Strafversetzt
by Schusy
Verwendete
Wettbewerbsvorgaben:
Skinhunter
· (zwischen der Season 1 und 5)
Jacks Vorgesetzte haben die Nase voll von seinen
unkonventionellen Ermittlungsmethoden und schicken ihn
nach New Mexico, wo er einen wichtigen Zeugen abholen und
nach Washington überführen soll ... Jack ist alles
andere als begeistert und als er den Zeugen im Auto hat,
kleben ihnen auch schon die Verfolger an den Fersen
SiriBauer
· (Pre-Season 1)
Kim bringt ihren ersten Boyfriend mit nach Hause, der gar
nicht den Vorstellungen ihres Vaters und ihre Mutter
entspricht. Das Alter von Kim sollte 14/15 Jahre sein.
Sven1421
· (kurz nach Season 1)
Teris Beerdigung. Jack muss endgültig von seiner
geliebten Frau Abschied nehmen. All der Schmerz über den
Verlust, der in unserem Helden hochkocht. Wie Kim mit der
Situation umgeht. Jacks Bruch mit der CTU. Jede Menge
Tränen, Wut und Hoffnungslosigkeit ...
---
Jack fluchte und schaute
sich suchend um. Wo steckte dieser Typ nur? Es war
bereits weit nach 14 Uhr und er hätte längst auftauchen
müssen. Laut seinen Informationen sollte er diesen Kerl
um Punkt 14 Uhr hier abholen und sich dann mit ihm
unverzüglich auf den Weg nach DC machen. Jetzt stand er
schon seit über 15 Minuten in dieser Tiefgarage am Oakey
Blvd. und kein Mensch ließ sich blicken. Am liebsten
hätte er den Motor gestartet und sich auf den Weg
zurück nach L.A. gemacht. Dieser ganze Auftrag war doch
die reinste Schikane eines Vorgesetzen, der ihm damit nur
seine Macht demonstrieren wollte. Jack hatte sich mal
wieder ein paar Extratouren erlaubt, die nicht so ganz in
das Konzept einer nach außen so sauber erscheinenden
Organisation passte und sofort hatte man ihm diese
Strafarbeit aufgehalst, nur um ihn für eine Weile aus
der Schusslinie zu haben. Einen Zeugen abzuholen und ihn
nach Washington zu bringen, damit hätten sie nicht extra
ihn beauftragen müssen. So sehr er auch versucht hatte
aus dieser Sache rauszukommen, es hatte keine
Möglichkeit gegeben, sich diesem Befehl zu widersetzen.
Jetzt saß er hier in Las Vegas in einem tristen Parkhaus,
während draußen das aufregende Leben dieser
interessanten Stadt pulsierte und wartete auf einen Typ,
von dem er lediglich den Namen wusste. Alexis Cordes.
Wieder ein Blick auf die Uhr, während Jacks Finger
ungeduldig auf das Lenkrad trommelten. Falls es hier zu
keinem Treffen kommen sollte, hatte er die Anweisung zur
Balboa Avenue 24 zu fahren und dort eine bestimmte
Wohnung aufzusuchen. Wie es aussah, würde ihm das wohl
nicht erspart bleiben. Er verließ die Tiefgarage und
fuhr in Richtung Las Vegas Blvd, folgte diesem ein Stück
und bog dann links in die Sahara Avenue ab. Über den
Maryland Parkway und die Laguna Avenue erreichte er
schließlich die Balboa Avenue. Nummer 24 erwies sich als
ein solide aussehendes Wohnhaus mit einer Pizzeria im
Erdgeschoss. Jack parkte seinen Wagen und begab sich ohne
große Umschweife in das Gebäude. Besagte Wohnung befand
sich in der 2.Etage und als auf sein Klopfen niemand
reagierte, war es für ihn ein leichtes sich unbemerkt
Zutritt zu verschaffen. Vorsichtig und jederzeit bereit
seine Waffe zu ziehen, durchsuchte er die Wohnung
erfolglos. Nichts deutete darauf hin, dass sich hier vor
kurzem jemand aufgehalten haben könnte. Nach einem
letzten Blick verließ Jack die Wohnung und begab sich zu
seinem Wagen. Er wollte gerade starten, als die
Beifahrertür geöffnet wurde, sich jemand hastig auf den
Sitz fallen ließ und sofort die Tür wieder schloss.
