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24 - 05:00 - 06:00
von Agent Baker

Season/Spoiler: Season 4, bis Folge 24

Summary / Was bisher geschah: Jack und Chase waren einer Spur, die sie von David Palmer erhalten hatten nachgegangen und fanden heraus, dass die Entführer von Kim am Hafen drei Grundstücke gemietet hatten. Nachdem es ihnen auch gelungen war einen der Entführer zu stellen, machten sie sich, zusammen mit ihm auf dem Weg zum Hafen.

Inzwischen hatte auch Michelle Dessler von den Vorgängen Wind bekommen und Adam und Chloe zur Rede gestellt. Unter Michelles Druck beichtete ihr Adam alles.

Disclaimer: Ich verfolge keinerlei finanzielle Interessen mit dieser Story. Sie ist geschrieben, damit andere Fans sie lesen können.

„Verdammt!“, brüllte Jack in den Wagen, woraufhin die völlig verängstigte Frau zusammenzuckte und noch lauter zu heulen begann.

Jack zog den Kopf wieder aus dem Wagen. Chase sah ihn verwirrt an. Jacks Augen waren geweitet. Beide verstanden die Welt nicht mehr. Sie waren reingelegt worden! Wer diese Frau im Wagen auch immer war, wussten sie nicht und die ganze Sache schien immer komplexer zu werden. Jack musste sich zusammennehmen nicht die Fassung zu verlieren und seinem Frust freien Lauf zu lassen. Das sah man im auch an und Chase hütete sich Jack darauf anzusprechen. Vor allem, weil er genauso sauer wie Jack war.

Der Fahrer des LKWs, der Jack und Chase unbewusst dazu verholfen hatte, den Entführer zu stellen, kam zögerlich auf die beiden zu und versteckte sein großen Kopf zwischen den Schultern. „Sind Sie verletzt?“ Konnte man ihn durch seinen dichten Bart hindurch fragen hören.

„Alles okay, danke!“, versuchte ihn Chase abzuwimmeln und hinter dem Fahrer konnte er einen CTU-Wagen heranrollen sehen. „Na klasse!“, sagte er mit gesengter Miene. „Als hätten wir nicht schon genug Ärger am Hals...“ Da hatte er einen wahren Satz gelassen ausgesprochen.

Jack erging es ähnlich und er konnte es immer noch nicht fassen. Die Hände zu Fäusten geballt, starrte er immer noch auf den Rücksitz des Taurus, kam jedoch nicht auf die Idee, die Frau rauszuholen. Die Wut lies die Logik verschwinden.

„Jack, wir bekommen Besuch!“ Selbst Chase konnte ihn nicht in die Realität zurückrufen. Er hatte das Gefühl versagt zu haben. Das Gefühl war ihm nicht neu. Deshalb hasste er es an diesem Tage umso mehr. Das immer lauter werdende Motorgeräusch lies ihn schließlich den Kopf schütteln und sich umdrehen.

Er sah in das Scheinwerferlicht des Einsatzfahrzeugs, das immer langsamer wurde und schlussendlich anhielt. Drei Leute stiegen aus, alle mit ihren Gewehren im Anschlag. „Werfen Sie die Waffen weg und nehmen Sie die Hände hoch!“, wurde befohlen. Widerwillig schnaubte Jack, warf seine Waffe schließlich aber neben Chase’s, die bereits in der Wiese lag.

06:01:11 Uhr

Max Ingram und Leonid Iwanow lachten sich regelrecht ins Fäustchen. Ihnen war klar, wie knapp sie gerade entkommen waren, freuten sich allerdings, dass alles wie am Schnürchen hingehauen hatte.

Sie waren auf dem Weg Richtung Stadtzentrum. Dort befand sich ein weiterer Stützpunkt.

Leonid, der am Steuer saß, übernahm das Wort: „Ihnen ist hoffentlich bewusst, wie viel Glück wir grade hatten?“

„Durchaus!“, antwortete Max trocken. „Aber somit ist unser Vorsprung umso größer geworden. Die Vorbereitungen für den heutigen Tage waren lange genug. Doch nun ist Zeit etwas, das uns nur im geringen Maße zur Verfügung steht. Deshalb war es richtig, unseren Aufbruch solange wie möglich hinauszuschieben.“

„Zu lange für meinen Geschmack. Nun ist die Fährte gelegt. Und Sie kennen ja Behörden, wie die CTU. Die sind wie Bluthunde. Einmal Beute geschnuppert, schon kann sie nichts mehr halten!“

„Sie sehen das zu pessimistisch, Mr. Iwanow! Nicht mehr lange, dann wird uns auch die CTU keine Schwierigkeiten mehr machen können. Und bis es soweit ist...“ Max Ingram hob den Zeigefinger, der seine Aussage unterstrich. „... haben sie keine Chance auch nur an uns ran zu kommen!“

„Jetzt waren sie aber grade verdammt nahe an uns dran!“

„Genau, Mr. Iwanow, sie waren! Sie sollten endlich aufhören sich darüber Gedanken zu machen! Danken Sie Gott, dass wir trotz alledem ohne Probleme davon gekommen sind.“ Max bemerkte Leonids unzufriedenen Gesichtsausdruck. „Und das ist nicht nur als Rat gemeint!“, sagte er abschließend.

Leonid drehte den Kopf, hatte allerdings nicht vor etwas zu entgegnen. Seiner Meinung nach war alles gesagt worden. Vielleicht hatte Max ja recht, er wäre nur auch gern so optimistisch wie sein Partner.

06:02:31 Uhr

„Die Lage scheint sich entspannt zu haben.“, bemerkte Bill Buchanan, da keine Schussgeräusche mehr zu hören waren und Ian Duncan, der Team-Leiter Entwarnung gegeben hatte.

„Zum Glück!“, behagte Michelle. Heftig atmete sie aus und blickte zu Bill auf. Mit ernster Miene wurde sie angesehen. Sein Blick war ihr unangenehm. Sie fühlte sich durch ihn bloß gestellt, konnte jedoch auch nichts dagegen machen.

Bill wusste genau wie sie sich fühlte, doch Rücksicht nahm er darauf nicht. „Du kannst ganz zurecht ein schlechtes Gewissen haben, Michelle!“

Sie protestierte. „Das weiß ich, Bill. Aber was hätte ich denn deiner Meinung nach machen sollen?“

„Du hättest mit dem Problem zu mir kommen können!“

Während Bills Aussprache faselte sie ihm schon dazwischen: „Das ist mir schon klar!“ Ihre Stimme gewann an Lautstärke. „Aber du weißt genau, dass ich es nie getan hätte. Die Verantwortung dafür leg ich auch nicht ab!“

„Dann musst du sie auch leider tragen, wenn dich die Konsequenzen treffen!“ Es klang so endgültig.

„Dann treffen sie mich wenigstens mit Genugtuung!“, sagte sie provokant. Nun bemerkte sie allerdings, dass sie sich wieder zusammenreißen musste um den Bogen nicht zu überspannen.

Für einen Moment wurde es still im Videoraum. Chloe sagte auch nichts. Jeder schien sich erst wieder beruhigen zu müssen. Als Bill einen Satz zurück machte, wurde klar, dass er im Begriff war zu gehen.

„Was wirst du jetzt tun, Bill?“, fragte Michelle.

„Bleiben. Wir haben grade einen Einsatz hinter uns! Die Bürokratie wartet und die Teams müssen für den weiteren Ablauf koordiniert werden. Mach deine Schicht fertig und dann geh! Morgen wird ein verdammt harter Tag für dich.“ Ohne auch nur einen Einwand zuzulassen wendete Bill, verlies den Videoraum und lies Michelle mit ihrem schlechten Gewissen zurück.

06:04:39 Uhr

Genau ebensolches verspürte Walt Cummings nicht im geringsten! Es befriedigte ihn, dass die Vorgange in dieser Nacht so gut geklappt hatten. Er war ein verdammt großes Risiko eingegangen, doch durch seine Taten war ihm das Vertrauen der russischen Terrororganisation „????, ??????? ?????????“ (was soviel bedeutet wie: Das blendende Licht) gesichert worden.

Seine größte Sorge war aber nach wie vor Jack Bauer! Er sollte schon seit 5 Monaten tot sein! Stattdessen hatte ihn ein ehemaliger Präsident gewarnt und Bauer war trotzdem den chinesischen Behörden ausgeliefert worden. Dass er allerdings nicht länger dort verbleiben musste passte ihm noch weniger in den Sinn. Somit wurde er zu einer großen Bedrohung für sein Vorhaben. Einer der Drahtzieher der heutigen Ereignisse hatte sich trotz Cummings Einwände dazu entschlossen Bauer als Mittel zum Zweck für die bevorstehenden, seiner Meinung nach glorreichen Geschehnisse zu machen.

Walt Cummings konnte nur gespannt sein, wie der heutige Tag verlaufen würde.

06:05:42 Uhr

Jack und Chase waren, gefesselt mit Handschellen, zurück zur Fabrik gebracht worden. Die blonde Frau aus dem Taurus war ebenfalls mitgenommen worden. Völlig verängstigt, zitterte sie nicht weniger als vor ein paar Minuten. Jack konnte sich gar nicht ausmalen, was die Frau in dieser Nacht alles durchmacht haben musste.

Zwei Männer, der CTU waren noch beim Taurus zurückgeblieben und untersuchten den toten Entführer. Es war ein glatzköpfigen Mann, der einen grauen Anzug trug. Papiere trug er keine bei sich. Aber seine Identifizierung spielte bei der CTU sowieso eine eher untergeordnete Rolle.

Jack kochte förmlich vor Wut. Zum einen, da er immer noch nicht wusste wo seine kleine Kim war und zum anderen, da ihn nun die CTU in Gewahrsam hatte. Chase erging es da nicht anders. Der Leiter des CTU-Teams, der sich ihnen als Ian Duncan vorgestellt hatte, hatte das Verhör der beiden übernommen. Sie stellten sich allerdings stur und verrieten kein Wort.

Von der Seite her kam im Laufschritt einer der Agenten zu Ian und hielt ihm einige Zettel unter die Nase. Mit einem Ohr hörte Jack zu und konnte aus dem Gespräch entnehmen, dass das Dock gegenüber dem Gelände zur Fabrik gehörte und ein Schiff nahe der Küste vor Anker lag. Er drehte seinen Kopf und blickte zum Meer, das durch die aufgehende Sonne einen wunderschönen orange, roten Stich bekommen hatte. Tatsächlich konnte er, ein paar Meilen entfernt ein großes Schiff erkennen. Vermutlich war es irgendein Containerschiff, das konnte er aus dieser Entfernung nicht genau bestimmen.

