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Verlust und Gewinn
by SiriBauer

Verwendete Wettbewerbsvorgaben:

Sven1421
· (zwischen Season 2 und 3)
Jack zieht bei Kate Warner aus. All die Gefühle, die ein solches Beziehungsende mit sich bringt. Die Gründe, die es für die Trennung gibt. Die Gefühle und Gedanken, die Jack und Kate bewegen und vor allem ein herzergreifender Trennungsdialog wären schön!

TonysGirl
· (zwischen Season 3 und 4)
Audrey und ihr Ehemann Paul haben sich gerade getrennt. Sie ist noch ziemlich fertig mit den Nerven, als sie Jack zum ersten Mal trifft. Einige Wochen später gehen sie zum ersten Mal zusammen aus. Wie verläuft ihr Date?

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1. Kapitel: Los Angeles



Jack war muede und wollte nichts anderes als ein paar Stunden Schlaf. Seit er aus Mexiko wieder zurueck war, fuehlte er sich staendig ausgelaugt und krank. Die staendige Befragung erst durch Chapelle, dann durch die mexikanischen Behoerden und schliesslich heute durch den Verteidiger als auch der Anklage im Gericht, haben Jack geschafft und mental mehr gefordert als er zu geben wollte. Diese verdammte Mission! Wieso konnten sie ihn nicht alle in Ruhe lassen? Wieso mussten sie ihn immer und immer wieder die schmerzlichen Ereignisse durchleben lassen? War es nicht genug Strafe, dass er jede Nacht Schweiss gebadet und panisch auf wachte? War es nicht genug das er seit seiner Rueckkehr keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, weil er unter staendiger Beobachtung war, entweder durch seine Kollegen am Arbeitsplatz oder durch Kate, und sich darum keinen Schuss setzten konnte, so dass der Entzug ihn fast in den Wahnsinn trieb? Gott, was wuerde er nur dafuer geben endlich wieder high zu sein, damit er dieser Welt entfliehen konnte. Damit sein Geist wieder Ruhe finden konnte und er zumindest ein paar Stunden schlafen konnte. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal laenger als nur ein paar Stunden geschlafen? Jack wusste es nicht.



Mit einem Seufzer stieg er aus seinem SUV. Es war Zeit sich dem naechsten Kampf zu stellen: Kate. Jack war versucht seine wahren Gefuehle und seine Drogensucht vor ihr zu verheimlichen. Das letzte was Jack wollte war, dass Kate mehr von seinem Job erfuhr als sie ohnehin schon wusste. Allerdings wurde das mit jedem Tag schwieriger. Kate war eine intelligente Frau und es wuerde nicht mehr lange dauern, bis sie ihn in eine Ecke draengte aus der es kein Entkommen gab. Bis jetzt hatte er erfolgreich allen Fragen ausweichen koennen, aber lange war Jack nicht mehr dazu in der Lage. Er hoffte nur instaendig das heute nicht der Tag gekommen war.


Als er das Haus betrat, das er sich mit Kate teilte, wurde er sogleich von dem Duft seines Abendessens empfangen gefolgt von Kate, die aus der Kueche kam. “Hi Jack! Du bist genau im richtigen Moment gekommen. Das Essen ist fertig.” Jack versuchte zu laecheln, war sich aber ziemlich sicher, das ihm das nicht gut gelang. “Sehr gut. Ich zieh mich nur schnell um.” “Ok.” Kate erwiderte sein Laecheln und verschwand wieder in der Kueche.



Als Jack in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer angekommen war, zog er sofort sein Jackett aus und versuchte verzweifelt sich seiner Krawatte zu entledigen. Er hatte das Gefuehl von ihr erwuergt zu werden. Er wurde fast panisch, als sich das bloede Ding nicht sofort von seinem Hals loeste. Seine Atmung wurde schneller und flacher, seine Haende zitterten und er fing an zu schwitzen. Endlich gab das verfluchte Ding nach und gab seinen Hals frei. Jack schmiss die Krawatte mit einem Fluch gegen die Wand und oeffnete, immer noch panisch, die obersten Knoepfe seines Hemdes, damit seinen Lungen wieder genuegend Sauerstoff bekamen. Erschoepft lies er sich auf das Bett fallen und wartete bis sich seine Atmung wieder einigermassen beruhigt hatte. Es war nicht seine erste Panik Attacke gewesen seit er aus Mexiko zurueck war. Die Anfaelle kamen ploetzlich, unerwartet und immer haeufiger. Aber noch nie war ihm das Zuhause passiert, wenn man mal von den Alptraeumen absah. Bis jetzt hatte Jack sie immer verheimlichen koennen. Er fuhr sich mit seinen immer noch zitternden Haende durch die Haare. Wann hoerte dieser Alptraum endlich auf?