Noch bevor diese Person wusste wie ihr geschah, hatte
Jack bereits seine Waffe in der Hand und zielte mit
dieser auf seinen ungebetenen Gast.
Hände hinter den Kopf und keine falsche Bewegung.
Bellte er die Person neben sich an.
Diese drückte sich ängstlich noch tiefer in die Polster
und wand ihm endlich ihr Gesicht zu. Jack staunte nicht
schlecht, als er die unverkennbaren weiblichen Züge
erkannte.
Wer zum Teufel sind sie fragte er mit
verwunderter Stimme.
Alexis
Alexis Cordes, Mr. Bauer. Sie sind
doch Jack Bauer, oder? fragte ihn die Frau zögernd.
Sie
sie sind Alexis Cordes? Jack
starrte die junge Frau verblüfft an. Sie konnte kaum
älter als 20 Jahre sein und er bemerkte erst jetzt, dass
die Frau sich ihre rechte Schulter hielt und offenbar
Schmerzen hatte.
Bitte Mr. Bauer, wir müssen hier schnellsten
verschwinden, bevor die uns finden. Flehte ihn die
junge Frau an.
Gewohnt in außergewöhnlichen Situationen schnell zu
reagieren, steckte Jack seine Waffe ein und startete den
Wagen. Aufmerksam beobachtete er die Umgebung, konnte
jedoch nichts Verdächtiges entdecken. Zügig reihte er
sich in den fließenden Verkehr ein und steuerte den
Wagen gen Osten. Erst nach einigen Minuten wandte er sich
wieder der jungen Frau zu.
Sind Sie verletzt? Fragte er, seiner
Beifahrerin einen kurzen Blick zuwerfend.
Ja, aber es ist nur eine kleine Schürfwunde, nicht
weiter schlimm. Erwiderte sie.
Okay, dann erzählen Sie mir jetzt zunächst einmal
wer DIE sind und warum sie hinter Ihnen her sind.
Hat man Ihnen das nicht erzählt? Fragte sie
verwundert.
Nein! Antwortete ihr Jack mit verkniffenem
Gesicht. Für ausführliche Details fehlte die Zeit.
Während Alexis ihm ihre Story erzählte, blieb er
weiterhin wachsam und schaute des Öfteren in den
Rückspiegel. Sie entstammte demnach einer reichen
Unternehmersfamilie, war 21 Jahre alt und hatte vor ca.
einem Jahr die Bekanntschaft eines Mann gemacht, der
ihren Eltern offenbar nicht passte. Bei diesen Worten
musste er schmunzeln und er dachte an eine ähnliche
Situation die Kim und ihren ersten Freund betraf.
Kim war damals gerade 14 gewesen und präsentierte ihren
Eltern voller Stolz ihren ersten Freund. Dieser war für
Teri und ihn jedoch der reinste Schock gewesen. Nicht nur,
dass er um einiges älter war als Kim, er gehörte auch
ganz gewiss nicht den gesellschaftlichen Kreisen an, die
sie sich für ihre Tochter wünschten und seine
Ausdrucksweise war mehr als nur locker zu bezeichnen.
Teri und er hatten damals wohl ein ziemlich abweisendes
Verhalten ihm gegenüber an den Tag gelegt, was wiederum
den Trotz ihrer Tochter hervor gerufen hatte. Es war zu
einigen unschönen Szenen zwischen Tochter und Eltern
gekommen, an die sich Jack lieber nicht so genau erinnern
wollte. Auch er hatte sich damals nicht ganz korrekt
verhalten und diesem Vincent keine Chance gegeben, aber
das entsprang wohl einzig und allein dem Wunsch, seine
Tochter zu beschützen. Kim hatte das allerdings
keineswegs so gesehen und die Geduld ihrer Eltern damit
ganz schön strapaziert. Erst als für sie andere Dinge
in den Vordergrund rückten, ließ ihr Interesse an
diesen jungen Mann langsam nach, was Teri und ihn mit
großer Erleichterung erfüllte.
