Lost
And Found
by Skinhunter
Verwendete
Wettbewerbsvorgaben:
Sven1421
· (zwischen Season 2 und 3)
Jack zieht bei Kate Warner aus. All die Gefühle, die ein
solches Beziehungsende mit sich bringt. Die Gründe, die
es für die Trennung gibt. Die Gefühle und Gedanken, die
Jack und Kate bewegen und vor allem ein herzergreifender
Trennungsdialog wären schön!
Guy-rescuer
· (nach Season 2)
Jack hat Kate Warner nicht vergessen. Die beiden treffen
sich. Was tun beide? Wie fühlen sich jeder der beiden?
Stört vielleicht ein anderer Mann/Frau diese treffen/dates?
---
Jack hockte hinter der
großen, viereckigen Panoramascheibe und starrte auf den
Ozean hinaus. Es war dunkel, nur der Mond spiegelte sich
in den schwarzen Wellen. Irgendwo weiter rechts kamen die
grellbunten Lichter der Stadt dazu. Los Angeles, die
berühmte Metropole am Pazifik, die nie müde wurde, ihr
Image durch teure Anzeigen und immer neue Extreme
hochzupuschen.
Er blinzelte in die ferne Helligkeit. Die letzten
dreizehn Monate hatte er diesen Ausblick genießen
dürfen. Aber jetzt stand die Uhr auf Zwölf. Seine
Klamotten lagen unten im Auto und warteten darauf, ein
billiges Motel in Downtown zu beziehen, bis er ein
geeignetes Apartment für sich fand.
Kate hatte ihm natürlich angeboten, auch weiterhin hier
wohnen zu bleiben, schließlich sei das Strandhaus groß
genug. Fünf Schlaf- und drei Badezimmer. Sauna,
Whirlpool, Fitnessraum. Zwei separate Eingänge. Sie
würden sich nicht einmal über den Weg laufen. Jack
lehnte jedoch ab.
Im Glas reflektierte ihr Schatten, der langsam größer
wurde, als sie von hinten näher kam. Der CTU-Agent
richtete sich traurig lächelnd auf. Sie war die erste
Frau nach Teris Tod gewesen. Gemeinsam hatten sie die
Mauern, die sein Herz seit langem gefangen hielten,
niedergerissen.
Kate trat neben ihn, beobachtete seine gequält wirkenden
Bewegungen. Ihre Augen strichen über sein gutaussehendes,
unrasiertes Gesicht. Jack ...
Er drehte sich zu ihr, fuhr ihr zärtlich mit seinen
Fingern durch die langen, blonden Haare. Sie war wirklich
süß, viel zu süß, um sie zu verlieren, doch die
Würfel waren gefallen, es gab kein Zurück. Es tut
mir leid. flüsterte er in einem Ton, der sein
ganzes Bedauern ausdrückte.
Es ist nicht deine Schuld. entgegnete Kate
leise, griff nach seiner Hand und hielt sie fest. Bevor
er bei ihr eingezogen war, hatten sie über die
Vorstellungen ihres Zusammenlebens gesprochen. Sie hatten
alle Möglichkeiten diskutiert, glaubten sie zumindest,
denn sie hatten nicht beachtet, was passieren würde,
wenn Jack wieder gesund war und wieder als Agent arbeiten
konnte. Sein Job war so wichtig für ihn, wie die Luft
zum Atmen. Und im nachhinein ging Kate sogar davon aus,
dass sie damals diese Frage bewusst ignoriert hatten.
Herrgott, sie waren alt genug, sie hätten wissen müssen,
allein der Umstand, unter dem sie sich begegnet waren,
verurteilte eine dauerhafte Beziehung von Anfang an zum
Scheitern. Dennoch waren sie beide dem ewigen Spiel der
Liebe verfallen, wollten doch nur etwas Glück. Aber es
wurde ihnen nicht gegönnt. Nun schauten sie verdrossen
auf die Trümmer.
Jacks Puls schlug schwer und hart. Er zog liebevoll ihr
hübsches Gesicht zu sich heran, küsste ihr die Augen zu,
schmeckte das Salz ihrer Tränen. Es war seine Schuld,
kein Zweifel. Nachdem seine Wunden verheilt waren, nahm
sofort sein Job wieder die oberste Priorität in seinem
Leben ein. Das würde er immer tun. Teri hatte ihn nicht
davon abbringen können, Kate ebenso wenig. Er brauchte
die Action, das Adrenalin, die ständige Todesgefahr.
