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Auch
ohne Jack erlebt Audrey einen langen Tag von Callisto Charaktere: Audrey, Curtis, Bill, Chloe..... Genre: Drama, Lovestory Thema: Nach Season4 geht das Leben in der CTU weiter! Warnung: Leichte Spoiler, die Ausgangssituation für Staffel 5 betreffend! Rating: R Anmerkungen: Nichts gehört mir, kein Geld..... ! Basiert auf Ausschnitten aus der Fanfic100 Challenge, daher die Konzentration auf Farben in einzelnen Abschnitten! Etwas für Audrey - Liebhaber :) oder Leute, die finden, dass Curtis erheblich zu wenig zu tun hat! ;) Audrey fragte sich ernsthaft, was für ein Teufel sie bei der Entscheidung für ihre heutige Garderobe geritten haben könnte. Normalerweise war es ihr ein inneres Bedürfnis sich in unauffälligen, gedeckten Farben zu kleiden, in Farben, die ihrem Image und ihrer Stellung entsprachen. Nach Jacks Tod war Bill auf sie zugekommen und hatte sie gebeten, ihn in der wichtigen Position eines Vermittlers zwischen Washington und dem Zentrum der Antiterroreinheit in Los Angeles zu unterstützen. Damit hatte er ihr eine Perspektive geboten, und zugleich die Möglichkeit Jacks und auch Pauls Andenken in angemessener Form zu ehren. Sie hatte sich in der Folge bemüht ihre Trauer zu bezwingen und in Los Angeles einen neuen Anfang versucht. Zu ihrem Erstaunen war ihr gerade Tony in der ersten Zeit besonders behilflich gewesen. Manchmal kam es ihr beinahe vor, als versuchte er etwas wieder gut zu machen, und doch wollte ihr kein Grund einfallen, warum ausgerechnet er, sich in irgendeiner Weise schuldig fühlen sollte. Obwohl er nicht mehr in der CTU arbeitete, war er dennoch regelmäßig anwesend, und zögerte dann auch nicht, ihr in den unwesentlichsten Kleinigkeiten geduldig unter die Arme zu greifen. Auch Michelle und Chloe hatten immer wieder den Kontakt gesucht, ihr bei Fragen, wie der Wohnungswahl und Einrichtung freundlich beigestanden. Wahrscheinlich litten sie alle unter dem schrecklichen Ende, das dieser Tag genommen hatte, dieser Tag, den sie Zeit ihres Lebens nicht würde vergessen können, und der ihr so viel genommen hatte. Mehr oder weniger unbewusst hatte sie seitdem ihre Vorliebe für natürliche Farben auf dunkle Töne beschränkt. Ihrem Gefühl nach wäre es nicht möglich gewesen etwas anderes zu tragen, wenn sie das Gebäude durchschritt, dessen Gerüche und Geräusche sie jeden Tag aufs Neue an Tod und Verlust erinnerten. Nur an diesem Tag war etwas anders. Beinahe fühlte sie sich fehl am Platz, als sie ihre Keycard überprüfen, und die Sicherheitssperre hinter sich ließ. Nicht, dass der Wachmann etwas gesagt hätte, aber sie glaubte doch seinen erstaunten Blick in ihrem Rücken zu spüren. Seltsamerweise war es ausgerechnet Chloe gewesen, die sie auf dieses Kostüm aufmerksam gemacht hatte. Sie hatten über den Einzug in ihre neue Wohnung gesprochen, und irgendwie waren sie auf die Idee gekommen, sich noch auf einen Drink zu verabreden. Chloe war entspannter gewesen als normalerweise, beinahe gut gelaunt, und Audrey hatte den Eindruck dieses ungewohnte Verhalten könnte mit dem neuen Kollegen zusammenhängen, den sie gerade einarbeitete. Ein wenig beschwipst hatten sie beide auf ihr Taxi gewartet, als ihnen die Schaufensterauslage eines Modehauses auffiel. Das ist wirklich ein himmlisches Kostüm! hatte Chloe geseufzt und sie auf ein schlicht geschnittenes, dunkelrotes Kleidungsstück hingewiesen. Es ist so, so ... direkt! Etwas auffällig vielleicht! hatte sich Audrey gedacht, aber nicht umhingekonnt die Eleganz des Designs zu bewundern. Ist nur absolut nicht mein Stil. Aber für dich, Audrey, wäre es genau richtig! Lächelnd hatte sie den Kopf geschüttelt, aber sich im Lauf der Zeit doch überreden lassen es wenigstens in Erwägung zu ziehen. Und seit gestern gehörte es ihr, und sie musste zugeben, dass Chloe recht behalten hatte. Sie fühlte sich wie ein neuer Mensch, wie befreit von der Düsternis, an die sie sich, als ihren ständigen Begleiter gewöhnt hatte. Vielleicht bedeutete dies, dass sie doch imstande war sich von der Vergangenheit zu lösen und wieder nach vorne zu blicken. Während sie auf den Fahrstuhl wartete, strich sie ihren Rock glatt und genoss das glatte, seidige Gefühl unter ihren Händen. Es war ihr klar, dass sie in diesem Umfeld aus dem Rahmen fallen musste, aber auf eine unerklärliche Art war ihr das heute gleichgültig. Sie betrat ihr Büro und bemerkte den Stapel an Akten und Notizen, der sich während der Nachtschicht wieder angesammelt hatte. Beim Aufblicken fing sie ein Grinsen Chloes durch die gläsernen Scheiben auf. Lächelnd nickte sie zurück. Dabei fiel ihr Blick auf Bill Buchanan, der direkt auf sie zu eilte. Für einen kurzen Moment dachte sie wirklich, es würde um ihre Garderobe gehen und spürte wie ihr das Blut ins Gesicht steigen wollte. Was für ein Unsinn! sagte sie sich und schüttelte den Kopf. Als ob es hier keine wichtigeren Themen gäbe. Es tut mir leid, Audrey! begann Bill, nachdem er den Raum betreten hatte und musterte sie etwas irritiert, nicht ohne sich in Sekundenschnelle wieder im Griff zu haben. Ich weiß, dass du viel zu tun hast, aber es hat sich etwas ereignet, wobei wir deine Hilfe brauchen werden. Audrey sah in fragend an. Es geht um deinen Bruder, er scheint in Schwierigkeiten zu sein. Erschrecken mischte sich mit Schuldgefühlen. Obwohl Richard auch hier wohnte, hatte sie ihn bis jetzt so gut wie gar nicht zu Gesicht bekommen. Mit Sicherheit war er immer noch aufgebracht. Richard gehörte nicht zu den Menschen, die so schnell vergaßen. Das ohnehin bereits gestörte Verhältnis zu ihrem gemeinsamen Vater würde sich wohl nie wieder kitten lassen, und auch sie gehörte für ihn nach wie vor zu einem System, das er von ganzem Herzen ablehnte. Wie könnte er auch ahnen, dass sie langsam anfing die Beweggründe seines Denkens und Handelns zu verstehen. Der starke Einfluss, den
ihr Vater seit ihrer Kindheit auf sie ausgeübt hatte,
war an diesem Tag erschüttert worden. Sie hatte zu viel
gesehen, zu viel erlebt um seine Sicht der Dinge
hinnehmen zu können ohne sich Fragen zu stellen.