“Jack? Das Essen ist fertig kommst du? Sonst wird es kalt.” Jack richtete sich mit einem Stoehnen auf. Schnell zog er seine Hose und Hemd aus um sie in bequeme Shorts und ein T-Shirt einzutauschen.



Kurze Zeit spaeter saß er mit Kate in der Kueche und ass zu Abend. Jack beobachtet Kate. Irgendetwas stimmte nicht. Normalerweise war sie immer gut aufgelegt und machte Witze. Jetzt sass sie nur schweigend da. Jack erwischte sich dabei, wie er die Stille genoss. Etwas, was total untypisch war. Eigentlich haette er sofort gefragt, was los ist. Aber das war vor Mexiko, jetzt war ihm alles egal. Solang man ihn nur in Ruhe liess, damit er seinen Frieden finden konnte, mit Hilfe des einzigen Freundes der die Last auf seinen Schultern von ihm neben konnte. Wenn auch nur fuer eine kurze Zeit.



Kate beobachtete die Gestalt vor ihr die mehr mit dem Essen spielte als das sie es ass. Jack sah schrecklich aus. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, war bleich und hatte dermassen an Gewicht verloren, dass sie Angst hatte er wuerde gleich zusammen klappen. Sie machte sich ernsthaft Sorgen um ihn. Und genau diese Sorge war es, die sie von innen zerstoerte. Seit sie mit Jack zusammen war, lebte sie in staendiger Angst, dass er eines Tages nicht mehr von der Arbeit nach Hause kam. Jeden Tag betete sie das heute nicht der Tag war an dem sie Jack das letzte Mal sehen wuerde. Ihr Sorge war ihrem Vater und einigen ihrer Freunde nicht entgangen. Und alle haben ihr das gleiche geraten: Trenne dich von ihm bevor es zu spaet ist, und du zu Grunde gehst. Am Anfang hatte sie diese Menschen ignoriert, aber mit der Zeit wurde ihr bewusst, dass sie recht hatten. Und eine Stimme in ihrem Inneren war laut geworden, so laut, dass Kate sie nicht mehr ignorieren konnte. Bei dem Gedanken an das was sie vorhat wurde ihr unwohl. Jack hatte schon genug Schmerzen erfahren. Das letzte was er jetzt brauchte war eine Trennung. Kate befuerchtete, dass es ihn voellig zerstoeren koennte. Auf der anderen Seite hoerte sie die Stimme ihres Vaters, der ihr sagte, dass es fuer beide das Beste ist. Sie kann endlich wieder ohne Sorge leben und Jack konnte wieder in der Lage sein, sich voll auf seinen Job zu konzentrieren, ohne Angst zu haben, dass Kate mit ihrem Leben zahlen muesste. Sie kannte die Geschichte um Teris Tod und sie wusste auch das sich Jack dafuer die Schuld gab. Jack wuerde alles tun um Kate vor einem aehnlichen Schicksal zu bewahren und damit legte er die Arbeit hinter sein persoenliches Leben. Am Ende konnte ihm das, das Leben kosten.



Kate raeusperte sich, was dazu fuehrte, dass Jacks Kopf hochschnellte. “Jack ich……wir muessen reden.”



Jack sah sie einen Augenblick an, als versuchte er ihre Gedanken zu lesen. “Ok, worueber willst du mit mir reden.” Ein unsicheres Laecheln huschte ueber sein Gesicht. Es war das gleiche Laecheln was sie so sehr an ihm liebte. Verdammt! Er machte es ihr dadurch wirklich nicht leichter.



“Jack ich….ich weiß nicht wie es dir sagen soll, aber….” Kate stockte. Ihr Hals war wie zu geschnuert. Als sie weiter sprach fuehlte er sich wie Sandpapier an. “Es tut mir Leid Jack, aber…..ich denke, dass unsere Beziehung nicht gut fuer uns beide ist.” Kate hielt die Luft an.



Jack zuckte zusammen als haette sie ihn geschlagen und wurde gleichzeitig noch blasser als sie es je fuer moeglich gehalten hatte.