Sicher, sie verbrachten die wenige Zeit, die sie dann
noch zur Verfügung hatten, zusammen, doch es war nicht
mehr wie früher. Sie fingen an zu streiten, weil er
nicht wollte, dass sie sich Sorgen machte und ihre Angst
ihn erdrückte, ja, verrückt machte. Aber er hatte
mitbekommen, wie gekränkt sie jedes Mal war. Verdammt er
war ein arrogantes Arschloch. Keine Frau hatte verdient,
so etwas durchzumachen.
Jack schlang seine Arme um sie, presste ihren Kopf an
seine Brust. Wenn man sich verliebt, riskiert man,
verletzt zu werden und es gab Verletzungen, die in Kauf
zu nehmen sich lohnten, jedoch nicht die, die er
inzwischen austeilte. Er stand noch ein paar Atemzüge
lang da, blickte voller Sehnsucht auf den Mondschein und
spürte ihre Hände auf seinem Rücken. Es war Zeit zu
gehen. Ich muss los.
Noch mehr Flüssigkeit trat in ihre Augen, nahm ihr die
Sicht. Jetzt war es also soweit, ein letzter Kuss, ein
kurzer Abschied, aus und vorbei. Die harten Fakten
sammelten sich zu einem Kloß in ihrem Hals. Jack,
wir ...
Shhh ... ! Jack löste sich aus der Umarmung,
legte zwei Finger auf ihren Mund. Ich liebe dich,
Kate Warner ... sagte er heißer, wischte ihre
Tränen mit seinen Daumen weg. ... du wirst immer
einen Platz in meinem Herzen haben. Er drückte
ihre Schultern, berührte ihre Lippen mit seinen. Und ein
letztes Mal atmete er ihren zarten Duft ein, speicherte
die Erinnerungen der Nächte, die sie eng umschlungen
verbrachte hatten und die langen, leidenschaftlichen
Küsse.
Pass auf dich auf! hauchte Kate, als er sich
abwandte und zur Tür lief, sie mit ihrer Sehnsucht nach
seiner Wärme zurückließ. Sie hörte den Motor seines
SUVs anspringen, hörte die Reifen quietschen, als das
Fahrzeug mit Höchstgeschwindigkeit davon raste.
***
Verschwommen. Alles fühlte sich verschwommen an. Pass
auf dich auf. Sie hätte ihre eigenen Worte wohl besser
selbst befolgen sollen. Dann würde sie jetzt vielleicht
nicht an Händen und Füßen gefesselt auf einem alten,
klapprigen Stuhl sitzen, der in einer schmutzigen
Lagerhalle stand. Aber wie hätte sie reagieren sollen?
Alles war so unglaublich schnell gegangen. Sie war nur
kurz in ihrem Büro gewesen, um die Frachtpapiere zu
holen, die sie brauchte, damit die Hilfsgüter verladen
werden konnten.
Und dort war es aus dem Nichts heraus passiert. 100.000
Volt hatten sich in ihren Körper gefressen, ein Schlag,
der wie ein Blitz durch ihr gesamtes Nervensystem
geschossen war, sie in die unendliche Tiefe der
Bewusstlosigkeit gerissen hatte. Ihr wurde wieder
schlecht. Sie fühlte sich, als müsste sie sich jeden
Moment übergeben, doch das war das Letzte was sie wollte,
zumal ihr Mund mit Klebeband versiegelt war.
Sie versuchte, sich abzulenken und sah sich um, drehte
ihren Kopf vorsichtig, soweit es ging und weckte ein
Dröhnen, das sie fast zurück in die Ohnmacht gezogen
hätte. Kate stöhnte. In ihren Achselhöhlen bildeten
sich winzige Schweißperlen. Sie hatte eine ähnliche
Situation schon erlebt und ihr einziger Gedanke war,
etwas zu unternehmen. Doch sie war nicht in der Position,
von der aus sie handeln konnte.
Hoffnungslosigkeit breitete sich aus, das Wissen, einer
Gefahr gegenüberzustehen, ihr wehrlos ausgeliefert zu
sein, war zermürbend. Sie lauschte der Stille, sie war
allein, wenigstens im Moment. Warum hatte man sie
entführt? Was wollte man von ihr? Hatte es mit ihrer
Organisation Women against War zu tun?
***
Ohne anzuklopfen riss Jack die Tür zum Büro seines
Vorgesetzten auf und stürmte hinein. Wann hatten
Sie eigentlich vor, mich über die Sache unten in
Lakewood zu informieren? schnitt seine raue Stimme
scharf durch den Raum. Er war kurz vorm Durchbrennen, mit
dem Knall musste jeden Moment gerechnet werden.