Vielleicht hatte Richard in seinem pubertären Bemühen
um Opposition, unbewusst einen Weg gewählt, der
größere Chancen auf eine sinnvolle Lösung der
aktuellen Probleme aufwies, als die streng konservative
Richtung des Verteidigungsministers. Bill zögerte ein wenig. Es scheint, als wäre er während einer Demonstration vor dem Bürokomplex eines Waffenherstellers festgenommen worden. Das wäre nicht das erste Mal! erwiderte Audrey verwundert. Ja! Das Seltsame an der Sache ist, dass er anscheinend irgendwie aus der Polizeiverwahrung verschwunden ist. Ein Ausbruch? Er schüttelte den Kopf. Dafür gibt es keine Anzeichen. Nein, die Sache scheint verworrener! Audrey war beunruhigt. Die Spurensicherung ist zu dem Schluss gekommen, dass er aus seiner Arrestzelle mit Gewalt verschleppt worden sein muss. Was meinst du damit? Die Mitarbeiter des Polizeireviers werden verhört und verstricken sich zusehends in Widersprüche. Wir vermuten eine geplante Aktion, auch wenn wir noch nicht wissen zu welchem Zweck! Lösegeld? flüsterte sie. Oder politische Erpressung. Seine Familienherkunft ist bekannt. Sie schluckte. Aber seine Differenzen mit dem Verteidigungsminister gingen durch die Presse. Und, ...Dad würde niemals auf Forderungen, welcher Art auch immer, eingehen! Mit erschreckender Plötzlichkeit wurde ihr das Ausmaß ihrer Erkenntnis bewusst. Sollte sie selbst in Gefahr geraten, bestand zumindest noch die Möglichkeit, dass ihr Vater alles tun würde um sie lebend wieder zu sehen. Die Kluft zu Richard jedoch war so unüberwindlich geworden, dass sich für ihren Bruder keine Hoffnung abzuzeichnen begann. Was auch immer geschehen sollte, es musste von hier aus geschehen, aus dem Herzen der CTU heraus, und sie würde alles dafür tun, dass nichts unversucht bliebe. Entschlossen stand sie auf. Wo fangen wir an? Chloe hatte in beeindruckender Geschwindigkeit notwendige Daten und Informationen zusammengetragen. Nun lag ihnen ein umfassendes Bild über die Kontakte vor, die Richard Heller in den letzten Monaten gepflegt, und die Veranstaltungen, an denen er teil genommen hatte. Audrey war bis jetzt noch nichts Ungewöhnliches aufgefallen, als sie Spencer mit Chloe aufgeregt diskutieren sah. Was ist los? Noch nichts Konkretes! antwortete Chloe und warf Spencer einen ungehaltenen Blick zu. Audrey sah ihn fragend an. Ich möchte alles wissen, auch wenn es noch so weit hergeholt erscheint. Spencer zögerte etwas, begann aber dann zu sprechen. Offensichtlich ist Richard seit ungefähr zwei Monaten Mitglied einer radikalen Gruppe, von der er regelmäßig codierte Nachrichten per Email erhält, und die offensichtlich auch an der Planung der heutigen Demonstration maßgeblich beteiligt war. Ja, und! Die Organisation ist glaubwürdig aufgemacht, aber wenn man tiefer gräbt, finden sich Hinweise darauf, dass die Geldgeber, die dahinter stehen, direkt mit einem der größten Produzenten für Kriegsgerät in der Umgebung von Los Angeles, zusammen arbeiten. Was soll das heißen? Chloe mischte sich ein. Wir haben noch keine Beweise dafür, es ist bisher nicht mehr als ein Verdacht, aber die Möglichkeit besteht, dass Fight Violence nur eine Tarnung ist, mit dem Ziel engagierte Waffen- und Kriegsgegner auszukundschaften und zu diskreditieren. Aber das wäre doch.... rutschte es Audrey heraus. Amerikanisch? antwortete Chloe. Wie auch immer, es deutet alles darauf hin, dass Richard nicht wusste, mit wem er es zu tun hatte, dass er möglicherweise in eine gut geplante Falle gelockt worden ist. Audrey ließ sich auf einen Stuhl fallen. Gut, und wohin führt uns das? Zum einen, mischte sich Spencer wieder ein, steht besagte Waffenfirma bereits seit einiger Zeit in Verdacht sich nicht nur das Gesetz nach Belieben zu verbiegen, sondern auch im Polizei- sowie im Militär Apparat beträchtlichen Einfluss zu besitzen. Das FBI schickte erst vor kurzem diesbezüglich einen Bericht, in dem auch davon die Rede war, dass Teile der Polizei dieses Landes in die Gefahr einer finanziellen Abhängigkeit geraten. Und das würde das merkwürdige Verhalten der befragten Polizisten erklären, nickte Audrey. Wie ist der Name der Firma? Ich möchte mich mit dem Vorstand in Verbindung setzen! Nachdem das weitere Vorgehen mit Bill abgeklärt worden war, wandte sie sich an Curtis. Ich möchte persönlich dorthin gehen. Jahrelang war es meine Aufgabe sich mit dieser Art Menschen auseinander zu setzen. Ich weiß, wie sie denken, und vor allem, für wie unantastbar sie sich halten. Curtis nickte. Die anderen Außeneinsätze laufen von alleine. Ich werde dich begleiten. Sie lächelte dankbar, und bemerkte verwirrt den bewundernden Blick, den er ihr zu warf, und der an ihrer Kleidung