Jack starrte Kate an. Er hatte das Gefuehl als haette man ihm einen Dolch in seine Eingeweide gestossen. Was hatte sie gesagt? Das kann doch nicht sein. Nein, nicht jetzt! Jack merkte wie sich seine Augen mit Traenen fuellten. Als er sprach war seine Stimme heiser, als haette er Stunden lang geschrieen. “Ich verstehe nicht ganz? Was?….. Wieso? Ich meine, ist es mein Schuld? Habe i…” Kate hatte sich vorgebeugt und Jack ihren Finger auf den Mund gelegt. Sein Anblick brach ihr das Herz. Er sah mit einem Mal wie ein kleiner Junge aus. Ein verzweifelter kleiner Junge, der nicht verstand oder verstehen wollte, was gerade passierte. Am liebsten haette sie ihn in dem Arm genommen und gesagt, dass alles in Ordnung ist. Sie haette alles getan um Jack die Schmerzen zu nehmen die er gerade fuehlte, die sie in seinen Augen und seiner Haltung sehen konnte. Aber das konnte sie nicht. Sie war es, die ihm diese seelischen Qualen bereitete, sie hatte die Worte gesprochen, die ihn mehr verletzten, als alle Waffen dieser Welt. Und sie konnte sie nicht mehr zurueck nehmen. “Es tut mir Leid, Jack, aber es ist das Beste fuer beide von uns. Glaub mir.” “Nein, Kate sag so was nicht. Wie kann eine Trennung das Beste fuer uns sein? Erklaer mir das bitte. Denn ich verstehe das nicht?”, bei den letzten Worten brach Jacks Stimme. Seine Augen suchten flehend Kates. “Du musst mir einfach vertrauen.” Bei diesen Worten stand Kate auf und ging zur Garderobe wo sie, sich ihren Mantel holte und anzog. “Ich werde die naechsten Tage bei meinem Vater bleiben. Die meisten meiner Sachen habe ich schon heute morgen dorthin gebracht. Du kannst hier solange bleiben, bist du ein neues Zuhause gefunden hast. Tu mir nur einen Gefallen: Ruf mich bitte nicht an. Du wuerdest es uns beiden nur unnoetig erschweren.” Bevor sie das Haus verliess, blieb Kate noch einmal an der Haustuer stehen. “Es tut mir Leid, Jack.” Dann ging sie endgueltig aus dem Haus. Sie schaffte es gerade noch bis zu ihrem Auto und ein paar Blocks weit zu fahren, bis sie das Auto am Straßenrand parken musste, weil sie Traenen nicht laenger zurueck halten konnte.



Jack hatte sich nicht geruehrt. Sein ganzer Koerper war wie unter Schock. Das konnte nicht wahr sein! In einem ploetzlichen Wutanfall sprang er auf, und schmiss alles was in seiner Reichweite war durch die Wohnung. Bis er schliesslich kraftlos an einer Wand zusammen brach und die Traenen endgueltig ihren Weg nach draußen fanden.


2. Kapitel: Washington



Audrey betrachtete das halb volle Glas vor ihr. Der wievielte Drink war das jetzt? Sie hatte keine Ahnung. Aber definitiv zu viele um sich noch hinters Steuer zu setzten aber nicht genug um sich vollkommen zu betrinken. Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung. Die Bar war maessig gut besucht. Genau wie bei ihren ersten Besuch hier vor sechs Tagen. Das war der Tag gewesen, an dem Paul und sie beschlossen hatten eine Auszeit von einander zu nehmen. Seit dem war sie jeden Abend hier hergekommen, hatte ein paar Drinks bestellt und hatte dann ein Taxi bestellt, das sie sicher zu Hause absetzte. Sie rieb sich die Schlaefen. Sie hatte die Trennung doch gewollt. Wieso nahm sie die ganze Sache so mit?


Ploetzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie hatte nicht bemerkt wie sich zwei Maenner einer Gestalt in einer abgelegenen Ecke der Bar naeherten. Die drei Maenner hatten sich kurz unterhalten, als dann ploetzlich ein Streit ausbrach, der sich schnell zu einer Bar-Schlaegerei entwickelte.


Sie war gerade dabei die Bar zu verlassen als sie einen Schuss hoerte, dem ein zweiter folgte. Geistes gegenwaertig lies sie sich zu Boden fallen. Kurz darauf waren schon die Sirenen der Polizei zu hoeren die sich naeherten. Im selben Moment wurde es ruhig. Sie hoerte wie sich die Hintertuer mehrmals oeffnete und wider schloss. Anscheinend waren die Maenner geflohen. Audrey beschloss es den Maenner gleich zu tun und das Weite zu suchen. Das letzte was ihr Vater brauchte, war ein Artikel ueber eine Schlaegerei mit moeglicher Teilnahme ihrer Tochter. Zwar stimmte das nicht, aber Audrey arbeitete lang genug fuer ihren Vater um zu wissen, dass die Presse das ganze nicht so genau nahm.


Entschloss aber bewusst vorsichtig, um nicht entdeckt zu werden, ging Audrey auf den Hintereingang zu. Als sie den Ausgang erreicht hatte, sah sie sich noch einmal um, um sicher zu gehen, dass niemand ihre Flucht bemerkte und verliess die Bar.