Chapelles Lippen waren schmal und zusammengepresst, seine
Stirn gerunzelt. Er saß in einem makellosen blauen Anzug
hinter seinem Schreibtisch. Sein Hemd war strahlend weiß,
die dunkle Krawatte eng gebunden. Er setzte sich gerade,
faltete die Hände auf der Tischplatte, ähnelte einem
Politiker bei einer Wahlkampfrede im Fernsehen. Und
die wäre? fragte er, von dem Benehmen seines
Mitarbeiters sichtlich angewidert.
Jack schob die Akte zur Seite, in der Chapelle gerade
gelesen hatte und beugte sich wütend zu dem hässlichen
Wiesel hinab. Sie wissen genau wovon ich rede!
zischte er gefährlich, knallte ihm einen elektronischen
Ausdruck vor die beschissene Nase.
Oh, Sie meinen Ihre kleine Ex-Freundin. Ryan
gab sich nicht besonders viel Mühe überrascht zu
klingen. Hören Sie zu, Bauer, auch wenn Sie
glauben, ohne Sie würde der Laden hier nicht laufen ...
Irrtum ... er tut es doch. Und obwohl es Sie nichts
angeht, das Briefing ist vor fünfzehn Minuten zu Ende
gegangen. Agent Baker und sein Team haben alles unter
Kontrolle. Sie können sich also beruhigt wieder an ihren
Computer setzen, um endlich den Bericht zu schreiben, den
ich bereits gestern auf meinem Tisch haben wollte.
Jack rollte seine Zunge in der Backe herum, bevor er
reagierte. Sie können mich mal, Ryan. Sie werden
jetzt Baker anrufen und ihm sagen, dass ich mitkommen
werde.
Baker war ein erfahrener Mann. Ruhig, besonnen,
zuverlässig. Jack hatte schon mehrere Einsätze mit ihm
absolviert und bis auf ein paar Kratzer hatten sie nie
Verluste in ihren Reihen zu beklagen gehabt. Aber hier
ging es immerhin um Kate, er musste einfach dabei sein,
musste sich an Ort und Stelle mit seinen eigenen Augen
davon überzeugen, dass es ihr gut ging.
Nach den bitteren Vorfällen, die ihre Familie
auseinandergerissen hatte, hatte sie ihr soziales
Engagement verstärkt. Und jetzt glaubten irgendwelche
Spinner, das zerstören zu müssen. Die Lage war
eindeutig, sieben Personen unbekannter Herkunft hielten
sie in einem alten Lagerhaus in der Edington Road
gefangen. Amateure, diese Idioten hatten noch nicht
einmal die Transponder entfernt, mit denen seit kurzem
die Sendungen markiert wurden, damit verfolgt werden
konnte, das sie auch ihren wirklichen Bestimmungsort
erreichten.
Das hatte die Suche des State Departments unheimlich
erleichtert, nachdem man Kate als vermisst und die
Spenden als gestohlen gemeldet hatte. Umgehend hatten sie
den Fall und die Ergebnisse an die CTU weitergeleitet,
die mit ihrer hochwertigen Technologie eine
Befreiungsaktion vorbereitete. Aber Chapelle, der
verdammte Hurensohn wollte ihn nicht dabei haben.
Rufen Sie ihn an, Ryan.
Chapelle blickte seinen widerspenstigen Agenten an und
ballte die Hände zu Fäusten, so fest, dass seine
Knöchel weiß hervortraten. Glaubte dieser Kerl
tatsächlich, so mit ihm reden zu dürfen, nur weil der
Präsident sein Freund war? Blödsinn. Bauer hatte ein
Problem mit Autoritäten, hielt sich für etwas
Besonderes, für jemanden, für den keine Regeln gelten.
Auf seinen Lippen lag eine entsprechende Antwort, aber
als er das Flehen in Jacks Blick sah, griff er
stattdessen zum Telefon. Raus! blaffte er, um
wenigstens etwas von seiner Haltung zu wahren.
***
Plötzlich flog die Tür zu ihrem Gefängnis auf. Das
laute Geräusch, dass dabei verursacht wurde, ließ Kate
erschrocken zusammenfahren. Es klang wie ein Schuss aus
einer Pistole. Sie keuchte angestrengt hinter dem
straffen Klebeband, blinzelte den Schweiß aus ihren
Augen und erkannte zwei junge, bewaffnete Männer in
grünen Uniformen, die lachend in die Halle kamen.