hängenblieb. Sie errötete unwillkürlich und blinzelte ein wenig verlegen. Ich weiß, murmelte sie, aber hob gleich darauf energisch ihren Kopf. Allerdings bist du heute auch nicht gerade dezent gekleidet. Curtis grinste und sah auf seinen orange leuchtenden Rollkragen Pullover hinunter. Anscheinend liegt irgendetwas in der Luft! Definitiv. Ich habe das Gefühl, dass heute noch viel geschehen kann! Curtis schien die Besorgnis in ihrer Stimme zu spüren, obwohl sie selbige zu verbergen suchte. Behutsam legte er ihr seinen Arm um die Schulter und bemühte sich aufmunternd zu klingen. Das schaffen wir schon. Da habe ich keinen Zweifel. Zum ersten mal seit langer Zeit spürte Audrey, dass sie jemandem von ganzem Herzen vertrauen konnte und auch vertrauen wollte. Lass uns gehen! Für einen Moment blieben sie schweigend im Auto sitzen. Er hat damit zu tun, daran habe ich keinen Zweifel. Curtis sah sie überrascht an. Nun, er hat es uns schwer genug gemacht, überhaupt mit ihm zu sprechen, und dann eigentlich nichts Eindeutiges gesagt. Und doch hat er sich verraten! Audrey sah in direkt an. Glaub es mir! Wenn er, seiner Meinung nach, nichts zu verbergen gehabt hätte, wären wir ganz anders empfangen worden. Curtis musste sich eingestehenden, dass trotz seiner Erfahrungen als Field Agent, die Umgangsformen in politischen und diplomatischen Kreisen ihm ein Rätsel geblieben waren und wohl auch immer eines bleiben würden. Er hatte nie die notwendige Geduld für diese Spielchen , und schon gar kein Verständnis aufbringen können. Aus diesem Grund war er auch letztendlich aus seiner leitenden Stellung zurückgetreten. Seine Stärke lag im Feld, dessen war er sich bewusst geworden, spätestens seit seiner Zusammenarbeit mit Jack Bauer. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, und tauchte die Welt in ein glühendes gelbes Licht, das nur durch den Staub und die Abgase in diesem Industrie Viertel der Stadt getrübt wurde. Hier ist Chloe! meldete sich die vertraute Stimme. Ihr hattet recht. Sie haben versucht es zu vertuschen, aber vergeblich. Aus dem Waffen Konzern, den ihr gerade aufgesucht habt, sind erhebliche Geldströme in verschiedenste dunkle Ecken geflossen. Angefangen mit vermutlich nicht schwer zu beweisender Bestechung, bis zur Finanzierung diverser Untergrundorganisationen, zu denen sich auch der ominöse Verein, der sich Fight Violence nennt, und der wohl das Gegenteil als Ziel auf seine Fahnen geschrieben hat, zählen dürfte. Gute Arbeit, Chloe! antwortete Curtis. Was sagt Bill? Wie wird der nächste Schritt aussehen? Bring Audrey zur CTU zurück, und triff dich dann mit Team Alpha bei den Koordinaten, die ich dir durchgeben werde. Wir haben Hinweise, dass von dort aus seit gestern wiederholt durch getarnte Leitungen Kontakt aufgenommen wurde. Hör mal, das ist doch nicht weit von hier! mischte sich Audrey ein, nachdem sie einen Blick auf den Monitor geworfen hatte. Ich fahre mit Curtis gleich dort hin, auf meine Verantwortung. Audrey hat recht! übernahm Curtis wieder das Wort. Wir sollten schnell handeln und auf das Überraschungsmoment setzen. Bill gibt sein okay, sagte Chloe nach einem Moment. Aber bleibt in Kontakt! Das werden wir! erwiderte Curtis, nickte Audrey aufmunternd zu, und startete den Wagen. Audrey beobachtete gebannt, wie Curtis sofort nach ihrem Eintreffen die Führung übernahm. Ruhig und konzentriert verteilte er die Aufgaben, überprüfte die Kommunikationsmöglichkeiten und reagierte sofort, als das erste Team mit einer Erfolgsmeldung zurückkehrte. Vier Personen im Kellerraum, Schusswaffen, Internet und Handies aktiviert. Wir warten nur noch auf die Bestätigung der CTU, dass es sich um den gesuchten Empfänger handelt. Curtis nickte entschlossen. Alles fertigmachen zum Reingehen! Er griff nach seiner schusssicheren Weste. Audrey sah ihn groß an. Curtis, was ist mit Richard? Beruhigend griff er nach ihrer Hand und drückte sie versichernd. Keine Sorge! Die Sicherheit der Geisel hat selbstverständlich oberste Priorität. Zudem sind wir genau für diese Art von Einsätzen ausgebildet. Wir werden alles tun um deinen Bruder zu schützen. Audrey versuchte ein zögerndes Lächeln, aber es zerfiel, noch bevor es ihr Gesicht erreichen konnte. Curtis blickte sie besorgt an und senkte dann die Augen. Ich weiß, dass es dir schwer fallen muss in dieser Situation..., er suchte nach Worten ... zu vertrauen, jemandem wie mir zu vertrauen, nach allem, das passiert ist! Sie schüttelte den Kopf. Das ist es nicht. Ich weiß, dass alles getan wird. Es ist nur schwer so hilflos zu sein! Wieder! fügte sie leise hinzu. Curtis sah einen Moment an ihr vorbei, starrte in das staubige Grün eines einsamen