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Strafversetzt
by Schusy

Verwendete Wettbewerbsvorgaben:

Skinhunter
· (zwischen der Season 1 und 5)
Jacks Vorgesetzte haben die Nase voll von seinen unkonventionellen Ermittlungsmethoden und schicken ihn nach New Mexico, wo er einen wichtigen Zeugen abholen und nach Washington überführen soll ... Jack ist alles andere als begeistert und als er den Zeugen im Auto hat, kleben ihnen auch schon die Verfolger an den Fersen

SiriBauer
· (Pre-Season 1)
Kim bringt ihren ersten Boyfriend mit nach Hause, der gar nicht den Vorstellungen ihres Vaters und ihre Mutter entspricht. Das Alter von Kim sollte 14/15 Jahre sein.

Sven1421
· (kurz nach Season 1)
Teris Beerdigung. Jack muss endgültig von seiner geliebten Frau Abschied nehmen. All der Schmerz über den Verlust, der in unserem Helden hochkocht. Wie Kim mit der Situation umgeht. Jacks Bruch mit der CTU. Jede Menge Tränen, Wut und Hoffnungslosigkeit ...

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Jack fluchte und schaute sich suchend um. Wo steckte dieser Typ nur? Es war bereits weit nach 14 Uhr und er hätte längst auftauchen müssen. Laut seinen Informationen sollte er diesen Kerl um Punkt 14 Uhr hier abholen und sich dann mit ihm unverzüglich auf den Weg nach DC machen. Jetzt stand er schon seit über 15 Minuten in dieser Tiefgarage am Oakey Blvd. und kein Mensch ließ sich blicken. Am liebsten hätte er den Motor gestartet und sich auf den Weg zurück nach L.A. gemacht. Dieser ganze Auftrag war doch die reinste Schikane eines Vorgesetzen, der ihm damit nur seine Macht demonstrieren wollte. Jack hatte sich mal wieder ein paar Extratouren erlaubt, die nicht so ganz in das Konzept einer nach außen so sauber erscheinenden Organisation passte und sofort hatte man ihm diese Strafarbeit aufgehalst, nur um ihn für eine Weile aus der Schusslinie zu haben. Einen Zeugen abzuholen und ihn nach Washington zu bringen, damit hätten sie nicht extra ihn beauftragen müssen. So sehr er auch versucht hatte aus dieser Sache rauszukommen, es hatte keine Möglichkeit gegeben, sich diesem Befehl zu widersetzen. Jetzt saß er hier in Las Vegas in einem tristen Parkhaus, während draußen das aufregende Leben dieser interessanten Stadt pulsierte und wartete auf einen Typ, von dem er lediglich den Namen wusste. Alexis Cordes.

Wieder ein Blick auf die Uhr, während Jacks Finger ungeduldig auf das Lenkrad trommelten. Falls es hier zu keinem Treffen kommen sollte, hatte er die Anweisung zur Balboa Avenue 24 zu fahren und dort eine bestimmte Wohnung aufzusuchen. Wie es aussah, würde ihm das wohl nicht erspart bleiben. Er verließ die Tiefgarage und fuhr in Richtung Las Vegas Blvd, folgte diesem ein Stück und bog dann links in die Sahara Avenue ab. Über den Maryland Parkway und die Laguna Avenue erreichte er schließlich die Balboa Avenue. Nummer 24 erwies sich als ein solide aussehendes Wohnhaus mit einer Pizzeria im Erdgeschoss. Jack parkte seinen Wagen und begab sich ohne große Umschweife in das Gebäude. Besagte Wohnung befand sich in der 2.Etage und als auf sein Klopfen niemand reagierte, war es für ihn ein leichtes sich unbemerkt Zutritt zu verschaffen. Vorsichtig und jederzeit bereit seine Waffe zu ziehen, durchsuchte er die Wohnung – erfolglos. Nichts deutete darauf hin, dass sich hier vor kurzem jemand aufgehalten haben könnte. Nach einem letzten Blick verließ Jack die Wohnung und begab sich zu seinem Wagen. Er wollte gerade starten, als die Beifahrertür geöffnet wurde, sich jemand hastig auf den Sitz fallen ließ und sofort die Tür wieder schloss. Noch bevor diese Person wusste wie ihr geschah, hatte Jack bereits seine Waffe in der Hand und zielte mit dieser auf seinen ungebetenen Gast.

