahlten Job findet, bei dem keiner zu viele Fragen stellt, beschließt Jack es zu riskieren und länger zu bleiben.

Als Dean Taylor ist Jack nun seit 10 Tagen in Chicago. Nach seinem Feierabend geht er noch in eine Shopping-Mall. Da dort bekanntlich viele Leute unterwegs sind, wird er nicht so auffallen. Es ist Zeit für einen Anruf bei Chloe. Beim Starbucks holt er sich einen Mocha Frappuccino und setzt sich an einen Tisch im hinteren Bereich. Obwohl das Cafe gut besucht ist, hat er dort ein Plätzchen gefunden, deren Nachbartische unbesetzt sind. Er holt sein Handy aus der Tasche, schaltet es ein und wählt Chloes Nummer. „O’Brian.“ „Gibt es irgendetwas Neues?“ „Nein, es ist alles ruhig. Geht es dir gut?“ „Mehr oder weniger.“ In dem Moment hört Jack Schreie. Er hebt den Kopf und sieht Menschen wegrennen. „Ich muss auflegen. Ich melde mich wieder.“ Nachdem er sein Handy ausgeschaltet hat, steht er auf, um nach zusehen was da los ist. Ein paar Shops weiter sieht er wie ein Mann eine Frau als Geisel genommen hat und ihr eine Waffe an den Kopf hält. Jack schaut sich um, aber weit und breit ist keine Security zu sehen. „Dammit.“ Schnell bewegt er sich auf den Ausgang zu, der in der entgegengesetzten Richtung liegt. Nach ein paar Schritten bleibt er stehen. Er schaut nach hinten zu dem Laden, dann zurück nach vorn und geht ein paar Schritte weiter. Er bleibt wieder stehen. „Dammit.“ Er dreht sich um und geht zurück. Direkt vor dem Shop befindet sich eine kleine Fläche mit Bänken und ein paar Pflanzen. Auf diese geht Jack zu, von der Mall-Security ist immer noch nichts zu sehen. Hinter einem Busch geht er in Deckung. Er überlegt wie er nun am besten vorgeht und prüft dann die Lage, die aber weiterhin unverändert ist. Dann holt Jack seine Waffe aus der Tasche und entsichert sie. Er schleicht auf den Shop zu und stürzt durch die Tür. Der Mann hat ihm den Rücken zugewandt. Die Frau hat er vor sich im Arm. Eine andere Frau hinter der Ladentheke ist dabei mechanisch Geld aus der Kasse in eine Plastiktüte zu stopfen, offenbar befindet sie sich in einem Schock zustand. „Lassen Sie die Waffe fallen und drehen Sie sich langsam um.“ Der Mann tat letzteres auch, aber den ersten Befehl ignoriert er. Stattdessen zielt er direkt auf den Kopf seiner Geisel. „Verschwinden Sie, oder ich erschieße die Frau.“ „Sie nehmen sofort die Waffe runter und lassen die Frau gehen, oder Sie bereuen heute Morgen aufgestanden zu sein.“ In der Zwischenzeit war die zweite Frau in den hinteren Bereich des Shops verschwunden. ‚Hoffentlich gibt es dort einen Hinterausgang.’ Dachte Jack. Er wirft einen schnellen Blick nach draußen, aber dort war nichts zu sehen. ‚Wo bleibt denn die Security so lange?’ Was Jack nicht wissen konnte, es gibt in dieser Mall keine Security die direkt vor Ort ist. Aus Kostengründen, wird diese von einem Service überwacht, der seinen Standort in einem anderen Stadtteil hat. „Ich habe heute wirklich einen schlechten Tag. Wenn Sie am Leben bleiben wollen, dann lassen Sie sofort die Waffe fallen und treten von der Frau weg.“ „Sie bluffen doch nur. Sie werden nicht schießen.“ Jack hob seine Pistole ein Stückchen höher. Er zielt nun direkt auf den Kopf des Mannes und sagt: „Ich an Ihrer Stelle, würde es nicht darauf ankommen lassen. Sie haben fünf Sekunden.