Baumes, der sich gegen die Betonwüste zu behaupten suchte. Das bist du nicht! murmelte er. Am besten, du bleibst bei Francis im Übertragungswagen. Du kannst bei der Kommunikation eingreifen, und bist auch sofort zur Stelle, falls wir ... Wenn ihr Richard herausgeholt habt! fiel sie ihm ins Wort. Es zuckte leicht in seinen Mundwinkeln, als er ihr erhobenes Haupt und das nach vorne gestreckte Kinn bemerkte. Der Wind spielte in ihrem feinen, hellblonden Haar, und Curtis wurde verlegen bei dem Gedanken, dass es alles andere als der richtige Zeitpunkt war um bei ihrem Anblick an die Venus von Botticelli erinnert zu werden. Rasch schüttelte er den Gedanken ab und konzentrierte sich auf seine Ausrüstung. Er würde es sich nie verzeihen, wenn sie trotz oder auch wegen CTU Einwirkung noch einen Menschen verlieren sollte, der ihr etwas bedeutete. Also gab es keine Alternative. Er würde Richard heil dort herausholen, das schwor er sich innerlich. Vielleicht gab es noch eine Chance Audrey ihr verlorenes Vertrauen zurückzugeben. Und er würde sie nicht verpassen. Es war totenstill, bis auf das durchgehende Summen der Computer, das nur gelegentlich durch ein pfeifendes Geräusch oder die Stimme des Agenten unterbrochen wurde, der zwischen CTU und den Kollegen im Feld vermittelte. Audrey war direkt mit Bill Buchanan und Chloe verbunden, sie war es auch gewesen, die die Anordnung zum Einsatz entgegengenommen und weitergegeben hatte. Nun blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten, so schwer es ihr auch fiel. Die Luft in dem Übertragungswagen erschien ihr abgestanden, die Hitze drückend. Ihre Hände schwitzten und sie ertappte sich dabei, wie sie unablässig ihre Finger gegeneinander rieb. Eine feuchte Haarsträhne fiel über ihre Augen und Audrey versuchte vergeblich sie aus ihrem Gesicht zu pusten. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. So unauffällig wie möglich schob sie die Schiebetür einen Spalt auf und blickte genau in die Richtung, in die Curtis und sein Team vor Ewigkeiten, wie es ihr vorkam, verschwunden waren. Das schmutzige Grau Blau des Himmels ließ sich von dem Farbton der kahlen Gebäude kaum unterscheiden. Nicht ein Staubkorn schien sich zu bewegen, von der leichten Brise war nichts mehr zu spüren. Die Natur hielt den Atem an. Plötzlich rauschte es vernehmlich in ihrem Rücken. Audrey schnellte mit einem Ruck zurück und erkannte Curtis Stimme, die verzerrt, aber dennoch deutlich übertragen wurde. Zugriff! rief er und wurde sofort übertönt von einer hämmenden Schusssalve. Sie wurde leichenblass und beugte sich zitternd vor. Die Anzeigen auf den Monitoren blieben unverändert, vereinzelte Gestalten bewegten sich konfus durcheinander. Agent Manning! fragte der Kontaktmann neben ihr in sein Mikrophon. Geben Sie Rückmeldung! Es knackte laut in der Leitung, danach war nur noch ein Rauschen zu vernehmen. Was ist passiert? fragte sie, aber erntete nur ein Schulterzucken als Antwort. Die Verbindung ist unterbrochen, und die Bildschirmanzeige sagt uns nur, dass es anscheinend Verluste gab. Allerdings nicht auf welcher Seite! Oh Gott! stieß Audrey hervor, und riss die Tür nach draußen weiter auf um hinauszuschlüpfen. Bleiben Sie! versuchte der Agent sie noch zurückzuhalten, aber da stand sie bereits auf der Straße. Die Sonne blendete sie im ersten Moment so stark, dass sie gezwungen war beide Augen zu schließen. Obwohl sie tränten, brachte Audrey es fertig sie wieder zu öffnen. Dunkle Gestalten tauchten auf einmal vor ihr auf, und sie blinzelte verzweifelt um sie erkennen zu können. Sie sind es! Es ist Agent Manning! Melden Sie es der CTU! Wie verrückt trommelte sie gegen das heiße Blech des Autos, bevor sie auf die Männer zu lief. Richard! rief sie, nicht mehr in der Lage ihre Panik zu verbergen. Wir haben ihn! keuchte Curtis und ein breites Grinsen überzog sein Antlitz. Er ist in Ordnung! Doch da war Audrey ihrem Bruder bereits um den Hals gefallen, der sich rasch von Curtis stützendem Arm befreit hatte, um sie ebenso erleichtert zu umarmen. Es tut mir so leid! murmelte er leise. Ich hätte nie gedacht, ....! Schscht...! Audrey strich ihm sanft sein Haar aus der Stirn. Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist. Richard schluchzte leise. Ich hatte wirklich Angst! Es tut mir so leid, dass ich mich nicht bei dir gemeldet habe. Wenn dir etwas passiert wäre, ich ... Nun war es an Richard sie zu stoppen, indem er sie fest an sich drückte. Keine Sorge, du wirst mich nicht so schnell los! Unter Tränen lächelte sie glücklich und zum ersten Mal seit langer Zeit leuchtete der Himmel über Los Angeles wieder in strahlendem, klaren Blau auf sie hernieder. Ein langer Tag neigte sich endlich dem Ende zu. Die letzten Strahlen der Sonne erhellten mild das Büro und tauchten Mensch und Computer in ein oranges Licht. Curtis hatte gerade seinen letzten Bericht abgezeichnet und eingeordnet. Erleichtert sah er auf und sein Blick blieb an Audreys schmaler Gestalt hängen. Sie beugte sich konzentriert über ihren Schreibtisch, beinahe als wolle sie in den flachen Monitor hineinklettern. Es zuckte leicht um seine Mundwinkel bei dem Gedanken, dass sie vermutlich schon wieder ihre Brille verlegt haben würde. Den Tag rekapitulierend, sandte Curtis ein dankbares Stoßgebet gen Himmel. Dass es ihnen gelungen war, Audreys Bruder in so kurzer Zeit ausfindig zu machen und zu befreien, grenzte für ihn beinahe an ein Wunder. Eines, das er Audrey von ganzem Herzen gönnte, wie er sich zustehen musste. Bei der Erinnerung an die Furcht, die er in ihren Augen gesehen hatte, krampfte sich erneut sein Magen zusammen. Wieso fiel es ihm ausgerechnet heute so schwer seine Objektivität aufrecht zu erhalten. Die schimmernden Sonnenstrahlen verfingen sich in Audreys blondem Haar und zauberten goldene Akzente. Erst als Audrey aufsah, bemerkte Curtis verwirrt, dass er bereits seit einer Weile in ihre Richtung gestarrt haben musste. Ihre Blicke trafen sich und verschmolzen für einen Augenblick, der ewig zu dauern schien. Er konnte sich nicht erinnern, dass ihre Augen jemals diesen intensiven Farbton gehabt hatten. Ein tiefes Lila, dunkler und friedlicher als zuvor, ein klarer See, eingefasst in einen goldenen Rahmen. Sich ertappt fühlend, neigte er den Kopf zur Seite, nicht ohne ihr amüsiertes Lächeln zu registrieren, das sich umgehend auf ihrem hübschen Gesicht auszubreiten begann. Er erwiderte ihr Lachen und nickte kurz, heimlich froh darüber, dass der leichte Anflug von Erröten unter seiner dunklen Haut nicht sichtbar werden konnte. Dennoch spürte er einen Kloß im Hals, eine Nervosität, die er seit seiner Schulzeit für überwunden gehalten hatte. Natürlich litt sie noch unter dem Verlust ihres Mannes und Jacks, sie war verletzbar und es würde ihm niemals in den Sinn kommen diese Situation auszunutzen. Auch waren ihm seit geraumer Zeit Vibrationen seitens Bill Buchanans aufgefallen, doch Curtis bezweifelte, dass Audrey diese Gefühle erwiderte, oder nur wahrnahm. Mit Sicherheit war es zu früh für sie an eine neue Beziehung zu denken, und doch konnte er beinahe körperlich spüren wie sie sich nach einem Halt in ihrem Leben sehnte. Schließlich schaltete sie ihren PC aus und erhob sich. Curtis fiel es schwer die Anmut ihrer Bewegungen wenigstens äußerlich zu ignorieren, und er erstarrte, als sie sich auf ihn zu bewegte. Audrey strich ihr Haar zurück und zwinkerte ihm gelöst zu. Was macht Richard! fragte Curtis um das Schweigen zu brechen. Nachdem er hier fertig war, wollte er so schnell wie möglich zu Luke. Das ist sein Freund! setzte sie leicht errötend hinzu und sprach rasch weiter. Er meinte er müsse sich unbedingt gründlichst bei ihm entschuldigen. Anscheinend hatte Luke ihn wiederholt gewarnt, sich mit dieser Gruppe einzulassen. Sie schüttelte den Kopf. Aber Richard war eben noch nie für gute Ratschläge zu haben. Curtis grinste. Manche Menschen müssen eben ihre Erfahrungen machen! Ich meine.... er begann sich zu verhaspeln Ich meine es ist doch gut, dass .... Abrupt unterbrach er sich. So habe ich es natürlich nicht gemeint, wollte er erklärend hinzu fügen, als Audrey ihre Hand sanft auf seinen Arm legte. Ich weiß, murmelte sie und sah spitzbübisch zu ihm auf. Es passiert mir selten, aber jetzt bin ich richtig hungrig. Bist du mit allem fertig? Curtis nickte. Du meinst wir sollten...? Audrey seufzte. Ich sterbe vor Hunger. Bill ist schon gegangen, und Chloe ist irgendwohin mit diesem Neuen! Ja, mit Spencer! erwiderte Curtis.. Die beiden scheinen sich gut zu ergänzen. Also, wenn es Dir
nichts ausmacht! Ich bin irgendwie zu nervös um schon
nach Hause zu gehen, stellte sie fest, auf einmal