„Abwarten!“, befahl Ian Duncan. „Wir fahren später zu dem Schiff hinüber, jetzt müssen wir die Vorgänge hier beenden.“

„Verstanden!“, sagte der Agent und entfernte sich wieder.

Kim musste auf diesem Schiff sein! Etwas anderes kam für Jack nicht mehr in Frage. Ihm waren nur leider die Hände gebunden – im wahrsten Sinne des Wortes! Er fragte sich wie viel Spielraum im die Agenten lassen würden. Dies galt es herauszufinden und er lies es einfach darauf ankommen!

Er ging los, in Richtung Fabrik! Das blieb natürlich nicht unbemerkt. „Hey, was machen Sie da?“, fragte Ian Duncan.

„Gehen!“, antwortete Jack trocken.

„Hey, hey, hey!” Ian lief auf ihn zu und packte ihn am Arm. „Was soll das?“

„Ich will da drüben nur was überprüfen.“

„Sie haben hier gar nichts zu überprüfen! Sie bleiben schön wo Sie sind!“

Jack verstand. Er hatte keinen Spielraum und er wusste auch wie er darauf reagieren musste. Radikal! Deshalb drehte er sich ruckartig, wodurch er Ians Griff entglitt. Anschließend zwirbelte er den Kopf und wuchtete ihn heftig gegen Duncans Gesicht. Schmerzerfüllt schrie er auf und torkelte nach hinten. Auf diesen Augenblick hatte Chase gewartet und reagierte goldrichtig. Er stieg dem Agenten in die Kniekehle und dieser ging in die Knie. Jack gönnte ihm auch keine Pause und trat ihm noch mal gegen die Brust und der Agent verlor entgültig das Gleichgewicht. Hart schlug er auf dem Asphalt auf und blieb erst mal liegen.

Diesen Moment mussten die beiden nutzen und rannten los!

Ein anderer Agent hatte die Vorgänge beobachtet und setzte sich ebenfalls in Bewegung. „Mr. Buchanan, Jack Bauer und sein Partner fliehen! Wie sollen wir vorgehen?“, keuchte er ins Funkgerät.

--Splitscreen--

Bill Buchanan befand sich bereits in Michelles Büro als ihn der Funkspruch ereilte. „Was? Halten Sie sie auf! Aber vermeiden Sie Ihre Waffen zu benutzen!“

„Verstanden!“

Genau das hatte Bill befürchtet. Jack war für seine Aufmüpfigkeit bekannt und dass er versuchen würde sich abzusetzen war schon vorprogrammiert. Und wie er Jack kannte hatte er auch gute Chancen dies zu bewerkstelligen!

06:08:28 Uhr

Und Jack und Chase rannten! Sie hatten keinen anderen Ausweg mehr gesehen und waren in die Garage zurückgelaufen. Dort angekommen war klar wohin sie ihr Weg führen würde. Die Treppe wieder rauf ins Wachhäuschen zurück. Auf der Strecke überrannten sie förmlich einen der Agenten, der ihnen im Gang den Weg versperrte. Dabei stieg ihm Jack in die unangenehmste Stelle, die sich ein Mann nur vorstellen konnte. Das würde ihn erst mal außer Gefecht setzen.

Doch sie mussten weiter und Jack wusste eigentlich nicht was sie machen sollten wenn sie oben angekommen waren! Sie waren einfach gerannt. Er hatte es satt sich von irgendwelchen Behörden ständig auf die Füße treten zu lassen. Chase erging es wohl ebenso. Doch sie hatten immer noch das Problem in Form der Handschellen um ihre Gelenke. Jack hatte zwar immer noch den Schlüssel bei sich, doch um ihn zu benutzen brauchten sie erst mal eine ruhige Minute. Die sie aber nicht hatten!

Also liefen sie mit den Händen auf die Rücken gefesselt weiter. Im Wachhäuschen angekommen schlug Jack die Tür hinter sich zu und kniete sich nieder. „Chase, halte Sichtkontakt! Ich versuch uns hier rauszubekommen!“

Anschließend kramte er mühselig den kleinen Schlüssel aus seiner Hosentasche und versuchte ihn hinter seinem Rücken ins Schloss zu stecken. Doch noch im selben Moment hörte er bereits die Schritte, die sich der Tür näherten. Gerade als sie aufschwang warf sich Jack dagegen und sie krachte wieder ins Schloss.

„Verdammt noch mal!“, fluchte Chase und eilte ihm zur Hilfe. Er drückte die Tür zu und Jack hatte die Chance die Handschellen zu öffnen. Wutentbrannt warf er sie in irgendeine Ecke und befahl Chase zur Seite zu treten.

Sofort wurde die Türe aufgewuchtet und der Angreifer kassierte sogleich einen kräftigen Schlag ins Gesicht, der in aus den Schuhen hob. Jack sprang auf ihn und hämmerte seine Handkante gegen seinen Hals. Der Kerl würde auch für einige Zeit weg vom Fenster sein.

Jack erbeutete seine Maschinenpistole und befreite Chase ebenfalls aus den Handschellen. Für kurze Zeit atmeten beide aus und sahen sich in die Augen. Jeder von ihnen fragte sich welcher Teufel sie nun wieder geritten hatte, doch nun hatten sie den Fluchtversuch schon gestartet und an Kapitulation war nicht zu denken.

Von unten waren erneut Schritte zu hören und es veranlasste die beiden dazu aus dem Wachzimmer hinaus zu flüchten und ihren Weg auf dem Laufsteg fortzusetzen.

Im blendenden Licht der aufgehenden Sonne hetzten sie dem Geländer entlang. In Richtung der Docks. Von allen Seiten kamen aber plötzlich Agenten und Jack und Chase waren gezwungen anzuhalten. War das Spiel etwa schon aus? Nein, daran wollte Jack nicht glauben und hievte sich an der Mauer in die Höhe.

„Gute Idee!“, bemerkte Chase und zog sich ebenfalls nach oben. Es bedarf ihm zwar einiger Anstrengung, doch es blieb ihm sowieso keine Wahl. Ohne auch noch mal zurückzublicken schwangen sie sich über die Mauer und der Fall war nicht mehr aufzuhalten. Hinter ihren Ohren konnten sie nur noch die wütenden Schreie, der CTU-Agenten vernehmen, doch sie fielen!

Chase spürte den Sog, der durch seinen ganzen Körper strömte, doch bevor er noch schneller werden konnte, schlug er neben Jack irgendwo auf ein paar Müllsäcken auf. Vor Schmerz blieb ihm die Luft weg und er schaffte es nicht mal zu stöhnen, doch das war es wert gewesen. Sie waren zum Teil entkommen.

Jack gönnte sich selbst keine Atempause packte das Gewehr, dass er beim Sturz verloren hatte und richtete sich auf. Er keuchte zwar, doch er zog Chase mit. Ziemlich wackelig standen sie nun in dieser Seitengasse und Jack deutete mit dem Kopf zu dem Dock.

„Was hast du vor?“, wurde er gefragt.

„Ich will zu diesem Schiff!“

Chase überlegte nicht lange. Er fand es schön, dass er nun mit Jack an einen Strang zog und rannte wieder los. Jack ihm hinterher.

Es war riskant, denn von der Fabrik aus konnte man ausgezeichnet auf das Dock sehen, doch sie mussten zu diesem Schiff. Als die Seitengasse verlassen wurde, schlugen die beiden einen Haken und liefen in großen Bogen zu dem Dock um bestmöglichst unbemerkt zu bleiben. In etwas Entfernung konnte Jack währenddessen sein SUV erspähen. Es war offenbar nicht entdeckt worden. Zumindest hatte er keinen Grund das Gegenteil anzunehmen.

Weiteres konnte er einige CTU-Fahrzeuge in der Nähe des Docks erkennen. Agenten sah er jedoch nicht. Sie waren vermutlich viel zu beschäftigt damit die Fährte wieder aufzunehmen.

Als sie das Dock aber erreicht hatten blickte er noch mal über die Schulter und sah einige Einheiten aus dem Hof kommen. Einer davon rannte schnurstracks in die Seitengasse.

„Verdammt!“, zischte Jack über die Lippen und betrat schleunigst das Dock. Chase war bereits weiter als er und hatte sich hinter einem kleinen, zum Dock gehörigen Häuschen versteckt. Jack schob sich an seine Seite. Er hoffte, dass er nicht entdeckt worden war. Aber es war auch nur eine Frage der Zeit bis die Agenten zu ihnen rüber kommen würden. Aber genau diese Zeit mussten sie nutzen.

Chase sah nach vorne. Ein kleiner Teil des Docks, unter dem sie sich nun befanden war noch überdacht. Bei den beiden Stegen, die weit ins Meer hinausführten sah das natürlich anders aus. Am Fuße des rechten davon dümpelten zwei Motorboote friedlich vor sich hin.

Er tippte Jack an. „Jack!“ Und deutete mit dem Finger nach ihnen. „Da könnten wir eins benutzen.“

„Müssen wir auch! Los an die Arbeit!“

Und beide huschten gebückt dorthin. Jack starrte ins Wasser, dass sicher noch eine Weile den idyllischen, roten Glanz der aufgehenden Sonne behalten würde. Kleine Wellen schwappten sanft gegen den Steg. Es wirkte so ironisch auf Jack. Dieses Gefühl hatte er nun schon wieder im Bauch. Das Gefühl des Adrenalins, der Angst und vor allem das Gefühl des Hasses. Der Hass auf Menschen, wie diejenigen, die seiner kleinen Kim diese schrecklichen Dinge antaten. Aber er würde kommen. Sie sollten sich hüten.

Ein kurzer Blick zurück zur Fabrik, dann hatten sie die Boote erreicht. Es war gespenstisch still geworden. Nicht mal das Wasser konnte er noch schwappen hören. Er empfand es als Ruhe vor dem Sturm, bevor die CTU-Teams wieder zuschlugen. Doch an der Fabrik konnte man nun keine Aktivität ausmachen. So weit, so gut.

Die Motorboote schienen in Ordnung zu ein, doch sie waren mit einer Kette an einem dicken Holzpflock befestigt, der wiederum mit einem breiten Vorhängeschloss gesichert war. Jack schlug in die Luft, so aufgebracht war er.

„Jack, bleib ruhig!“, versuchte ihn Chase zu beschwichtigen und legte seine Hand sanft auf seine Schulter. „Vielleicht ist ein Schlüssel in der Hütte da.“ Chase deutete mit der anderen Hand auf das kleine Haus.