“ Die Frau schluchzte auf, ihr Gesicht ist bereits tränenüberströmt. Sie fleht ihn an: „Bitte tun Sie was er sagt. Ich möchte nicht sterben.“ Der Mann schaut von der Frau zu Jack, dann wieder zurück und denkt nach. Plötzlich richtet er seine Waffe auf ihn und drückt ab. Darauf hat Jack nur gewartet. Er macht einen Ausfallschritt zur Seite und feuert seinerseits auf den Mann. Dieser wird in die Schulter getroffen. Zum Glück hat die Frau trotz ihres Zustandes geistes-gegenwärtig reagiert. Als der Mann geschossen hat, hat sie sich aus dessen Griff befreit und ist ebenfalls im hinteren Teil des Shops verschwunden. Jack steckt seine Waffe in den Hosenbund und geht auf den Mann zu, der jetzt am Boden liegt, eine Hand an seiner Schulter. Mit seinem Fuß tritt Jack die Waffe außer Reichweite. Er prüft kurz die Verletzung. „Glatter Durchschuss. Heute ist ihr Glückstag. Ich hätte Sie eigentlich erschießen sollen.“ Dann schaut er sich kurz um, nimmt einen Schal aus einem Regal und bindet dem Mann die Hände hinter dem Rücken zusammen. Jack packt die Waffe wieder in seine Tasche, setzt sich die Kapuze auf und verlässt mit gesenktem Kopf den Laden. Draußen ist immer noch weit und breit keiner zu sehen. Aus der Ferne hört er eine Polizeisirene. Er kann sich ungesehen davon machen und trifft wenig später in seinem Zimmer ein, das er gemietet hat. Unterwegs hat er sich noch etwas zu essen geholt. Nach dem er alles verspeist hat, ruft er wieder Chloe an, da er weder Radio noch Fernseher hat. „O’Brian.“ „Chloe, du musst unbedingt etwas überprüfen.” „Was denn?“ „Check alle Polizeiberichte nach einer Geiselnahme in der Pershing Mall. Ganz besonders ob irgendeine Beschreibung auf mich passt.“ „Du hast doch nicht etwa...!“ Sagt Chloe entsetzt. „Natürlich nicht. Hast du schon etwas?“ „Einen Moment. So schnell geht es nicht.“ Jack hört, wie Chloes Hände über ihre Tastatur fliegen. Dann hört er eine männliche Stimme. Chloe spricht kurz mit ihm. „Wer war das?“ „Das war nur Spenser Wolff.“ „Wer ist das denn?“ „Niemand.“ „Hat er etwas gemerkt?“ „Natürlich nicht.“ Es folgt eine kleine Pause, dann sagt Chloe: „So, jetzt habe ich es.“ Eine kurze Pause, in der Jack sie murmeln hört. „Direkt eine Beschreibung von dir gibt es nicht. Aber zwei Frauen erzählen von einem Mann, der den Geiselnehmer überwältigt hat, indem er ihn angeschossen hat. Sie würden sich aber nicht genau an sein Gesicht erinnern. Ach Jack. Zum Glück, stehen die beiden Frauen unter Schock. Sonst hättest du echt ein Problem. Musstest du dich unbedingt einmischen?“ „Ich habe versucht mich daraus zu halten. Aber es ging nicht. Danke, Chloe, ich melde mich wieder.“ Er atmet tief durch und stellt sein Telefon aus.

Eines Morgens ist er gerade unterwegs zu der Baustelle auf der er jobbt, als sein Handy klingelt. Es ist Chloe. „Ich hoffe, es ist ein Notfall, Chloe!“ „Sonst würde ich nicht anrufen. Es ist etwas passiert, worüber wir nicht am Telefon reden können.“ „Ist dies eine gesicherte Leitung?“ „Ja, natürlich.“ „Komm nach Chicago, morgen, ruf an, wenn du am Flughafen ein Auto gemietet hast.“ Dann legt Jack auf und schaltet sein Handy aus.

         
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