unsicher geworden. Curtis hatte das Restaurant vorgeschlagen, und Audrey musste zugeben, dass es mit jedem der sternetragenden Lokale, die sie im Laufe ihres Lebens besucht hatte, problemlos mithalten konnte. Natürlich bestand möglicherweise der Grund auch nur in der Erleichterung, die sie nach diesem langen Tag empfand, und die in ihr zum ersten Mal seit langer Zeit ein Gefühl des Glücks hervorrief, das sie, ohne es zu merken, schmerzlich vermisst haben musste. Oder es war die angenehme Gesellschaft, die Gegenwart dieses Mannes, der ihr mit jeder Minute, die verging, mehr Vertrauen einflößte. Es wäre müßig darüber nachzudenken, und Audrey entschloss sich, ausnahmsweise jeden Versuch die Situation analytisch zu betrachten, außer Acht zu lassen, und sich einfach im Augenblick treiben zu lassen. Eine einzige Kerze brannte in der Mitte des kleinen Tischchens und verströmte einen anheimelnden Duft nach Honigwachs, Zuhause und Gemütlichkeit. Das kleine Lokal war in warmen, dunklen Tönen eingerichtet. Kirschrote Tischtücher und Vorhänge setzten Akzente, die noch durch die geschickte Verteilung winziger Lichterketten hervorgehoben wurden. Wände und Möbel atmeten ein ruhiges Mahagoni. Wären nicht die kunstfertig gebundenen Buketts rot schimmernder Rosen auf Tischen und an den Wänden, die Einrichtung hätte beinahe als schlicht bezeichnet werden können. Audrey war sonderbar leicht zu Mute. Entgegen ihrer Gewohnheit hatte sie Wein bestellt, und trotz des köstlichen Dinners begann sie seine entspannende Wirkung zu spüren. Sie redeten viel. Hauptsächlich über Richard und ihre Beziehung zu ihm, seitdem sie Kinder gewesen waren. Audrey hätte niemals erwartet in Curtis einen so aufmerksamen und sensiblen Zuhörer und Gesprächspartner zu finden. Unbewusst hatte sie ihn wohl mehr mit Jack verglichen, als ihr klar gewesen war. So sehr sie Jack auch geliebt haben mochte, es hatte nie einen Zweifel daran gegeben, dass er sich ihr gegenüber nicht vollkommen hatte öffnen können. Das Gefühl, dass er ständig etwas zurückgehalten, Geschehnisse oder auch nur Gedanken vor ihr verborgen hatte, war ihr damals weniger als Belastung ihrer Beziehung, denn als eine Herausforderung erschienen. Manchmal erlaubte sie sich den Gedanken, dass vielleicht dieser Anflug des Geheimnisvollen oder Unerreichbaren Jack in ihren Augen zu jemandem gemacht hatte, der er nie gewesen war. Bis heute hatte sie geglaubt, dass es die unvermeidlichen Auswirkungen seiner Arbeit als Geheimagent gewesen waren, die ihn so tief geprägt hatten, und dass Curtis demzufolge eine ähnliche Aura der Unantastbarkeit verbreiten müsste. Aber Curtis war vollkommen anders. Aus seinem Blick entnahm sie Interesse, uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Bewunderung. Er sprach ruhig, überlegt und war fähig in einem Maße auf sie einzugehen, wie sie es von einem Mann nicht gewohnt war. Audrey erzählte ihm Begebenheiten, die sie längst vergessen geglaubt hatte, schilderte ihm offen die widersprechenden Gefühle, die sie ihrem Bruder gegenüber empfand und konnte sogar ihre Schuldgefühle in Worte fassen. Eine zentnerschwere Last wurde ihr von den Schultern genommen, während sie Curtis an ihren Gedanken teilhaben ließ, und eine unendliche Dankbarkeit begann sie zu erfüllen. Ich wusste nicht, wie tief mich Richards Leben und seine Haltung immer beeinflusst hatten. Vielleicht werde ich den Gedanken nie verwinden ihn im Stich gelassen zu haben. Es wäre meine Aufgabe gewesen ihn zu verstehen und zwischen ihm und unserem Vater zu vermitteln! Sie stützte ihren Kopf in eine Hand und starrte in die dunkelglänzende Flüssigkeit ihres Weinglases. Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg gehen, Richard ebenso wie du! sagte Curtis nach einer Weile. Auf die Vergangenheit haben wir keinen Einfluss. Die Zukunft ist es, die zählt! Audrey spürte seinen klaren Blick auf ihr ruhen, und sah unwillkürlich auf. Die Intensität mit der seine schwarzen Augen sie zu durchbohren schienen, ließen ihr Innerstes erschauern, und verursachten ein angenehmes Kribbeln, das sich über ihren ganzen Körper ausbreitete. Sie war auf einmal froh über die schwache Beleuchtung, denn sie spürte wie sich ihr Gesicht zu erhitzen begann. Trotzdem unternahm sie den vergeblichen Versuch die aufsteigende Röte zu verbergen, als sie mit einem Mal Curtis´ kühle Finger fühlte, die ihr die schützende Hand sanft entzogen und zwischen ihnen umfasst hielten. Der zärtliche und doch feste Druck mit dem er sie festhielt, löste einen längst versteinerten Knoten in ihrer Brust und trieb ihr die Tränen in die Augen. Curtis, ich....! Sie verstummte. Langsam löste Curtis den Griff, ohne seine dunklen Augen von ihr zu wenden. Eine Weile saßen sie schweigend. Es war, als wären ihnen die Worte letztendlich ausgegangen und hätten Raum für etwas Anderes, Größeres gemacht. Eine tiefe Verbundenheit war unbemerkt und doch unauslöschlich zwischen ihnen entstanden, ein Band, das Audrey mit unendlichen Zutrauen und Frieden erfüllte. Sie konnten ihre Blicke nicht voneinander lösen. Ein Herzschlag oder eine Ewigkeit, die Zeit hatte ihre Bedeutung verloren. Er hatte sie geküsst, sanft, vorsichtig, zärtlich, ohne Eile, ohne sie im mindesten zu drängen. Und sie war seufzend in seinen starken Armen geschmolzen, hatte sich an ihn geschmiegt, atemlos, und mit einem Mal so voller Wünsche und