„Ich weiß. Es hat keinen Sinn auszurasten. Lass uns suchen.“ Jack war nun seltsam gelassen. Hatte er sich etwa so schnell wieder beruhigt? Oder war er bereits soweit durchzudrehen? Chase fragte ihn lieber nicht. Stattdessen setzte er sich in Bewegung und eilte mit Jack zurück zu dem Häuschen.

06:13:10 Uhr

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06:17:30 Uhr

Kim befand sich immer noch in diesem verdammten Verhörraum! Sie wusste nicht zu sagen wie lange sie nun hier schon ausharrte, das Handy hatte sie jedenfalls vor Verzweiflung oder auch schierer Wut an die Wand geschmettert.

Ihr Nachthemd war ihr auch genommen worden! Sie hatte allerdings sozusagen als Tauschhandel ein blaues Top und schwarze Hosen dafür bekommen. Darin war ihr wenigstens etwas wärmer, auch wenn das Top am Rücken frei lag. Aber immerhin. Sie durfte nicht meckern. Sie fragte sich wie spät es war. Sicher bereits mitten am Tag – sie wusste es nicht. Weiteres stand ihr noch die Frage offen, ob sie sich überhaupt noch in Los Angeles befand.

Der Gedanke, irgendwo ins Ausland gebracht worden zu sein, jagte ihr noch mehr Angst ein. Ob Jack und Chase wohl schon dicht an ihr dran waren? Sie hoffte es inständig. Sie kannte den Ergeiz ihres Vaters und er würde nicht eher ruhen bis er sie gefunden hatte. Genauso fest überzeugt war sie da bei Chase auch. Sie liebte die beiden so sehr...

06:18:17 Uhr

Die Frau aus dem Fond des Taurus’ hatte einen Becher Kaffee, etwas warmes zum Anziehen und einen Sitzplatz im geöffneten Kofferraums eines der CTU-Wagens bekommen. Sie hatte sich wieder einigermaßen beruhigt. Einer der Agenten hatte ihr dabei sehr geholfen und hatte sehr trostspendend auf sie eingeredet.

Ein Wort hatte sie bisher jedoch noch nicht gesagt. Ian Duncan erhoffte sich nun etwas mehr Erfolg dabei zu erzielen, nachdem die Panik bei ihr wieder nun etwas zurück gewichen war. Vollständig würde sie allerdings lange nicht verschwinden.

„Mein Name ist Ian Duncan.“, begann er das Gespräch und streckte ihr die Hand zum Gruße hin. Die blonde Frau umklammerte jedoch den Kaffeebecher wie etwas haltgebendes und versuchte ängstlich an Ian vorbeizusehen.

Er zog die Hand wieder zurück und biss sich dabei selber auf die Lippen. Er hätte sich ja gleich denken können, dass die Frau seine Hand nicht schütteln würde, er konnte es ihr auch nicht verübeln.

Er versuchte stattdessen fortzufahren. „Ist es Ihnen unangenehm wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle?“ Vorsichtig versuchte er Stück für Stück zu der Frau vorzubrechen. Das brauchte natürlich Zeit, er wollte ihr hier aber nur ein paar einfache, grundlegende Fragen stellen. Der Rest konnte bei der CTU erledigt werden. Nicht unbedingt am heutigen Tag, denn er wusste nicht ob man es der völlig einschüchterten Frau zumuten konnte.

„Wie ist Ihr Name?“ Der sanfte Ton verschwand aus seiner Stimme nicht.

„Lisa...“, schob sie nach einiger Zeit des Zögerns hervor. „Lisa Stone.“

„Schön Lisa. Wissen Sie wer die Typen waren, die Sie verschleppt haben? Wie sind Sie da reingeraten?“

„Nein! Ich weiß gar nichts!“ Ihre Stimme zitterte und die Augen vibrierten förmlich. Sie war schrecklich nervös. Irgendetwas anderes schien sie noch zu bedrücken. Ian brauchte nicht nachzufragen, sie gab es von selbst Preis. „Sie haben...“, begann sie zögerlich. Sie steckte den Kopf zwischen die Schultern und zog die Beine an. „Sie haben...“ Sie wollte es scheinbar nicht sagen. Hektische Kopfbewegungen verhalfen ihren Augen das Gebiet abzusuchen. Die Tatsache, sich nicht mehr in Gefahr zu befinden, schien sie nicht richtig wahrgenommen zu haben.

„Was haben sie getan, Ms. Stone?“, versuchte ihr Ian zu helfen.

Sie wollte es ja sagen, sie konnte es aber nicht. Sie presste die Lippen zusammen, als würde sie sich selber daran hindern wollen, die Worte daraus hervorzuschieben. Schließlich prustete sie und eine dicke Träne kullerte ihre Wange hinunter. „Sie haben meinen Freund erschossen!“, schaffte sie es zum Schluss noch diese grausame Tatsache aus sich hervor zu quälen.

Ian legte den Kopf zurück und schob die Augenbrauen zusammen. Dabei sagte er ihr, wie leid es ihm tat. Richtig glauben wollte sie das allerdings nicht, was auch mehr als verständlich war.

„Sie haben Ihn ermordet!“, wiederholte sie nun lauter. „Sie haben meinen Forest ermordet! Er ist tot!“ Das letzte Wort wiederholte sie besonders oft bevor sie ein Weinanfall überkam.

„Mr. Duncan. Bill Buchanan für Sie!“ Ian wirbelte herum als der Agent hinter ihm stand und ihm ein Handy unter die Nase hielt. Er war erst ziemlich unschlüssig ob er die Frau nun alleine lassen sollte, aber entschied sich ranzugehen, da er Bill Buchanan noch etwas zu sagen hatte.

„Danke.“ Er nickte dem Agenten zu und fasste ihn an der Schulter. „Bleiben Sie bitte bei dieser Frau! Ihr Name ist Lisa Stone und ihr Freund ist ermordet worden.“ Den Befehl gab er flüsternd und legte anschließend das Handy ans Ohr. „Ja?“

06:21:45 Uhr

„Noch immer keine Spur von Bauer und Edmunds?“, fragte Bill den Teamleiter, dessen Wut deutlich übers Telefon zu hören war.

„Nein, sie haben sich abgesetzt. Das Dock müssen wir noch absuchen. Aber eines schwöre ich Ihnen, das nächste mal werde ich mich bei diesen Bastarden nicht in Zurückhaltung üben!“, sagte er entschlossen.

„Tja, wohl oder übel werden Sie das aber müssen!“, wandte Bill ein. Ohne seinen Gesprächspartner auch nur die Zeit zu lassen etwas zu erwidern, fuhr er mit höherer Lautstärke fort: „Was glauben Sie denn, was Sie da unten machen? Sie sind im Einsatz, Agent Duncan. Tun Sie am Besten Ihren Job und es wird keine Komplikationen geben!“

„Davon gibt es bereits aber schon genug, Mr. Buchanan.“

Dieser pustete heftig die Luft aus. „Jetzt ist aber Schluss! Es wird nicht mehr diskutiert! Sie werden Ihren Zorn noch eine Weile im Zaum halten müssen!“

„Verstanden, Mr. Buchanan!“, sagte Ian, aber es war deutlich zu hören, dass es nicht grade Ernst gemeint war, sondern eher zur Beschwichtigung dienen sollte. Das machte jedoch keinen Unterschied für Bill und er erhob sich von seinem Stuhl, da er das Gespräch für beendet hielt und legte auf.

Er zupfte sich das Sakko zurecht, zog den Knoten der Krawatte nach, reckte sich dabei und machte sich anschließend auf den Weg in den Videoraum um zu überprüfen was Michelle nun unternommen hatte. Vielleicht war er etwas zu schroff zu ihr gewesen. Unbedingt für falsch empfand er ihre Entscheidung ja nicht. Sie hatte zumindest ein paar Teams zur Schadensbegrenzung zum Hafen geschickt. Sie hätte ihn jedoch informieren sollen.

Auch wenn sie ihn nicht mehr sonderlich mochte, seit er die Verteilung der Schichten so unpassend für Tony und Michelle bestimmt hatte. Er wollte sich aber auf keinen Fall selber eingestehen, dass er es eigentlich nur gemacht hatte, weil er immer noch etwas eifersüchtig auf Tony war. Obwohl seine Beweggründe nach Außen hin, sowieso offensichtlich waren.

Er öffnete die gläserne Tür, des Büros, strich sich noch mal kurz durch die Haare und machte sich auf den Weg um sich bei Michelle für seine schlechte Laune zu entschuldigen.

06:23:19 Uhr

„Komm Chloe, pack zusammen! Geh einen Kaffee trinken bevor deine Schicht beginnt!“, riet ihr Michelle. „Das wird heute noch ein unangenehmer Tag für dich. Ich hab Bill noch nie so wütend erlebt. Schalt noch etwas die Gedanken ab und versuch einen klaren Kopf zu bekommen!“

Chloe dachte kurz nach. Doch sie nickte und sagte: „Danke, Michelle. Das wird vielleicht das Beste sein.“ Sie erhob sich und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch mal um, doch Michelle hatte den Blick abgewendet und schien mit ihren eigenen Problemen beschäftigt zu sein. Sie wollte jetzt nichts mehr zu ihr sagen. Sie öffnete die Tür und trat nach draußen.

Beinahe wäre sie mit Bill zusammengestoßen, der plötzlich vor ihr stand. Beide sahen sich für einen Moment in die Augen, doch keiner versuchte irgendetwas darin zu lesen. Es war eher willkürlich passiert. Chloe drehte den Kopf zur Seite und setzte wortlos ihren Weg fort.

Bill sah ihr gar nicht lange nach, sonder betrat gleich den Videoraum. Michelle schaute auf und der Ausdruck in ihren Augen hatte sich nicht verändert. Das schlechte Gewissen war darin noch deutlich zu erkennen. „Michelle.“, begann Bill. Er trat auf sie zu und versuchte die richtigen Worte zu finden. Dabei bewegte er die Arme wiederholt langsam von oben nach unten um ihr klar zu machen, dass sie keine Konsequenzen zu befürchten hatte. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Du hast vielleicht gar nicht so falsch gehandelt...“

Michelle fiel ihm ins Wort. „Ach, nein Bill. Ich bin es die sich entschuldigen sollte. Ich habe einen Fehler gemacht, der mir sehr Leid tut, das musst du mir glauben!“

„Michelle...“ Bill hatte wieder Schwierigkeiten mit den Worten. „Ich weiß gar nicht... Ich wollte dir nur sagen, auch wenn es in unserem Beruf dafür sehr untypisch ist. Dass es mir leid tut und ich für keine Spannungen zwischen uns bin.“

„Geht mir genau so.“ Michelle bemerkte wie Bill erleichtert ausatmete, obwohl er ihr keine Rechtfertigung schuldig war. Um ihm etwas entgegenzukommen fragte sie: „Dann ist alles okay?“

Bill legte den Kopf zur Seite. „Das wäre in meinem Interesse. Wir regeln das schon und dann vergessen wir diese Sache. Ist das okay für dich?“

„Mehr als das, Bill. Danke!“ Michelle konnte sogar wieder lächeln und musste Bill für einen Moment in die Arme nehmen. Sie war froh darüber.

