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Schlüsselerlebnis
by Sven 1421

Zwischen Season 2 und 5
Nach einem anstrengenden Arbeitstag bei der CTU kehren Tony und Michelle heim. Wie vertreiben sie sich ihre knappbemessene Freizeit?

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Gewidmet einem hell leuchtenden Sternchen am Münchner Abendhimmel!

[Pre Season 3]

Das Schlüsselbund flog in hohem Bogen durch den langen spärlich beleuchteten Flur, bis es schließlich geräuschvoll an der äußersten Ecke der Ablagefläche des kleinen Garderobenschränkchens zu liegen kam. Eine zarte Frauenhand drückte mühsam einen Schalter neben der leicht geöffneten Haustür, und augenblicklich überflutete grelles weißes Licht den Eingangsbereich.
Michelle Dessler kniff ihre müden Augen mit einem Ruck fest zusammen. Sie verharrte einen Moment, dann setzte sie schlaftrunken ihren Weg fort in Richtung Wohnzimmer. In der Mitte des Flures hob sie kurz ihr rechtes Bein so weit nach hinten in die Höhe, daß sie mit den Fingerspitzen kurzzeitig ihre rechte Ferse berühren konnte, gerade lang genug, um den Riemen ihrer hochhackigen roten Pumps zu lockern und im nächsten Moment den gelockerten Schuh in weitem Bogen in eine Ecke des Flures abzufeuern. Das gleiche Spiel wiederholte sie nur Sekunden später auch mit dem linken Schuh, um dann ihre Odyssee ins halbdunkle Wohnzimmer auf nylonbestrumpften Fußsohlen fortzusetzen. Auch ihr Jacket streifte sie mit einem kurzen Schütteln, das ihren ganzen Körper für einen Moment erzittern ließ, von den verspannten Schultern. Die Wohnzimmertür reagierte mit einem leisen Knarren, als Michelles Hüfte sie versehentlich bei ihrem Eintreten streifte. Das Geräusch schmerzte in ihren durch den langen Schlafentzug überempfindlich gewordenen Ohren.
24 Stunden hatten sie und ihr Tony keinen Schlaf gefunden, da Terroristen während eines mehrtägigen Weight Watcher Kongresses in L.A. mit der Deponierung einer schwerwiegenden Eisbombe gedroht hatten. Nun war die Gefahr für die Massen erst einmal gebannt, und die CTU Angestellten hatten endlich ihren Dienst beenden und nach Hause fahren dürfen.
Normalerweise, nach einem der wenigen normalen Arbeitstage bei der CTU, pflegten Tony und Michelle noch gemeinsam ausgiebig zu duschen und sich dann sich gegenseitig abzutrocknen. Dann schlüpten sie in ihre Nachtkleidung, Tony in seinen bequemen beigen Pyjama und Michelle in ihr halblanges blaues Nachthemdchen mit dem Teddy & den vielen kleinen Sternchen darauf, die Tony so gern vor dem Einschlafen durch Antippen mit der Fingerspitze zu zählen pflegte. Leider verzählte er sich oft dabei und mußte dann wieder ganz von vorn beginnen. Wenn sie an solch normalen Abenden noch nicht müde waren, legten sie - nachdem sie sich in ihrem Bettchen ganz eng aneinander gekuschelt hatten, noch eine DVD ein & sahen sich auf ihrem riesigen Flachbildschirm ein oder zwei Folgen "24 Season 1" an. Und immer wenn Nina Myers in einer Großaufnahme zu sehen war, nahm Michelle dann ihr satinbezogenes Kissen und schlug damit Tony kräftig auf den Kopf. Tony revanchierte sich in gleicher Weise, wannimmer Michelle diesen schmachtenden Blick bekam, nur weil sich Jack sich gerade in einer Szene an-, aus- oder umzog. Wenn er nicht die Fernbedienung auf seinem Nachttisch lagern würde, wäre sie sicher in Versuchung, jeden dieser magischen Momente in Slow Motion laufen zu lassen. Aus den gelegentlichen Kissenattacken entwickelte sich dann im Eifer des Gefechts meist eine herrlich kindische Kissenschlacht zwischen den Beiden, bis sie dann erschöpft und mit einem glücklichen Lächeln eng umschlungen einschliefen ...