Sehnsüchte, von deren Existenz sie lange nichts mehr geahnt hatte, und die sie nun wie eine Woge überrollten. Es war vollkommen ungeplant geschehen, ob nun der Wein ihrem Gang eine Spur Unsicherheit verliehen, oder die Anspannung des vergangenen Tages ihren Tribut gefordert hatte. Während der wenigen Schritte aus dem Restaurant in Richtung des Parkplatzes, war Audreys Fuß umgeknickt und hätte sie beinahe zum Stolpern gebracht, wenn nicht - ja wenn nicht Curtis sie im letzten Moment aufgefangen und an seine Brust gezogen hätte. Ihre Atemzüge waren ausgeblieben, weniger aufgrund des kleinen Schreckens, sondern wegen des Sprunges, den ihr Herz auf einmal gemacht hatte, bevor es wie wild zu schlagen begann. Der Boden schien zu beben, die Welt sich zu drehen, und die plötzliche Erschütterung kannte nur ein Ruhezentrum. Curtis hielt sie sicher umschlungen, sein Körper atmete Vertrauen und Geborgenheit. Sie hatte zu ihm aufgesehen und sein samtener Blick hatte sie in seinen Bann gezogen. Seine schwarzen Augen versprühten ein dunkles Feuer, seine Arme hielten sie fester und ihre Lippen trafen sich, als hätten sie ihren eigenen Willen. Der Kontakt war zart und süß, Curtis liebkoste ihren Mund mit dem Seinen, seine Zunge fuhr über den weichen Schwung ihrer Lippen, spielte mit ihnen, die sich willig, wie in Trance öffneten. Ein heißer Blitz durchfuhr sie, ließ sie atemlos zurück weichen. Curtis zuckte zusammen. Es tut mir leid! Ich wollte nicht...! In seinen Augen mischte sich Erschrecken mit Schuldgefühlen, als sie sich plötzlich von ihm löste. Nein, nein, es ist nur... ! Zwischen flatternden Augenlidern sah sie zu ihm empor. Sein Blick erfüllte sich mit tiefer Besorgnis, und sie bemerkte, dass er ihren Arm noch immer umklammert hielt, als wolle er sie stützen, sie sichern. Mit einem Mal füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie begann leicht zu zittern. Audrey, ich wollte nicht.... es tut mir so leid.... ! Das Licht der Straßenlaternen glitzerte in tiefem Schwarz seiner Augen, seine Haut verschmolz mit der Dunkelheit, machte ihn zu einem Teil ihres Friedens. Sie versuchte den Kopf zu schütteln, hob eine bebende Hand und strich sanft über seine Wange. Es ist in Ordnung, Curtis... nur bitte, lass mich nicht los! Das würde ich niemals tun, flüsterte er in ihr Ohr, als er sie von neuem umschlang und an sich zog. Die Zimmerdecke schien beinahe zu leuchten, so hell war das Weiß, in dem sie gestrichen worden war. Erste Strahlen der Morgensonne verteilten Licht und Schatten, vertrieben die Nacht, die ihr wie ein Traum erschien. Audrey ertastete neben sich die Wärme des Mannes, der soeben noch hier gelegen hatte. Sie seufzte zufrieden, spürte die sanfte Berührung seiner Finger nach, die ihren Körper entlang geglitten waren, die seidigen Liebkosungen seiner Lippen und seiner Zunge und den festen Druck seines Körpers. Er hatte sie mit einer Leidenschaft und gleichzeitig mit einer Sanftheit gehalten, die ihr bisher nie begegnet war und ihr das Gefühl gegeben, als würde sie nie wieder losgelassen werden. Seine Küsse hatten ihr Feuer entfacht und zugleich den bohrenden Schmerz in ihrem Inneren besänftigt, hatten sie davon getragen in endlose Weiten und trotzdem in seiner vertrauten Wärme bewahrt und geborgen. Sie schloss ihre Augen, versuchte das Erlebte in ihre Erinnerung einzubrennen, sich daran fest zu klammern, solange es möglich sein würde. Natürlich würde es nicht mehr lang möglich sein, der Tag mit seinen Pflichten würde sie unaufhaltsam ergreifen und durch seine Mangel ziehen, bis die letzte Nacht nur noch eine blasse Erinnerung sein würde. Das Rauschen der Dusche verstummte, eine Tür klappte und leise Schritte näherten sich ihr. Sie hielt die Augen geschlossen, konnte es jedoch nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel leicht zuckten. Die Schritte stoppten und ein Schatten beugte sich über sie. Warme, feuchte Lippen auf den Ihren. Morgen Schönheit! murmelte Curtis und hauchte ihr einen weiteren Kuss auf die Stirn, um dann sein Gesicht in ihren Haaren zu vergraben. Sie umfasste seinen starken Hals, die glatte, kühle Haut und zog sich an ihm hoch, während ihr Mund seinen Nacken suchte. Ich wollte dich noch fragen, ob alles in Ordnung ist, sagte er, ergriff eine ihrer zarten Strähnen und ließ sie durch seine langen Finger gleiten. Aber, wie es aussieht... Sie kicherte leise. Es ist alles genau so, wie es sein soll! Bis darauf, dass wir spät dran sind. Seine Augen suchten die Ihren. Ich wünschte wir hätten Zeit zum Reden, aber... ! Schsch! Sie verschloss ihm den Mund mit einem ihrer zarten Finger. Das ist nicht nötig. Er lächelte unsicher, und ihr Herz flog