Bill erging es genauso und blickte über ihren Kopf. Er hoffte so etwas würde nie mehr zwischen ihnen passieren.

06:25:29 Uhr

Chloe stapfte wutentbrannt auf Adam zu, der wieder an seinem Platz saß und versuchte die verlorene Zeit wieder gut zu machen. Er schien gestresst zu sein, doch darauf wollte Chloe keine Rücksicht nehmen.

„Gute Arbeit, Adam! Die Gehalterhöhung kann ich vergessen!“, fuhr sie ihn an.

Adam blickte sie an wie eine Verrückte. „Was? Was meinst du?“

„Lass das, Adam! Ich weiß genau, dass du Bill verständigt hast und jetzt bekomme nicht nur ich Ärger, sondern auch Michelle! Ehrlich Adam, dass du so ein Mistkerl bist, hätte ich dir nicht zugetraut!“ Sie schnaubte buchstäblich.

„Jetzt mach aber mal ’nen Punkt!“ Adam stand aus dem Stuhl auf. „Ich hab niemanden verständigt. Wie kommst du drauf? Ich kann ja schon froh sein, wenn ich mit einem blauen Auge davon komme. Also was willst du von mir?“

„Das warst nicht du?“ Chloe wollte es nicht so recht glauben.

„Ja, verdammt. Wie kommst du denn überhaupt darauf?“

„Weil Bill einen Mitarbeiter aus meiner Abteilung erwähnte. Und außer uns hat das ja keiner gewusst!“ Chloe war sich sicher.

„Ich war es trotzdem nicht, Chloe. Also bleib mir mit deinem Sherlock Holmes Gehabe gestohlen!“ Adam schüttelte den Kopf und setzte sich wieder. Ohne sie auch noch ein weiteres Mal anzusehen arbeitete er weiter. Mit ihr würde er so schnell kein Wort mehr wechseln. Das nahm er sich fest vor.

Chloe war hingegen ziemlich perplex. Wenn es nicht Adam gewesen war, wer dann? So sehr sie auch darüber nachdachte, sie kam zu keinem Schluss. Der Sache würde sie auf den Grund gehen...

06:26:26 Uhr

„Nein!“, brüllte Cummings förmlich ins Telefon. „Das entspricht nicht unserer Vereinbarung!“

„Unsere Vereinbarung umschließt auch nicht so weitläufige Projekte, wie die diesen, Mr. Cummings.“

Die arrogante Stimme am anderen Ende der Leitung brachte Walt fast zur Weißglut. „Ich bin hier zu erreichen um ihnen freien Zugang zu all unseren Diensten zu ermöglichen. Sie haben mich betrogen! Ein Ziel dieser Größenordnung übertrifft die Vorstellungen die wir haben um ein Weites!“

„Ihre Vorstellungen vielleicht! Die Zeiten haben sich geändert. Nun ist es zu spät.“

„Übertreiben Sie es nicht! Ich habe die Ermordung eines tüchtigen, amerikanischen Piloten angeordnet. Bei dieser Aktion wurde sogar noch ein weiterer getötet! Und jetzt soll ich mich auch noch damit zufrieden geben, dass Hunderte andere auch das selbe Schicksal erleiden.

„Sie hatten lange genug Zeit, sich darüber im klaren zu werden was Sie erwartet!“

„Das ist doch...“

„Reden wir nicht länger davon, Mr. Cummings. Freuen wir uns lieber darauf...“, mehr sagte der Gesprächsteilnehmer nicht mehr, er legte einfach auf.

Mit den Fäusten schlug Walt Cummings auf die Tischfläche. Er wusste, dass durch den lauten Knall, seine Sekretärin alarmiert worden war, doch sie würde sich hüten jetzt sein Büro zu betreten.

Sein Kopf schien förmlich zu zerspringen. Er hatte sich hier tief in eine Sache hinein geritten. Doch er würde hier wieder glimpflich heraus kommen. Das schwörte er.

06:27:00 Uhr

Jack und Chase hatten in der kleinen Hütte tatsächlich einen Schlüssel für das Vorhängeschloss gefunden und es aufgeschlossen. Nun stand ihnen nichts mehr im Wege zu diesem Schiff zu gelangen. Chase fragte sich nur was sie dort erwarten würde. Und vor allem wie sie an Bord gelangen sollten. Er hoffte sie würden einen Weg finden.

Er befand sich bereits ihm Boot und zog kräftig an der Schnur, die das Motorboot startete, während Jack den Rest des Taus löste. Als er damit fertig war klopfte er sich noch die Hände ab und wollte zu Chase ins Boot springen. Da sah er die CTU-Einheiten, die sich im Laufschritt näherten. Nun war es soweit. Sie waren da!

Jack schaute sich kurz um und suchte nach etwas mit dem er sie aufhalten könnte, er fand jedoch nichts.

Chase brachte unterdessen das Motorboot zum laufen und rief Jack zu er solle auch endlich an Bord kommen. Doch dieser hatte noch etwas zu erledigen. Er gab dem anderen Motorboot einen kräftigen Stoß mit dem Bein und es trieb sanft ins Meer hinaus. Die CTU würde rüber schwimmen müssen, wenn sie ihnen nach wollte. Das würde sie zumindest für einige Zeit beschäftigen.

Nun stieg er endlich zu Chase an Bord, der keine Zeit verlor und sofort losfuhr. Mit lautem Getöse setzte sich das Motorboot in Bewegung und Jack blickte schadenfroh zum Steg zurück, an dem die Agenten standen und sich sichtlich ärgerten.

Er drehte sich um und blickte nach vorne. In einigen Minuten würden sie das Containerschiff erreichen und sich Gewissheit beschaffen ob sich Kim nun dort befand. Wenn nicht würde Jack das ganze Schiff auf den Kopf stellen um sie zu finden. Um jeden Preis...

06:28:04 Uhr

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06:31:51 Uhr

Chloe hatte an einer unbesetzten Station Platz genommen und die Protokolle studiert. Sie wollte wissen, wer Bill Buchanan verständigt hatte. Dabei war sie auf einige Ungereimtheiten gestoßen. Die Nachricht war verschlüsselt nach draußen gegangen. Was beim innerbetrieblichen Informationsfluss vielleicht ungewöhnlich aber nicht undenkbar war. Stutzig machte sie eher die Art des Algorithmus durch den die Verschlüsselung erzeugt worden war. Für so einen Algorithmus brauchte man erstens ziemlich viel Erfahrung und zweitens um überhaupt an die Daten ranzukommen, die dafür notwendig waren brauchte man eine ziemlich hohe Sicherheitsfreigabe.

Was sie wieder zu Adam führte, der eine solche hatte. Allerdings glaubte sie ihm und konnte sich auch keinen Grund vorstellen, warum Adam Buchanan verständigen hätte sollen.

Sie überlegte noch mal und dann traf es sie wie ein Blitz! Es musste Edgar gewesen sein! Seine Beweggründe kannte sie zwar ebenso wenig, aber sie hatte schon öfters spitz gekriegt, dass er seine Kompetenzen oft aufs deutliche überschritten hatte. Vor allem hatte er bemerkt, dass sie sich diese Nacht im Gebäude befand. Und sie wusste wie er tickte.

Edgar würde sie sich vorknöpfen, sie konnte ihn allerdings nicht an seiner Station finden. Deshalb fragte sie Adam ob er ihn gesehen habe. Er gab jedoch zu verstehen, dass er es nicht wüsste und es ihm auch egal sei.

Chloe runzelte die Stirn. Da lief ihr Agent Vincent Hawkes, mit irgendeiner Mappe in der Hand, über den Weg. Er war zwar erst kürzlich hier eingestellt worden, aber sie verstand sich prächtig mit ihm. Er war durch die Einsätze, nach Außen hin nicht zu so einer rohen Hülle, wie zum Beispiel Jack geworden. Das mochte sie an ihm.

Sie ging direkt auf ihn zu und fragte ihn nach Edgar. „Morgen, Vince. Hast du Edgar irgendwo gesehen?“

„Edgar?“, wiederholte er den Namen noch einmal und schnaubte fast. „Sieh doch mal im Besprechungsraum nach!“

„Wieso dort? Was macht er da?“

Vincent legte den Kopf in die Seite und grinste. „Lass dich überraschen! Jedenfalls nicht das was er sollte, wenn du verstehst.“

Chloe hingegen legte den Kopf nach hinten und simulierte auf sarkastische Weise, dass sie verstanden hatte.

Vincent winkte ab und lachte. Er mochte es wenn Chloe sich so gab. Er klopfte ihr mit der Mappe in die Seite. „Sieh doch nach. Du bist doch sonst so neugierig.“

„Ich weiß nicht was du meinst.“, sagte sie spielerisch, bedankte sich und begab sich zum Besprechungsraum. Was auch immer Vincent meinte, Edgar konnte was erleben.

Noch weit vor dem Besprechungsraum konnte sie schon Edgars Gelächter vernehmen. Was machte der Kerl da drinnen bloß? Mit einem energischen Ruck öffnete sie die Tür und sah Edgar mit einer der neuen Kolleginnen zusammensitzen und Kaffee trinken. Nancy hieß sie, glaubte Chloe.

„Edgar was machst du da?“, fragte sie grußlos.

„Morgen Chloe!“, frohlockte Nancy. Worauf sie nur einen giftigen Blick von Chloe retour bekam.

Edgar saß jedoch ganz gelassen da und tat als wäre nicht geschehen.

„Edgar!“, sagte Chloe noch mal. Diesmal lauter und höher. „Was machst du da? Hast du nicht zu tun?“

„Doch, doch!“, versuchte sich Edgar aus Chloes Frage zu winden. „Aber ich mach nur eine kurze Pause mit Nancy. Du weißt schon. Den Kopf frei bekommen und so.“, ein unehrliches Lächeln zog sich über sein Gesicht.

„Sehr sinnvoll. Als ob man einen freien Kopf noch so dringend nötig hätte, eine halbe Stunde vor Schichtwechsel.“ Chloe schüttelte den Kopf. „Kann ich dich mal kurz sprechen?“

„Moment bitte, Chloe. Ich trinke noch kurz aus.“

„Kannst du draußen auch. Komm mit!“

„Nein.“, sagte er entschlossen. „Ich komme ja gleich. Sei nicht so ungeduldig!“

„Mach doch was du willst!“ Erneut den Kopf schüttelnd knallte Chloe die Tür hinter sich zu und hielt erst mal inne. Sie überlegte ob sie genau vor der Tür auf ihn warten und ihn abfangen sollte, oder ob sie zu einem der Plätze gehen sollte und dort warten.