Jetzt, aus dem Mund seiner jungen Beifahrerin zu
vernehmen, dass ihre Eltern offenbar vor ähnlichen
Problemen gestanden hatten, entlockte ihm unweigerlich
ein Schmunzeln. Allerdings lagen in ihrem Fall die Dinge
ganz anders. Zum einen war sie bereist eine erwachsene,
junge Frau und zum anderen hatten ihre Eltern mit ihrem
harten Urteil über diesen Mann offenbar Recht. Dieser
Mann schien bewusst ihre Bekanntschaft gesucht zu haben,
weil sie als Tochter aus reichem Hause über ein
beträchtliches Eigenkapital verfügen konnte. Jetzt
hatte sich herausgestellt, dass dieser Mann Mitglied
eines internationalen Waffenhändlerringes war, die ihre
Ware unter anderem auch an berüchtigte
Terroristengruppen im Nahen Osten verkauften und er
seiner Freundin im Rausch versehentlich Informationen
geliefert hatte, die seine Bosse in arge Bedrängnis
bringen könnten.
Alexis, der sofort klar gewesen war, in welcher Gefahr
sie sich befand, hatte sich unverzüglich an die Polizei
gewandt. Daraufhin hatte man sie unter Polizeischutz
gestellt, da sie nun als wichtige Zeugin gegen diese
Waffenhändler galt. Aber auch diese waren nicht untätig
geblieben, hatten das Versteck der jungen Frau
herausgefunden und ihre Beschützer ausgeschaltet. Ein
glücklicher Umstand ermöglichte ihr jedoch das
Entkommen, doch jetzt jagte man sie natürlich
daher war es ihr auch unmöglich gewesen, den Treffpunkt
in der Tiefgarage aufzusuchen und sie hatte sich auch
nicht getraut, diese Wohnung in der Balboa Avenue zu
betreten. Jack zollte ihr für diese Umsicht seinen
Respekt, dennoch blieben noch einige Fragen offen.
Woher waren Sie sich eigentlich so sicher, dass ich
Jack Bauer war, oder steigen sie öfters in fremde Wagen
ein?
Trotz der ernsten Umstände musste Alexis bei dieser
Frage lächeln.
Nein, natürlich nicht. Man schickte mir per Handy
ein Foto von ihnen, sowie eine genaue Beschreibung von
Ihnen und Ihrem Wagen.
Verstehe, wer hat Ihnen diese Informationen und
Instruktionen zukommen lassen?
FBI, CIA
ich weiß es nicht mehr genau.
Hören Sie M. Bauer, ich war in Panik, hatte furchtbare
Angst und habe nicht so genau auf diese Details geachtet.
Ich wollte einfach nur, dass man mir hilft und mich in
Sicherheit bringt. Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen
ihre Frage nicht genau beantworten.
Man merkte Alexis an, dass ihr das alles noch immer
furchtbar zu schaffen machte.
Okay, schon gut. Versuchte Jack sie zu
beruhigen.
Inzwischen hatten sie die Stadtgrenze längst passiert
und Las Vegas in östlicher Richtung verlassen. Jack
hatte die strickte Anweisung alle öffentlichen
Verkehrsmittel zu meiden und war darum gezwungen die
Strecke nach Washington mit Wagen zu bewältigen, was
nicht gerade dazu beitrug, seine Stimmung zu verbessern.
Jetzt entpuppte sich dieser ominöse Alexis Cordes auch
noch als junge, attraktive Frau, für die er jetzt
gezwungener Maßen mehrere Tage den Beschützer spielen
musste.
Ein erneuter Blick in den Rückspiegel ließ ihn stutzen.
Diese schwarze Limousine klebte jetzt schon eine ganze
Weile hinter ihnen und immer im gleichen Abstand. Jack
war Profi genug, um diese Situation richtig einschätzen
zu können. Sie waren also nicht mehr allein. Jetzt war
die Frage, wie diese Typen ihnen auf die Spur kommen
konnten.
Nehmen Sie die Karte und schauen Sie nach, wann die
nächste Raststätte kommt. Wendete er sich an
Alexis.
Haben Sie etwa schon Hunger? Fragte sie ihn
verwundert.
Nein, aber wir haben Gesellschaft. Lautete
Jacks kurze Antwort.
Erschrocken fuhr Alexis zusammen und schaute sofort nach
hinten.
Und was tun wir jetzt? Fragte sie ängstlich.
Wir versuchen sie los zu werden. Tun Sie, was ich
Ihnen gesagt habe und schauen Sie in die Karte.
Antwortete Jack während er die Verfolger genau im Auge
behielt.
Okay.