„Hände hinter den Kopf und keine falsche Bewegung.“ Bellte er die Person neben sich an.

Diese drückte sich ängstlich noch tiefer in die Polster und wand ihm endlich ihr Gesicht zu. Jack staunte nicht schlecht, als er die unverkennbaren weiblichen Züge erkannte.

„Wer zum Teufel sind sie“ fragte er mit verwunderter Stimme.
„Alexis … Alexis Cordes, Mr. Bauer. Sie sind doch Jack Bauer, oder?“ fragte ihn die Frau zögernd.
„Sie … sie sind Alexis Cordes?“ Jack starrte die junge Frau verblüfft an. Sie konnte kaum älter als 20 Jahre sein und er bemerkte erst jetzt, dass die Frau sich ihre rechte Schulter hielt und offenbar Schmerzen hatte.
„Bitte Mr. Bauer, wir müssen hier schnellsten verschwinden, bevor die uns finden.“ Flehte ihn die junge Frau an.

Gewohnt in außergewöhnlichen Situationen schnell zu reagieren, steckte Jack seine Waffe ein und startete den Wagen. Aufmerksam beobachtete er die Umgebung, konnte jedoch nichts Verdächtiges entdecken. Zügig reihte er sich in den fließenden Verkehr ein und steuerte den Wagen gen Osten. Erst nach einigen Minuten wandte er sich wieder der jungen Frau zu.

„Sind Sie verletzt?“ Fragte er, seiner Beifahrerin einen kurzen Blick zuwerfend.
„Ja, aber es ist nur eine kleine Schürfwunde, nicht weiter schlimm.“ Erwiderte sie.
„Okay, dann erzählen Sie mir jetzt zunächst einmal wer DIE sind und warum sie hinter Ihnen her sind.“
„Hat man Ihnen das nicht erzählt?“ Fragte sie verwundert.
„Nein!“ Antwortete ihr Jack mit verkniffenem Gesicht. „Für ausführliche Details fehlte die Zeit.“

Während Alexis ihm ihre Story erzählte, blieb er weiterhin wachsam und schaute des Öfteren in den Rückspiegel. Sie entstammte demnach einer reichen Unternehmersfamilie, war 21 Jahre alt und hatte vor ca. einem Jahr die Bekanntschaft eines Mann gemacht, der ihren Eltern offenbar nicht passte. Bei diesen Worten musste er schmunzeln und er dachte an eine ähnliche Situation die Kim und ihren ersten Freund betraf.

Kim war damals gerade 14 gewesen und präsentierte ihren Eltern voller Stolz ihren ersten Freund. Dieser war für Teri und ihn jedoch der reinste Schock gewesen. Nicht nur, dass er um einiges älter war als Kim, er gehörte auch ganz gewiss nicht den gesellschaftlichen Kreisen an, die sie sich für ihre Tochter wünschten und seine Ausdrucksweise war mehr als nur locker zu bezeichnen. Teri und er hatten damals wohl ein ziemlich abweisendes Verhalten ihm gegenüber an den Tag gelegt, was wiederum den Trotz ihrer Tochter hervor gerufen hatte. Es war zu einigen unschönen Szenen zwischen Tochter und Eltern gekommen, an die sich Jack lieber nicht so genau erinnern wollte. Auch er hatte sich damals nicht ganz korrekt verhalten und diesem Vincent keine Chance gegeben, aber das entsprang wohl einzig und allein dem Wunsch, seine Tochter zu beschützen. Kim hatte das allerdings keineswegs so gesehen und die Geduld ihrer Eltern damit ganz schön strapaziert. Erst als für sie andere Dinge in den Vordergrund rückten, ließ ihr Interesse an diesen jungen Mann langsam nach, was Teri und ihn mit großer Erleichterung erfüllte.