Einer kniete sich neben den Kisten nieder, die sie
erbeutet hatten und fing an, die braunen
Schutzverpackungen abzureißen. Der andere zog sein
Messer hervor, ging zu der Gefangenen, wo er spielerisch
die scharfe Klinge über ihr Gesicht gleiten ließ, ohne
es zu verletzen.
Kate zuckte trotzdem weg, aber der Mann krallte seine
freie Hand brutal in ihre Haare und hielt ihren Kopf fest.
Leute, wie dich kotzen mich an, ... spie er
von oben hinunter. ... reiche, weiße Nutten, die
nichts mit ihrer Zeit und ihrem Geld anzufangen wissen,
und dann glauben, sie müssten etwas für die Armen
dieser Welt tun. Aber so funktioniert das nicht, Baby ...
***
Die Agenten trugen dunkle Kampfanzüge und kugelsichere
Westen. Jeder von ihnen hatte einen Miniaturlautsprecher
im Ohr. Ihre schallgedämpften Waffen waren
schwarzmattiert, damit sie kein Licht reflektieren
konnten. Geräuschlos und geschickt den Schatten als
Deckung nutzend, näherten sie sich praktisch unsichtbar
der heruntergekommenen Lagerhalle. Sie reagierten mit
einer Präzision, die jahrelanges Training verriet.
Baker hielt die kleine Gruppe schweigend an. Er prüfte
den PDA, auf dessen Display ihm acht rote Punkte die
Positionen ihrer Zielobjekte anzeigten, sieben
potentielle Gegner und die junge Frau, die sie befreien
wollten. Vier Punkte befanden sich außerhalb des
Gebäudes, vier im Innenraum. Baker teilte sein Team auf,
er und Bauer würden hineingehen, Miller und Brown den
Rest übernehmen.
Im Schutz der schäbigen Wände pirschten sie sich weiter
voran, trennten sich. Jack hebelte das Schloss auf,
öffnete behutsam das Hindernis, während Baker ihn
sicherte. Die Waffe schussbereit in der Hand schnellte er
in die seichte Dunkelheit. Und da war der erste
Entführer, er lehnte rauchend an einem Holzstapel. Seine
Umrisse waren trotz der schlechten Lichtverhältnisse
deutlich zu erkennen.
Jack legte an, das Fadenkreuz ruhte auf dem so
verwundbaren Schädel des ahnungslosen Mannes. Eine
Millisekunde weiteten sich seine Augen, durchfuhr ihn
eine Spannung. Es war das Jagdfieber, das erregende
Gefühl, jemanden zur Strecke zu bringen, ihm eine Kugel
in den Leib zu pumpen. Und es war die Sinnesempfindung
von Macht, die Macht über Leben und Tod zu entscheiden.
Der CTU-Agent entschied sich für den Tod. Ehe sein Opfer
auch nur ansatzweise begriff, was überhaupt geschah,
hatte Jack schon den Abzug betätigt. Er sah in Zeitlupe,
wie die Kugel einschlug und den Knochen zum Explodieren
brachte, Blut und Gehirnmasse spritzten auf. Der
Getroffene fiel.
Baker übernahm wieder die Führung, schlich zu der
Leiche. Neben ihr war eine weitere Tür, hinter der drei
Punkte leuchteten. Miller hatte ihm inzwischen den
erfolgreichen Zugriff auf zwei der vier Entführer
gemeldet. Three down, four more to go.
***
... es interessiert keinen, ob irgendwo ein
verlaustes Niggerbalg auf der Straße krepiert. Und wenn
ich erst mit dir fertig bin, wird es dich auch nicht mehr
interessieren! lachte der Mann hinter Kate.
Geschmeidig fuhr die Klinge seines Messers nach unten,
kreiste auf dem Schlüsselbein, ging tiefer, blieb auf
der linken Brust stehen.
Nur mühsam konnte sie ihre Tränen verdrängen. Sie war
einer Gruppe Neonazis in die Arme gefallen. Gütiger
Himmel, sie war verloren. Diese Skinheads waren für
ihren blinden Hass und ihre Brutalität bekannt,
kämpften für die Reinheit ihrer weißen Rasse, die
ihrer Meinung nach über allem anderen stand.
