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Übermut tut selten gut
by Schusy

Zwischen Season 2 und 3
Tony und Michelle kennen sich noch nicht sehr lange und um sich so ein bisschen in ein positives Licht zu stellen, hat er ihr unter anderem auch erzählt, dass er gern Rollschuh fährt. Er konnte ja nicht ahnen, dass Michelle eine begeisterte Rollschuhläuferin ist. Jetzt will sie mit ihm eine Rollschuhbahn besuchen, aber Tony hat keine Ahnung vom Rollschuhlaufen. Darum versucht er alles, um kneifen zu können. Gelingt ihm das, versucht er es schnell noch zu lernen, oder muss er ihr gestehen geschwindelt zu haben?

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Tony fühlte sich miserabel und so sah er aus. Unrasiert, die Haare total verstrubbelt und nur mit einer lässigen Jogginghose bekleidet, lümmelte er, mit sich und der Welt unzufrieden, auf der Couch herum. Einer plötzlichen Eingebung folgend sprang er auf, schaltete den Fernseher aus und ging barfuß in die Küche. Vielleicht würde ein Kaffee seine Nervosität etwas dämpfen, was er jedoch stark bezweifelte, aber alles war besser als vor sich hinzubrüten. Er schenke sich eine Tasse voll, legte sich noch zwei Waffel auf einen Teller und balancierte Beides, in Gedanken versunken, zurück ins Wohnzimmer. Wie sollte er aus diesem Schlammassel, den er sich wohlgemerkt selbst eingebrockt hatte, nur einigermaßen heil herauskommen, ohne sich vor seiner angebeteten Michelle bis auf die Knochen zu blamieren. Michelle, dieses traumhafte Wesen, das so ganz und gar seinen geheimsten Sehnsüchten entsprach, schien zu seinem Entsetzen auch noch in allem perfekt zu sein. Okay, in fast allem, denn kochen konnte sie nicht. Tony musste feixen, aber ihre Reaktion, als er ihr erklärte, dass er für sein Leben gern kochte, vor allem auch noch ausgefallene Gerichte, war einfach zu köstlich gewesen. In diesem Moment wäre sie wohl am liebsten im Erdboden versunken, aber ihre Verlegenheit hatte so etwas Rührendes an sich gehabt. Aus lauter Übermut und, um sie noch mehr zu beeindrucken, hatte er dann erklärt, der perfekte Rollschuhläufer zu sein. So ein Schwachsinn, wie konnte er nur auf diese dämliche Idee kommen. Er hatte sich aufgeführt wie ein liebestoller Teenager, der mit allen Mitteln versuchte seinem Mädchen zu imponieren – nur war das bei ihm gründlich in die Hose gegangen. Anstatt ihn zu bewundern, hatte sie freudestrahlend verkündet, dass sie dann ja das ideale Paar wären, da sie ebenfalls für ihr Leben gern Rollschuh laufe. Tony hätte sich bei ihren Worten fast an der leckeren Trüffelpastete verschluckt. Er hatte dann krampfhaft versucht, schleunigst das Thema zu wechseln, was zu seinem Erschrecken nicht funktioniert hatte. Michelle hatte ihn aus so glücklichen Augen angeschaut und ihm vorgeschwärmt, wie schön es wäre, wenn sie Beide, Hand in Hand, dahingleiten würden, dass er gar nicht anders gekonnt hatte, als ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Ohne groß darüber nachzudenken, was er da eigentlich sagte, hatte er ihr einen Ausflug auf eine dieser tollen Rollschuhbahnen versprochen.