Mit fahrigen, zittrigen Händen griff Alexis nach der
Karte im Seitenfach und schlug diese auf. Jack, dem ihre
Nervosität keineswegs entging, versuchte sie zu
beruhigen.
Keine Sorge. Wenn Sie genau tun, was ich Ihnen sage,
dann wird Ihnen nichts passieren.
Ca. 15 Minuten später erreichen sie die Raststätte und
Jack parkte den Wagen möglichst nahe dem Eingang.
Unterwegs hatte er Alexis genaue Anweisungen für ihr
Verhalten gegeben. Die Beiden stiegen aus und betraten
das Restaurant. Mit einem schnellen Blick überschaute er
den Gastraum und steuerte dann mit Alexis die Hintertür
zu den Toiletten an. Sie gelangten auf einen
langgestreckten Korridor und Jack öffnete systematisch
eine Tür nach der Anderen. Endlich schien er gefunden zu
haben, was er suchte und gab Alexis ein Zeichen, zu ihm
zu kommen.
Verstecken Sie sich hier in diesem Lagerraum und
verhalten sie sich still, bis ich zurück bin.
Kaum hatte sie den Raum betreten, schloss Jack schnell
die Tür, drehte den Schlüssel um und steckte diesen ein.
Dann verließ er das Gebäude durch den Hintereingang und
eilte um die Raststätte nach vorn zum Haupteingang.
Hinter der Hausecke in Deckung bleibend, überblickte er
schnell den Parkplatz und ein befriedigtes Lächeln glitt
über sein Gesicht, als er schon nach kurzer Zeit den
gesuchten Wagen entdeckt. Er stand ca. 30 Meter entfernt,
zu weit, um sich ihm unbemerkt nähern zu können, doch
die beiden Männer, dir offenbar den Eingang scharf im
Auge behielten, drehten ihm den Rücken zu. Jack zog
kurzerhand seine Waffe und ging einfach auf den Wagen zu.
Als die Männer ihn entdeckten, hob er die Waffe und
zerschoss die Reifen, was die Männer veranlasste in
Deckung zu gehen. Mit wenigen Sätzen erreichte er sein
Ziel, riss die Beifahrertür auf und zielte auf den Mann
vor ihm. Als der Fahrer nach einer Waffe griff, versetzte
er dem Beifahrer einen Fausthieb, während er
gleichzeitig dem Fahrer die Waffe aus der Hand schoss.
Weiterhin auf den Fahrer zielend, vergewisserte sich Jack,
dass der Beifahrer keine Gefahr mehr für ihn darstellte
und eilte dann schnell um den Wagen herum zur Fahrertür.
Er riss diese auf und befahl.
Los aussteigen!
Der Mann kam Jacks Aufforderung nur zögern nach, doch
als Jack unmissverständlich auf sein Bein zielte, hatte
er es plötzlich ziemlich eilig aus dem Wagen zu kommen.
Gesicht zum Wagen und Hände hinter den Kopf!
Herrschte ihn Jack an.
Jack durchsuchte ihn, nahm ihm die Waffe ab und drehte
ihn dann mit einem Ruck zu sich um. Ihm die Waffe direkt
unter die Nase haltend, machte Jack diesem Kerl klar,
dass er es durchaus ernst meinte.
Wie haben Sie uns gefunden?
Nun reden Sie
schon, oder soll ich etwas nachhelfen? Drohte Jack
und packte ihn noch fester. Da der Kerl offenbar nicht
reden wollte, griff Jack ziemlich unsanft nach dessen
durchschossenen Hand. Der Mann schrie vor Schmerzen auf
und stammelte.
Schon gut, Mr.
ich sage es Ihnen ja. Miss
Cortes trägt einen Peilsender bei sich.
Und wo befindet sich der? Fragte Jack.
Das
das weiß ich nicht
ehrlich.
Wimmerte der Mann als Jack den Druck auf die Wunde erneut
verstärkte.
Jack blickte kurz in Richtung des Gebäudes, wo sich
einige Neugierige versammelt hatten.
Besorgen Sie mir Stricke zum Fesseln und
verständigen Sie die Polizei. Rief er ihnen zu.
Sofort stürzte ein junger Mann los, um Jacks
Aufforderung nachzukommen.
Einsteigen! Befahl er dem Mann und half mit
etwas Druck nach.