***
Noch ein letzter Blick auf das blinkende Display. Baker
und Jack nickten stumm, postierten sich jeweils an den
Pfosten und brachten kleine Sprengladungen an, welche die
Tür aus ihren Angeln reißen würde. Wer auch immer in
dem Raum dahinter war, der Überraschungseffekt lag auf
der Seite der beiden CTU-Agenten. All ihre
Raubtierinstinkte, jeder Muskel in ihrem Körper war
angespannt. Baker hob seine linke Faust, zählte sichtbar
für Jack. Zeigefinger, eins. Mittelfinger, zwei.
Ringfinger, drei.
***
Die Tür explodierte. Kates Augen wurden groß. Rauch,
Feuerfunken, ein Hagel aus Holz- und Eisensplittern flog
umher, als das Hindernis lauthals aus dem Weg geräumt
wurde. Zwei Männer in Kampfanzügen tauchten in dem
grauen Nebel auf, ihre Waffen und ihre Blickrichtungen zu
einer Einheit verschmolzen.
Eine rote Fontäne schoss empor. Der Entführer bei den
Hilfsgütern wurde nach hinten geschleudert. Sein Körper
zuckte. Die erste Kugel hatte seinen rechten Oberarm
zerfetzt. Ein zweiter und dritter Treffer hinterließen
blutige Wunden in Brust und Kopf. Seine Hände peitschten
durch die Luft, fingen Stücke einer matschigen Substanz
auf. Sein Fleisch. Sein Blut. Still und tot landete er
auf seinem Rücken.
Simultan zu dieser Aktion verschwand das Messer von ihrer
Brust, klapperte gefahrlos auf den Boden. Der Mann, der
sie damit bedroht hatte, schlug reglos, mit seltsam
verdrehten Gliedern zu ihrer Rechten auf. Er hatte kein
Gesicht mehr. Wo es einmal gewesen war, klaffte ein
schrecklicher Krater.
Nachdem sich der Qualm langsam gelegt hatte, erkannte
Kate einen der Männer, die das Gebäude gestürmt hatten,
sofort. Jack. Sie lächelte unter ihrem Knebel und dachte
in tiefer Aufrichtigkeit. Ich danke dir, lieber Gott.
Doch der Agent hatte noch keine Augen für sie, er war
ganz der Profi, der zuerst mit seinem Partner die Halle
sicherte, sich davon überzeugte, dass von den
Entführern keine Gefahr mehr ausging. Aber dann konnte
ihn nichts mehr halten. Kate! Der Bann war
gebrochen.
Jack stürzte zu ihr, kniete sich nieder, befreite sie
vorsichtig von dem Klebeband, legte die Waffe zur Seite
und holte sein eigenes Messer aus der Scheide an seinem
Bein, schnitt ihre Fesseln auf. Er sah sie an, lächelte
ermutigend, streichelte ihre Wange. Bist du okay?
Kate versuchte sich ebenfalls an einem Lächeln, nickte
schwach. Der Schweiß an ihrem Körper begann langsam zu
trocknen. Sie fror plötzlich. Mit wackligen Beinen stand
sie auf, sie wollte nur noch weg von hier.
Jack half ihr, hielt sie am Arm, unsicher, wie viel sie
von seiner Berührung dulden würde. Aber sie ließ es
geschehen und als er merkte, wie kalt sie war, riss er
seine Schutzweste vom Oberkörper, zog sein schwarzes
Hemd aus und legte es ihr behutsam über die Schultern.
Er strich eine blonde Haarsträhne hinter ihr Ohr,
starrte sie an, sie war so verletzlich, so wunderschön.
Kate erwiderte seinen Blick schweigend, beugte ihren Kopf
vor und küsste ihn, ganz zaghaft, bis sie beide spürten,
dass sie es wollten. Ihre Lippen suchten und fanden sich.
Es war erneut ein Spiel mit dem Feuer, sie wussten es,
trotzdem wehrten sie sich nicht. Sie wollten den
vertrauten Geruch, den vertrauten Geschmack des anderen.
Hey, ihr zwei Turteltäubchen. rief Baker sie
in die Gegenwart zurück. Miller und Brown hatten die
beiden noch freien Entführer gefasst. Sie waren fertig,
hatten ihren Job erledigt, um die Aufräumarbeiten
würden sich andere kümmern, das fiel zum Glück nicht
in ihre Zuständigkeit.
Lass uns verschwinden. flüsterte Jack in
Kates Ohr, nachdem er sich widerwillig von dem Kuss
getrennt hatte. Seine Hände lagen auf ihrer Taille,
seine kristallblauen Augen beobachteten ihre. Sie hatte
die Arme eingeknickt, ihre Handflächen ruhten auf seiner
Brust. Und sie lächelte, lächelte wirklich.
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