Erst im Nachhinein war ihm so richtig bewusst geworden, in was er sich da hinein manövriert hatte. Tony seufzte und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. Er, der gewohnt war schwierigste Probleme anzugehen und Lösungen dafür zu finden, verzweifelte fast an einer so simplen Sache, die eigentlich Vergnügen bereiten sollte. Doch wenn er ehrlich war, dann würde er tausendmal lieber stundenlang in seinem Büro vor dem PC sitzen, als sich auch nur für wenige Minuten auf diese rollenden Dinger zu stellen. Schon die Vorstellung allein, trieb ihm den Schweiß aus den Poren. Selbst eine Konfrontation mit Terroristen, oder eine Auseinandersetzung mit Ryan Chappelle, erschien ihm da noch verlockender. Auf diesem Gebiet kannte er sich aus, da wusste er was zu tun war, oder wie er sich wehren konnte, aber all seine Erfahrungen als Leiter der CTU würden ihm bei diesem Problem nicht helfen können. Seit zwei Tagen zermarterte er sich nun schon sein Hirn und er musste schnellstens eine Lösung finden. Sollte er Michelle einfach gestehen, aus reiner Selbstgefälligkeit, ihr ein bisschen was vorgeflunkert zu haben? Ihm wurde ganz heiß bei diesem Gedanken. Er sah im Geiste schon ihr amüsiertes Grinsen vor sich, während er, völlig zerknirscht, vor ihr stand. Nein, so weit durfte es einfach nicht kommen, dass ließ sein männlicher Stolz einfach nicht zu. Es musste eine andere Lösung geben.

Kurz entschlossen stand er auf, holte sich das Telefonbuch und suchte nach diesen gewissen Vergnügungszentren für Lebensmüde. Zu seinem Erstaunen gab es davon mehr als er erwartet hätte. Diese ‘Sportart‘ schien sich ja großer Beliebtheit zu erfreuen. Er studierte die Anschriften und entschied sich für einen Eintrag, der ziemlich genau am anderen Ende von LA, in einem nicht zu bekannten Stadtteil lag. Der Gedanke, dass einige seiner Bekannten etwas von seinem verrückten Einfall mitbekommen könnten, verursachte ihm Magenschmerzen. Tony seufzte ergeben, griff nach dem Telefon und wählte die Nummer. Sofort meldete sich eine freundliche Frauenstimme und fragte ihn nach seinen Wünschen.

„Hallo, Almeida … ich möchte … bieten Sie auch Kurse für Anfänger an?“ fragte er kurz entschlossen.
„Aber sicher doch, Mr. Almeida.“ erwiderte die nette Frau. „Möchten Sie an einem Gemeinschaftskurs teilnehmen oder hätten Sie lieber Privatstunden?“
„Privatstunden.“ antwortete Tony wie aus der Pistole geschossen und musste über sich selbst lachen. Sicher würde die Frau am anderen Ende jetzt sonst was von ihm denken und er begrüßte den Umstand, dass sie ihn in diesem Moment nicht sehen konnte.
„Okay, Privatstunden. Wann möchten Sie beginnen?“ Die Stimme der Frau klang kein bisschen amüsiert, sondern weiterhin freundlich und routiniert. Tony atmete innerlich auf.
„So schnell wir möglich. Wie lange wird es denn dauern … ich meine, wie viele Stunden werden ich den brauchen, bis ich … nun ja, bis ich es halt einigermaßen gut kann?“ Verdammt, wo war seine berühmte Schlagfertigkeit und warum stotterte er hier so hilflos rum? Tony merkte, wie seine Handflächen feucht wurden.
„Ich bin sicher, bei unserem fachkundigen Personal lernen Sie das ruck zuck. Wie wäre es, wenn Sie gleich heute beginnen würden? Tini hätte von 16 – 17 Uhr für Sie Zeit. Wäre Ihnen das Recht?“
„Heute schon?“ Puh … das ging Tony nun doch etwas zu schnell, aber was soll’s. Je eher desto besser. Allerdings behagte ihm die Vorstellung einer Trainerin ganz und gar nicht. „Könnte ich nicht lieber von einem Mann unterrichtet werden?“
Zum ersten Mal hörte Tony die Frau lachen und es klang, als wäre sie über seine Frage ziemlich amüsiert: „Im Prinzip schon, Mr. Almeida. Nur sieht es einfach besser aus, wenn ein Mann und eine Frau miteinander über die Bahn gleiten, als wenn das zwei Männer tun. Im Allgemeinen bevorzugen unsere Kunden darum auch einen Partner des anderen Geschlechts. Aber sie können sich natürlich auch einen Trainer aussuchen. Dann allerdings erst ab morgen, von 15 – 16 Uhr. Wäre ihnen das lieber?“
Tony war bei ihren Worten ganz verlegen geworden. Da hatte er sich mit seiner Frage ja mal wieder total blamiert. Nervös fuhr er sich mit der Hand über sein Kinn.
„Nein, nein – dann doch lieber heute. Von 16 – 17 Uhr sagten Sie?“ vergewisserte er sich noch einmal. Das passte perfekt, denn gegen 19 Uhr erwartete er Michelle. Die Vorbereitungen für das Essen hatte er schon erledigt, so dass er die Pfanne nur noch in Röhre schieben musste.
„Ganz richtig. Dann schreibe ich sie für heute ein und wünsche Ihnen viel Spaß bei uns, Mr. Almeida.“
„Danke.“