Aus einem anderen Bereich des Büros schaute Vincent zu ihr rüber, mit einem Ausdruck ihm Gesicht, der so viel hieß wie Ich hab’s dir doch gesagt! Chloe zuckte deutlich sehbar die Schultern und Vincent schnippte mit den Fingern lässig in ihre Richtung. Dabei zwinkerte er ihr zu. Vincent war ein lustiger Kerl, doch so richtig aufmuntern konnte sie das auch nicht.

06:33:59:Uhr

Das Motorboot schnellte durchs Wasser! Es war ein kleines, schnittiges Modell und Jack und Chase hatten die Strecke einigermaßen schnell zurück legen können. Nun waren sie angekommen und fühlten sich mit einer weiteren Problemstellung konfrontiert. An Bord des Containerschiffs zu gelangen würde zwar ein Kinderspiel werden, da eine eiserne Leiter am Rumpf des Schiffes befestigt worden war. Es wussten jedoch beide nicht ob sie bei der Herfahrt beobachtet worden waren und wie sich ihre Gegner demgemäß verhalten würden.

Lange auf eine Antwort wollte jedoch keiner warten und aus diesem Grunde bestieg Chase als Erster die Leiter. Jack hatte seine Waffe bereits wieder gezogen und versuchte den Umständen entsprechend die Lage zu kontrollieren.

Auf dem Weg nach oben fiel Chase diese Stille auf und sie verdutzte ihn. Die Fabrik in der sie sich Kim erhofft hatten war eminent bewacht worden, doch auf diesem Schiff konnte er davon eigentlich nichts bemerken. Dass sie sich, wortwörtlich auf dem falschen Dampfer befanden, wollte er aber bei besten Willen nicht glauben. Irgendetwas stimmte nicht. Er konnte nur abwarten. Vielleicht würden sie ja erst im Inneren auf Widerstand stoßen. Darauf hoffen wollte er zwar auf gar keinen Fall, stutzig wurde er aber trotzdem durch diese scheinbar, völlige Unverletzlichkeit.

Oben angekommen zückte er blitzschnell seine Pistole und sah sich um. Nein, auch hier konnte er nichts bedrohliches erkennen. Für den Bruchteil einer Sekunde atmete er auf. In Sicherheit wiegen konnte er sich trotzdem nicht, die Lage war für ihn einfach zu unübersichtlich.

Geschwind gab er Jack ein Zeichen, dass alles in Ordnung war und er zu ihm nach oben konnte.

Paranoid blickte Jack noch einmal über die Schulter, hinter ihm befand sich jedoch nichts anderes als rötlich gefärbtes Wasser, somit setzte er ebenfalls seinen Fuß auf die erste Sprosse...

06:34:42 Uhr

Immer noch saß Edgar Stiles mit der jungen Nancy Zediker im Besprechungsraum zusammen. Seine Tasse war bereits längst geleert, zu gehen fiel ihm allerdings nicht ein. Sie wusste wahrscheinlich wie gern er sie hatte, er wollte sich jedoch keine Blöße geben und verhielt sich lässig. Auf ihre Frage ob er sich von Chloe einschüchtern ließe, winkte er nur gespielt gelassen ab und wechselte das Thema schnell.

„Bist du die neuen Internetprotokolle schon durchgegangen?“, fragte er emporragend. „Ziemliche Unsinnigkeiten sind da wieder zusammen gekommen.“ Neckisch grinste er sie an, da ein Teil ihrer Abteilung diese Protokolle bearbeitete.

„Ja klar! Sie sind von mir mit gleicher Hingabe erledigt worden wie die Polizeiberichte!“, spielte sie gekonnt auf Edgars Arbeit an, die er ja gern etwas vernachlässigte.

Im selben Moment wurde die Tür geöffnet und Chloe befahl Edgar eingehend mitzukommen. „Beweg dich endlich, Edgar! Du solltest jetzt deinen faulen Hintern hochbekommen!“

Nun hatte ihn Chloe vor Nancy lächerlich gemacht. Das hätte sie nicht tun sollen. Verlegen steckte er seinen erröteten Kopf zwischen die Schultern und richtete sich kerzengerade auf. Ebenso steif drehte er sich um und stapfte widerwillig an Chloe vorbei.

Diese warf noch ein bissigen Blick zu Nancy hinüber, die nur die Augen rollte.

„Was ist denn, Chloe? Mach hier keinen Aufstand. Du solltest ja gar nicht hier sein! So nebenbei bemerkt.“, beschwerte sich Edgar.

Chloe hingegen sah ihn von oben bis unten an. „Und auf deiner Seite kommt es mir so vor, dass es einerlei ist ob du hier bist oder nicht.“

„Fäll du kein Urteil darüber!“, befahl er und hielt ihr seinen Zeigefinger unter die Nase. „Ich bin bei der Sache. Meine Arbeit wird nicht vernachlässigt!“

„Und wie sieht deine Arbeit aus?“, forderte sie ihn heraus. „Kaffee zu trinken, mit dieser Schnepfe über belanglose Dinge zu quatschen oder...“ Dabei senkte sie die Stimme und setzte eine verschwörerische Miene auf. „...oder Kollegen zu verpfeifen?“

Edgars Augen schoben sich zusammen. „Kollegen verpfeifen?“, wiederholte er. „Chloe, ich glaube du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank.“

„Das wird auch so schon behauptet. Also sag mir jetzt was du getan hast!“

„Wovon sprichst du?“

Chloe blies entnervt die Luft aus. „Bill Buchanan wird nicht zum Spaß hier sein. Edgar, verdammt, wo hast du diese Infos her? Hast du dich eingehackt?“ Sie schien ihn mit ihrem Blick durchbohren zu wollen. Er jedoch versuchte diesem auszuweichen. „Sag mir jetzt wie viel du weißt, oder ich werde Michelle darauf hinweisen, ihre Systeme zu überprüfen. Dann fliegst du auf, Edgar!“

„Droh mir nicht, Chloe!“ Er hielt ihr seinen Finger erneut unter die Nase.

Für einige Sekunden wurde gar nichts gesagt. Beide funkelten sich nur an. Bis Chloe den Finger aus ihrem Gesicht schlug und nahe an Edgar herantrat. „Ich mach hier keine Drohungen, Edgar. Aber ich werde sofort zu Michelle gehen, wenn du nicht sofort bereit bist wieder gutzumachen, was du angerichtet hast!“

„Ich muss gar nichts tun!“ Edgar war ein sturer Kerl. Das wusste Chloe.

„Falls du es noch nicht kapiert hast:“, begann sie. „Das hier ist kein Spiel oder ähnliches! Das sollte dir klar sein! Und dass du heute schon viel...“ Als ihr Edgar ins Wort fallen wollte, verleite sie ihrer Ansprache mehr Druck. „Verdammt, dass du schon zu viel riskiert hast!“ Mit diesen Wort machte sie kehrt und ging erzürnt weg.

Edgar sah ihr nicht lange nach. Er senkte früh seinen Blick und hing seinen eigenen Gedanken nach.

06:36:05 Uhr

„Vorwärts!“ Jack streckte die Hand aus und deutete an der Reling entlang. Das würde ihr Weg sein. In einiger Entfernung konnten sie, am Rand des Schiffes eine Tür entdecken, die sie ins Innere führen würde.

Mit flotten Schritten machten sie sich auf den Weg. An der Reling entlang, weiter nach vorne. Die Tür rückte immer näher und Jack fragte sich wie lange die CTU-Teams wollen brauchen würden auch herzukommen. Sicher nicht zu lange. Deshalb durften sie diesmal keine Zeit verschwenden.

An der Tür angekommen lies er seinen Paranoiablick noch einmal schweifen, atmete wieder auf und drückte die Klinke nach unten. Die Tür war geöffnet. Positiv. Mit dem Lauf der Maschinenpistole drückte er sie auf.

Ein erster Blick nach drinnen. Es war alles ruhig. Der Gang der vor ihnen lag, befand sich in einer ziemlichen Dunkelheit. Nur eine rote Lampe lies den Bereich in einer roten Nuance erscheinen.

Chase dicht hinter seinem Rücken wissend setzte Jack einen ersten Schritt in diese rote Welt. Es schien kein Grund zur Sorge zu sein. Jetzt mussten sie sich erst einmal umsehen. Diesmal durften sie sich dafür aber nicht zuviel Zeit lassen...

06:36:42 Uhr

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06:41:08 Uhr

Nervös schritt Bill Buchanan in Michelles Büro auf und ab. Jack machte schon großen Ärger. Er hatte sich zwar schon mit Michelle ausgesöhnt, doch Bill wurde immer noch verrückt bei dem Gedanken, dass sie Jack auch noch geholfen hatte.

Im selben Moment betrat sie das Büro und wartete ab bis Bill den Kopf hob und sie ansah. Mit der rechten Hand zwirbelte er sein Kinn. Mit der anderen stützte er sich die Seite. „Gibt’s Neuigkeiten von Bauer und Edmunds?“, fragte er spontan.

„Ich habe grade mit Adam gesprochen. Der Hubschrauber dürfte bald bei Agent Duncan eintreffen. Dann wird er sich mit seinem Team umgehend zu diesem Schiff begeben.“

Bills Hand rutschte vom Kinn und er nickte. „Gut!“ Mehr sagte er nicht. Ihm war nicht nach reden.

„Außerdem habe ich mit Agent Duncan gesprochen. Er ist noch ziemlich wütend. Ihm habe ihm zwar noch mal eindringlichst befohlen mit Obacht vorzugehen, aber wir können nur hoffen, dass er nicht die Nerven verliert.“

„Das wird er nicht.“, beschwichtigte Bill. „Ian ist ein guter Mann.“

„Mhm...“ Michelle reckte sich. Die Nachtschicht war anstrengend gewesen. Sie freute sich zwar auf ihr Bett, dass sie zuhause erwartete, doch ohne Tony war es doch irgendwie so leer. Vor allem hatte sie das Gefühl auch nach Schichtwechsel noch hier bleiben zu müssen. Irgendwie wollte sie jetzt nicht einfach nach Hause fahren und sich friedlich schlafen legen. Nicht bevor sie wusste, ob es Jack gelang seine kleine Kimberly zu retten.

„Ist sonst noch was?“, fragte Bill und riss sie aus den Gedanken.