Dann setzte Jack auch diesen Ganoven mit einem gezielten
Fausthieb außer Gefecht. Inzwischen näherten sich
einige der Zuschauer und boten ihre Hilfe an. Jack nickte
ihnen kurz zu und durchsuchte die beiden Verbrecher dann
gründlich nach Waffen. Endlich brachte der junge Mann
die gewünschten Stricke und Jack fesselte die Männer,
so dass sie sich von allein unmöglich befreien konnten.
Dann bat er die Umstehenden gut auf die Beiden
aufzupassen bis die Polizei käme. Als das Problem
gelöst war, begab Jack sich kurz zu seinem Wagen,
schnappte sich einen Koffer und ging damit zurück zu
Alexis. Diese war sichtlich erleichtert, als Jack
zurückkam.
Okay, die Gefahr ist für den Moment vorbei, aber
ich muss Sie und Ihre Sachen durchsuchen. Erklärte
ihr Jack.
Wozu? Fragte ihn Alexis verwundert.
Sie tragen einen Peilsender bei sich und solange
wir den nicht beseitig haben, werden uns ihre Verfolger
ständig im Nacken sitzen
Zeigen Sie mir Ihre
Sachen. Forderte Jack die junge Frau auf, während
er dem Koffer einen Detektor entnahm.
Zunächst schüttete Alexis den Inhalt ihrer Handtasche
aus, doch als Jack darunter den Peilsender nicht fand,
nahm er sich ihre Kleidung vor. Als er sich dem
medaillonförmigen Anhänger ihrer Kette näherte, schlug
das Gerät plötzlich an. Sofort griff er danach, schaute
sich diese näher an und entdeckte den winzigen
Peilsender. Jack legte ihn sich auf die flache Hand und
zeigte ihn Alexis.
Aber das
das ist unmöglich. Stammelte
Alexis völlig verblüfft.
Unmöglich
warum?
Weil ich diese Kette erst vor wenigen Stunden von
meinem Bruder geschenkt bekommen habe.
Von Ihrem Bruder? fragte jetzt Jack
seinerseits verwundert.
Nun ja, genau genommen ist es mein Stiefbruder.
Meine Mutter brachte ihn in die Ehe mit. Erklärte
sie Jack.
Und von ihm haben Sie diese Kette bekommen? Wann
genau? Hakte Jack sofort nach.
Er wollte sich von mir noch verabschieden, bevor
ich nach Washington gebracht wurde. Das war ca. 3 Stunden
bevor dieser Überfall erfolgte. Er sagte, diese Kette
soll mich beschützen und vor allem Bösen bewahren.
Hatte danach noch jemand die Möglichkeit an diese
Kette ranzukommen?
Mit vor Entsetzen geweiteten Augen schüttelte Alexis den
Kopf.
Dann bedeutet das wohl, dass Ihr Bruder mit den
Verbrechern gemeinsame Sache macht. Tut mir Leid.
Fasste Jack das Ergebnis kurz zusammen.
Wo ist Ihr Bruder jetzt?
Er wollte heute mit meinem Vater, in dessen
Privatjet, zu einem wichtigen Termin nach Chicago fliegen
Oh Gott, wenn er
Sofort griff Jack nach seinem Handy und verständigte die
zuständigen Behörden.
Man wird alles unternehmen, um Ihrem Vater zu
helfen. Beruhigte er die junge Frau.
Dann versorgte Jack Alexis Wunde, bei der es sich
tatsächlich um eine unbedeutende Verletzung handelte.
Kaum wer er damit fertig, vernahm er die Sirene eines
sich nähernden Polizeifahrzeuges.
Kommen Sie.
Nachdem Jack mit den Polizisten gesprochen und diese die
beiden Gefangenen übernommen hatten, genehmigten sich
Jack und Alexis noch einen Hamburger, bevor sie ihre
Fahrt nach Washington fortsetzten. Zur Sicherheit vermied
Jack die großen Highways und benutzte stattdessen
weniger befahrene Straßen. Außerdem wählte er auch
nicht den direkten Weg, sondern nahm lieber zwei Tage
mehr in Kauf, um damit zusätzlich seine Spur zu
verwischen. Unterwegs erfuhr er, dass man Alexis Bruder
verhaftet hatte und ihr Vater wohlauf war.