Ja, das war immer so wunderschön, doch leider war dieser Abend so ganz und gar kein normaler Abend für die Beiden, zumal es auch schon gar nicht mehr Abend, sondern bereits weit nach Mitternacht war!
Michelle hatte sich inzwischen auf die Ledercouch im Wohnzimmer fallen lassen. Ihr ganzer Körper fühlte sich dabei so schwer an, daß es ihr vorkam als würde sie in dem weichen Leder regelrecht versinken. Sie ließ den Kopf in den Nacken fallen, so daß ihre über die Couchlehne fallenden langen Haare mit den Spitzen den Teppichboden berührten. Ein leises Seufzen entfuhr ihren Lippen.
Tony hatte inzwischen seine schwarzen Halbschuhe akurat im Flur postiert und dann kopschüttelnd mit einem Lächeln auch Michelles Pumps ordentlich daneben aufgereiht. Er war auf leisen Socken ins Wohnzimmer gehuscht und sich vor der Couch geräuschlos auf die Knie sinken lassen. Seine Fingerspitzen berührten vorsichtig die Fußsohlen seiner geliebten Frau. Diese blinzelte kurz zur Seite und raunte dann kaum verständlich:
"Oh Tony, nicht doch! Nicht jetzt! Nicht heute! Ich bin hundemüde! Laß mich doch bitte schlafen! Kannst Du nicht einfach kalt duschen!"
Tony konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen! Er dachte doch gar nicht an soetwas! Er wollte sie doch nur ein wenig massieren, ihre Verspannungen lösen, damit sie glücklich und zufrieden schmerzfrei einschlafen konnte. Und so legte er seinen einen Zeigefinger zärtlich auf ihre Lippen und gab dazu ein:
"Psst, entspann Dich einfach, mein Schatz!"
Dann fuhr er mit beiden Händen intensiv an ihren Fußsohlen auf und ab, knetete anschließend sanft ihre beiden Waden, die unter seinen geschickten Berührungen schnell ihre Verkrampfungen verloren. Wieder entfuhr ihr ein kleiner Seufzer.
Minuten später streichelten Tonys warme Finger vorsichtig ihre noch ganz kalten bleichen Wangenknochen, die kurz darauf in einem zarten Rosa wiedererstrahlten, während im gleichen Atemzug ein zufriedenes entspanntes, ja nahezu seeliges Lächeln in ihrem zuvor so angespannten Gesicht Einzug hielt.
Tonys Lippen hatten sich zwischenzeitlich bereits dem Nacken und den Schulterpartien seines Lieblings gewidmet. Fast nur gehaucht bedeckte er jeden Quadratzentimeter dieses verspannten Territoriums mit kleinen, sanften Küßchen. Und sie spürte - die Augen fest geschlossen, um sich nur dem Gefühl seiner Nähe hinzugeben - wie sich die so arg strapazierten Schultern und der verspannte Nacken bei jeder einzelnen Liebkosung mehr und mehr entspannten.
Tony löste seine Lippen nur hin und wieder kurzzeitig, um mit seiner Hand den Anflug eines Gähnens zu unterdrücken. Auch an ihm war der lange Einsatz nicht spurlos vorüber gegangen. Seine Augenlider versagten nun auch ihm mehr und mehr den Dienst, bis sie ganz geschlossen blieben und sein Kopf langsam auf die Couchlehne neben das Haupt seiner geliebten Michelle sank ...
Stunden später gab im benachbarten Flur das achtlos hingeworfene Schlüsselbund der Schwerkraft nach und fiel von der Ablagefläche der Flurgarderobe laut polternd auf das Laminat. Nahezu gleichzeitig schnellten zwei Köpfe im Wohnzimmer mit weit aufgerissenen Augen in die Höhe, sahen kurz in Richtung Flur, dann lange sich gegenseitig an und lächelten schließlich verschmitzt. Jeder von ihnen ahnte wohl in diesem Moment instinktiv, welch zügellose Phantasien sich da - vorbereitet durch jene entspannende Abendmassage - in die Träume des anderen eingeschlichen hatten. Phantasien, die mit Sicherheit nicht ganz jugendfrei waren, die ihnen aber weder jemand verbieten noch jemals im Leben wieder nehmen konnte.

         
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