Sie blinzelte kurz, schüttelte dann aber den Kopf und verlies das Büro wieder.

06:41:41 Uhr

Der Verlauf der Gänge in dem Schiff hatte Jack und Chase immer tiefer in den Schiffsrumpf geführt. Bisher konnten sie noch nichts verdächtiges beobachten.

Nun befanden sie sich im Maschinenraum. Der Lärm, der durch sie erzeugt wurde, war grauenhaft. Dennoch überhörten sie die Stimmen nicht, die vom hinteren Teil des Maschinenraums nach vorne drangen. Was da gesprochen wurde konnte man jedoch aufgrund des Maschinenlärms nicht verstehen.

Beide brannten aber förmlich darauf es herauszufinden. Vorsichtig lugten sie um die Ecke. Im einem ähnlichen, roten Lichtkegel wie schon oben standen zwei Männer mit den Rücken zu ihnen. Beide trugen lange, weiße Kittel, so als seien sie Ärzte oder Wissenschaftler. Der Eine, dessen Halbglatze förmlich hervorstach murmelte unverständlich dahin. Der andere jedoch, ein Typ mit grauen Locken, beschwerte sich mit russischen Akzent bei ihm.

„Es läuft nicht! Verflucht!“ Wütend schlug er die Faust auf einen Tisch.

„Ich verstehe es auch nicht.“ Der andere war jetzt auch verständlicher. Er sprach jedoch sauberes Englisch. „Bei den anderen gab es keine Komplikationen. Ich weiß nicht was wir bei dem hier falsch gemacht haben?!“

„Ich auch nicht. Wir müssen das Problem bis Mittag aber in den Griff kriegen!“

Jack wollte nicht länger lauschen sonder löste sich aus der Deckung und lud die Maschinenpistole durch. Bei dem Geräusch zuckten die Männer zusammen. „Keine Bewegung und die Hände nach oben!“, befahl Jack.

Der Russe wollte sich umdrehen, doch Jack fuhr ihn mit scharfen Ton an. „Sie sollen sich nicht umdrehen, Sie sollen die Hände hochnehmen! Chase die Handschellen!“

Chase lief auf die beiden zu und legte sie ihnen an. Die Waffe immer noch auf die Männer gerichtet, orderte Jack: „Umdrehen!“ Seine Befehle waren kurz und unmissverständlich. Genauso wie seine Fragen. „Was machen Sie hier? Wer sind Sie?“

Beide schwiegen. Jack rollte die Augen. „Bitte, ich will Sie nicht noch mal fragen müssen!“, erklärte er trocken.

Die Wissenschaftler oder Ärzte sahen sich in die Augen und sprachen sich auf diese Weise ab. Schließlich drehte der Typ mit der Halbglatze seinen Kopf zu Jack und sagte. „Mein Name ist George Fitzgerald.“ Er suchte kurz nach Worten. „Und wir haben nichts unrechtes getan.“, sagte er bestimmt. Der andere enthielt sich einer Aussage. Jack hielt es auch nicht für nötig.

„Gehen Sie mal da weg!“, diktierte Jack die beiden Männer von dem Tisch weg. Darauf befand sich ein seltsames Gerät, dass einem Mischpult ähnelte. Es war ca. so groß wie ein Computer in der Mitte befand sich ein großes Loch, aus dem pulsierende Geräusche drangen. Skeptisch blickte Jack in dessen Innere und kratzte sich am Kopf. Eine komplizierte Platine befand sich darin, genauso wie einige Geräte, die Jack nicht kannte.

„Was ist das hier?“, fragte er.

Fitzgerald zögerte nicht lange mit einer Antwort. „Etwas, das von großem Wert ist.“

„Das hilft mir nicht weiter. Was ist das?“

„Ein Modulator.“

„Modulator wofür?“

„Um Kontrolle über Bereiche zu erlangen, auf die der Mensch bisher noch keinen Einfluss hatte.“ Fitzgeralds Antworten waren ziemlich eigenartig. Aber so etwas war Jack nicht neu.

Er trat nahe an den Wissenschaftler heran. „Was wollt ihr damit kontrollieren?“

„Ich bin mir nicht sicher, ob Sie das verstehen werden.“

Jack rümpfte die Nase wurde jedoch am weiterreden gehindert, als sie plötzlich einen lauten Knall vernahmen.

Verdutzt zuckten Jack und Chase, sowie die beiden Wissenschaftler zusammen. „Was war das?“, wunderte sich Chase, doch mit der Unwissenheit war es schnell vorbei als er Ian Duncan, in Begleitung eines CTU-Teams erspähte.

„Jack!“, schrie er. „Ergeben Sie sich! Es ist vorbei!“ Mit gezückten Waffen stürmten die Agenten herbei.

„Verdammt, Ian, halten Sie sich da raus!“ Die Wut stieg in Jack wieder empor.

„Sie sind zu weit gegangen, Jack!“ In einiger Entfernung stoppte Ian und zielte fortweilend auf Jack. „Das Spiel ist aus!“ Ohne überhaupt zu fragen wer die beiden anderen Männer denn überhaupt waren, konzentrierte er sich einzig und allein auf Jack. Sympathie war zwischen den beiden nicht grade vorhanden.

„Was haben Sie vor, Ian? Mich zu erschießen?“, provozierte ihn Jack.

„Lust dazu hätte ich. Und glauben Sie mir; ich werde es, wenn Sie noch einmal aufsässig werden!“

Jack versuchte in seinen Augen zu lesen. Innerlich kochte er, doch er musste einen kühlen Kopf bewaren. „Ich glaube Ihnen kein Wort!“, sagte er jedoch entschlossen und machte einen Schritt nach hinten.

„Keine Tricks, Jack! Ich mach hier keinen Scheiß!”, erklärte Ian.

„Deckung!“, rief plötzlich einer der Agenten und eröffnete das Feuer. Ian wirbelte perplex herum und versuchte zu erkennen, wem der Beschuss galt.

Es war ein Kerl mit einem Sturmgewehr gewesen, der nun tot zusammen sackte. Völlig unbewacht war dieses Schiff also offensichtlich nicht.

Diese Gelegenheit aber nutzte Jack und versuchte sich aus dem Staub zu machen. Er zischte Chase noch etwas zu und sprintete dann in Richtung einer der Maschinen. Er wollte sich dahinter verstecken. Dass auf ihn gefeuert werden würde, daran glaubte er immer noch nicht.

Ian bemerkte Jacks Aktivität und forderte ihn auf stehen zu bleiben. Dieser pfiff aber drauf und ignorierte sogar Ians Warnungen.

„Na, gut, Jack! Sie lassen mir keine Wahl!“

Durch diesen Satz zuckte Jack aber zusammen. Würde es Ian wirklich Ernst meinen? Die Antwort darauf bekam er schnell, denn er hörte die Schussgeräusche. „Verdammt!“, brüllte er und warf sich auf den Boden. Irgendwo neben ihm schlug Chase auf, der ebenfalls nicht getroffen worden war. Über ihren Köpfen zischten die Kugeln vorbei und schlugen irgendwo in die Wände ein. Schützend schlug Chase die Hände über seinen Kopf, um dem Funkensprung zu entgehen.

„Vorsicht! Der Modulator!“, schrie George Fitzgerald hysterisch. Jack drehte sich am Boden herum. Der Modulator war von Kugeln durchlöchert worden. Daraus sprühten ebenfalls Funken hervor. In diesem Moment wurde der ganze Raum durch einen fürchterlich lauten Knall erfüllt, der von stotternden Geräuschen aus dem Modulator begleitet wurde.

Schmerzerfüllt hielt sich jeder der Beteiligten die Ohren zu. Was war das für ein verdammtes Gerät?

Jack glaubte an seinem Verstand zu zweifeln, als plötzlich das ganze Schiff erbebte! Er wurde am Boden durchgeschüttelt und fragte sich wo zur Hölle, dieses Rütteln herkam. An einen maschinellen Defekt wollte er nicht glauben, dafür war das Beben zu stark. Wellen konnten es allerdings auch nicht sein. Das Schiff wurde viel zu heftig durchgeschüttelt, dass es schon fast einem mächtigen Vibrieren glich.

Hektisch und verwirrt versuchten sich die Agenten irgendwo in Sicherheit zu begeben. Die Wissenschaftler stießen irgendwelche wilden Flüche aus, der eine auf russisch.

Jack versuchte sich aufzurichten und sah dabei zu Chase hinüber, der am Boden regelrecht hin und her hüpfte. „Chase?“, brüllte er durch dieses verdammte Grollen hindurch.

„Jack!“, erwiderte Chase.

„Alles okay?“ Jack hatte es geschafft sich aufzusetzen.

„Ja!“ Chase hatte damit noch Schwierigkeiten.

Einige der CTU-Agenten hatten sich schon aus dem Staub gemacht, darunter auch Ian Duncan, als es passierte. Die erste Maschine stürzte ein und Jack und Chase hatten Glück nicht davon erschlagen zu werden. An aufatmen war jedoch nicht zu denken, denn Jack spürte plötzlich etwas nasses seinen Rücken hinunter gleiten.

Erschrocken drehte er sich um und fluchte lautstark auf. „Verdammt, das Schiff bekommt Risse!“ Mit weit aufgerissenen Augen versuchte er auf die Beine zu kommen.

„Was?“ Konnte er Chase schreien hören. „Wir müssen sofort hier raus!“ Der Boden erzitterte immer stärker.

„Nein! Wir wissen nicht ob Kim hier ist.“ Zielsicher, aber wackelig auf den Beinen lief Jack zu Fitzgerald hinüber, der an dem Gerät herumzudrehen versuchte, jedoch noch die Handschellen angelegt hatte. Jack packte ihn, wirbelte ihn herum und zog ihn nah an sich heran.

„Wo habt ihr meine Tochter versteckt?“, schrie er durch den Lärm hindurch und es war ihm egal, ob der Wissenschaftler dabei etwas Mundflüssigkeit abbekam.

„Ich weiß nicht wer Ihre Tochter ist!“, rief der andere panisch.

„Hör mit dem Scheiß auf, verdammt! Wo habt ihr Sie?“

„Ich weiß es nicht. Sie ist nicht hier. Dieses Schiff wurde zu Forschungszwecken genutzt, verflucht!“ Die Angst schwappte in dem Kerl förmlich über. „Wir müssen runter vom Schiff!“, verlangte er.

Jack glaubte ihm sogar, dass seine Tochter nicht hier war. Er hatte auch keine Chance mehr sie zu finden. Das Wasser stand ihm schon bis zu den Knöcheln. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Rumpf entgültig aufbrach und die große Flut das Schiff versenken würde.