Der Hintereingang endete in einer schmalen Gasse, die anscheinend als Muellhalde benutzt wurde. Zumindest stank es so. Audrey ruempfte die Nase. Es sah so aus als haette sie die schlimmste Gasse in ganz Washington gefunden. Langsam bewegte sie sich in die Richtung in der sie glaubte, die Hauptstrasse zu finden, als sie ein Stoehnen vernahm. Erschrocken blieb sie stehen. Wer konnte das sein? Ein Obdachloser oder doch ein brutaler Schlaeger und Vergewaltiger. Panik stieg in ihr auf. Was wenn die Schlaeger aus der Bar immer noch hier waren? Ihr erster Gedanke war, diesen Ort so schnell wie moeglich zu verlassen. Aber eine innere Stimme saget ihr hier zu bleiben und der Ursache dieser Geraeusche auf den Grund zu gehen. Langsam bewegte sich Audrey auf die Stelle zu, von der sie glaubet das Stoehnen gehoert zu haben. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und so laut, dass sie glaubte der Herzschlag wuerde sie verraten.


Hinter einer alten Kiste entdeckte Audrey die Ursache der Laute. Dort lag die Gestalt, die in der Bar angegriffen wurde. Sie kruemmte sich offensichtlich in Schmerzen. Audrey betrachtete den Mann genauer. Er hatte blonde Haare, war vielleicht 1.80 gross und schlank. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber irgend etwas sagte ihr, dass er gut aussehend war. Vorsichtig beugte sie sich vor und beruehrte seine Schulter. Der Mann zuckte zusammen und versuchte sich in Audreys Richtung zu drehen, hielt aber in der Bewegung inne. Offensichtlich hatte er große Schmerzen. Audrey zoegerte keinen Augenblick und griff zu ihrem Handy. Der Mann brauchte dringend medizinische Hilfe. Als sie gerade das Telefon zu ihrem Ohr fuehrte, wurde sie von dem Mann unterbrochen “Nicht bitte. Ich brauche keine Hilfe.” Die letzten Worte konnte Audrey kaum verstehen. Denn der Blonde kruemmte sich erneut unter Schmerzen und ein trockener Husten schuettelte ihn. Zu Audreys eigenem Erstaunen, legte sie wieder auf und liess das Handy wieder in ihrer Tasche verschwinden. Wer auch immer der blonde Mann war, er uebte eine Macht auf sie aus, die sie nicht verstand. “Ok, ich werde nicht den Krankenwagen rufen. Aber sie koennen auch nicht hier bleiben.” Audrey ueberlegte einen Augenblick und bevor sie sich es bewusst war, was sie tat, ging sie auf den Mann zu und half ihm sich auf zu richten. “Was tun sie denn?” Sie konnte deutlich die Verwirrung auf dem Gesicht des Fremden sehen. “Ich helfe ihnen.” Audrey laechelte gezwungen. Erst jetzt war ihr die stark blutende Wunde an der linken Seite des Mannes aufgefallen. Der Blonde folgte Audreys Blick. “Eine der Kugeln hat mich erwischt”, stoehnte er unter zusammen gebissenen Zaehnen hervor. Langsam gingen die beiden in Richtung Hauptstrasse, wobei sich der Fremde schwer auf Audrey stuetze. Sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er hatte das Gesicht vor Schmerz verzogen und kalter Schweiss lief ihm das Gesicht hinunter. Jeder Schritt schien eine Qual fuer ihn zu sein.


Als sie die Strasse erreichten rief Audrey ein Taxi. Sie hoffte instaendig der Fahrer wuerde glauben, sie waeren ein Paerchen, dass einen ueber den Durst getrunken hat und nun nach Hause will um ihren Rausch auszuschlafen. Sie betrachtet die linke Seite des Mannes. Sie war mit Blut getraenkt. Hoffentlich verblutete er ihr nicht auf den Weg zu ihrer Wohnung.


Als Audrey endlich in ihrer Wohnung angekommen war, brachte sie den Mann zu ihrem Sofa. Mittlerweile zitterte er. Ein klares Zeichen dafuer, dass er auf dem besten Weg war einen Schock zu haben. Sie fluchte. Was sollte sie tun? Zwar hatte sie einen erste Hilfe Schein, aber der besagte nichts ueber Schussverletzungen und ausserdem hatte man ihr gesagt, einen Krankenwagen zu rufen, in einem Fall wie diesem. Sollte sie ihren Vater anrufen? Die Frage war nur wozu? Er konnte ihr auch nicht helfen. Nervoes lief sie in ihrer Wohnung auf und ab und zwang sich dazu nachzudenken. Die Blutung! Sie musste die Blutung stoppen! Sie rannte in die Kueche um ein paar Handtuecher zu holen. Audrey hatte keine Ahnung, ob das helfen wuerde. Aber Wasser und Blut waren letztendlich nicht all zu verschieden. Beides war fluessig oder nicht?