Völlig geschafft und doch irgendwie erleichtert, beendete Tony das Gespräch und lehnte sich mit einem Seufzer zurück. Na toll, das Abenteuer konnte also beginnen. Ob Michelle wohl je erfahren würde, was er alles auf sich nahm, nur um sich nicht vor ihr zu blamieren? Wider Erwarten musste er bei diesen Gedanken lächeln. Später vielleicht einmal, wenn sie sich länger kennen würden … ja, dann würde er es ihr eventuell sogar beichten. Er schaute auf die Uhr - es war gerade 15:05 Uhr, er hatte also noch etwas Zeit, um sich in einen zivilisiert aussehenden Menschen zu verwandeln. Von neuem Schwung erfüllt stand er auf und begab sich ins Bad. Eine heiße Dusche würde ihm jetzt gut tun.

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Michelle saß mit ihrer Freundin Sandra auf der Terrasse eines kleinen, gemütlichen Cafés und löffelte genüsslich an ihrem Eisbecher. Dieser hatte enorme Ausmaße und war reichlich mit köstlich aussehenden Früchten dekoriert. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen, blauen Himmel und die Menschen schienen es in keiner Weise eilig zu haben. Michelle sah in ihrem roten, raffiniert geschnitten Top und der weißen Jeans einfach hinreißend aus und manch bewundernder Blick aus zahlreichen Männeraugen traf sie. Doch sie schien das alles gar nicht zu bemerken. Angeregt plauderte sie mit ihrer Freundin. Der Wind spielte mit ihren dunklen Locken und als er ihr eine Strähne ins Gesicht wehte, strich sie sich diese mit einer lässigen Bewegung hinter ihr Ohr. Die Beiden hatten einen ausgiebigen Samstageinkaufsbummeltag hinter sich und gönnten sich jetzt etwas Ruhe. Sandra hatte ihr gerade von ihrem neuen Freund erzählt und Michelles Gedanken schweiften unwillkürlich zu Tony. Ein verträumtes Lächeln erschien auf ihrem hübschen Gesicht. Noch hatte ihre Freundin keine Ahnung, dass auch Michelle verliebt war und redete wie ein Wasserfall, doch all diese Worte drangen nicht mehr in Michelle Bewusstsein. Sie war der Zeit bereits um einige Stunden vorausgeeilt und malte sich das Wiedersehen mit ihrem Tony aus. Ihre Beziehung war noch ziemlich frisch, aber Michelle hatte es total erwischt. Hätte man ihr noch vor einigen Monaten gesagt, sie würde sich Hals über Kopf verlieben, dann hätte sie denjenigen wahrscheinlich für verrückt erklärt – aber genau das war ihr passiert. Tony war der Mann ihrer Träume, doch es gab einen Haken bei der Geschichte. Er war ihr Arbeitskollege und es war ziemlich schwierig, ihre aufkeimende Liebe vor den Kollegen zu verheimlichen. Bisher hatten sie das allerdings glänzend gemeistert. Michelle musste schmunzeln, als sie an verschiedene, kleine Begebenheiten dachte, wie sie sich heimlich in abgelegenen Korridoren getroffen hatten, oder sich, von den anderen unbemerkt, verliebte Blicke zuwarfen. Während der Arbeit waren sie Kollegen, was sie jedoch danach taten, ging keinen etwas an. Heute wollte Tony sie mit einem selbst zubereiteten Dinner überraschen. Was er sich dafür wohl ausgedacht haben würde? Michelle zählte schon die Minuten und als ihr Handy plötzlich zu klingeln begann, zuckte sie erschrocken zusammen. Nur allzu oft bedeutete dieser Ton nichts Gutes und bescherte ihr nur Arbeit. Heute wollte sie sich den Tag eigentlich nicht verderben lassen, aber dann siegte doch ihr Pflichtbewusstsein und sie angelte ihr Handy aus ihrer Handtasche.