„Kommen Sie endlich, Mr. Bauer!“, konnte er einen der Agenten rufen hören. Chase der schon bei ihm stand, pflichtete ihm bei. Ungeduldig fuchtelten sie mit den Händen herum.

Jack überlegte kurz, starrte Fitzgerald bösartig an und sagte: „Aber du kommst mit! Du kannst hoffen mich nicht belogen zu haben!“ Mit einem kräftigen Ruck packte er ihn am Arm und zerrte ihn mit sich mit.

„Kommen Sie auch!“, befahl der Agent dem anderen Wissenschaftler, der sich ohne lange zu Zögern im Laufschritt in Bewegung setzte.

Nun lautete die Parole „Beeilung!“. Chase glaubte noch nie in seinem Leben so schnell gerannt zu sein. Der Agent hielt da aber gut Tempo. Hinter seinem Rücken wusste Chase Jack und seinen Begleiter. Die Tür hatten sie schnell hinter sich gelassen und flitzten eine schmale Treppe nach oben.

Chase keuchte, denn das Wasser kam ihm bereits von oben entgegen. Das Schiff musste schon ziemlich schräg liegen. Im Inneren fiel es im nicht sonderlich auf. Der Agent rutschte fast aus, doch Chase packte ihn am Ärmel und zog ihn weiter die Treppe nach oben.

Die Treppe bewältigt, mussten sie aber noch weiter nach oben und die Fünf rannten hastig in einen weitern Gang des Schiffes. Darin begegneten sie einem völlig verwirrten Kerl mit einem Gewehr. Er hatte offenbar zu große Angst um auf Chase oder den Agenten zu feuern, oder gar sich zu bewegen.

Chase rannte ihn förmlich um und als er sich wieder aufrichten wollte streckte Jack ihn im Vorbeilaufen noch mal nieder. Der russische Wissenschaftler hinter ihnen stolperte einmal, doch er fing sich schnell wieder und rannte weiter.

Chase zog den Kopf ein um unter einer herunterhängenden Lampe durchzulaufen. Rund um sie rissen immer mehr Wände ein. Das Beben, sowie der Lärm setzten immer noch nicht aus.

Sie hatten die nächste Treppe erreicht. Diese würde sie ins Freie führen und Chase konnte schon wieder Hoffnung erkennen. Genauso wie das rötliche Sonnenlicht, dass bereits auf die eiserne Treppe schien. „Schneller!“, brüllte er, um den anderen noch einmal letzte Energie in den Körper zu treiben. „Schneller!“, keuchte er erneut. Sie hatten es bald geschafft.

Die Treppe zu erklimmen war anstrengend. Vor allem durch das stetige Zittern, das in Fitzgerald bereits Übelkeit hervorrief. Doch er spornte sich selber an weiterzulaufen.

Chase rannte bereits ins Freie. Dort blieb er stehen und deutete den anderen, mit der Hand hektisch nach oben zu kommen. „Na, los! Kommt schon!“, schrie er.

Als Erster wurde Fitzgerald von Jack an ihm vorbeigeschoben. Als nächster folgte auch schon dieser und Chase glaubte fast noch nie eine solche Angst in seinen Augen gelesen zu haben. „Weiter, weiter!“, schrie er immer noch.

Der Letzte kam schließlich auch und konnte auch schon die Rufe, des anderen Agenten vernehmen. Chase blickte am blendenden Sonnenlicht nach oben und verstand, was den Staatsdiener so ärgerte. Der CTU-Hubschrauber machte sich aus dem Staub.

„Kommt zurück, verdammt!“ Wild mit den Armen rudernd, fuchtelte er in der Luft herum. Jack jedoch gab ihm einen Stoß und deutete mit dem Kopf in Richtung Motorboot. „Na, los! Da hinein!“, polterte Jack und sprang schon nach unten. Er war noch nicht einmal gelandet als bereits Fitzgerald nachflog.

Der Agent stand immer noch wutentbrannt an der Reling und tobte dem Helikopter seinen Ärger nach. „Kommen Sie endlich!“, brüllte Chase, der den anderen Wissenschaftler bereits einen ermutigenden Schups in Richtung Boot gegeben hatte.

Der Agent schüttelte sich kurz und lief dann ebenfalls zur Leiter. Schnell lies er sich nach unten fallen und schlug hart im Boot auf, dass schon ziemlich schwankte bei so vielen Leuten.

Zu guter Letzt fand auch noch Chase seinen Weg hinein und lies sich, erleichtert, die Luft hinauspustend auf den Rücken fallen.

Jack startete bereits den Motor. Er wollte nicht riskieren von dem Sog des Schiffes ebenfalls nach unten gezogen zu werden. Das Dröhnen, das aus dem Schiffinneren drang konnte er hier Draußen immer noch viel zu laut hören.

Als er das Motorboot weit genug weg gefahren hatte, um in Sicherheit zu sein, drehte er sich um und lies sich gegen das Boot fallen. Langsam sank er nach unten und prustete die Luft hinaus.

Alle Fünf sahen, heftig nach Luft ringend dem Schiff zu, wie es immer schneller ins Wasser hinabglitt. Bald würde es gesunken sein und Jack, sowie Chase konnten sich leider nicht sicher sein ob sich Kim an Bord befunden hatte.

06:47:57 Uhr

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06:52:20 Uhr

„Was war da bei Ihnen los?“, stammelte Bill Buchanan fassungslos ins Telefon. „Verflucht, wie ist denn so was möglich?“

„Wir wissen es auch nicht, Sir!“, erklärte Duncan. „Es war...“ Er wusste nicht wie er es beschreiben sollte. Viel zu verrückt hatte, das grade erlebte auf ihn gewirkt. „Es war fast wie ein Erdbeben!“, sagte er.

„So ein Blödsinn!“ Bill hatte allen Grund für seinen Einwand, Ian Duncan konnte es ja selbst fast nicht glauben, obwohl er es gerade am eigenen Leib erfahren hatte. „Wie kann es auf einem Schiff zu einem Erdbeben kommen? Das ist doch unlogisch!“

„Ich weiß, Mr. Buchanan, aber ein besserer Vergleich fällt mir nicht ein!“

„Und was ist mit Bauer und Edmunds?“

„Sie sind bald hier.“ Ian konnte das Motorboot schon seit geraumer Zeit sehen, wie es sich dem Dock näherte.

„Ich will mit Bauer sofort reden, wenn er hier ist! Seine Tochter ist von den selben Leuten entführt worden. Ich will wissen wie er in die ganze Sache verstrickt ist!“

„Verstanden!“ Duncan legte auf. Er verstand die Welt nicht mehr. So etwas haarsträubendes hatte er noch nie zuvor erlebt. Und jetzt wo es Bill erwähnte, fragte er sich auch, was Jack mit der ganzen Sache zu tun hatte? Rätselhaft war ihm auch warum er jetzt plötzlich wieder Kurs auf das Dock nahm und sich offensichtlich ergeben wollte. Vermutlich hatte ihn der Agent der bei ihnen war umgestimmt. Er wusste es nicht...

06:52:56 Uhr

Zaghaft betrat Melanie Cummings Büro nachdem sie geklopft hatte. Hektisch tippte er auf der Tastatur herum und sein Blick war förmlich auf den Bildschirm zentriert worden.

„Äh, Mr. Cummings, der Präsident ist soeben eingetroffen.“, sagte sie. „Er wünscht, dass Sie ihn in seinem Büro aufsuchen.“

Er sah gar nicht vom Bildschirm ab als er antwortete. „Sagen Sie ihm ich komme sofort. Ich tätige noch ein paar Anrufe, dann bin ich gleich bei ihm.“

Melanie schloss die Tür hinter sich wieder. Sie war froh das Büro verlassen haben zu können. Sie runzelte die Stirn und fragte sich was Walt heute wohl über die Leber gelaufen sein könnte.

--Splitscreen--

Dieser griff zum Telefon und wählte. Schnell bekam er jemanden an die Leitung.

„Sind Sie soweit?“, fragte er.

„In ein paar Minuten. Sie können allerdings schon grünes Licht geben!“

„Werde ich.“ Deutlich hörbar stieß er die Luft durch die Nasenlöcher. „Ich schäme mich, Ihnen dabei zu helfen. Und es war hiermit auch das letzte mal!“, sagte er bestimmt und knallte den Hörer auf die Gabel.

Anschließend wendete er sich wieder seinem Computer zu und gab eine Nachricht ein: Sicherheitssysteme jetzt deaktivieren!

06:54:43 Uhr

Jack und Chase wurden bereits mit Gewehren erwartet, als sie das Motorboot andockten. Widerwillig, aber diesmal ohne Widerstand entstiegen sie dem sportlichen Wasserfahrzeug, standen ziemlich resigniert auf dem Steg und sahen Ian Duncan zu, wie er polternd auf sie zu stampfte.

„So, das war’s, Jack! Ende der Fahnenstange!“, kündete er bereits an, bevor er überhaupt angekommen war. Die Hände abwehrend erhoben, funkelte er Jack wuterfüllt an.

„Ian, wir müssen reden!“, entgegnete Jack aber nur.

„Wir haben gar nichts zu bereden, Jack! Wir sind fertig!“

„Jetzt hören Sie doch mal! Was da grade auf dem Schiff geschehen ist, kann man nicht so einfach unter den Teppich kehren. Wir haben es alle miterlebt, aber was da, verdammt noch mal los war ist doch irgendwie unbegreiflich.“

„Sie sagen es Jack. Zu allen Übel waren Sie auch noch mit an Bord.“ Ian hatte die beiden erreicht und pustete sich vor ihnen auf.

Protzig presste Jack die Luft aus den Nasenlöchern. „Das Schiff wäre doch gar nicht erst gesunken, wenn Sie nicht auf mich gefeuert hätten, Sie Vollidiot!“

„Sie haben mir ja auch allen Grund geliefert!“ Duncan stemmte die Hände in die Seiten.

„Jetzt machen Sie aber mal ’n Punkt!“, schnaubte Chase.

Jack legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Lass nur.“ Er wandte sich an den Agenten. „Ian.“, begann er. „Wir müssen herausfinden was dieser Modulator für ein Gerät ist! Alles andere als normal war das.“

„Dafür bin ich nicht zuständig! Dieser Modulator ist zerstört, das Schiff gesunken. Es zu bergen und herauszufinden was da los war ist nicht mein Job!“

„Aber die beiden Wissenschaftler haben noch von weiteren Geräten gesprochen.“ Jack blickte zu den beiden hinüber, die einige Meter entfernt und der Kontrolle der CTU standen. „Die Sache stinkt zum Himmel und ich bin der festen Überzeugung, dass da mehr im Busch ist. Wir haben nur keine Zeit!“

„Wieso nicht?“

„Weil der Eine, sein Name ist George Fitzgerald, von Mittag gesprochen hatte. Ich weiß nicht was sie vor haben, aber es sieht verdammt beschissen für uns alle aus, wenn wir da nicht nachhaken!“

„Und was haben Sie vor, Jack?“

„Lassen Sie mich mit den beiden reden, dann werden...“

„Nein, nein, Jack! Das kann ich nicht zulassen!“, fiel ihm Ian ins Wort. Dabei schüttelte er heftig den Kopf und hob die Arme.