Jetzt, aus dem Mund seiner jungen Beifahrerin zu vernehmen, dass ihre Eltern offenbar vor ähnlichen Problemen gestanden hatten, entlockte ihm unweigerlich ein Schmunzeln. Allerdings lagen in ihrem Fall die Dinge ganz anders. Zum einen war sie bereist eine erwachsene, junge Frau und zum anderen hatten ihre Eltern mit ihrem harten Urteil über diesen Mann offenbar Recht. Dieser Mann schien bewusst ihre Bekanntschaft gesucht zu haben, weil sie als Tochter aus reichem Hause über ein beträchtliches Eigenkapital verfügen konnte. Jetzt hatte sich herausgestellt, dass dieser Mann Mitglied eines internationalen Waffenhändlerringes war, die ihre Ware unter anderem auch an berüchtigte Terroristengruppen im Nahen Osten verkauften und er seiner Freundin im Rausch versehentlich Informationen geliefert hatte, die seine Bosse in arge Bedrängnis bringen könnten.

Alexis, der sofort klar gewesen war, in welcher Gefahr sie sich befand, hatte sich unverzüglich an die Polizei gewandt. Daraufhin hatte man sie unter Polizeischutz gestellt, da sie nun als wichtige Zeugin gegen diese Waffenhändler galt. Aber auch diese waren nicht untätig geblieben, hatten das Versteck der jungen Frau herausgefunden und ihre Beschützer ausgeschaltet. Ein glücklicher Umstand ermöglichte ihr jedoch das Entkommen, doch jetzt jagte man sie natürlich – daher war es ihr auch unmöglich gewesen, den Treffpunkt in der Tiefgarage aufzusuchen und sie hatte sich auch nicht getraut, diese Wohnung in der Balboa Avenue zu betreten. Jack zollte ihr für diese Umsicht seinen Respekt, dennoch blieben noch einige Fragen offen.

„Woher waren Sie sich eigentlich so sicher, dass ich Jack Bauer war, oder steigen sie öfters in fremde Wagen ein?“

Trotz der ernsten Umstände musste Alexis bei dieser Frage lächeln.

„Nein, natürlich nicht. Man schickte mir per Handy ein Foto von ihnen, sowie eine genaue Beschreibung von Ihnen und Ihrem Wagen.“
„Verstehe, wer hat Ihnen diese Informationen und Instruktionen zukommen lassen?“
„FBI, CIA … ich weiß es nicht mehr genau. Hören Sie M. Bauer, ich war in Panik, hatte furchtbare Angst und habe nicht so genau auf diese Details geachtet. Ich wollte einfach nur, dass man mir hilft und mich in Sicherheit bringt. Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen ihre Frage nicht genau beantworten.“

Man merkte Alexis an, dass ihr das alles noch immer furchtbar zu schaffen machte.

„Okay, schon gut.“ Versuchte Jack sie zu beruhigen.

Inzwischen hatten sie die Stadtgrenze längst passiert und Las Vegas in östlicher Richtung verlassen. Jack hatte die strickte Anweisung alle öffentlichen Verkehrsmittel zu meiden und war darum gezwungen die Strecke nach Washington mit Wagen zu bewältigen, was nicht gerade dazu beitrug, seine Stimmung zu verbessern. Jetzt entpuppte sich dieser ominöse Alexis Cordes auch noch als junge, attraktive Frau, für die er jetzt gezwungener Maßen mehrere Tage den Beschützer spielen musste.

Ein erneuter Blick in den Rückspiegel ließ ihn stutzen. Diese schwarze Limousine klebte jetzt schon eine ganze Weile hinter ihnen und immer im gleichen Abstand. Jack war Profi genug, um diese Situation richtig einschätzen zu können. Sie waren also nicht mehr allein. Jetzt war die Frage, wie diese Typen ihnen auf die Spur kommen konnten.

„Nehmen Sie die Karte und schauen Sie nach, wann die nächste Raststätte kommt.“ Wendete er sich an Alexis.
„Haben Sie etwa schon Hunger?“ Fragte sie ihn verwundert.
„Nein, aber wir haben Gesellschaft.“ Lautete Jacks kurze Antwort.

Erschrocken fuhr Alexis zusammen und schaute sofort nach hinten.

„Und was tun wir jetzt?“ Fragte sie ängstlich.
„Wir versuchen sie los zu werden. Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe und schauen Sie in die Karte.“ Antwortete Jack während er die Verfolger genau im Auge behielt.
„Okay.“

Mit fahrigen, zittrigen Händen griff Alexis nach der Karte im Seitenfach und schlug diese auf. Jack, dem ihre Nervosität keineswegs entging, versuchte sie zu beruhigen.