Vorsichtig begann sie den Mann vor ihr auszuziehen, damit sie die Wunde besser behandeln konnte. Dabei stiess sie auf die Geldboerse des Mannes. Sie zoegerte kurz. Sollte sie es wirklich wagen, die Tasche des Blonden nach seiner ID zu durchsuchen? Sie kam zu dem Schluss, dass sie wo moeglich keine andere Wahl hatte. Wenn die Blutung nicht zu stoppen ist, wird er ins Krankenhaus muessen und spaetestens dann, sollte sie den Namen kennen, wenn sie nicht irgendwelche Fragen beantworten wollte, warum sie denn einen fremden Mann mit zu sich nach Hause nahm.


Der Mann stoehnte und machte Audrey darauf aufmerksam, dass sie seinen Namen auch spaeter noch herausfinden konnte. Jetzt musste sie sich erst um den Unbekannten kuemmern.


Jack erwacht in einer ihm unbekannten Umgebung. Sein erster Reflex war, auf zuspringen und nach seiner Waffe zu greifen, die er nicht mehr hatte, seit er gefeuert wurde. Er bereute die ploetzliche Bewegung sofort. Ein stechender Schmerz schoss von seiner linken Seite ausgehend durch seinen ganzen Koerper und liess Jack die Luft scharf einziehen. Als er einen Blick auf die Stelle warf die den Schmerz verursachte, sah er einen Verband. Was zum Teufel war passiert? Verzweifelt versuchte er sich daran zu erinnern, wie er zu der Verletzung gekommen war. Natuerlich! Die Bar und die Maenner die fuer irgendetwas aus seiner Vergangenheit als CTU-Agent ihre Rache wollten. Nur konnte er sich nicht mehr daran erinnern fuer was. Aber er wusste, dass sie eine Schlaegerei angezettelt hatten, in der einer von ihnen eine Waffe zog. Zwar hatte er vermeiden koennen , das ein Zivilist verletzt wurde, aber er selber hatte eine Kugel abbekommen. Mit Muehe hatte er es dann geschafft, die Bar zu verlassen. Draussen war er aber dann in einer Ecke zusammengebrochen. Es hatte nicht lange gedauert, bis er von der Frau gefunden wurde, die selbe die ihm schon in der Bar aufgefallen war und bei der er das Gefuehl hatte sie kennen zu muessen. Allerdings wusste er nicht woher und warum.


Jack versuchte, diesmal langsamer und vorsichtiger, sich aufzurichten. Es dauerte ein Ewigkeit bis er endlich auf zitternden Beinen stand, eine Hand immer noch Halt suchend auf der Couch. Ein Schwindelanfall hatte ihn gepackt und er waere wieder zurueck auf das Sofa gefallen, wenn nicht ploetzlich die Frau aufgetaucht waere und ihm half sich wieder hinzusetzen. “Sie sollten sich nicht hinstellen. Ihr Koerper ist noch zugeschwaecht und ihrem Kreislauf wuerde das bestimmt auch nicht gut tun.” “Ja. Das Letzte habe ich schon bemerkt.” Jack verzog das Gesicht.


Audrey war nervoes. Wie sollte sie sich verhalten? “Hoeren Sie, wahrscheinlich haben sie eine Menge Fragen, aber leider muss ich jetzt zur Arbeit. Sobald ich aber wieder komme, werde ich all ihre Fragen beantworten.” Audrey drehte sich gerade um und wollte die Wohnung verlassen, als Jack, so lautete der Namen der auf seinem Fuehrerschein stand, noch eine Frage stellte. “Hoeren Sie ich moechte, sie nicht aufhalten aber…..wie lange bin ich schon hier?” Audrey drehte sich noch einmal um. “Eine Woche.” “Eine Woche?!” echote Jack. “Wie….?” Sie hatten hohes Fieber und waren die meiste Zeit im Fieberwahn oder Delirium. Oder wie man das sonst nennt. Ich bin leider keine Aerztin oder Krankenschwester. Ich weiss nur das sie eine Woche nicht ansprechbar waren und ich schon den Krankenwagen rufen wollte. Das haette ich wahrscheinlich auch getan, wenn es ihnen nicht seit Gestern besser gehen wuerde.” Jack wollte noch fragen wie so er dann trotzdem solange Bewusstlos war, aber die Frau war schneller und hatte seine Frage womoeglich auch in seinem verwirrten Gesicht lesen koennen. “Sie waren vermutlich einfach nur erschoepft.” Audrey warf einen Blick auf die Uhr. “Ich muss jetzt wirklich los. Und Sie ruhen sich weiter aus. Auch wenn Sie sich vielleicht besser fuehlen, sind sie noch meilenweit davon entfernt wieder gesund zu sein.”