„Jetzt hören Sie doch mal!“

„Nein, verdammt! Das kann ich nicht verantworten. Selbst wenn ich wollte, es geht einfach nicht.“

„Ian!“ Auch Chase mischte sich nun ein. „Sie wissen doch, dass Ihnen das zu Gute kommt. Wenn heute etwas passiert und wir nichts dagegen unternommen haben, dann wir man Ihnen die Schuld geben!“

Ian sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich bin nicht blöd, Kleiner! Ich bin ein mickriger Fisch, genauso wie Sie. Niemand wird mich belangen, das wissen Sie genau!“

Jack riss nun der Geduldsfaden. „Dann hoffe ich, dass Sie das auch mit sich selbst vereinbaren können, wenn etwas schreckliches passiert!“

„Daran habe ich auch schon gedacht und deshalb werde ich mit den beiden selber sprechen!“ Ian deutete mit dem Finger auf Jack. „Und Sie werden sich ruhig verhalten!“, befahl er. Buchanans Befehl ihn sofort mit Bauer sprechen zu lassen, hatte er zwar noch genau im Gedächtnis, aber er wollte dies auf eigene Weise lösen. Um Bill konnte er sich auch später kümmern.

06:55:50 Uhr

Adam sah von seinem Bildschirm hoch als Sarah Gavin durch den Haupteingang schritt und noch kurz mit dem Sicherheitspersonal ein paar Sätze wechselte. Wahrscheinlich diskutierten sie nur das Formelle, das bei jedem Schichtwechsel zur Aussprache kam. Adam erhob sich und ging auf sie zu.

Sie sah umwerfend aus. Die Fönwelle verlieh ihrem schwarzen Haar wieder vollen Ausdruck. Wie immer trug sie einen schwarzen Rock und ein schwarzes Oberteil. Adam glaubte, sie noch nie anders gekleidet gesehen zu haben. Es war eben genau ihr Ding.

„Hey, Sarah!“, sagte er als er sie erreicht hatte.

„Hey.“, erwiderte sie mit einem sanften, aber noch etwas verschlafenen Klang in ihre Stimme. Ein kleinen Kuss drückte sie ihm auf die Wange, hütete sich aber davor länger in dieser Pose zu verharren. Es sollten nicht zu viele Kollegen davon erfahren. „Hast du für dieses Wochenende auch frei bekommen?“, fragte sie.

„Nein! Es hat heute Nacht etwas Ärger gegeben. Michelle hat deshalb nicht eingewilligt.“

Sarah rollte die Augen. „Dieses Miststück!“

„Hey, jetzt sei aber mal nicht so hart!“, warf Adam ein. „Du kannst froh sein, dass sie dich wieder eingestellt hat, nach dem was du damals abgezogen hast.“

„Aber wir wollen doch schon so lange nach Santa Barbara fahren, Adam.“, sagte sich mitleiderregend. „Und jetzt können wir wieder nicht.“

„Wir werden schon noch hin fahren.“, versprach er und strich ihr liebevoll über den Arm. „Du hättest die letzte Nacht nur miterleben sollen. Dann wüsstest du warum Michelle auf stur geschalten hat.“

„Erzähl’s mir doch!“, schlug sie vor und sah ihm dabei zuneigungsvoll in die Augen. Adam hatte nie geglaubt, sich jemals für eine Frau zu interessieren und so gern haben zu können, deshalb wollte er ihr auch nichts verheimlichen. Und begann zu erzählen...

06:57:08 Uhr

Währenddessen traf auch Tony Almeida in der CTU ein. Als er die Treppe zu seinem Büro erklomm überlegte er, wie er und Michelle Bill endlich überreden könnten, für die Nachtschicht einen Ersatz zu finden. Die Nächte ohne sie in seinem Bett erschienen ihm immer qualvoller. Ihre Ehe war schon so oft auf harte Proben gestellt worden und nun war ihnen der Kontakt zueinander beinahe verwehrt worden. Er betrachtete dies nicht als Leben, sondern als Zwangslage. Er hoffte, dies heute ändern zu können, denn er wollte Bill erneut bitten, daran etwas zu ändern.

Als er die Tür des Büros öffnete war er aber dann ziemlich überrascht, als er nicht nur Michelle sonder auch Bill vorfand. ‚Wenn man von Teufel spricht’, dachte er.

„Morgen.“, sagte er und kratzte sich verwundert an der Wange.

Sein Gruß wurde erwidert, von Michelle besonders sehnsüchtig. Schnell ging sie zu ihm hinüber und drückte sich in seine Arme.

Über ihre Schulter hinweg sah er Bill an und fragte: „Was machen Sie denn hier? Gab’s Probleme in der Nachtschicht?“

„Und ob es die gab!“, antworte Bill.

Michelle schob sich etwas zurück um Tony ins Gesicht sehen zu können. Sie löste sich dabei aber nicht aus seinem festen Griff. „Es war ziemlich turbulent, um es genauer zu sagen.“

„Was soll das bedeuten?“ Tony war schon etwas verdutzt.

„Es geht um Jack!“, begann Michelle.

06:57:59 Uhr

„Sind alle bereit?“, fragte Leonid Iwanow einen anderen Mann am Telefon.

„Ja. Auf dein Kommando kann’s los gehen!“

Leonid blickte auf und sah Max Ingram und einigen anderen Männern in die Augen. „Bereit?“ Er stellte die Frage vorsichtshalber noch einmal jedem von Ihnen.

Ein allgemeines Nicken ging durch die Runde und deshalb gab er dem Mann am Telefon grünes Licht. „Es kann losgehen! Viel Glück mein Freund.“

„Viel Glück, Leonid.“ Es wurde aufgelegt.

Er wandte sich wieder an die Männer in seiner Nähe. „Wir warten nur noch auf das Zeichen. Dann dürfen wir keine Zeit mehr verlieren.“

„Geht klar!“

06:58:22 Uhr

Michelle war noch Mitten in ihrer Erzählung, als sie plötzlich die leichte Erschütterung verspürte. Es war nicht gerade stark, sie hätte es beinahe nicht bemerkt. Aber es war präsent. Sie fragte sich woher es kam und vor allem: WAS es war.

Bill und Tony registrierten es erst, als der Stifthalter am Schreibtisch zu wackeln begann. Was ging hier vor? Da klingelte das Telefon! Michelle zögerte nicht lange, löste sich aus Tonys Griff und hob ab.

„Michelle, ich hab hier eine Erdbebenmeldung!“

Sie spürte es. Und sie dachte sofort an die Geschehnisse von dem Schiff. Da musste ein Zusammenhang bestehen, auch wenn sie sich nicht erklären konnte wie ein Erdbeben auf einem Schiff zustande kommen sollte. Es war im Moment auch nebensächlich. Sie hatte soeben Meldung von einem Erdbeben erhalten, sicher nicht weit von hier, sonst wäre es nicht so deutlich spürbar.

Sie fragte nach.

„Eine Meile von hier.“

Sie stockte. Eine Meile entfernt und trotzdem war es auch hier so stark zu spüren. „Verstanden!“, brabbelte sie noch in den Hörer und legte auf. Vom unteren Bereich der CTU war jetzt wesentlich mehr Aktivität zu erfassen. Die Erschütterung war auch unten nicht unbemerkt geblieben.

„Was geht hier vor?“, fragte sie irritiert und schob sich an Tony vorbei um die Lage unterhalb zu überblicken. Dort war schon ziemliche Hektik ausgebrochen, da jeder wissen wollte, was los war. Die, die es schon wussten, waren noch etwas aufgebrachter als die anderen.

„Bitte bewahrt die Ruhe!“, bat Michelle, als sie die Treppe hinunter eilte. Gefolgt von Tony, der auch noch ziemlich perplex war. Als sie unten angekommen waren, drehte Michelle den Blick nach rechts, zur Eingangstüre hin. Dort standen Adam und Sarah. Er hielt sie fest in seinen Armen. Sie hatte es schon immer gewusst, doch jetzt war nicht der Zeitpunkt um an Beziehungskram innerhalb des Büros zu denken. Etwas viel beunruhigenderes fiel ihr ins Auge.

Die Eingangstüre stand noch offen, da sie einer der Mitarbeiter, der gerade seine Schicht beginnen wollte, ziemlich verwirrt herumstehend, noch nicht geschlossen hatte. Und über seinen Kopf hinweg flog etwas, das aussah wie ein Stein. Das es aber kein Stein war wurde Michelle und Tony schlagartig klar, als es am Boden aufschlug und detonierte! Es war eine Handgranate gewesen!

Mit lautem Knall schoss eine flammenumwobene Staubwolke in die Höhe und Tony und Michelle wurden durch die Druckwelle gegen die Wand geschleudert. Die Menschen, die sich im unmittelbaren Explosionsradius befanden, hatten keine Chance und wurden gnadenlos zerfetzt.

„Großer Gott!“, entfuhr es Bill, der noch oben am Kopfpunkt der Treppe stand. Michelle konnte, als sie sich schmerzerfüllt wieder aufrichtete, Adam und Sarah erkennen, wie sie sich vor dem Eingang angsterfüllt zusammenkauerten. Die selbige Reaktion bemerkte Tony, bei Chloe, die sich unter einem Tisch verkrochen hatte.

„Verdammt, wir werden angegriffen!“, sprach Tony nun endlich diese schreckliche Tatsache aus und das Eis, das alle Beteiligten, fest umschlossen zu halten schien, war nun endlich gebrochen.

Doch es trat leider zu spät ein, denn auch das Sicherheitspersonal konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren und ein wahrer Kugelhagel fegte durch den Eingang. Zwei der Wachleute gingen sofort zu Boden und auch ein verwirrte Mitarbeiter, an der Tür wurde durchlöchert. Fassungslos wagte Michelle sich nicht zu bewegen und schaute wie gelähmt der grausamen Szenerie zu.

Wie eine Bombe schlug der Angriff auf die CTU ein und es nahm einfach kein Ende. Wie ein Orkan fegten mindestens ein Dutzend schwer bewaffneter Männer durch den Haupteingang und mähten gnadenlos alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte...

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