„Keine Sorge. Wenn Sie genau tun, was ich Ihnen sage, dann wird Ihnen nichts passieren.“

Ca. 15 Minuten später erreichen sie die Raststätte und Jack parkte den Wagen möglichst nahe dem Eingang. Unterwegs hatte er Alexis genaue Anweisungen für ihr Verhalten gegeben. Die Beiden stiegen aus und betraten das Restaurant. Mit einem schnellen Blick überschaute er den Gastraum und steuerte dann mit Alexis die Hintertür zu den Toiletten an. Sie gelangten auf einen langgestreckten Korridor und Jack öffnete systematisch eine Tür nach der Anderen. Endlich schien er gefunden zu haben, was er suchte und gab Alexis ein Zeichen, zu ihm zu kommen.

„Verstecken Sie sich hier in diesem Lagerraum und verhalten sie sich still, bis ich zurück bin.“

Kaum hatte sie den Raum betreten, schloss Jack schnell die Tür, drehte den Schlüssel um und steckte diesen ein. Dann verließ er das Gebäude durch den Hintereingang und eilte um die Raststätte nach vorn zum Haupteingang. Hinter der Hausecke in Deckung bleibend, überblickte er schnell den Parkplatz und ein befriedigtes Lächeln glitt über sein Gesicht, als er schon nach kurzer Zeit den gesuchten Wagen entdeckt. Er stand ca. 30 Meter entfernt, zu weit, um sich ihm unbemerkt nähern zu können, doch die beiden Männer, dir offenbar den Eingang scharf im Auge behielten, drehten ihm den Rücken zu. Jack zog kurzerhand seine Waffe und ging einfach auf den Wagen zu. Als die Männer ihn entdeckten, hob er die Waffe und zerschoss die Reifen, was die Männer veranlasste in Deckung zu gehen. Mit wenigen Sätzen erreichte er sein Ziel, riss die Beifahrertür auf und zielte auf den Mann vor ihm. Als der Fahrer nach einer Waffe griff, versetzte er dem Beifahrer einen Fausthieb, während er gleichzeitig dem Fahrer die Waffe aus der Hand schoss. Weiterhin auf den Fahrer zielend, vergewisserte sich Jack, dass der Beifahrer keine Gefahr mehr für ihn darstellte und eilte dann schnell um den Wagen herum zur Fahrertür. Er riss diese auf und befahl.

„Los aussteigen!“
Der Mann kam Jacks Aufforderung nur zögern nach, doch als Jack unmissverständlich auf sein Bein zielte, hatte er es plötzlich ziemlich eilig aus dem Wagen zu kommen.
„Gesicht zum Wagen und Hände hinter den Kopf!“ Herrschte ihn Jack an.

Jack durchsuchte ihn, nahm ihm die Waffe ab und drehte ihn dann mit einem Ruck zu sich um. Ihm die Waffe direkt unter die Nase haltend, machte Jack diesem Kerl klar, dass er es durchaus ernst meinte.

„Wie haben Sie uns gefunden? … Nun reden Sie schon, oder soll ich etwas nachhelfen?“ Drohte Jack und packte ihn noch fester. Da der Kerl offenbar nicht reden wollte, griff Jack ziemlich unsanft nach dessen durchschossenen Hand. Der Mann schrie vor Schmerzen auf und stammelte.
„Schon gut, Mr. … ich sage es Ihnen ja. Miss Cortes trägt einen Peilsender bei sich.“
„Und wo befindet sich der?“ Fragte Jack.
„Das … das weiß ich nicht … ehrlich.“ Wimmerte der Mann als Jack den Druck auf die Wunde erneut verstärkte.

Jack blickte kurz in Richtung des Gebäudes, wo sich einige Neugierige versammelt hatten.

„Besorgen Sie mir Stricke zum Fesseln und verständigen Sie die Polizei.“ Rief er ihnen zu.

Sofort stürzte ein junger Mann los, um Jacks Aufforderung nachzukommen.

„Einsteigen!“ Befahl er dem Mann und half mit etwas Druck nach.