Jack lieferte Alexis unversehrt bei den Behörden in
Washington ab und machte sich dann auf den Rückweg nach
Los Angeles. Dabei hatte er genügend Zeit um seine
aufgewühlten Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen,
denn die Gespräche mit der jungen Frau hatten bei ihm
viele schmerzliche Erinnerungen wachgerufen. Auch sie
hatte schwere Verluste hinnehmen müssen und schon in
jungen Jahren ihre Mutter verloren. Wie auch Kim, so
hatte auch Alexis sehr darunter gelitten und sie hatte
Jack von dieser schweren Zeit berichtet. Sie hatte in
ihrem Vater eine große Hilfe gehabt, der ihr mit seiner
Liebe und Fürsorge beigestanden hatte, was auch diesem
den schmerzlichen Verlust seiner Ehefrau leichter hatte
ertragen lassen. Vater und Tochter hatten dadurch noch
enger zu einander gefunden. Kim hatte Jack diese Chance
nie gewährt. Er hätte seiner Tochter so gern in ihrem
Schmerz beigestanden, aber Kim hatte sich vor ihm
verschlossen und seine Liebe verweigert. Sie hatte sich
vor ihm zurück gezogen und ihn mit seinen Kummer und
Vorwürfen allein gelassen. Mit Grauen erinnerte er sich
an die schwere Zeit nach Teris Tod.
An diesem Punkt angekommen, entfuhr seinen Lippen ein
qualvolles Stöhnen. Der Tag ihrer Beerdigung war einer
der bittersten und schlimmsten Tage gewesen, die er je
erlebt hatte. Wie zum Hohn hatte an diesem Tag die Sonne
an einem strahlend blauen Himmel gestanden und die Natur
hatte sich in ihr farbenprächtigstes Kleid gehüllt
gehabt doch von alldem hatte Jack nichts
mitbekommen. Von bitteren Vorwürfen geplagt, hatte er
erschüttert an ihrem Grab gestanden und mit leerem Blick
auf den mit Blumen überhäuften Sarg geblickt. Es wurden
ergreifende Reden gehalten, aber er hatte den Sinn dieser
Worte nicht erfasst, denn seine Gedanken waren weit weg
gewesen. Er hatte unzählige Hände geschüttelt und doch
niemanden gesehen. Wenn er versuchte sich an die
unzähligen Trauergäste zu erinnern, so sah er nur eine
graue Masse vor sich. Viele hatten versucht ihm irgendwie
Trost zu spenden, doch es hatte keinen Trost für ihn
gegeben, denn die einzige Person, die ihm hätte ein
Lichtblick sein können, hatte sich von ihm abgewendet
und ihm noch zusätzlich mit Schuldgefühlen gepeinigt.
Für Kim war der Tod ihrer Mutter eine Art Schock gewesen
und in ihren Augen hatte er eine stumme Anklage gelesen.
An das Ende dieses Tages konnte sich Jack nicht mehr
erinnern, denn er hatte seinen Schmerz mit Alkohol
betäubt und seinen Rausch in irgendeinem, schmutzigen
Hinterhof ausgeschlafen.
Der Morgen hatte ihm ein böses Erwachen gebracht und er
hatte sich geschämt, wie noch nie in seinem Leben. Sich
hundeelend fühlend, hatte er sich mühsam nach Hause
geschleppt, wo ihn der kalte, angeekelte Blick seiner
Tochter bis ins Mark erschüttert hatte. Die herzliche
Beziehung zu seiner Tochter hatte einen Bruch erlitten
und es hatte lange gedauert, bis die Zwei wieder
zueinander gefunden hatten.
Aber das Leben ging weiter, egal was für Verluste man
auch erlitten hatte. Alexis hatte ihn mit ihrem Mut und
ihrer Einstellung beeindruckt. Sie war eine junge Frau,
die bereits viele Schicksalsschläge hatte einstecken
müssen und dennoch war sie bereit für die Gerechtigkeit
zu kämpfen. Man hatte ihr gesagt, dass dieser ganze
Prozess für sie äußerst unangenehm und auch
gefährlich werden würde, aber sie war bereit sich
diesem zu stellen. Sie hatte unter ihre Vergangenheit
einen Schlussstrich gezogen und würde ein neues Leben
beginnen und auch Jack musste endlich die Vergangenheit
ruhen lassen und in die Zukunft blicken.
Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen fuhr er gen
Westen.
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