Zurück
         
Absturz
by Claudia312

Altersfreigabe: ab 12
Spoilerhinweise: Ende Season 4 (logisch, bei der Aufgabenstellung :squint: )
Paarung/vorkommende Charaktere: Jack, Chloe
Kategorie: ??? k.A.
Warnhinweise: am besten liest man es sich mit Betonung selbst vor, dann
wirkt es besser (finde ich)
Zusammenfassung: Jack in Chicago, auf der Schwelle vom alten zum neuen
Leben. Nach einer längeren Krise, in der ihm alles egal war, beschließt er,
sein Leben neu zu ordnen und wieder in die Hand zu nehmen.
Disclaimer: alles just for fun und ohne kommerzielle Hintergedanken :P

-----

„Jack Bauer ist tot – das waren so ziemlich die letzten Worte, mit denen ich mich vor nun 12 Monaten aus meinem alten Leben verabschiedet habe. Anschließend warf ich das Handy weg, setzte meine Sonnenbrille auf und ging nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen...“

Wir sind irgendwo in Chicago. Eine Wohngegend, in die eigentlich niemand freiwillig zieht und in der man nach Sonnenuntergang am besten zu Hause bleibt. Eine Wohnung, mindestens genauso trostlos. Kahle Wände, von denen die Farbe bereits abblättert, die Fenster lange nicht geputzt und Möbel Mangelware. Ein 80x80 cm großer Tisch, 2 altersschwache Stühle, Kühlschrank, Herd, Spüle, ein Feldbett und, tatsächlich, ein Kleiderschrank. Das war’s. Das zweite Zimmer ist völlig leer. Am Tisch sitzt ein verwahrlost aussehender Mann, der dringend mal eine Haarwäsche plus –schnitt nötig hätte, und scheint in ein Buch oder ähnliches zu schreiben.

„Liebe Kim, wahrscheinlich wirst du dies hier nie zu lesen bekommen, und doch habe ich beschlossen, in diesem Tagebuch für dich einfach mal alles aufzuschreiben, um dich so an meinem Leben Anteil haben zu lassen. Vielleicht geschieht ja ein Wunder und irgendwann einmal fällt mein Geschreibsel doch in deine Hände.“, halblaut liest er sich selber vor, und manchmal scheint seine Stimme zu zittern. „Ob du mir dann aber auch verzeihen wirst? Glaub mir, es fällt mir unendlich schwer, dich in dem Glauben zurück gelassen zu haben, ich sei tot. Und es tut mir mehr weh, als ich sagen kann, ohne dich weiter zu leben – und das für immer. Aber glaub mir, es ist besser so, wenn du nicht weißt, dass ich noch lebe, auch wenn du es vermutlich nicht verstehen wirst. Überhaupt wissen nur vier Menschen, dass ich nicht tot bin – und dabei soll es auch bleiben!“ Seufzend reckt er sich und nimmt einen Schluck aus der neben ihm stehenden Wasserflasche. „Seine Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen, ist gar nicht so einfach – aber weiter.“

Jack erlebt in Gedanken noch einmal die Ereignisse des letzten Jahres: Wohin sollte er gehen? Er wusste es nicht. Eigentlich war er auch viel zu müde und erschlagen, um wirklich klare Pläne machen zu können. Er wusste nur eins, er musste schnellstmöglich aus LA weg. So schleppte er sich mehr oder weniger automatisch voran, bis er nach etwa 3 Stunden Fußmarsch eine halbzerfallene Hütte entdeckte, in die er sich erstmal verkriechen und sein ganzes Elend rausheulen konnte. Er dachte an Kim, an Terry, an all das, was er zurückließ und nie wieder sehen und erleben würde. Und er dachte auch an Verrat und Enttäuschung. Jack war so verzweifelt, wie ihn vermutlich noch nie ein Mensch gesehen hatte (und auch jetzt sah ihn ja keiner, er war völlig allein mit seinem Schmerz), er konnte gar nicht mehr aufhören zu schluchzen und weinte sich regelrecht wortwörtlich in den Schlaf. – Bei dem Gedanken daran, ist es ihm fast peinlich. Er, der sonst so starke Mann, heulte wie ein Kind, gut das das niemand gesehen hat. –