Dann setzte Jack auch diesen Ganoven mit einem gezielten Fausthieb außer Gefecht. Inzwischen näherten sich einige der Zuschauer und boten ihre Hilfe an. Jack nickte ihnen kurz zu und durchsuchte die beiden Verbrecher dann gründlich nach Waffen. Endlich brachte der junge Mann die gewünschten Stricke und Jack fesselte die Männer, so dass sie sich von allein unmöglich befreien konnten. Dann bat er die Umstehenden gut auf die Beiden aufzupassen bis die Polizei käme. Als das Problem gelöst war, begab Jack sich kurz zu seinem Wagen, schnappte sich einen Koffer und ging damit zurück zu Alexis. Diese war sichtlich erleichtert, als Jack zurückkam.

„Okay, die Gefahr ist für den Moment vorbei, aber ich muss Sie und Ihre Sachen durchsuchen.“ Erklärte ihr Jack.
„Wozu?“ Fragte ihn Alexis verwundert.
„Sie tragen einen Peilsender bei sich und solange wir den nicht beseitig haben, werden uns ihre Verfolger ständig im Nacken sitzen … Zeigen Sie mir Ihre Sachen.“ Forderte Jack die junge Frau auf, während er dem Koffer einen Detektor entnahm.

Zunächst schüttete Alexis den Inhalt ihrer Handtasche aus, doch als Jack darunter den Peilsender nicht fand, nahm er sich ihre Kleidung vor. Als er sich dem medaillonförmigen Anhänger ihrer Kette näherte, schlug das Gerät plötzlich an. Sofort griff er danach, schaute sich diese näher an und entdeckte den winzigen Peilsender. Jack legte ihn sich auf die flache Hand und zeigte ihn Alexis.

„Aber das … das ist unmöglich.“ Stammelte Alexis völlig verblüfft.
„Unmöglich … warum?“
„Weil ich diese Kette erst vor wenigen Stunden von meinem Bruder geschenkt bekommen habe.“
„Von Ihrem Bruder?“ fragte jetzt Jack seinerseits verwundert.
„Nun ja, genau genommen ist es mein Stiefbruder. Meine Mutter brachte ihn in die Ehe mit.“ Erklärte sie Jack.
„Und von ihm haben Sie diese Kette bekommen? Wann genau?“ Hakte Jack sofort nach.
„Er wollte sich von mir noch verabschieden, bevor ich nach Washington gebracht wurde. Das war ca. 3 Stunden bevor dieser Überfall erfolgte. Er sagte, diese Kette soll mich beschützen und vor allem Bösen bewahren.“
„Hatte danach noch jemand die Möglichkeit an diese Kette ranzukommen?“

Mit vor Entsetzen geweiteten Augen schüttelte Alexis den Kopf.

„Dann bedeutet das wohl, dass Ihr Bruder mit den Verbrechern gemeinsame Sache macht. Tut mir Leid.“ Fasste Jack das Ergebnis kurz zusammen.
„Wo ist Ihr Bruder jetzt?“
„Er wollte heute mit meinem Vater, in dessen Privatjet, zu einem wichtigen Termin nach Chicago fliegen … Oh Gott, wenn er …“

Sofort griff Jack nach seinem Handy und verständigte die zuständigen Behörden.

„Man wird alles unternehmen, um Ihrem Vater zu helfen.“ Beruhigte er die junge Frau.

Dann versorgte Jack Alexis Wunde, bei der es sich tatsächlich um eine unbedeutende Verletzung handelte. Kaum wer er damit fertig, vernahm er die Sirene eines sich nähernden Polizeifahrzeuges.
„Kommen Sie.“

Nachdem Jack mit den Polizisten gesprochen und diese die beiden Gefangenen übernommen hatten, genehmigten sich Jack und Alexis noch einen Hamburger, bevor sie ihre Fahrt nach Washington fortsetzten. Zur Sicherheit vermied Jack die großen Highways und benutzte stattdessen weniger befahrene Straßen. Außerdem wählte er auch nicht den direkten Weg, sondern nahm lieber zwei Tage mehr in Kauf, um damit zusätzlich seine Spur zu verwischen. Unterwegs erfuhr er, dass man Alexis Bruder verhaftet hatte und ihr Vater wohlauf war.