Als Audrey die Wohnung verlassen hatte, versuchte Jack abermals aufzustehen. Diesmal mit mehr Erfolg. Zwar war er immer noch wackelig auf den Beinen und seine linke Seite schmerzte bei jeder Bewegung, aber zumindest hatte sich sein Kreislauf an die Aufrechte Position gewoehnt. Langsam bewegte sich Jack durch das Apartment. Die Wohnung war modern und warm eingerichtet. Wer immer diese Frau war, sie war nicht arm. Als er das Badezimmer fand konnte er es nicht verhindern in den Spiegel zu sehen. Er sah schrecklich aus. Sein Gesicht war kalkweiss, die Augen waren Blutunterlaufen und er war unrasiert. Er war sich auch sicher, das er nicht gerade gut roch. Er hatte wieder angefangen zu schwitzen, gleichzeitig frohr er. Wer immer seine Retterin war, sie hatte recht. Er war noch weit davon entfernt wieder Gesund zu sein.


Jack fing an die Schraenke nach einem Handtuch zu durchsuchen. Nachdem er fuendig geworden war, stieg er, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten unter die Dusche. Danach fuehlte er sich ein wenig besser, auch wenn ihn die ganze Sache dermassen anstrengte, dass er danach erschoepft auf die Couch sank und in einen tiefen Schlaf viel.


Als er einige Stunden spaeter wieder aufwachte, hatte er das Beduerfnis etwas zu tun. Am liebsten haette er koerperliche Arbeit verrichtet, aber das wuerde sein geschwaechter Zustand nicht zu lassen. Jack sah sich eine Weile um, bis er einen Entschluss faste. Er wollte etwas tun was er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr getan hatte. Jack richtete sich wieder vorsichtig auf und steuerte die Kueche an.


Als Audrey nach Hause kam wurde sie von einem Duft aus der Kueche empfangen der ihr das Wasser im Mund zusammen laufen liess. Es roch koestlich. Sobald sie ihr Apartment betreten hatte kam die naechste Ueberraschung. Jack stand mit Kochschuerze in ihrer Kueche und war eifrig damit beschaeftigt den Tisch zu decken. Als er jedoch Audrey kommen hoerte fuhr er herum. Anscheinend hatte er ueber die letzten Stunden seine Verletzungen vergessen, denn sein Gesicht zeigte Erstaunen und dann Schmerz, als sich seine Wunde wegen der schnellen Bewegung beschwerte. Audrey legte schnell ihren Mantel zur Seite und eilte Jack zur Hilfe, da dieser sich vorgebeugt hatte und sich am Stuhl abstuetzte. Vorsichtig half sie ihm sich hinzusetzten.


“Hatte ich ihnen nicht gesagt, Sie sollten sich ausruhen?”, fragte Audrey streng. Nach dem sie keine Antwort bekam musterte sie ihren Gegenueber. Seine Augen sahen fiebrig aus, er schwitzte wieder. Audrey war sich ziemlich sicher, das letzteres nicht auf die warme Wohnung zurueck zufuehren war. Jack fror obwohl er einen dicken Pulli, den er anscheinend in Pauls alten Sachen gefunden hatte, die immer noch hier waren, trug. Pruefend legte sie eine Hand auf seine Stirn und bekam die Bestaetigung fuer ihre Vermutung. “Sie haben wieder Fieber. Legen sie sich wieder hin, ich holen etwas um das Fieber zu senken.” Als Audrey gerade dabei war, den Medikamentenschrank zu oeffnen. Hoerte sie ein Piepen aus der Kueche, von dem sie wusste, dass es zu ihrem Backofen gehoerte. Kurz darauf hoerte sie wie Jack aufstand und den Braten aus dem Ofen nahm. Als sie wieder zurueck in der Kueche war, bereitete Jack gerade zwei Teller vor. Resegniert schuettelte Audrey den Kopf. “Sie sind ein ziemlicher Dickkopf.” Das brachte Jack zum grinsen. “Das sagte meine Frau auch immer zu mir.” “Kate?” Bei der Erwaehnung von seiner Ex-Freundin hielt Jack in seiner Bewegung, die Teller auf den Tisch zu stellen kurz inne, bevor er seiner Retterin in die Augen sah. “Woher kennen Sie den Namen?”