„Dessler.“ Antwortete sie kurz angebunden, doch schon nach den ersten Worten ihres Gesprächsteilnehmers, entspannte sich ihr eben noch leicht verkniffen wirkendes Gesicht.

„Heute? Okay, ich komme sofort.“ Die Überraschung war ihrer Stimme deutlich anzumerken. Sie schaute kurz auf die Uhr, bedankte sich dann und beendete das Gespräch.

„Tut mir leid, Sandra, aber ich muss weg.“ Sie zögerte kurz, bevor sie weitersprach. Ihr leichtes Erröten entging ihrer Freundin zum Glück. „Ein Notfall auf Arbeit. Bezahlst du bitte mein Eis mit? Du bekommst das Geld in den nächsten Tagen von mir.“ Entschuldigte sie sich für ihre plötzliche Eile.

Michelle wusste, dass Sandra ihr nicht böse sein würde, denn diese kannte das bereits von ihr. Unvorhergesehene Zwischenfälle waren bei Michelles nicht Neues. Sie hörte noch ein ergebenes: „Geht klar, Michelle.“ und schon war sie weg. Ein eigentümliches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie schnell zu ihrem Wagen flitzte.

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Mit ziemlich gemischten Gefühlen, stieg Tony aus dem Wagen und schaute sich das Gebäude mit skeptischen Blicken an. ‘Nadines Rollschuhparadies‘ stand in großen Leuchtbuchstaben an der Front der Fassade. Tony bezweifelte allerdings stark, dass er es als Paradies empfinden würde. Er trug jetzt eine bequeme Jeans, dazu ein dunkelblaues T-Shirt, hatte sich rasiert und die Haare gekämmt. Na denn – auf in den Kampf. Wer den Mut hatte, sich mit den gefährlichsten Subjekten der menschlichen Gesellschaft herumzuschlagen, der würde doch wohl nicht vor ein paar Rollschuhen kapitulieren. Entschlossen und betont forsch betrat er das Gebäude und begab sich zu dem Tresen, mit der jungen, attraktiven Frau dahinter.