Die Erschöpfung war so groß, dass er bis zum späten Abend durchschlief und sich erst im Schutze der Dunkelheit wieder auf den Weg machte. Wohin wusste er allerdings immer noch nicht. Wieso er dann grad nach Chicago gegangen war, das konnte er heute noch nicht erklären. Genau genommen wusste er nicht einmal, wie er hierher gekommen war. Sein Erinnerungsvermögen hatte an der Stelle einen ziemlichen Aussetzer. Er konnte nur sagen: „und plötzlich war ich hier.“ „Chicago - scheußlich, eine furchtbare Stadt, aber schön groß und anonym. Optimal, um sich eine neue Existenz aufzubauen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen.“, Jack steht auf und schaltet das Licht an, denn draußen wird’s langsam dämmrig. Die nackte Glühbirne an der Decke lässt das Loch, das er „Wohnung“ nannte auch nicht schöner erscheinen. Seufzend sieht Jack sich um. So einfach war das gar nicht mit der neuen Existenz. Er hieß jetzt Tom Smith, aber an den Namen konnte er sich einfach nicht gewöhnen. Dafür musste er sich immer heftig zusammenreißen, damit er nicht reagierte, wenn jemand „Jack“ rief. Eigentlich hatte er das doch schon hundertmal gemacht, Undercoverarbeit gehörte zu seinem Job – doch irgendwie wollte es diesmal nicht gelingen. Vielleicht weil es für immer ist und nicht nur ein Auftrag?

Sinnend steht Jack am Fenster, sieht hinaus auf den Hof und nimmt doch nichts von seiner Umwelt wahr. „Oh Kim, du fehlst mir! Hier ist alles so trostlos ohne dich.“ Zwar bekommt er durch Chloe regelmäßig Berichte über seine Tochter, doch das ist nur ein sehr unzureichender Ersatz. Trotzdem huscht kurz ein kleines Lächeln über sein Gesicht, denn ihm wird bewusst, dass Chloe sich in den nächsten Tagen wieder melden wird und dann gibt es endlich Neuigkeiten von zu Hause!

Bei dem Gedanken setzt Jack sich wieder an den Tisch und beginnt erneut zu schreiben. „… Nun sitze ich hier in diesem Loch von Wohnung und frage mich, wie das alles weitergehen soll. Einen richtigen Job habe ich auch noch nicht gefunden – wie denn auch, ich habe ja nichts gelernt, was fürs Alltagsleben taugt! So friste ich mein Dasein mit Gelegenheitsjobs (hier mal als Packer, da mal als Tellerwäscher, und so was). Und ja, ich glaube, ich trinke ab und an zu viel. Auf mein Äußeres habe ich auch schon lange keinen Wert mehr gelegt.

Doch damit ist jetzt SCHLUß! Von heute an nehme ich mein Leben wieder in die Hand! Auch wenn du nicht dabei sein kannst, sollst du wieder stolz auf deinen Dad sein können. Gleich morgen gehe ich erstmal zum Friseur und dann werde ich Chicago verlassen. Vielleicht gehe ich auf die Ölfelder, dort werden immer Leute gesucht, auch ohne Vorkenntnisse. Und wer weiß, vielleicht gründe ich eines Tages auch wieder eine Familie. Obwohl, vorstellen kann ich mir das eigentlich nicht– eine zweite Familie? neben dir? Unmöglich!

Ich liebe dich!

Dein Dad“

Seufzend legt Jack den Stift weg, trinkt noch einen Schluck aus der Wasserflasche und lächelt wieder leise vor sich hin. Ja, endlich hatte er die Kurve gekriegt, sein Leben würde wieder aufwärts gehen und endlich in normalen Bahnen laufen. „Brr, brr, brr,…“ sein Handy beginnt zu klingeln. „Hallo?“ „Jack, ich bin’s, Chloe.“ „Chloe, wie schön. Wie geht’s Kim, erzähl…“ „Jack, wir müssen uns sehen“, unterbricht Chloe ihn. „Ich bin auf dem Weg nach Chicago. Morgen früh bin ich da. Sag mir eine Adresse, wo ich hinkommen soll!“ „Chloe, was ist los?“ „Nicht am Telefon Jack! Wo treffen wir uns?“ „Hm, warte, ich überlege. - Im Norden der Stadt gibt es ein Industriegebiet, dort können wir uns treffen. Ruf mich an, wenn du es erreichst, dann sag ich dir, wo ich bin.“ „Ok, Jack, bis dann. – Sei vorsichtig.“ „Chloe, was ist los? Chloe?“, doch Chloe hat schon aufgelegt. Leicht genervt schaut Jack auf das Handy in seiner Hand. „Typisch Chloe, was soll das denn nun wieder?“ Eine ganze Weile bleibt Jack so sitzen, seine Gedanken springen von hier nach da und dort und landen schlussendlich immer bei Kim. Er macht sich Sorgen. Was ist passiert?

Inzwischen ist es draußen ganz dunkel geworden. Schließlich steht er auf, nimmt seine Jacke vom Nagel (zu einem Garderobenhaken hat es bisher nicht gereicht) und verlässt die Wohnung. Wenn schon untätig warten, was der nächste Tag bringt, dann wenigstens nicht mit leeren Magen. Entgegen seinen guten Vorsätzen für ein neues Leben, würde er den Abend nun doch lieber bei „Joe“ um die Ecke verbringen…

         
Zurück