Audrey merkte das sie so eben eine Wunde getroffen hatte die noch nicht richtig verheilt war. Sie ging zum Tisch und setzte sich, in der Hoffnung, die soeben gespannte Situation etwas zu lockern, in dem sie ihre abweisende Position im Tuerrahmen aufgab. Nach dem sich Jack zu ihr gesellt hatte und beide ein paar Bissen, von dem sehr gutem Fleisch, gegessen hatten, nahm Audrey die Konversation wieder auf. “Sie haben waehrend sie im Fieberwahn waren anscheinend fantasiert. Dabei viel haeufiger der Name ’Kate’ Das ist doch ihre Frau oder?” Jack schob seine Mahlzeit auf seinem Teller herum, bevor er antwortete. “Nein, Kate ist nicht meine Frau. Sie ist…war meine Freundin. Wir haben uns vor etwa drei Monaten getrennt.” Eine unglaubliche Traurigkeit legte sich ueber Jacks Augen. Audrey ueberlegte, ob sie nicht lieber das Thema wechseln sollte, aber sie war zu neugierig und wenn Jack nicht ueber das Thema sprechen wollte, wuerde er es ihr sagen. Daran hatte sie keinen Zweifel. “Das tut mir Leid.”, sagte Audrey mit Bedauern in der Stimme, “Wie ist es dazu gekommen?” Jack kaempfte sichtlich mit sich. “Es hat mit meiner Arbeit zu tun. Ich konnte nicht so fuer sie da sein, wie sie es verdient haette. Mein Job liess das nicht zu. Sie war in staendiger Angst um mich und ich….ich hatte mich veraendert, ohne es selbst zu realisieren. Es war meine Schuld das sie eines Abends zu ihrem Vater zurueck gegangen ist.” Kaum hoerbar fuegte er noch hinzu: “Es ist immer meine Schuld.”


Jacks Stimme war belegt und heiser. Gott! Darueber zu reden schmerzte noch immer wie an dem Abend, schmerzte schlimmer als die Wunde in seiner Seite. Er wusste noch genau wie er an dem Abend, nach dem Kate gegangen war und er sich einigermassen wieder gefasst hatte in sein Zimmer gegangen war und sich einen Schuss gesetzt hatte. Damals war es das einzige was gegen die Schmerzen half. Zwar war er jetzt clean, aber er konnte nicht leugnen wie viel einfacher das Leben mit der Droge gewesen war. Er hatte den Luxus gehabt durch das Heroin seine Gedanken und seine Gefuehle abstellen zu koennen und er hatte den Schmerz nicht spueren muessen, den Kates Entscheidung bei ihm hinterliess.


Audrey beobachtete den Mann. Einen Moment sah es so aus, als wuerde er anfangen zu weinen. Doch der Augenblick dauerte nur einen Moment. Jetzt sah er nur noch fertig aus. Sie hatte grosse Probleme sich zu beherrschen und nicht ueber den Tisch zu greifen und ihn in dem Arm zu nehmen, damit sie zumindestens einen Teil der Trauer von ihm nehmen konnte.


Als er sich ploetzlich erhob, zuckte Audrey erschrocken zusammen. Sie war so in ihren Gedaken versunken gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie er seine Mahlzeit beendet hatte und nun anfing den Tisch abzuraeumen. Schnell erhob sie sich ebenfalls und half ihm dabei. Sie wusste dass es keine Zweck hatte ihm zu sagen, er solle es lieber nicht tun. Das hatte sie schon mehrmals versucht, immer mit dem gleichen Ergebnis: Jack ignorierte sie. Also machten sich beide daran den Abwasch zu bewaeltigen.


“Danke, fuer dieses….” Audrey zoegerte, sollte sie es wirklich sagen? Zwar war das ihr erster, wenn auch absurder Gedanke gewesen, aber das war bevor Jack ihr die Sache mit Kate erzaehlt, fuer die er eindeutig noch Gefuehle hatte. Mal davon abgesehen, das sie sich gar nicht kannten. Er wusste nicht mal ihren Namen! Sie sah sich erneut um. Auf dem Kuechentisch standen immer noch die Kerzen und die geoeffnete Weinflasche. Aber was hatte sie schon zu verlieren? Audrey atmete einmal kraeftig durch um ihren ganzen Mut zusammen zu nehmen. Gott! Wie kindisch sie doch manchmal noch war! “…..Date”, beendete sie den zuvor begonnen Satz. Gespannt wartete sie auf Jacks Reaktion, fuer die er sich anscheinend unendlich Zeit nahm. Dann geschah ein Wunder. Ein Laecheln wie sie es nie zuvor gesehen hatte huschte ueber sein Gesicht. Und in dem Moment wusste sie das dieser Mann, anders war als alle denen sie zuvor begegnet war. Ihren Ehemann, Paul, eingeschlossen. Dieser Mann hatte etwas geheimnisvolles an sich was sie so faszinierte. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihr das schon bei ihrer ersten Begegnung klar war. Deshalb hatte sie ihn zu sich genommen und ihn gepflegt. Tief in ihrem inneren sagte ihr eine Stimme das dieser Mann ihr Leben veraendern wuerde.