„Almeida. Ich habe heute meine erste Übungsstunde bei Ihnen.“ Tony lächelte die junge Frau an und hoffte inständig, dass sie nichts von seiner Unsicherheit bemerken würde.
„Ah, Mr. Almeida – herzlich Willkommen bei uns. Mein Name ist übrigens Cindy.“ Mit diesen Worten reichte sie ihm ein bereits vorbereitetes Formular und einen Stift. „Wenn Sie das bitte zunächst ausfüllen und unterschreiben würden, kann es in wenigen Minuten los gehen.“

Tony nahm das Formular und studierte es flüchtig. Es handelte sich dabei um einen ganz normalen Vertrag und ohne sich groß mit den Einzelheiten aufzuhalten, füllte er ihn aus, unterschrieb ihn und reichte ihn Cindy. Schnell erklärte sie ihm noch den weiteren Ablauf und schickte ihn dann zur Rollschuhausgabe. Tony wurde es immer mulmiger zumute und seine Beine fühlten sich plötzlich wie Pudding an. Er hätte am liebsten kehrt gemacht und sich möglichst unauffällig verdrückt. Doch dann sah er wieder Michelle vor sich und seufzte ergeben. Also holte er sich ein Paar Rollschuhe in seiner Größe und verschwand damit im Umkleideraum. Sehr viel Betrieb schien nicht zu herrschen, denn es standen nur wenige Schuhe in dem Regal an der Wand. Ihm konnte das nur Recht sein. Er holte tief Luft, dann zog er sich die Schuhe aus und stellte diese ordentlich in das Regal. Mit äußerst misstrauischen Blicken begutachtete er anschließend die Rollschuhe in seiner Hand. DAS sollte Spaß machen? Mit diesen Dinger an den Füßen? Tony bezweifelte das stark, dennoch setzte er sich auf eine der Bänke und fuhr in die Rollschuh. Schritt eins wäre also geschafft. Jetzt musste er es nur noch irgendwie schaffen, einigermaßen heil bis zu der Tür mit der Aufschrift: “Zur Rollschuhbahn“ gelangen. Tony stand auf, versuchte seinen ersten Schritt und landete prompt auf seinem Hinterteil. Au, verflixt, dass fing ja gut an. Diese Dinger waren ja noch tückischer als er befürchtet hatte. Sich an einer der Bänke festhaltend, rappelte er sich mühsam wieder auf die Beine. Das war gar nicht so einfach, denn bekanntlich haben Rollschuhe nun mal Räder und diese schienen überall hin zu wollen, nur nicht dahin, wohin er sie gern gehabt hätte. Dennoch schaffte er es und stand dann mit zittrigen Knien, eine Hand dabei abstützend gegen die Wand gedrückt, eine Weile ruhig da, bevor er vorsichtig den nächsten Schritt wagte. Zu Rollen versuchte er lieber gar nicht erst, sondern stakte sich stattdessen wie ein Hahn über den Mist, Schritt für Schritt in Richtung Tür. Dort angekommen, atmete er erleichtert auf, öffnete mit Schwung die Tür, um gleich darauf zu erstarren.

Vor ihm stand, mit einem verschmitzten Lächeln auf ihren Lippen … Michelle.

„Hallo Liebling. Na, bereit für deine erste Übungsstunde?“

Wäre in diesem Moment ein Blitz unmittelbar vor seinen Füßen niedergegangen, Tony wäre sicher nur halb so erschrocken gewesen. Michelles Anblick traf ihn wie ein Schock und er wäre am liebsten vor Scham im Erdboden versunken, aber gleich regten sich wieder seine kriminalistischen Instinkte in ihm.

„Michelle! … Wie … woher weißt du von dieser Sache?“ fragte er sie verwundert.
„Ach Schatz, es war so offensichtlich, dass du gelogen und keine Ahnung vom Rollschuhfahren hattest, dass es für mich ein Leichtes war, eins und eins zusammenzuzählen. Als begeisterte Rollschuhfahrerin, bin ich natürlich genauestens über alle Etablissements dieser Art informiert und da ich dich auch schon etwas kenne, konnte ich mir deine nächsten Schritte ziemlich genau ausrechnen. Entweder würdest du den Mut aufbringen, mir zu sagen, dass du gelogen hattest, oder du würdest versuchen deine fehlenden Fähigkeiten schnellstens zu erlernen. Ich tippte auf das Zweite. Das du dir dazu keinen Club in deiner, oder meiner näheren Umgebung suchen würdest, war ja wohl klar. Also rief ich alle dafür in Frage kommenden Einrichtungen an und da ich für die CTU arbeite, wie du sicher weißt …“ bei diesen Worten zwinkerte sie ihm vergnügt zu, „… war es für mich nicht schwer zu erreichen, dass man mich sofort informiert, falls ein gewisser Tony Almeida sich zu einem Anfängerkurs anmeldet … und voila, da bin ich.“ Strahlte sie ihn an.