Jack lieferte Alexis unversehrt bei den Behörden in Washington ab und machte sich dann auf den Rückweg nach Los Angeles. Dabei hatte er genügend Zeit um seine aufgewühlten Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen, denn die Gespräche mit der jungen Frau hatten bei ihm viele schmerzliche Erinnerungen wachgerufen. Auch sie hatte schwere Verluste hinnehmen müssen und schon in jungen Jahren ihre Mutter verloren. Wie auch Kim, so hatte auch Alexis sehr darunter gelitten und sie hatte Jack von dieser schweren Zeit berichtet. Sie hatte in ihrem Vater eine große Hilfe gehabt, der ihr mit seiner Liebe und Fürsorge beigestanden hatte, was auch diesem den schmerzlichen Verlust seiner Ehefrau leichter hatte ertragen lassen. Vater und Tochter hatten dadurch noch enger zu einander gefunden. Kim hatte Jack diese Chance nie gewährt. Er hätte seiner Tochter so gern in ihrem Schmerz beigestanden, aber Kim hatte sich vor ihm verschlossen und seine Liebe verweigert. Sie hatte sich vor ihm zurück gezogen und ihn mit seinen Kummer und Vorwürfen allein gelassen. Mit Grauen erinnerte er sich an die schwere Zeit nach Teris Tod.

An diesem Punkt angekommen, entfuhr seinen Lippen ein qualvolles Stöhnen. Der Tag ihrer Beerdigung war einer der bittersten und schlimmsten Tage gewesen, die er je erlebt hatte. Wie zum Hohn hatte an diesem Tag die Sonne an einem strahlend blauen Himmel gestanden und die Natur hatte sich in ihr farbenprächtigstes Kleid gehüllt gehabt – doch von alldem hatte Jack nichts mitbekommen. Von bitteren Vorwürfen geplagt, hatte er erschüttert an ihrem Grab gestanden und mit leerem Blick auf den mit Blumen überhäuften Sarg geblickt. Es wurden ergreifende Reden gehalten, aber er hatte den Sinn dieser Worte nicht erfasst, denn seine Gedanken waren weit weg gewesen. Er hatte unzählige Hände geschüttelt und doch niemanden gesehen. Wenn er versuchte sich an die unzähligen Trauergäste zu erinnern, so sah er nur eine graue Masse vor sich. Viele hatten versucht ihm irgendwie Trost zu spenden, doch es hatte keinen Trost für ihn gegeben, denn die einzige Person, die ihm hätte ein Lichtblick sein können, hatte sich von ihm abgewendet und ihm noch zusätzlich mit Schuldgefühlen gepeinigt. Für Kim war der Tod ihrer Mutter eine Art Schock gewesen und in ihren Augen hatte er eine stumme Anklage gelesen. An das Ende dieses Tages konnte sich Jack nicht mehr erinnern, denn er hatte seinen Schmerz mit Alkohol betäubt und seinen Rausch in irgendeinem, schmutzigen Hinterhof ausgeschlafen.

Der Morgen hatte ihm ein böses Erwachen gebracht und er hatte sich geschämt, wie noch nie in seinem Leben. Sich hundeelend fühlend, hatte er sich mühsam nach Hause geschleppt, wo ihn der kalte, angeekelte Blick seiner Tochter bis ins Mark erschüttert hatte. Die herzliche Beziehung zu seiner Tochter hatte einen Bruch erlitten und es hatte lange gedauert, bis die Zwei wieder zueinander gefunden hatten.

Aber das Leben ging weiter, egal was für Verluste man auch erlitten hatte. Alexis hatte ihn mit ihrem Mut und ihrer Einstellung beeindruckt. Sie war eine junge Frau, die bereits viele Schicksalsschläge hatte einstecken müssen und dennoch war sie bereit für die Gerechtigkeit zu kämpfen. Man hatte ihr gesagt, dass dieser ganze Prozess für sie äußerst unangenehm und auch gefährlich werden würde, aber sie war bereit sich diesem zu stellen. Sie hatte unter ihre Vergangenheit einen Schlussstrich gezogen und würde ein neues Leben beginnen und auch Jack musste endlich die Vergangenheit ruhen lassen und in die Zukunft blicken.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen fuhr er gen Westen.

         
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