“Ein Date? Eigentlich sollte es nur ein ‘Danke’ sein, dafuer das sie mir das Leben gerettet haben.” Jack sah das er mit dieser Antwort die Frau verletzte. Was er nicht verstand waren seine Gefuehle. Wieso tat es ihm Leid das er sie verletzte mit sein Aussage? Eigentlich kuemmerte es ihn wenig was andere von ihm dachten oder ob er sie mit seinen Worten verletzte. Er behielt immer das Ziel im Auge, und das war in diesem Fall, von hier weg zu kommen. Das letzte Mal das er so bei jemanden gefuehlt hatte war bei Kate gewesen und davor bei Teri. Und natuerlich Kim, seine Tochter! Aber wieso fuehlte er genauso bei dieser, ihm fremden Frau. Er kannte nicht mal ihren Namen! Trotzdem hatte er das Gefuehl, es wieder gut zu machen. Irgendwie…”Hoeren Sie, es tut mir leid, wenn sie das alles falsch interpretiert haben, aber….ich kenne nicht mal ihren Namen. Und normalerweise gehe ich mit keinen Frauen aus, dessen Namen ich nicht kenne. Und….” “Audrey Raines.” unterbrach ihn Audrey und hielt ihm die Hand hin, die er erstaunt ergriff. Ploetzlich hatte Jack das Gefuehl er muesse die Wohnung verlassen, bevor etwas passiert, das er bereuen wuerde. “Hoeren sie, Audrey, es ist besser wenn ich jetzt gehe, bevor ihr Mann zurueck kommt und sich noch wundert, warum ein Fremder in der Wohnung ist.” Zu Jacks Verwunderung schuettelte sie den Kopf. “Das ist nicht noetig. Mein Mann, Paul, und ich haben uns vor ein paar Wochen getrennt.” “Das wusste ich nicht. Es tut mir Leid.” Audrey winkte ab. “Ist schon gut. Am Anfang ist es zwar hart, aber am Ende ist es das Beste fuer beide von uns. Das ist zwar schwer zu zugeben, aber das ist die Wahrheit.” Audrey ueberlegte einen Augenblick, bevor sie fortfuhr. “So nachdem, wir uns nun kennen und wir beide auch nicht liiert sind, koennten wir das doch als Date gelten lassen. Oder?”


Einen Moment konnte Jack Audrey nur erstaunt ansehen. Er wusste nicht wie er darauf reagieren sollte. Sein Verstand schrie, dass er die Flucht ergreifen sollte. War er es nicht, der Chase, gesagt hatte, dass Beziehungen nicht funktionieren? Und auch, wenn er nicht mehr fuer die CTU arbeitet, so blieb seine Vergangenheit, doch immer ein Teil von ihm. Ein kleiner Teil von ihm sagte, dass er es bereuen wuerde, wenn er noch laenger blieb.


Aber eine anderer Teil von ihm, schrie das dies vielleicht die Chance seines Lebens ist und er endlich das gefunden hat wonach er all die Jahre nach Teris Tod gesucht hatte. Es koennte der Neuanfang sein, nach dem er sich so sehnte. Ein Leben ohne Schmerz und Gewalt. Die Chance seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und endlich wieder leben zu koennen. Die Verlockung war groesser als alles andere, groesser als das Verlangen nach der Droge waehrend seiner Zeit bei den Salazars und danach.


Bevor er wusste was er tat, zeigte sein Gesicht eines der wenigen Laecheln die frei waren von unterdruecktem Schmerz oder Schuldgefuehlen. Ein Laecheln das nicht nur seinen Mund umspielte, sondern auch bis in seine Augen reichte.


“Nun, wenn man es jetzt nicht ganz so genau nimmt, koennten wir ja ein Auge zu druecken und es als Date gelten lassen.” Das Laecheln was Audrey ihm danach schenkte erwaermte sein kaltes Herz, wie schon lange nichts mehr. Nicht einmal Kate konnte das. Und seit langer Zeit fuehlte sich Jack wieder frei von all den Dingen die seine Seele belasteten. Er wusste das er es nun endlich geschafft hatte seine Vergangenheit, der er versucht hatte zu entfliehen, hinter sich zulassen.



The End

         
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