Tony war zunächst erst einmal sprachlos. Michelle hatte ihn also von Anfang an durchschaut und sich dabei sicher köstlich amüsiert. So ein bisschen wurmte ihn das natürlich. Dass sie ihm dann aber sogar noch einen Schritt voraus war und ihn damit ziemlich ausgetrickst hatte, lies ihn schmunzeln. Das war eben seine Michelle. Nicht nur bildhübsch, sondern sie hatte eben auch ein unglaublich kluges Köpfchen und eine gehörige Portion Humor. Peinlich war das Ganze für ihn natürlich trotzdem, aber Tony beschloss das Beste daraus zu machen.

„Sorry, Liebling … ich war ein Esel, dass ich versucht habe, dich mit meinen nichtvorhandenen Künsten beeindrucken zu wollen. Dass ich dabei gründlich auf die Nase gefallen bin, geschieht mir ganz recht. Kannst du einem so eitlen Dummkopf verzeihen? Ich verspreche dir, es kommt nie wieder vor.“ Dabei sah er Michelle mit einem so traurigen und um Verzeihung bittenden Blick an, dass sie ihm unmöglich böse sein konnte.
Michelle zwinkerte ihm vergnügt zu und erklärte: „Okay, aber so ein klein bisschen Strafe muss sein. Als Wiedergutmachung für deine Schwindelei, musst du jetzt mit mir als deiner Trainerin vorlieb nehmen.“

Völlig verblüfft starrte Tony Michelle an und erst jetzt bemerkte er, dass auch sie auf Rollschuhen stand.

„Mach den Mund zu Tony, denn falls du gedacht hast, ich lass dich hier mit dieser hübschen, jungen Tini deine Runden drehen, dann muss ich dich leider enttäuschen.“

Bei diesen Worten musste Tony unweigerlich grinsen.

„Eifersüchtig, Schatz?“

Jetzt musste Michelle ebenfalls grinsen. Sie drückte Tony einen Schmatz auf die Wange und erklärte: „Habe ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe, Tony Almeida?“

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, fühlte sie auch schon Tonys Lippen auf den ihren und seine Arme umschlangen ihren Körper. Allerdings wehrte der Kuss nicht lange, denn Tony hatte völlig seine rollbaren Untersätze vergessen. Durch die heftige Bewegung, machten sich seine Füße selbständig und er hätte wohl erneut Bekanntschaft mit Boden gemacht, wenn Michelle ihn nicht geistesgegenwärtig gestützt hätte. Sie schauten sich in die Augen und prusteten Beide gleichzeitig los.

„Das sollten wir wohl noch ein bisschen üben.“ Meinte Michelle und blinzelte ihm vergnügt zu. „Okay, dann lass uns mal mit dem Unterricht beginnen.“

Michelle half Tony sicher auf die Bahn zu kommen, wo sie ihm dann geduldig erklärte, wie er sich auf den Rollschuhen am besten verhielt. Anfangs noch zaghaft und äußerst wackelig auf den Beinen, zogen sie jedoch schon bald, Hand in Hand, vergnügt ihre Kreise. Tony lernte sehr schnell – kein Wunder bei dieser Lehrerin und er musste sich zu seiner Überraschung eingestehen, dass das Ganze durchaus eine Menge Spaß machte.

Eins hatte Tony jedoch dabei noch gelernt. Er würde seine Michelle nie wieder anschwindeln.

         
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