ihm entgegen, bebte, als sich ihr seine Verletzlichkeit offenbarte, als sie seine widerstreitenden Gefühle zu erahnen begann. Kaffee ist fertig, versuchte er abzulenken, hielt ihre Hand in der Seinen, unfähig sich zu lösen. Klingt gut! Sie zwinkerte ihm zu und diese Geste brach den Bann. Ich warte in der Küche auf dich. Audrey sah ihm nach, bewunderte seinen geschmeidigen Gang, das Spiel seiner kräftigen Muskeln, bevor sie sich entschloss die Sicherheit des Bettes zu verlassen um dem Tag entgegenzutreten. Ich möchte nicht darüber nachdenken, ob es etwas zu bedeuten hat. Die Zukunft können wir nicht planen, glaub mir, ich habe es oft genug versucht. Sie sah zur Seite, betrachtete das ernste Profil des Mannes, der raschen Schrittes neben ihr ging. Curtis bemerkte ihren Blick und lächelte, ohne auf die Bemerkung einzugehen. Statt dessen ergriff er ihre Hand und richtete seine Konzentration auf das satte Grün der Bäume, deren im Sonnenlicht glitzernde Blätter sich in einem leichten Windhauch bewegten, funkelten und ein beruhigendes Rauschen erzeugten, das in dieser Jahreszeit ungewohnt und umso erfrischender wirkte. Der Himmel war azurblau, wolkenlos, und die idyllisch angelegte Grünanlage erweckte die Illusion sich irgendwo außerhalb der stickigen, grauen Großstadt aufzuhalten. Audreys Finger erwiderten den sanften Druck und sie atmete befreit auf. Nicht zu glauben, dass hier so ein hübscher Ort versteckt ist, sagte sie gedankenverloren. Nein..., manchmal muss man nur wissen wo man suchen soll. Seine Augen suchten die Ihren, und sie sah unsicher zu Boden. Es war so schön, letzte Nacht, wirklich Curtis, ich möchte das nicht verlieren. Audrey... , er zögerte. Es war wundervoll. Du bist wundervoll! Er hob ihre Hand zu seinen Lippen und küsste sie sanft. Aber wir beide wissen, dass es niemals so einfach ist. Du denkst doch nicht, dass... , Audrey verstummte, hob den Kopf und sah ihn gerade an. Der Wind spielte in ihrem goldenen Haar, und ihre Augen spiegelten die Farbe des Himmels wieder. Sein Lächeln wurde breiter, in den dunklen Augen funkelte es amüsiert. Dennoch schwieg er, beobachtete wie Audrey begann sich zu winden. Ich meine, es ist doch völlig klar, dass... Curtis legte fragend den Kopf zur Seite. Was meinst du? fragte er unschuldig. Jetzt registrierte Audrey das Schelmische seines Gesichtsausdrucks. Du Idiot! Scherzhaft begann sie mit ihren Fäusten auf seine breite Brust zu trommeln, wurde aber sofort wieder ernst. Ich weiß, das es komplizierter sein kann, als ich mir vielleicht vorstelle! Das stimmt, antwortete er. In deiner Familie gibt es schließlich öffentlich bekennende Republikaner, nicht auszudenken wenn das herauskommen sollte... ! Du spinnst doch, sie konnte ihr Grinsen nicht unterdrücken. Nein, hör zu! Curtis wandte sich ihr zu, nahm ihr Gesicht in seine Hände. Du bedeutest mir wirklich etwas. Schon länger, und das wird auch immer so bleiben. Aber wir kommen in mehr als einer Hinsicht aus verschiedenen Welten. Ich meine, ich bin Jack ähnlicher, als du vielleicht wahrhaben willst, und ich weiß, dass du seinen Tod noch lange nicht verwunden hast. Und du solltest dir damit auch Zeit lassen, wie du gesagt hast, können wir nicht erahnen was geschehen wird. Jeden einzelnen Tag kann alles auf den Kopf gestellt werden und für mich ist das in Ordnung, das ist mein Leben. Ihre Finger suchten die Seinen. Auch für mich ist das in Ordnung, deshalb bin ich jetzt hier. Ich suche etwas Anderes in meinem Leben, etwas, das sich von meiner bisherigen Lebensweise unterscheidet... ! Aber du weißt noch nicht was es ist! Sie blickte ihn groß an und spürte Tränen in ihre Augen steigen. Er strich ihr eine Strähne aus der Stirn und nahm sie zärtlich in die Arme. Ich bin immer für dich da, flüsterte er. Immer, wenn du mich brauchst. Aber ich brauche dich doch. Sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter. Dann bin ich hier! Ganz egal was die Leute sagen.! Sie kicherte in seine Jacke hinein und umschlang seinen Hals. Hör auf mich zu ärgern! Wer hat denn damit angefangen! Noch einmal wurde er ernst. Es mag uns einfach vorkommen, aber das ist es nicht, nicht überall. Und wenn du dich umsiehst, wirst du das auch überall erkennen können. Die Vorurteile existieren auf jeder Seite, in jeder nur denkbaren und undenkbaren Facette. Und wir sind noch sehr weit davon entfernt unser Gegenüber mit dem Herzen wahrzunehmen, ohne seiner Herkunft, seinem sozialen Stand oder seiner Hautfarbe Beachtung zu schenken. Vielleicht in einer fernen Zukunft... ! Vielleicht! erwiderte sie und spürte wie seine starken Arme sie an sich zogen. Ende |
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